als die wahrheit noch männlich und katholisch war. Franziska Maria Papst

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vorauseilender gehorsam und freiwillige unterwerfung

       weil ich so dachte

       unsichtbarer machtmissbrauch

       gut und richtig - schlecht und falsch

      10. DIE SCHWIERIGE SUCHE NACH WAHRHEIT

       wahrheit und andere spiele

       es gibt kein paradies

       götzendienst

       lucien und die angst

       identität

       der klopapierrollenpakt

      11. ALLES FLIEßT UND NICHTS BLEIBT

       die spannung zwischen ich und wir

       der anfang vom ende

       unveränderliche beständigkeit

       anathema sis

       die geschichte vom anderen gott

      DANACH - GEDANKEN

       thron und altar

       die außensicht der macht

       generation moses

       wahlfreiheit

       sakrament kirche

       das paradoxon der gottesbegegnung

      VORWORT

      Ich bin eine Frau in der katholischen Kirche. Ich bin spirituell, kreativ und gestalte gerne. Ich wäre gerne Priesterin geworden. Aber das geht nicht. Es ist Frauen in der katholischen Kirche nicht erlaubt.

      Ich bin trotzdem begeisterte Christin und werde oft gefragt, warum ich denn bei so einem patriarchalen Verein dabei bin. Darauf gibt es keine einfache Antwort. Es ist eine Mischung aus Berufung, Gotteserfahrung, Heimat, Begeisterung… und vor allem dem Willen etwas zu verändern.

      Doch Veränderung ist nur möglich, wenn sich auch in uns etwas ändert. Deshalb möchte ich meine Leserinnen und Leser auf eine literarische Reise in Sachen Frau und Kirche mitnehmen.

      Vorliegendes Buch ist kein Roman, obwohl er eine Geschichte erzählt und kein pastoraltheologischer Sachtext, obwohl er den wissenschaftlich-theologischen Blick auf die Struktur schärfen möchte. Er ist beides.

      Die Liebesgeschichte von Babette und Lucien [sprich: Lüßi’äh(n)] ist die Erzählung meiner eigenen Geschichte mit der Kirche. Sie ist autobiographisch und doch keine reale Biographie meines Lebens. Die Erfahrungen sind wahr. Allerdings sind es nicht immer meine eigenen. Die Geschichten und Handlungsstränge sind Bruchstücke aus wirklichen Erlebnissen.

      Es gibt keine Tante Maria. Es gibt aber sehr wohl Menschen, die diese Tante Maria sein könnten.

      Es gibt auch Lucien nicht. Er ist eine simple Allegorie der Kirche. Aber es gibt Männer und Frauen, die wie Lucien systemkonform handeln.

      Und es gibt Babette - in vielen Facetten und Ausfaltungen. Sie erzählt die Geschichte einer Frau in einer patriarchalen Kirche. Es ist die Erfahrung einer Frau, die - systembedingt zu Denk- und Handlungsweisen gezwungen -, an einer Analyse der Machtverhältnisse nicht mehr vorbeikonnte.

      Sich der Wahrheit dogmatisch-theologisch anzunähern ist das eine. Sich ihr auszusetzen und pastoral zu verorten ist das andere. Theologie muss lebbar sein, sonst bleibt sie ein seltsames Konstrukt in einer postmodernen Welt.

      Und so habe ich versucht Worte für etwas zu finden, das sich schwer beschreiben lässt: Machtverhältnisse und Denkstrukturen.

      Und schließlich steht hinter all dem noch die Frage, was Gott damit zu tun hat.

      Papst, Franziska Maria

      2020 Jahre nach Christi Geburt

      1. DER TURM

       Da sprach Jesus: Um zu richten, bin ich in diese Welt gekommen: Damit die nicht Sehenden sehen und die Sehenden blind werden. Einige Pharisäer, die bei ihm waren, hörten dies. Und sie fragten ihn: Sind etwa auch wir blind? (Joh 9,39-40)

      babette

      Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir uns nicht wirklich erklären können. Ich denke nicht, dass sich meine Eltern bewusst waren was sie taten, als sie mir den Namen der Heiligen Barbara gaben. Auf den ersten Blick war das auch nicht offensichtlich, denn meine frankophile Mutter nannte mich Babette und mir sollte erst Jahre später klarwerden, dass dies nicht nur eine französische Ableitung des Namens Barbara war, sondern auch, dass sich die Lebensgeschichte der Heiligen Barbara eng mit meiner eigenen Geschichte verknüpfen würde. War es also so, dass mich durch die Namensgebung ein bestimmtes Schicksal erwarten würde, oder bedeutete es, dass sich die Heilige Barbara als Schutzpatronin für ein ganz bestimmtes Thema erweisen sollte?

      Als ich klein war, mochte ich den Namen nicht. Er schien mir falsch und fremd, denn es war mir manchmal, als ob ich im Grunde eine ganz andere wäre. Und doch war ich so, wie ich war. Ich war Babette. Tochter ihrer Eltern. Enkeltochter ihrer Großeltern. Aufgewachsen in der Stadt.

      Wenn ich in den Spiegel schaute, blickte mir ein fröhliches Mädchen entgegen, dessen braune Haare weder gelockt noch glatt waren, sondern sich sehr willkürlich drehten und mir deshalb ein eher unstetes Aussehen verliehen. Die blauen Augen, mit denen ich mich selbst anschaute, schienen tiefer zu blicken, als das überhaupt möglich war. Fischaugen hätte ich, hatte mein Volksschulfreund immer gesagt und es ist mir bis heute nicht klar, was er damit gemeint hatte. Meinte er, dass ich stumm wie ein Fisch war, weil ich so schüchtern war oder hatte er einfach nur ausdrücken wollen, dass meine Augen w a s s e r blau waren?

      Ich war ein Kind mit speziellen Begabungen. Aber das wusste ich nicht. Ich hielt meine Talente für selbstverständlich, da sie ja einfach da waren. Ich hatte die Fähigkeit die Welt in einer Tiefe wahrzunehmen, die andere gar nicht interessierte. So konnte ich mich in den Anblick einer Mauer versenken. Ich schaute und schaute und schon nach wenigen Augenblicken wurden die Steine der Mauer lebendig und begannen ihre Erlebnisse preiszugeben. Sie erzählten Geschichten von Menschen. Die Steine entführten mich in die Gedanken der Kinder, die auf der Mauer gesessen hatten. Es waren Buben, die darüber nachdachten wie sie Mama oder Papa glücklich machen konnten oder Mädchen, die fieberhaft überlegten, ob grüne Socken wohl zu weißen Sandalen passten. Die Mauersteine erzählten Geschichten über Beziehungen, über Liebe und Tod, Freude und Leid. Ich sah das Liebespaar, das sich hinter der Mauer versteckt hatte. Ich konnte sie lachen hören. Und ich war tief berührt von der jungen Frau, die erschöpft ihren Kopf gegen die Mauer lehnte und überlegte, ob es nicht leichter wäre zu sterben.

      Wie Alice aus dem Wunderland konnte ich in die Löcher der Mauer hineinkriechen. Und war ich erst einmal in einem Loch verschwunden, war es plötzlich nicht mehr klein und eng, sondern im Gegenteil, ich hatte das Gefühl in der richtigen Welt angekommen zu sein. Diese Phantasie-Steine-Mauer-Welt war für mich in manchen Momenten wirklicher als die echte Welt, weil sie

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