Die reiche Zukunft hat ein Double. Christine Schick

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Die reiche Zukunft hat ein Double - Christine Schick

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auf sich aufmerksam zu machen, zumal Gerald Kronberg direkt neben ihm stand. Deshalb versuchte er einen Scherz, auch wenn er wusste, dass er nicht sonderlich gut darin war.

      „Ich sagʼs ungern, aber Frau Temme hat hier Maßstäbe gesetzt“, sagte Malik. „Sie hat mit ihrem Highcontroller gewählt. Ich würde Sie bitten, sich da ein bisschen einzureihen.“

      Suris Mundwinkel zuckte wieder, aber ihre Augen verrieten, wie gut ihr die Intervention tat. Das spornte Malik an.

      „Sie können wahlweise auch einen anderen Gegenstand nehmen. Wenn wir jetzt konsequent dranbleiben, könnten wir vielleicht eine echte Challenge draus machen“, sagte Malik.

      „Sind Sie übergeschnappt, Sie Pfeife? Kümmern Sie sich lieber darum, dass der Salat herwächst.“

      „Ich würde keinen Salat essen. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, müssten Sie sich krankmelden oder von der Homezone aus arbeiten, um sich von Ihrer Kollegin nicht anstecken zu lassen. Wäre doch eine unglaubliche Frechheit, wenn sie das täte. Ich meine, als Chef hat man ja auch Verantwortung dem Betrieb, den Mitarbeitern und der Gesellschaft gegenüber, richtig?“, sagte Malik, weil er sich einfach nicht mehr zusammenreißen konnte.

      „Sag mal, willst du dir eine einfangen?“, sagte das Gepardenfrettchen mit gepresster Stimme. Gerald Kronberg drehte sich jetzt nach ihnen um und fing an, zu lachen. „Komm, Hans, lass gut sein“, sagte er und tätschelte ihm die Schulter, wohl wissend, dass der sich fügen würde.

      Dann musterte er Malik. Genau das hatte er tunlichst vermeiden wollen. Woran lag es, dass er sich immer wieder in Schwierigkeiten brachte?

      „Ich muss zugeben, dass es nicht alle Tage vorkommt, vom Beikoch auf Personalfragen angesprochen zu werden“, sagte der Konzernchef. Geschickt ließ er offen, wie er Maliks Initiative einordnete. „Sie tragen kein Schild?“ Gerald Kronberg tippte sich an die Brust.

      „Sie auch nicht“, hörte Malik sich sagen. Wieder lachte Kronberg, jetzt noch lauter. Wenn er nicht stehen würde, hätte er sich dabei noch auf die Schenkel geklopft, dachte Malik. Dann sah Kronberg ihn auffordernd an. Malik spürte förmlich, dass jetzt ein Punkt erreicht war, an dem die Stimmung völlig umschlagen konnte. Er zwang sich zu einem Lächeln und sagte: „Mein Name ist Malik Cerny, und ich bin heute den ersten Tag da.“

      Gerald Kronberg nickte zufrieden. Jovial schob er hinterher: „Ich mag es, wenn Menschen ihre Meinung sagen, und wie in Ihrem Fall auch noch mit einem gewissen Esprit.“

      Das Entscheidende waren die Feinheiten in der Formulierung, dachte Malik. Das Adjektiv gewiss beispielsweise. Es sollte ihm signalisieren, dass er es schon über den Durchschnitt geschafft hatte, aber für die Kür noch einiges fehlte. Im nächsten Moment registrierte er Barts erschreckten Gesichtsausdruck, der ihn wieder zurück auf den Boden holte.

      „Sie glauben mir nicht, hab ich recht?“, sagte der Konzernchef jetzt und lächelte.

      Malik konnte physisch spüren, dass Kronberg hochsensible Antennen hatte. Er war wirklich gut beraten, ihn nicht zu unterschätzen. Fast hatte er das Gefühl, dass beim Konzernchef so etwas wie Kampfeslust erwacht war. Malik konnte nur noch nicht genau greifen, wie er ihn aufs Glatteis führen oder welche Art von Arena er ihm eröffnen wollte. Doch in diesem Moment war ihm klar, dass ihn nur eine Art Unterwerfungsgeste retten konnte. Um Zeit zu gewinnen, sah Malik kurz zu Suri und lächelte. Doch auch in ihrem Blick zeichnete sich Nervosität und Unsicherheit ab. Hatte sie Angst um ihn? Wohl kaum nach einem Kennenlernzeitraum von drei Minuten. Trotzdem hätte er sich gefreut. Auch er brauchte Unterstützung, gestand er sich ein.

