Wuhan Diary. Fang Fang

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Wuhan Diary - Fang Fang

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in zwei verschiedenen Krankenhäusern besucht. Bei den ersten zwei Besuchen trug ich keinen Mundschutz. Auch diesmal habe ich hinterher große Angst ausgestanden, und wieder hatte ich großes Glück.

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Wir alle bezahlen den Preis für diese von Menschen gemachte Katastrophe

      Gestern war Frühlingsbeginn. Heute ist das Wetter tatsächlich frühlingshaft. Die Reihe von Kampferbäumen, die beiden Osmanthussträucher und der Magnolienbaum vor unserer Haustür grünen, als habe es nie einen Winter gegeben.

      Wir befinden uns heute noch immer in der von den Experten vorausberechneten Hochphase der Epidemie. Die Zahl der bestätigten Krankheitsfälle steigt noch immer steil an. Ein mir bekannter berühmter Maler befindet sich in kritischem Zustand. Meine Kollegin Yl teilt mir mit, dass drei gemeinsam ihrem Hobby frönende Amateurfotografen aus ihrem Freundeskreis gestorben sind. Mein Freundeskreis ist klein, ich bin dankbar, dass sie alle am Leben sind.

      Der Krisenzustand Wuhans ist zwar nicht mehr so chaotisch wie vor kurzem, aber von einer tatsächlichen Entspannung kann noch keine Rede sein. Die deprimierenden Videos und verzweifelten Hilferufe im Netz sind jedoch deutlich weniger geworden, man findet inzwischen viel mehr positive Beiträge zur Aufmunterung und Ermutigung. Ob das daran liegt, dass die Probleme tatsächlich verschwunden sind, oder daran, dass Berichte über unerfreuliche Begebenheiten gelöscht werden, ist schwer zu sagen. Löschungen sind so alltäglich geworden, dass wir anfangen, gegenüber dieser Routine abzustumpfen. Dass wir, wie ich gestern geschrieben habe, unsere eigenen Feinde werden, in Feindschaft mit uns selbst liegen, beginnt vermutlich mit dieser Abstumpfung.

      Im Moment allerdings müssen wir uns mit den gegenwärtigen Sorgen befassen und vor den Gefahren für unsere körperliche Unversehrtheit extrem auf der Hut sein. Noch immer predige ich Tag für Tag Verwandten und Freunden: nicht vor die Tür gehen, nicht vor die Tür gehen. Nach so vielen Tagen, die wir in unsere vier Wände eingesperrt sind, kommt es auf ein paar weitere Tage auch nicht mehr an. Eintöniges Essen, und wenn schon! Nach dem Ende der Epidemie schlemmen wir uns durch all die Restaurants, von denen wir jetzt träumen. Für uns das Vergnügen, für die Restaurants das Geld.

      Am Nachmittag erhalte ich eine ziemlich interessante Nachricht. Der erste Satz ist im Stil der offiziellen Medien gehalten: »Die Attacke Wuhans auf die Epidemie hat bereits begonnen.« Der folgende Inhalt ist sehr aufschlussreich. Ich fasse ihn in von mir geordneter Form zusammen:

      1 Patienten werden auf Krankenhäuser in drei Quarantänekategorien aufgeteilt.

      2 Das Huoshenshan-Krankenhaus, das Leishenshan-Krankenhaus und die zur Behandlung von Coronaopfern designierten Allgemeinkrankenhäuser gehören zur ersten Kategorie; sie sind zuständig für Isolierung und Behandlung von Schwerkranken.

      3 Die bereits existierenden und neu eingerichteten insgesamt elf Behelfskrankenhäuser bilden die zweite Kategorie; sie sind zuständig für die Isolierung und Behandlung von Patienten mit leichten Symptomen.

      4 Hotels und Parteischulen gehören zur Kategorie drei, sie dienen der Isolierung von Verdachtsfällen und Personen, die in engem Kontakt zu Infizierten standen.

      5 Sobald die Isolation dieser drei Personengruppen abgeschlossen ist, wird die gesamte Stadt gründlich desinfiziert.

      6 Sämtliche anderen Krankenhäuser nehmen wieder ihren regulären Ambulanzbetrieb auf. (Sämtliche in der Vergangenheit geschlossenen Ambulanzen nehmen sofort wieder ihren Betrieb auf.) Auch andere Gewerbe können ihre Tätigkeit wieder aufnehmen. Schwerkranke, deren Symptome abgeklungen sind, werden in die Behelfskrankenhäuser umgebettet, umgekehrt werden leichte Fälle, deren Erkrankung sich verschlimmert, in die dafür bezeichneten Kliniken verlegt. Diese Maßnahmen werden dem Zustand der Patienten entsprechend überprüft und angepasst. Die Bestimmungen gelten, bis die Seuche vollständig abgeklungen ist.

