Clans von Cavallon (2). Der Fluch des Ozeans. Kim Forester

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Clans von Cavallon (2). Der Fluch des Ozeans - Kim Forester Clans von Cavallon

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oben gewesen, um zu kämpfen«, beteuerte Granit eilig, als wollte sie nicht, dass Nixi glaubte, sie hätte sich gedrückt, »aber Floss hatte die Idee, Lampen zu holen und zu versuchen, das Monster zu verbrennen.«

      Floss nickte. »Es roch nach Meer. Und da habe ich mich daran erinnert, wie sehr dir das Feuer wehgetan hat, Nixi.«

      Nixi erinnerte sich auch noch lebhaft daran – die Gang hatte sie angegriffen, als sie zum ersten Mal in ihrer neuen Gestalt hier aufgetaucht war. Die Flamme hatte ihre Meermenschenhaut übel verbrannt. Die Wunde hatte richtig gequalmt und ihr höllische Schmerzen bereitet.

      »Ja«, meinte Nixi trocken. »Das hätte garantiert funktioniert.«

      Die anderen traten unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Immerhin hatten sie damals schnell begriffen, dass Nixi kein Monster war – also konnten die restlichen Inselbewohner das hoffentlich auch. »Diese Viecher sind überall auf der Insel! Ihr müsst dafür sorgen, dass die Leute nicht mehr die Kelpies bekämpfen, sondern sich von uns helfen lassen.«

      Die anderen sahen Sylvie an, die in Nixis Abwesenheit zur neuen Anführerin geworden war.

      »Worauf warten wir noch?«, rief Sylvie. »Auf geht’s!«

      Nixi lief voraus. Auf der Hauptstraße war kein Durchkommen mehr, denn das Pflaster war mit umgekippten Ochsenkarren, Feuerholz und Gemüse übersät. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als sich den Docks durch die Seitenstraßen zu nähern. Als sie den Hafen erreichten, begriff Nixi, dass die Karren Teil einer Barrikade waren, die die Inselbewohner aus Kisten, Fässern, Treibholz, Sandsäcken, Holztrommeln und was sie sonst noch hatten finden können, errichtet hatten. Die Menschen kauerten hinter der Barriere und stachen auf die Hufe und Tentakel der Pferdeungeheuer ein, wann immer diese ihnen zu nahe kamen.

      Auf den Docks kämpften die Kelpies und Meermenschen mit unverminderter Härte gegen die Monster an, teils zu zweit, teils alleine. Nixi zuckte zusammen, als eines der Monster einen Fangarm um das Hinterbein eines Kelpies schlang und das Kelpie mit lautem Krachen auf den Rücken warf.

      Inmitten des Getümmels entdeckte Nixi fünf Männer an Deck eines Schiffes. Sie brüllten Befehle – es waren Dobber und die anderen Kapitäne, mit denen er sich vorhin unterhalten hatte. Wenn es hier auf der Insel so etwas wie offizielle Anführer gab, dann waren es die Schiffskapitäne – also musste Nixi bei ihnen anfangen, um die Menschen zu überzeugen, dass die Kelpies und das Meervolk ihre Verbündeten waren. »Kommt mit«, rief Nixi ihrer Gang zu und rannte in Richtung des Schiffes.

      Sylvie blieb kurz davor stehen und ließ ihren Blick abschätzend über die fünf Männer schweifen. »Kapitän Dobber!«, rief sie. Nixi verspürte einen Anflug von Stolz. Sylvie hatte genau wie sie auf den Schiffen all dieser Männer gearbeitet und blitzschnell erkannt, dass sie bei Dobber wohl am ehesten auf offene Ohren stoßen würden. Und es war Nixi, die ihr all das beigebracht hatte.

      Dobber sah auf.

      »Die Kelpies haben uns das Leben gerettet!«, verkündete Sylvie mit fester, klarer Stimme. »Wir alle haben uns in ihnen getäuscht! Sie sind hier, um uns zu helfen!«

      »Und das hier ist wirklich Nixi«, ergänzte Floss und zeigte genau dorthin, wo Nixi stand, obwohl sie die nicht sehen konnte. Wahrscheinlich kann sie mich riechen, dachte Nixi missmutig – sie war sich des fischigen Meermenschenaromas, das sie umgab, nur allzu bewusst. »Lasst die Kelpies und Meermenschen helfen, sonst müssen wir alle sterben!«

      Doch Kapitän Dobber verzog das Gesicht. »Redet keinen Unsinn!«

      »Bitte, Kapitän Dobber.« Sylvie schlug jetzt den vernünftigen Tonfall an, den auch Nixi immer für Verhandlungen nutzte – Sylvie hatte wirklich gut aufgepasst. »Ihr weist ab, was Ihr am dringendsten braucht: Verbündete!«

      Dobber schüttelte den Kopf. »Ihr macht gemeinsame Sache mit dem Feind, ihr kleinen Narren.«

      »Wohl eher Verräter«, grollte Kapitän Beecham mit geballten Fäusten. Die anderen Kapitäne knurrten zustimmend.

