Filthy Smells Of Death. Stephan Schöneberg
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Читать онлайн книгу Filthy Smells Of Death - Stephan Schöneberg страница 10
Mitten beim Ziehen des Lidschattens höre ich das deutliche „Ping“ des Fahrstuhls.
Mist!
„Miss Wood?“, erklingt es aus dem Flur.
Es hilft nix - ich kann doch nicht in Spitzenunterwäsche vorbei an ihm ins Schlafzimmer flitzen?
Okay, das war 'ne blöde Idee, das mit dem Teasern!
„Ich bin noch nicht ganz fertig“, rufe ich aus dem Bad und hoffe, dass man es draußen hören kann.
„Ich werde hier am Fahrstuhl warten“, ruft er zurück.
Kacke! Kann nicht auch mal was klappen?
„Ich habe meine Sachen im Schlafzimmer“, rufe ich zurück.
Stille. Entweder grinst er sich jetzt einen, sein einer bewegt sich, oder er ist stinkig. Und ich kann nichts von all dem beeinflussen, da ich ihn ja nicht einmal sehen kann. Was für eine beschissene Situation!
„Ich warte oben auf sie, Miss Wood, sie haben noch 30 Minuten Zeit!“, ruft er zurück. Verdammt, das klingt eher nach 'Stinkig'. „Der Fahrstuhl fährt sie hoch“, ruft er noch hinterher.
Ist klar! Und sollte ich ihn nach 31 Minuten betreten, fährt er wieder runter und setzt mich in der Tiefgarage ab.
Ich höre erneut das „Ping“. Er ist wohl wieder nach oben gefahren.
Viel Zeit habe ich logischerweise nicht, um mir Gedanken über das gerade Geschehene zu machen. Jetzt heißt es: Schnellschminken!
Mein Rückweg ins Schlafzimmer ist eher ein 'hektisches Spurten'! So viel zum 'erotischen Teasern'.
Im Schlafzimmer achte ich peinlichst darauf, nicht meine Schminke zu verwischen, als ich meine helle Bluse und den knielangen Rock wieder anziehe. Zum Glück sind es Spiegelschränke, da kann ich noch die eine oder andere Falte in der Kleidung richten, die sich zwangsläufig ergeben hat, als alles unbeteiligt rumlag, während ich mit Taylor beschäftigt war. Ich bewahre mir einen Rest Würde, indem ich nicht vom Schlafzimmer zum Fahrstuhl hetze, sondern meinen 'Modelgang' benutze. Der nicht gerade leichte Rucksack unterstützt mich dabei sogar. Brust raus, Anna! Kate sagt, dass ich mindestens so gut wie Naomi Campbell gehen kann. Kate schafft es immer wieder mich aufzubauen, auch wenn es mir absolut beschissen geht. Gutes Stichwort, ich habe tatsächlich etwas 'Schiss in der Hose'. Natürlich nicht wirklich, aber ich habe schon einen ziemlichen Respekt vor all diesem Prunk hier. Wie er wohl ist, wenn er nicht im Büro ist?
Einigermaßen gut gestylt und in Form gebracht, betrete ich den Fahrstuhl. „Nächster Halt, Privatbereich Dorian Gray, ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt, Miss Wood“, sagt die erotische Stimme und hört sich dabei so an, als wollte sie mich gerade ein wenig verarschen. Ob sie auch einen Namen hat? Ich habe keine Zeit mehr, zu fragen. Der Fahrstuhl hält an, die Tür geht auf.
Und da steht er …
Moment … da steht er? Er hat die ganze Zeit vor dem Fahrstuhl gewartet!?
„Mister Gray?“ frage ich freundlich, genau in dem Tonfall, der ein 'Hallo' ersetzt und blicke ihn dabei mit einem leichten Hundeblick von unten an.
Er schaut streng, aber schließlich lächelt er mich doch an. Irgendwie ist dieser Mister Gray zu Hause anders als der Mister Gray im Büro. Ich kann noch nicht genau sagen, wie ich darauf komme. Er scheint sogar anders zu stehen?
ANNA, DU PHANTASIERST. DU HAST IHN JETZT GERADE EINMAL FÜR EIN PAAR SEKUNDEN HIER STEHEN SEHEN?!
