Walpurgisnacht: Niederbayern-Krimi (German Edition). Karoline Eisenschenk

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Walpurgisnacht: Niederbayern-Krimi (German Edition) - Karoline Eisenschenk

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und verschwand mitsamt seiner Beute im dichten Unterholz. Nicht weit entfernt schrie eine Eule und in den Ästen und Zweigen zu ihrer Linken knackte es plötzlich. Sie blieben einen Moment stehen, aber im Schein der Taschenlampe war nichts zu sehen.

      »Los, weiter. Wir haben nicht ewig Zeit«, murmelte der Anführer der kleinen Gruppe. Er hatte sich eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und verspürte trotz der Dunkelheit und den vielen Geräuschen des Walds keine Angst.

      An der Keltenschanze angekommen, wanderte der Lichtstrahl einige Zeit suchend umher, bis er an einem dicken Baumstamm hängen blieb.

      »Hier«, rief die Gestalt triumphierend, »die Stelle ist wie für uns gemacht.«

      Als ob sie sich gegen die unliebsamen Eindringlinge wehren wollte, schrie direkt über ihnen die Eule nochmals laut auf. Eine der Gestalten zuckte kurz zusammen und blickte in Richtung des Vogels. Dabei verrutschte die schwarze Kapuze und gab unfreiwillig einen Teil ihres Gesichtes frei. Doch die Eule verstand nicht, dass sie direkt in die starren Züge einer schauderhaften Hexenmaske blickte.

      »Wie gemacht für unsere kleine Feier, an die unser Gast bestimmt noch lange denken wird!«, schrie die Gestalt mit der Taschenlampe in diesem Augenblick und ein mörderisches Blitzen huschte über die Augen hinter der Maske.

      *

      Kurz vor Mitternacht stand Cornelius wieder vor seinem neuen Zuhause. Er verharrte noch einen Augenblick am Gartentor und blickte die Hauptstraße hinunter. In den meisten Häusern brannte mittlerweile kein Licht mehr. Sascha Eichingers Wagen fuhr die Straße entlang, ohne laute Musik, aber dafür mit attraktiver weiblicher Begleitung auf dem Beifahrersitz, wie Cornelius feststellte, als der Wagen direkt vor ihm in die Hofeinfahrt der Eichingers einbog. Kurz darauf waren das Geräusch der Autotüren und das leise Lachen einer Frau zu hören.

      Während er noch über seine nachmittägliche Begegnung mit Sascha nachdachte, nahm er im rechten Augenwinkel plötzlich eine Bewegung wahr. Erstaunt blickte er zu den Hartmanns hinüber, konnte jedoch niemanden entdecken. Alles war dunkel und still. Unschlüssig, ob er hinübergehen und nachsehen sollte, verharrte er einen Augenblick vor der ungeöffneten Haustür. Konnte es sein, dass er sich getäuscht hatte? Vielleicht war es ja auch nur eine Katze unterwegs auf Mäusefang. Er wartete noch einige Minuten, doch es war nichts zu hören und zu sehen. Was würde wohl Wolfgang Hartmann sagen, wenn er mitten in der Nacht bei ihm klingelte, weil er einen Einbrecher vermutete? Die Antwort darauf konnte er sich sehr gut vorstellen …

      *

      »Guten Morgen.«

      Benedikt Rehberg sah nur kurz von seiner Zeitungslektüre auf, als seine Frau das Esszimmer betrat und sich zu ihm an den Frühstückstisch setzte.

      »Morgen«, murmelte er und widmete sich wieder dem Sportteil.

      Annabelle Rehberg blickte ihren Mann einige Sekunden abwartend an, musste dann allerdings resigniert feststellen, dass auch heute keine weitere Reaktion von ihm zu erwarten war.

      »Könntest du mir bitte die Kaffeekanne reichen?«

      Peng! Mit einem lauten Knall wurde die Kanne direkt vor ihr abgestellt. Sie goss sich langsam ein und begann dann geräuschvoll in ihrer Tasse umzurühren. Sprich endlich mit mir, dachte sie. Schrei mich meinetwegen an, streite mit mir, aber lass mich nicht so neben dir sitzen. Doch Benedikt blätterte nur ungerührt eine Seite weiter.

      »Wie lange soll das noch so weitergehen?«, fragte sie schließlich in die Stille hinein. »Wie lange willst du mich noch ignorieren und wie eine Aussätzige behandeln?«

      Benedikt ließ die Zeitung sinken und blickte seine Frau mit so viel Abneigung und Widerwillen aus seinen tiefblauen Augen an, dass Annabelle wünschte, sie hätte ihn nie gefragt.

