Der Weg vom Singenden zum Sänger. Sassy Bernert
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Weg vom Singenden zum Sänger - Sassy Bernert страница 3
Ein großes Maß an Bescheidenheit und Leidenschaft in Bezug auf die anstehende Arbeit bringen hingegen oftmals Menschen mit, die in Relation gesehen weniger günstige Voraussetzungen haben. Viele erzielen durch Spaß, Freude, Liebe, Leidenschaft, Zielstrebigkeit, Durchhaltevermögen, Ausdauer, Geduld und Fleiß ganz bemerkenswerte Leistungen, bis hin zu einem professionellen Niveau.
Vieles ist möglich – für alle, die anfangen, durch die notwendigen Arbeitsprozesse zu gehen. Jedem der sein gesangliches »Tun« in »Können« verwandeln oder es entwickeln möchte, gebührt ein volles Maß an individueller fachlicher und sachlicher Aufmerksamkeit.
»Schlau und schnell« versus »klug und gewissenhaft« –»Klang« versus »Basisarbeit mit dem Ziel Klang«
In der Praxis ist es am Anfang einer gemeinsamen Arbeit mit Anfängern durchaus keine Seltenheit, dass die Schüler/innen denken, dass durch einmaliges Vormachen oder Erklären einer Übung seitens des Lehrers und durch einmaliges »perfektes« Nachmachen ihrerseits eine schnelle und rasche Entwicklung möglich ist, frei nach dem Motto: »perfekt, passt, abgehakt, next«. Die Prioritäten der Schüler können zu Beginn von den (noch) zu vermittelnden Prioritäten der Lehrkraft mitunter stark abweichen.
Wenn nicht fachgerechte Ideen auf die Praxis treffen
Möchte eine Schülerin oder ein Schüler beispielsweise bereits nach den ersten Stunden einfach nur »schöner« klingen und der Vocal-Coach möchte sie oder ihn erst einmal in einen grundsätzlichen »Sängermodus« bringen und wichtige Basisarbeit machen, ist dies vorab zu besprechen. Hat man eine gemeinsame Basis gefunden, finden Ergebnisse permanent statt, von Anfang an, jedoch sollten die Schüler nicht die Erwartungshaltung, sondern neben der Lust und der Freude an der Arbeit vielmehr ihren Einsatz, ihre Offenheit, ihre Aufmerksamkeit und die Umsetzung, also das »Wie« an erste Stelle setzen. Um Missverständnissen vorzubeugen, sind Klarheit und Verständlichkeit auf der einen und Offenheit sowie eine realistische Erwartungshaltung auf der anderen Seite nötig.
Bei der personenzentrierten Arbeit geht es um die gesamte Persönlichkeit. Alle Ebenen, die für Gesang notwendig werden, können bearbeitet werden. Dies betrifft sowohl
• den stimm- und gesangstechnischen Aspekt,
• die körperliche,
• emotionale und
• mentale Ebene sowie die
• gesamte Persönlichkeit,
• deren Musikalität sowie
• mögliches Performancetraining.
Mit einem ganzheitlichen Ansatz in der Stimmbildung schaffen wir zu den gesangstechnischen Fähigkeiten die notwendigen Grundvoraussetzungen, die für freien, gesunden und personalisierten Gesang grundlegend erforderlich sind, und zwar durch
• Ordnung
• Lösung
• Ergänzung
• Wahrnehmung
• Aufbau
• Bewusstsein
• Verbindung
• Entwicklung und
• Vertiefung auf allen Ebenen.
Auf dieser Basis kann gearbeitet werden.
Gesang ist eine Form des Ausdrucks. Ausdruck ohne Emotion, ohne persönliche Substanz und ohne Einfluss unserer authentischen Persönlichkeit ist möglich, doch Gesang kann noch viel mehr sein. Jeder Mensch ist anders, jeder benötigt etwas anderes, jeder möchte etwas anderes. Es gibt viele Formen, wie man Gesang ausführen kann; im besten Fall mit allem, was uns als Mensch und als Persönlichkeit zur Verfügung steht, dann wird es rund, dann wird es stimmig.
Personenzentriertes Stimmtraining basiert auf einem stabilen Fundament, die Sängerin und den Sänger betreffend, und kann daher nie oberflächlich gelehrt oder erlernt werden. Die Voraussetzung, der Einsatz, die Möglichkeiten und das gesetzte Ziel müssen in Relation gesetzt werden und Sinn machen. Unter dieser Voraussetzung und der Bedingung, dass die Stimmgesundheit nicht gefährdet wird, entscheidet den Grad der Vertiefung jeder Schüler und jede Schülerin für sich selbst. Vieles ist möglich!
Ziel auf emotionaler Ebene ist es, unser Gefühlsleben mit der Musik zu verbinden
Jede Ebene hat sowohl generelle als auch individuelle Ziele, die verfolgt werden können. Allgemein gilt es, im besten Fall durch die jeweiligen Prozesse zu gehen und nicht daran vorbei oder um sie herum. Auf mentaler Ebene geht es beispielsweise im ersten Schritt meist hauptsächlich darum, eine grundsätzliche Ordnung, Ruhe, Konzentration und den korrekten Fokus zu finden, um den Sängerkörper gezielt anleiten und ansteuern zu können. Diese Arbeit, alle Ebenen betreffend, wird sowohl anhand von Stimm- und Körperübungen als auch anhand von stimm- und gesangstechnischen Übungen sowie des Repertoires geübt, trainiert und in den Alltag mit einbezogen.
Der Alltag als optimale Übungsplattform zur Bildung des neuen Fundaments – uns selbst
Viele der im Unterricht erworbenen Kenntnisse aller Ebenen bezüglich der Grundstruktur der Persönlichkeit, sollten immer wieder bewusst in den Alltag integriert werden, bis sie zu einem Teil unserer Persönlichkeit und unseren physiologischen Abläufen geworden sind, wie weich federnde statt durchgedrückte Knie, als ein Beispiel für die körperliche Ebene. Wir erwarten von unserem Körper nicht einfach, dass er abliefert, wann wir es möchten, sondern wir liefern ihm die langfristige Grundvoraussetzung, indem wir diese generell schaffen und in unser Leben integrieren.
Die Folge ist, neben deutlich höheren und bewusst anwendbaren Stimm- und Gesangsleistungen, eine erhöhte Qualität in der Lebensführung. Dies ist sicher mitunter auf das deutlich gesteigerte Bewusstsein sowie die gesamte Persönlichkeit betreffende Achtsamkeit zurückzuführen. Dabei spielt es keine Rolle, wie der Alltag eines/r Studierenden aussieht. Die Übungen sollen so eingebaut werden, dass sie uns in unserem Alltag unterstützen und ihn bereichern. Die Integration der Aufgaben macht großen Spaß und sorgt nicht nur für Freude und gute Laune, sondern auch für die eine oder andere positive Überraschung.
Unser System gewöhnt sich schnell an die neue Achtsamkeit uns selbst betreffend. Je besser eingestellt, in Balance und aufgewärmt ein Sängerkörper ist, desto leichter kann Gesang abgerufen werden.
Legit Singing & Belting
Vergleicht man die Klangideale