Clans von Cavallon (2). Der Fluch des Ozeans. Kim Forester

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Clans von Cavallon (2). Der Fluch des Ozeans - Kim Forester Clans von Cavallon

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um Sorshas Vorderbein, drehte sie auf den Rücken und zog sie auf sich zu, das Maul mit den scharfen Reißzähnen weit aufgerissen.

      Sorsha schrie und wieherte in Panik und strampelte verzweifelt mit den Beinen, schaffte es aber nicht, sich zu befreien. Nixi schwamm, so schnell sie konnte, mit der Harpune im Anschlag auf das Monster zu, doch bevor sie es erreichte, gellte ein ohrenbetäubendes Kreischen durchs Wasser. Nixi fühlte sich, als würde ihr jemand ein Messer in die Schläfen stoßen. Es war schriller als alle Schreie, die diese Kreaturen bisher von sich gegeben hatten. Nixi und die anderen Meermenschen hielten sich die Ohren zu. Die Kelpies hatten panisch ihre Ohren angelegt und warfen verstört die Köpfe in den Nacken. Den Monstern dagegen schien das Kreischen nichts auszumachen. Auch sie hielten inne, aber es sah aus, als würden sie lauschen. Das Ungeheuer, das Sorsha gepackt hatte, legte den Kopf schief. Was ist hier los?, fragte sich Nixi. Was machen sie da?

      Das Kreischen verstummte und das Monster, das Sorsha festhielt, tauchte ab. Sein Tentakel war noch immer um ihr Vorderbein geschlungen, sodass sie hilflos hinter ihm hergezogen wurde wie ein Ruderboot, das an einem Schiff festgebunden war. Ihre Augen waren vor Angst weit aufgerissen.

      »Sorsha!«, schrie Nixi und machte sich auf die Verfolgung.

      Auch die anderen Monster tauchten ab. Einige hatten Kelpies oder Meermenschen erbeutet und zogen sie im Maul in die Tiefe, andere hörten selbst jetzt nicht auf zu kämpfen. Nixi erblickte drei Ungeheuer, die deutlich größer waren als der Rest. Tentakel schlängelten sich um ihre Köpfe, während sie die anderen Monster umkreisten, als wollten sie die zur Eile antreiben. Das Ungeheuer, das ihnen am nächsten war, öffnete das Maul und stieß ein weiteres markerschütterndes Kreischen aus, woraufhin die restlichen Monster noch hastiger abzogen.

      Das Kreischen ist ihre Art zu kommunizieren, begriff Nixi. Die großen Ungeheuer befehlen den anderen, den Kampf weiter in die Tiefe zu verlegen.

      Sie schlug noch schneller mit den Beinen. Unter ihnen lag das Korallenriff, in dem die Kelpies und das Meervolk lebten. Binnen kürzester Zeit hatten die Monster es erreicht. Einer der Anführer schlang seine Tentakel um den Turm der Großen Grotte und brachte ihn zum Einstürzen. Rote und goldfarbene Korallensplitter trieben durchs Wasser. Das Monster stieß einen fürchterlichen Triumphschrei aus und preschte auf die Kelpies los, die es zu vertreiben versuchten. Eines der Kelpies bekam einen Huftritt gegen die Schläfe und verlor auf der Stelle das Bewusstsein.

      Das Ungeheuer, das Sorsha am Bein festhielt, zog sie auf sein aufgerissenes Maul zu. Nixi stach mit ihrer Harpune nach ihm, doch das Ungeheuer wich aus und der Harpunenstoß ging ins Leere. Immerhin war das Monster für ein Moment so abgelenkt, dass Sorsha sich umdrehen konnte. Sie trat mit ihren Hinterbeinen nach dem Ungeheuer, bis es sie schließlich losließ.

      Mit einem Kreischen stürzte sich das Ungeheuer erneut auf Sorsha. Als Nixi ihrer Freundin zu Hilfe eilen wollte, erwischte ein Huf sie mit voller Wucht am Rücken. Verzweifelt stach sie mit ihrer Harpune zu, duckte sich weg und versuchte, einen weiteren Treffer zu landen. Um sie herum kämpften Kelpies und Meermenschen mit aller Kraft. Das Wasser war von Kreischen und Kampfgeschrei erfüllt, in das sich immer wieder ein schauderhaftes Krachen mischte, wenn die Monster eines ihrer Opfer gegen die Korallengebäude der Kolonie schleuderten.

      Deswegen sind sie hier runtergekommen – sie haben vor, alles zu zerstören, erkannte Nixi. Die Kelpies hingegen waren von Natur aus so sanftmütig, dass sie den Angriff nicht mal mit einem Zehntel der Wucht parieren konnten, mit der die Monster auf sie losgingen. Durch die vielen unablässigen Attacken hatten sie außerdem keine Gelegenheit, eine Verteidigungsstrategie zu entwickeln. Und einen Anführer, der das Kommando übernehmen könnte, gibt es auch nicht, dachte Nixi missmutig.