      „Na gut, Suri, gehen Sie nach Hause, kurieren Sie sich aus“, sagte Gerald Kronberg.

      „Aber …“

      „Papperlapapp.“ Es fehlte nur noch eine Geste, mit der man lästige Fliegen verscheuchte. Suri war zum Nebenschauplatz geworden.

      „Herr Cerny, erzählen Sie ein bisschen was über sich! Das ist Ihre Chance. Vielleicht komme ich ja zu dem Ergebnis, dass Sie an verantwortungsvollerer Stelle eingesetzt werden sollten.“

      Aha, das war es also. Er würde ihn durch die Arbeit herausfordern, ihm eine Position anbieten, die ihn leicht überfordern würde. Für die man mehr als gewisse Qualitäten benötigte, und leider nicht bestehen konnte.

      Das passte. Von dem, was er von Gerald Kronberg gehört und gelesen hatte, schätzte er ihn als krankhaft ehrgeizig und leistungsorientiert ein.

      Malik atmete tief durch. Er verlangt es, gib es ihm, sagte er sich. Es muss gut gespielt und getimt sein. Er zögerte, kniff die Lippen nicht zusammen. Das war zu viel. Dann blickte er langsam zu ihm auf. „Herr Kronberg, das ist wirklich sehr freundlich, und ich schätze Ihr Angebot außerordentlich, aber ich bin leider nur zu Gast hier.“

      „Was soll das heißen? Sind Sie im Praktikum?“, fragte der Konzernchef. Es zeichnete sich bereits eine leichte Enttäuschung in seiner Stimme ab.

      „Nicht direkt, ich bin als S 100 hier.“ Malik vermied den Blickkontakt, schaute nach unten, sodass Kronberg keine Chance hatte, Gefühle abzulesen.

      „Verstehe. Dafür lehnen Sie sich ja ganz schön aus dem Fenster, mein Guter.“

      Maliks Nackenhaare stellten sich auf. Er hasste diesen gönnerhaften Ton, aber da musste er jetzt durch, das hatte er sich selbst eingebrockt. Er nickte langsam und hoffte, dass Kronberg die Geste akzeptierte.

      Der Konzernchef stieß ein kurzes Lachen aus, schüttelte den Kopf und sagte: „Na, dann kommen Sie auf mich zu, wenn Sie Ihre Zeit abgeleistet haben, vielleicht lässt sich ja was machen, wenn Sie sich gut schlagen.“ Dann nahm er sich vom Salat und zog weiter.

      Als Malik wieder aufblickte, stand Suri immer noch da. Im Gegensatz zum Konzernchef fühlte er ihr gegenüber nun allerdings eine deutliche Scham. Kronbergs letzter Triumph sozusagen.

      4

      Maliks Selbstbewusstsein schwand, gleichzeitig kämpfte er innerlich dagegen an. Jetzt stand er Suri als S 100 gegenüber. In ihren Kreisen galt das vermutlich schon als Kleinkrimineller. Wenn sie wüsste, was er mit Charlie manchmal trieb, konnte er die Sache sicher noch toppen und das Klein streichen. Aber warum scherte ihn das überhaupt? Sie war sowieso in einem anderen Kosmos unterwegs. Er verstand sich selbst nicht recht.

      Sie lächelte ihn wieder an, nickte und nahm sich Lollo rosso, Tomaten, Artischockenherzen und von der Balsamicosauce.

      „Können Sie mir bitte ein Stück von dem Nonnengansfleisch kurzbraten?“, sprach ihn eine ältere Mitarbeiterin von der Seite an.

      „Ähh, ja. Sicher.“ Malik begann, nach der Schale mit dem Vogel zu suchen, von dem er noch nie gehört hatte. Er fragte sich, wer diese Tiere, die er hier in die Pfanne haute, überhaupt fing oder in Fallen lockte. Drohnen, hoch bezahlte Jäger oder Züchter? Drohnenhersteller mit großen halb legalen Jagdgebieten vermutlich.

      Während er das Fleisch nach Displayaufforderung wendete, ließ er den Blick durch den Raum schweifen und entdeckte Suri an der linken Fensterseite. Sie saß etwas abgerückt von Gerald Kronberg, dem Gepardenfrettchen und weiteren Wichtigkeit ausdünstenden Führungskräften neben ihrer hochgewachsenen Kollegin und aß schweigend. Der Tisch leerte sich nach und nach. Dann stand auch Suris Kollegin auf, sprach kurz mit ihr. Malik sah auf den Highcontroller. Es war bereits 13.30 Uhr.

      Bart kam zu ihm. „Sie können auch bald mal Pause machen. Um 15 Uhr

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