Clans von Cavallon (2). Der Fluch des Ozeans. Kim Forester

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Clans von Cavallon (2). Der Fluch des Ozeans - Kim Forester Clans von Cavallon

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zu ihr gewesen – und das, obwohl sie ihn gelegentlich beklaut hatte.

      Die Kreatur schlug Dobbers Haken beiseite und schlang einen ihrer Fangarme um seinen Hals. Der Kapitän sank gegen einen Pfahl und rang verzweifelt nach Luft. Sein Gesicht war bereits knallrot angelaufen. Nixi, Gryce und Jenera hieben auf die Kreatur ein, doch ihre Waffen prallten von deren Schuppen ab, ohne großen Schaden anzurichten. Da entdeckte Nixi eine Schwachstelle: Dort, wo der Fangarm aus dem schuppigen Leib wuchs, war die Haut weich und ungeschützt. Sie stieß ihren Speer hinein. Das Ungeheuer bäumte sich auf und hob sie dabei mit in die Höhe, bis der Speer das Gewicht nicht mehr tragen konnte. Er rutschte aus der Wunde, wobei sie noch weiter aufgerissen wurde, und Nixi krachte mit voller Wucht zurück auf den Steg.

      Das Monster humpelte winselnd davon. Jenera und Gryce stießen ein Triumphgeheul aus und wandten sich der nächsten Kreatur zu, während Nixi sich mühsam aufrappelte. Kapitän Dobber saß keuchend auf dem Boden und rieb sich den Hals.

      Nixi blickte nach unten zum Strand, wo sie May entdeckte, eine ihrer Mitbewohnerinnen aus der Unterwasserhöhle. Vielleicht gab es ja einen Weg, May irgendwie wieder mit Kapitän Dobber zu vereinen, wenn all das vorbei war. Immerhin waren die beiden verlobt gewesen, bis May drei Tage vor ihrer Hochzeit ertrunken war. Und er hatte keine Ahnung, dass sie seitdem aus dem Meer auf ihn achtgab, seine Netze flickte und Fischschwärme in seine Richtung trieb.

      »Ihr müsst hier weg«, drängte Nixi den Kapitän und fasste ihn am Arm. »Seht Ihr diese Meerfrau dort? Sie wird Euch helfen, wenn Ihr …«

      Doch Kapitän Dobber warf bloß einen angewiderten Blick auf die schuppige Hand mit den klauenartigen Nägeln, die seinen Arm festhielt, und knurrte: »Verschwinde, du Missgeburt!«

      Nixi starrte ihn fassungslos an. »Ich habe Euch gerade das Leben gerettet, Schwachkopf! Ich bin Nixi – ich habe früher auf Euren Booten gearbeitet, aber jetzt bin ich ein Meermensch und … das ist eine lange Geschichte. Aber wir versuchen, Euch zu helfen!« Sie deutete auf die Kämpfe, die überall um sie herum auf den Docks tobten, und auf die Kelpies und Meermenschen, die gegen die schauerlichen Kreaturen anstürmten. »Diese Viecher sind Eure Feinde, nicht wir! Das sind die Monster!«

      Doch Kapitän Dobber rückte von ihr weg und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. »Du bist nicht Nixi«, grollte er. »Ihr seid alle Monster!« Er sprang auf und rannte an ihr vorbei zu einer Gruppe Seeleute, die sich an Bord eines Schiffes versammelt hatten und in eindringlichem Tonfall unterhielten.

      »Monster oder nicht«, brummte Nixi, »Ihr werdet uns brauchen, wenn Ihr das Ende dieses Tages erleben wollt.« Hastig sah sie sich nach Jenera und Gryce um, konnte sie im Kampfgetümmel aber nirgends entdecken. Genauso wenig wie Sorsha. Nixi rannte über den Steg und rief jedem Menschen, dem sie begegnete, zu: »Wir sind auf Eurer Seite! Wenn wir zusammenarbeiten, können wir sie besiegen!«

      Ohne Erfolg. Ein großer, kräftiger Seemann, der, wenn sie sich recht erinnerte, Voit hieß, holte aus und schlug nach ihr. Ein Bäckerlehrling versuchte, sie niederzustechen. Und die Besitzerin der Seemannskneipe Zum Krähennest, deren Gesicht sonst immer so viel Wärme und Freundlichkeit ausstrahlte, holte mit ihrer Fackel ebenso heftig aus, um nach Nixi zu schlagen wie nach den beiden Monstern hinter ihr.