      Ich bin nicht in der Lage, die Echtheit dieser Informationen zu überprüfen, aber gemäß vernünftiger Einschätzung scheint sie mir wahr zu sein. Seitdem die Armee in Wuhan eingreift, ist die Effizienz der Maßnahmen erkennbar gestiegen. Auch dieses Vorgehen weckt den Eindruck von Entschlossenheit und Flexibilität. Ich setze große Hoffnungen darauf. Und ich hoffe, die Patienten aller drei Kategorien erhalten eine qualitativ hochwertige medizinische Betreuung.

      Ich zeichne all diese trivialen Begebenheiten auf, um diejenigen, die sich schuldig gemacht haben, darauf hinzuweisen: Opfer dieser Katastrophe sind nicht allein die Toten und die Kranken; wir alle, all die einfachen Leute zahlen den Preis für diese von Menschen verursachte Katastrophe.

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In diesem Augenblick weinen alle Bürger Wuhans um ihn

      Heute beginnt es in Wuhan wieder zu regnen. Der Himmel ist düster. Dieser in Dunkelheit gehüllte stürmische Regentag gibt einem das Gefühl einer tödlichen Bedrohung. Der eisige Wind, der einem entgegen bläst, sobald man aus der Haustür tritt, lässt einen von Kopf bis Fuß erstarren.

      Aber heute gibt es vor allem gute Nachrichten. Die aufregendsten Nachrichten seit langem. Zunächst höre ich im Radio, dass die Epidemie rasch abklingen wird. Der das verkündet, ist dem Vernehmen nach ein Experte. Zumindest ich halte ihn für glaubwürdig.

      Dann wird überall im Netz verbreitet, dass man am Jinyintan-Krankenhaus damit begonnen hat, das in den Laboren der US-amerikanischen Firma Gilead Sciences entwickelte neuartige Medikament Remdesivir (chinesische Experten bezeichnen es als »Hoffnung des Volkes«) zu testen, angeblich mit sehr guten Resultaten. Die Wuhaner sind sehr aufgeregt. Wenn es nicht gegen die Vorschriften verstieße, die Wohnungen zu verlassen, würden sich vermutlich auf der Straße Freudenszenen abspielen. So lange eingesperrt, so lange Hoffen und Bangen, und nun endlich ein Silberstreif am Horizont – dazu so überraschend, genau zur rechten Zeit, gerade als Mutlosigkeit und Verzweiflung übermächtig zu werden drohen. Allerdings wird das Gerücht später dementiert, es gebe überhaupt noch keine Resultate. Aber ich denke, egal ob es stimmt oder nicht, wir sollten das unter die guten Nachrichten aufnehmen. In drei Tagen wissen wir, ob sich unsere Erwartungen erfüllen.

      Die mit Spannung erwarteten Behelfskrankenhäuser werden offiziell in Betrieb genommen. Einige der dort aufgenommenen Patienten haben Videos, Fotos und Texte gepostet. Einige monieren, sie seien unzureichend ausgestattet, es gibt viel Gegrummel dieser Art. Aber ich bin der Meinung, auch wenn diese innerhalb eines Tages eingerichteten Krankenhäuser sicher noch nicht rundum funktionstüchtig sind und vermutlich nicht alles reibungslos läuft, werden die erforderlichen Nachbesserungen sicher rasch erfolgen. So viele Menschen auf einem Haufen, jeder hat andere Wünsche, ganz zu schweigen davon, dass alle krank sind. Sorge, Unzufriedenheit, Aufregung und Missstimmung sind unvermeidbar, so behaglich wie zu Hause ist es dort schließlich nicht.

      Am Nachmittag schickt mir Feng Tianyu die Nachricht, dass Yan Zhi23 ihm versichert habe, er werde alles daran setzen, die Qualität der von ihnen verantworteten Behelfskrankenhäuser im Wuhan-Keting-Zentrum und im Ausstellungszentrum zu garantieren. »Wir montieren Fernsehmonitore, bauen Bücherecken, Ladestationen, Fastfood-Bistros, wir sorgen dafür, dass jeder Patient täglich einen Apfel oder eine Banane erhält, wir setzen alles daran, dass sich jeder Erkrankte aufgehoben fühlt.« Seht nur, woran man alles zu denken hat. Auch die übrigen Behelfskrankenhäuser haben mit Sicherheit ein Verantwortlichkeitssystem. Was Yan Zhi schafft, können mehr oder minder auch alle anderen Verantwortlichen schaffen. Wuhan hat bereits das Schlimmste überstanden, wir sollten jetzt mit unseren Meinungsäußerungen keine Panik erzeugen. Die Kranken,

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