      Schlimmer noch: Sie hatte nicht mal selbst die Zeit, sich zu überlegen, wie sie das Blatt wenden könnte – dafür war sie viel zu sehr damit beschäftigt, um ihr Leben zu kämpfen. Wann immer sie mit der Harpune einen Treffer landete, stürzte sich gleich das nächste Monster auf sie. Als Nixi noch auf der Festungsinsel gelebt hatte, war sie häufig in Auseinandersetzungen geraten – als Waisenkind dort war das nahezu unvermeidbar. Aber sie hatte meist versucht, möglichst ungeschoren davonzukommen. Wenn sie doch einmal gekämpft hatte, dann nur, um ihrer Gang genügend Zeit zur Flucht zu verschaffen. Mit einem Gegner, der unermüdlich angriff und es nur darauf anzulegen schien, blindlings zu zerstören und alles und jeden zu töten, hatte sie es noch nie zu tun gehabt.

      Die Kelpies leisteten tapfer Widerstand, obwohl um sie herum immer mehr leblose Artgenossen in die Tiefe sanken. Und auch Nixi gab nicht auf, obgleich ihre Arme von der schweren Harpune schmerzten.

      Schließlich stießen die Anführer der Monster ein weiteres markerschütterndes Kreischen aus. Die Ungeheuer hielten einen Augenblick lang inne, dann rissen sie die Köpfe hoch und antworteten: Das Kreischen aus Dutzenden von Kehlen gellte durchs Wasser und Nixi hatte das Gefühl, als würden ihr tausend Messer gleichzeitig in den Schädel gerammt. Sie krümmte sich vor Schmerzen.

      Offenbar handelte es sich um einen Siegesschrei, denn endlich tauchten die Monster ab, nahmen die Tentakel ihrer toten Gefährten ins Maul und schleppten sie hinter sich her auf den Schlund zu.

      Wie gelähmt blickten Nixi und die anderen Kelpies und Meermenschen ihnen nach. Nur einige wenige Monster zogen Leichname hinter sich her, während die verwüsteten Felder und Wiesen, über die sie hinwegschwammen, mit leblosen Körpern von Kelpies und Meermenschen übersät waren. Nixi wusste, dass die bei Weitem nicht alle waren: Viele weitere lagen in den Ruinen der Grotten und Höhlen hinter ihr.

      Nur ein paar Dutzend Kelpies hatten überlebt. In ihren schimmernden Schuppen klafften Wunden und in ihren sonst so freundlichen Gesichtern stand tiefe Trauer. Silbernes Blut trieb in Schlieren durchs Wasser. Eine Weile schwebten sie alle stumm und reglos auf der Stelle.

      Dann schwamm ein älterer Kelpiehengst, der eine lange grüne Mähne hinter sich herzog, zur Seegraswiese hinab, um einer verwundeten Kelpiestute aufzuhelfen. Behutsam führte er sie zu den Höhlen zurück und nun erkannte Nixi, dass ihr Vorderbein gebrochen war – es stand in einem unnatürlichen Winkel ab. Das schien auch die anderen aus ihrer lähmenden Betäubung zu wecken. Wenig später waren sämtliche Kelpies und Meermenschen, die dazu noch imstande waren, damit beschäftigt, ihre verletzten Gefährten zu versorgen oder die Leichname der Gefallenen in die unterirdische Höhle zu tragen, wo sie ihre Toten bestatten.

      Nixi und Sorsha schwammen hinab und bargen Cattails Leichnam, einer der Kelpie-Ältesten. Nixis schuppige Hände hatten denselben Farbton wie Cattails blaugrüne Mähne. Nixi sah Sorsha an und blickte in große, traurige Augen. »Könnt … könnt ihr sie mit eurer Magie zurückholen? So wie ihr das mit Menschen macht, die ertrunken sind?«

      Sorsha schüttelte den Kopf. »Unsere Magie gehört dem Ozean. Wir können ihn nur darum bitten, das zurückzubringen, was er sich geholt hat. Diese Kelpies und Meermenschen sind nicht ertrunken. Sie sind Gewalt zum Opfer gefallen – und dagegen haben wir keine Magie.«

      Gemeinsam trugen sie Cattails Leichnam zur Totenhöhle. Als sie wieder herauskamen, erblickte Nixi Jenera und Gryce. Erleichtert schwamm sie auf die beiden zu, hielt dann jedoch inne, als sie sah, wer bei ihnen war: May, die freundliche, füllige Meerfrau, die einmal mit Kapitän Dobber verlobt gewesen war. Eine tiefe, hässliche Wunde zog sich über ihre Wange bis hinab zum Hals und ihr Arm hing in einer Seetangschlinge.

      Mit voller Wucht brachen die Schrecken des Tages über Nixi herein. Wie würde es May ergehen, wenn sie herausfand, dass Kapitän Dobber derjenige war, der das Feuer gelegt hatte? Dass er der Grund dafür war, dass die Insel, auf der Nixi und sie als Menschen gelebt hatten, zerstört war? Nixi spürte ein heißes Kribbeln in ihren Augen. Ihre Gang saß jetzt im Gefängnis!

      »Ich

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