      »So lange, bis mir nicht mehr schlecht wird, wenn ich dich auch nur ansehe«, schleuderte er ihr entgegen.

      Ihre Hand krampfte sich um die Kaffeetasse. »Mein Gott, Benedikt, ich habe einen Fehler gemacht. Einen einzigen Fehler, für den du mich seit fast drei Wochen büßen lässt. Irgendwann muss es doch mit uns wieder weitergehen.«

      »Das hättest du dir vorher überlegen sollen. Bevor du mit diesem … diesem Möchtegern-Casanova ins Bett gestiegen bist, von dem jeder hier weiß, dass er keine auslässt, die sich nicht zu billig dafür ist.« Er wollte sie mit seinen Worten absichtlich kränken, wollte, dass sie sich klein und schmutzig fühlte.

      »Damit wären wir ja wieder beim Thema angelangt«, erwiderte sie sarkastisch, nicht gewillt, ihm diesen Gefallen zu tun.

      »Du hast davon angefangen, nicht ich. Und du warst dir nicht zu schade …«

      »Ja, ich weiß«, schrie Annabelle, »ich war mir nicht zu schade, mit ihm etwas anzufangen! Wie könnte ich es auch nur eine einzige Sekunde vergessen. Ich bin an allem schuld, ich ganz allein, während du natürlich immer alles richtig machst.« Sie spürte, wie ihre Augen zu brennen anfingen, aber sie wollte vor ihm nicht weinen. »Aber hast du dich einmal gefragt, warum es so weit gekommen ist? Bist du einmal auf die Idee gekommen, mich zu fragen, ob ich in dieses gottverdammte Kaff umziehen will? Warum hast du mich überhaupt geheiratet, wenn du sowieso alles alleine entscheidest?«

      »Du bist ja vollkommen hysterisch.« Benedikt griff wieder nach seiner Zeitung, aber Annabelle entriss sie ihm kurzerhand.

      »Ich bin nicht hysterisch, sondern nur ehrlich. Und Ehrlichkeit ist es doch, was du willst. Wie ehrlich ist es dann, hinter meinem Rücken die Apotheke in Altenberg zu kaufen und einen Architekten Pläne für ein Haus anfertigen zu lassen, ohne auch nur ein einziges Wort mit mir darüber zu reden?«

      »Du hast immer gewusst, dass ich eines Tages hierher zurückkehren wollte. Also spiel jetzt nicht das bemitleidenswerte Opferlamm.« Tief in seinem Inneren wusste er, dass er die Entscheidung niemals ohne sie hätte treffen dürfen. Aber das spielte jetzt keine Rolle. Nichts würde Annabelles unglaublichen Verrat jemals rechtfertigen können.

      »Eines Tages … nicht jetzt! Was findest du nur an diesem grauenhaften Ort, dass du alles dafür aufgibst?« Annabelle schleuderte ihm die Zeitung entgegen. »Sind dir eine unterklassige Dorffußballmannschaft und ein Stammtisch etwa wichtiger als unser Leben und unsere Freunde in München?« Jetzt wollte sie ihn absichtlich kränken, und an seinem versteinerten Blick sah sie, dass es ihr gelungen war.

      »Vielleicht«, entgegnete er eisig. »Aber ich bin es leid, ewig mit dir darüber zu diskutieren. Apropos Fußball: Die Mannschaft hat heute Nachmittag ein Spiel und als ihr Sponsor werde ich selbstverständlich dabei sein. Und das erwarte ich auch von dir … als meine Frau.«

      »Jetzt auf einmal bin ich wieder deine Frau, mit der du dich sehen lässt. Hast du keine Angst, dass ich dich zum Gespött dieser illustren Dorfgemeinschaft mache?«

      Benedikt stand auf und in seinen Augen war wieder diese Geringschätzung zu sehen, die sie so sehr verabscheute. »Du hast mich sowieso schon zum Gespött der Leute gemacht. Also wirst du jetzt alles dafür tun, dass sich der Schaden einigermaßen in Grenzen hält und dich zusammenreißen.«

      Er tat es schließlich auch, obwohl er plötzlich wieder große Lust verspürte, sein Jagdgewehr aus dem Schrank zu holen, zu Eichingers zu fahren und diesen grinsenden Gigolo damit ein für alle Mal ins Jenseits zu befördern.

      *

      »Also dann bis heute Nachmittag«, rief Valerie Dahlmann und stieg samt Mikrowelle in ihr Auto. Die Praxis, in der sie arbeitete,

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