      Nixi stieß einen leisen Fluch aus und sah sich nach May, Dobbers einstiger Verlobter, um. Auf sie würde er doch bestimmt hören … Aber sie konnte Mays helles, seegrasartiges Haar in dem Getümmel bei der Barrikade nirgends ausmachen.

      »Diese Rotzlöffel gehören in den Knast!«, befand ein weiterer Kapitän, ein groß gewachsener Mann mit silbergrauem Haar namens Pinter. Die Zustimmung der anderen wurde lauter.

      »Ganz recht!«

      »So bleiben sie uns wenigstens vom Hals.«

      Kapitän Beecham wandte sich zu den Docks um und rief: »Ergreift sie, Leute!«

      Nixi fuhr entsetzt herum, als sich eine Gruppe von Seemännern auf ihre Gang stürzte. Den ersten konnte sie mit ihrem Speer abwehren, doch der nächste wich ihr geschickt aus und schnappte sich Tamin. Karah stieß einen wütenden Schrei aus und trat dem Seemann gegen die Beine. Rye und Dewey schlugen wild um sich, aber die Männer, die sie gepackt hatten, waren doppelt so groß wie sie.

      »Alle zurück!«, brüllte Dobber. Er stieß Nixi beiseite und sprang mit den anderen Kapitänen an Land. »Zeit, die Verteidigungsanlage in Gang zu setzen.«

      »Stopp, ihr Idioten!« Nixi versuchte, die Männer mit erhobenem Speer aufzuhalten, doch Beecham schwang seine Faust und traf sie mit voller Wucht am Kopf. Benommen taumelte Nixi rückwärts und sank auf die Knie. Ihr Speer glitt ihr aus der Hand, rutschte über den Steg und verschwand im Wasser.

      Die Kapitäne eilten davon. Die Seemänner folgten ihnen mit Sylvie und den anderen im Schlepptau, die sich immer noch nach Leibeskräften wehrten. Sie schrien und kreischten, schlugen um sich und versuchten es mit so ziemlich jedem Trick, den Nixi ihnen jemals beigebracht hatte. Sylvie gelang es, sich für einen Moment loszureißen. Bei dem Versuch, sie wieder einzufangen, schubste einer der Seemänner sie zur Seite – und gegen Floss. Mit rudernden Armen versuchte Floss, sich auf dem Steg zu halten, doch vergebens. »Nein!«, schrie Nixi. »Helft ihr!«

      Es war zu spät. Floss stürzte ins Meer. Das Wasser schlug mit einem dumpfen Platschen über ihr zusammen, das wegen des Chaos überall jedoch kaum zu hören war.

      Nixi blieb das Herz stehen.

      Sie war von Beechams Schlag noch immer benommen. Fluchend rutschte sie auf Händen und Knien an den Rand des Stegs. »Floss!«, brüllte sie. »Floss! Halte durch, ich hol dich da raus!«

      Sie blickte hinab. Die Wasseroberfläche war spiegelglatt.

      Sie kann schwimmen, dachte Nixi verzweifelt, während sie versuchte, ihre Panik niederzuringen. Sie schafft das schon.

      Zwei Atemzüge verstrichen. Drei. Von Floss fehlte immer noch jede Spur. Hatte sie sich bei ihrem Sturz den Kopf angeschlagen? Sich im Seegras oder einem Fischernetz verheddert?

      Mühsam rappelte Nixi sich auf, bereit, ihrer Freundin hinterherzutauchen. Dann bemerkte sie etwas – auf den Docks war Stille eingekehrt. Sie sah sich um. Die Monster, Kelpies und das Meervolk kämpften immer noch, aber die Menschen waren verschwunden. Die Verteidigungsanlage, schossen ihr Dobbers Worte durch den Kopf. Was …

      Und dann ging die Welt um sie herum in Flammen auf.

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