Hmm, ja, da muss ich meiner inneren Stimme wahrscheinlich sogar Recht geben.
„Miss Wood … willkommen in meinem bescheidenen Heim.“
Er antwortet stilistisch genau auf die Art und Weise, wie ich ihn begrüßt habe, wohl wissend, dass sein Heim vieles ist, aber mit Sicherheit nicht bescheiden.
Ich hebe leicht die Augenbrauen.
„Sie sehen fantastisch aus, Miss Wood! Ich bin froh, ihnen noch einmal bis zu 30 Minuten gegeben zu haben, von denen sie auch tatsächlich 28 Minuten ausgenutzt haben.“
Meine Augen verengen sich etwas. Im Büro hat er nichts über mein Aussehen gesagt.
„Ich bin kein geduldiger Mensch“, ergänzt er.
Was soll ich schon darauf antworten? Schließlich formt mein Mund ein unverbindliches: „Nun?“
„Ja sicher, unser Interview - das zweite Interview!“
Es war klar, dass er genau das noch einmal zur Sprache bringt. Daher bin ich nicht geschockt, als er es erwähnt.
„Es tut mir leid …“, beginne ich meine vorher auswendig und zurechtgelegte Entschuldigung zu rezitieren.
„Miss Wood, bitte! Wenn ich es ihnen nicht verziehen hätte, wären sie jetzt nicht hier“, fällt er mir ins Wort. Dabei sieht er mir in die Augen. DIESE Augen! Die sind mir auch beim ersten Interview definitiv nicht so sehr aufgefallen! Darin könnte ich mich ewig verlieren …
ANNA!
„Danke! Wollen wir das Interview eigentlich hier im Flur führen?“, frage ich und gehe nicht mehr weiter auf unseren schlechten Start ein.
Er lächelt. „Oh nein, natürlich nicht - bitte folgen sie mir.“ Na, er ist doch immer noch typisch Macho-Mann. Natürlich will er zeigen, was er hat. Alle Männer wollen immer alle Frauen beeindrucken, dabei ist es meist gar nicht das, was wir Frauen wollen.
HOFFENTLICH KANN ER AUCH NOCH MIT WAS ANDEREM BEEINDRUCKEN.
Meldet sich mein Unterbewusstsein. Ich verdrehe die Augen. Zum Glück sieht er das nicht, er hat ja hinten keine Augen. Dafür einen echt tollen Hintern und sein Gang ist kräftig und sehr elegant. Der macht sicher so einiges an Sport. Ich würde jetzt auf keinen Fall sagen: „Im Gegensatz zu mir!“
Menschen umbringen ist sehr oft auch eine sportliche Tätigkeit. Die Wenigsten sterben freiwillig. Oft genug ist das eine ziemliche Rennerei und zudem habe ich ja einiges dafür getan, dass ich möglichst effektiv und schnell meinen Job erledigen kann. Allerdings - das geht auch mal schief, und dann kann das ganz schnell auch mal sehr körperlich werden.
Wir betreten sein Arbeitszimmer. Ein Traum in grau! Der Boden, dunkelgrauer Marmor. Die Wände in weißem Strukturputz mit einer grau abgesetzten Bordüre, gelegentlich unterbrochen durch weiße Regale oder ein aufwendig grau gerahmtes Kandinsky-Bild als Farbtupfer. Aber … die können nicht echt sein, dann wären sie unbezahlbar. Sie sind wahrscheinlich aufwendig nachgemalt. In die Decke sind Strahler eingelassen. Der ganze Raum ist unverschämt riesig und sicherlich an die 100 Quadratmeter groß. So sieht also ein persönliches Arbeitszimmer aus. Er bittet mich zu seiner großen Couch im 'Westflügel' des Arbeitszimmers und setzt sich auf die andere Seite der viel zu großen Garnitur. Meinen Rucksack 'parke' ich erst einmal auf dem ebenfalls viel zu großen Couchtisch. Im Stehen mache ich mich auf die Suche …
„Nun, Miss Wood, erinnern sie sich noch an das letzte Interview?“
Als ob ich das vergessen hätte …
Ich schaue ihn mit einem halb bösen Blick