      Aber wenigstens eine kleine Gruppe von Inselbewohnern wusste, dass Nixi auf ihrer Seite war – ihre Gang. Sie können den anderen klarmachen, dass wir nur helfen wollen …

      Sie rannte an den Kämpfenden vorbei, weg von den Docks. Ihre schuppigen Füße klatschten auf das Kopfsteinpflaster der Gassen. Sie hatte gehofft, dass sich die Angriffe der Monster auf die Lagerhäuser und Kneipen rund um die Docks beschränkten, doch während sie durch den Ort lief, rutschte sie immer wieder auf Blutflecken aus: den schlammig braunen der Ungeheuer, den hellroten der Menschen und auf silbrig grünen, die von den Kelpies oder Meermenschen stammen mussten … Aus den alten, baufälligen Häusern, an denen sie vorbeikam, drangen schrille Schreie und ohrenbetäubendes Krachen. Nixi begegnete verletzten Menschen, die bei ihrem Anblick entsetzt aufschrien. Andere hatte es offenbar so schwer erwischt, dass sie nicht einmal mehr schreien konnten. Vielleicht waren sie schon tot.

      Ihre Sorge wurde noch größer, als sie sich dem alten Schiffsfriedhof näherte, auf dem ihre Gang zu Hause war. Der verfallene Zaun war niedergetrampelt worden und der Boden mit blutigen Hufspuren übersät. Laute Rufe und Schreie schallten aus dem hinteren Teil des Geländes. Nixi sprang über wild wuchernde Kletterpflanzen, wich den Überresten eines Ruderbootes aus und rannte auf das Schiff mit dem wurmstichigen Rumpf zu, das schief zwischen zwei verrosteten Stützbalken stand. Die Galionsfigur war einmal eine stattliche Frauenskulptur gewesen, doch Wind und Wetter hatten dem Holz im Lauf der Jahre so zugesetzt, dass sie inzwischen genauso grotesk aussah wie die Monster, die gerade die Insel angriffen. Ihre leeren Augenhöhlen, in denen vor langer Zeit funkelnde Juwelen gesteckt hatten, starrten gespenstisch auf Nixi herab.

      »Floss!«, brüllte Nixi. Ihr schlug das Herz bis zum Hals. »Sylvie! Wo seid ihr?«

      Ein hohes, durchdringendes Kreischen kam vom Schiff. Nixi hielt sich die Ohren zu – eines der Monster war an Bord! Sie stürmte los, hangelte sich die Leiter hinauf, so schnell sie konnte, wobei ihre nassen, mit Schwimmhäuten bewachsenen Füße immer wieder auf den kaputten Sprossen ausglitten, und stürzte sich mitten ins Chaos. Ihre Gang kämpfte gegen ein riesiges Ungeheuer, dessen Tentakel sich wie Schlangen wanden. Von seinen Lefzen troff blutiger Geifer. Sylvies schwarze Locken flogen nur so umher, während sie mit bloßen Fäusten auf das Monster einprügelte und ihm die wildesten Beschimpfungen entgegenschrie. Karah hielt eine Bratpfanne in beiden Händen und hieb sie dem Monster auf den Kopf. Dewey und der kleine Tamin versuchten verzweifelt, ihm ein Seil um den Hals zu binden, doch das Monster knurrte und kreischte und schlug immer wieder mit seinen Tentakeln und Hufen nach ihnen. »Weg von ihm!«, brüllte Linus. »Lass ihn los!«

      Nixi gefror das Blut in den Adern. Unter dem Huf der Kreatur lag Rye. Sein sonst so freches Gesicht war schmerzverzerrt und sein sandfarbenes Haar blutverkrustet.

      Nixi sprang mit einem Satz über Tamin hinweg und bohrte ihren Speer in die empfindliche Stelle unter dem Tentakel.

      Das monströse Pferdewesen taumelte zur Seite und stieß ein wuterfülltes Kreischen aus. Nixi hob ihren Speer und zielte auf den anderen Tentakel, aber bevor sie zustechen konnte, sprang die Kreatur von Bord und galoppierte davon, eine Spur aus schlammigem braunem Blut hinter sich herziehend. Seine Hufschläge hallten über den Schiffsfriedhof. Tamin und Dewey halfen Rye auf die Beine, während die anderen Nixi mit offenem Mund anstarrten.

      »Wie ich sehe … hast du die Dinge hier … ganz gut im Griff«, sagte Nixi keuchend zu Sylvie.

      Doch die anderen kauften ihr den sarkastischen Tonfall nicht ab. Sie rannten auf sie zu, umarmten sie alle gleichzeitig und bestürmten sie mit Begrüßungen und Fragen.

      »Nixi! Du bist gekommen, um uns zu helfen!«

      »Wo kam dieses Monster her?«

      »Ich war gerade an Deck, als es sich plötzlich auf mich gestürzt hat«, berichtete Rye. Er hatte eine Platzwunde an der Schläfe und rieb sich die schmerzende Brust, schien aber nicht ernsthaft verletzt zu sein. Die anderen waren mit ein paar Kratzern und blauen Flecken davongekommen, außer Tamin, dem das Biest mit seinem Tentakel eine ziemlich beeindruckende blutige Nase geschlagen hatte.

      Floss und Granit erschienen mit Petroleumlampen in der Hand auf der morschen Treppe, die von der Kombüse nach oben führte.

      »Nixi? Bist du das?«, fragte Floss. So wie sie die brüchigen Stufen hinaufeilte, wäre niemand auf die Idee gekommen, dass sie blind war.

      »Ja,

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