Als Erinnerung noch Realität war. Harry H.Clever
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Eine besondere Herausforderung dabei waren dann die drei sichelförmigen Kuttermesser, mit jedem Messer, besonders den Ladenmessern musste man nach dem schärfen ein lose gehaltenes Blatt Papier glatt zerteilen können.
Der große alte Arbeitstisch mit einer großen Ablage für Töpfe und Schalen darunter stand auf der Stirnseite der Wurstküche neben dem Hofzugang, er war noch komplett aus Holz. Diesen Tisch und die beiden großen Holzbeheizten Kessel gegenüber, diese Kesselkombination war komplett aus Aluminium und zählte aber schon zu den neueren Einrichtungen. Alles peinlich Sauber zuhalten war eben meine dringlichste Aufgabe, es war immer ein mächtiger Arbeitsaufwand alles zufrieden stellend zu reinigen.
Bei dem Reinigen mit viel heißen Wasser und dem daraus resultierenden Dampf habe ich dann einmal so ein Komisches mir unerklärliches Kribbeln verspürt als ich die kräftige eiserne Aufhänge Schiene die quer in dem Raum von Wand zu Wand eingemauert war, berührt hatte. Ich habe dieses natürlich gleich gesagt, aber man hat sich über mich nur lustig gemacht und meiner Aussage überhaupt keinen Wert zugemessen.
Die Richtig und Wichtigkeit meiner Aussage zeigte sich kurz danach als der Meister dann kurz darauf aus dem Laden kommend eiligst einen Rindermarkknochen in Scheiben sägen wollte. In der Werkstatt war ja nach meiner großen Reinigung mit viel heißem Wasser, durch den Dampf eben alles in dem Raum feucht, nass und rutschig. Er kam hastig die Treppe vom Laden herunter und langte sofort neben dem Eingang an den Schalthebel vom Motor der Transmission. Er bekam einen heftigen Stromschlag, ihn hat es quer durch die Wurstküche geschleudert und er fand sich dann zwischen dem Fleischwolf und dem Kutter total benommen wieder.
Der Elektriker der darauf sofort gerufen wurde, bestätigte auch den von mir aufgezeigten Fehler. Beim Reparieren meinte er das hätte auch wesentlich schlimmer ausgehen können, denn auf der Stromleitung für den Motor waren immerhin dreihundertachtzig Volt drauf.
Er meinte dann auch zum Chef, dass es manchmal nicht verkehrt sei, dass man auch mal einem Stift zuhört und glaubt.
Natürlich gehörte das Töten eines Tieres auch zu meiner Ausbildung, meine damals erste Schlachtung überhaupt, die ich alleine durchführen musste, war aber in unserem Hühnerstall. Das Köpfen, schlachten eines Huhnes für eine gute Suppe. Ich hatte null Ahnung was zu tun war, obwohl ich früher als Kind ja schon eine Weile auf einem Bauernhof in Thüringen verbracht hatte. Aber an einer Federvieh Hausschlachtung hatte ich noch nie teilgenommen, ich wollte mich jetzt aber auch nicht blamieren und mir auch nichts nachsagen lassen.
Ich war schon mächtig aufgeregt als ich diesen Auftrag von meiner Chefin bekam, also fragte ich den Meistergesellen der aus dem Fränkischen, aus einem ländlichen Haus und Gebiet kam und mit so etwas naturgemäß auch Erfahrung hatte.
Dieser sagte auf meine Frage auf das Wie, nur lakonisch, nimm ein normales Hackbeil und den Holzhackklotz draußen, tue beides in den Hühnerauslauf. Dann das Tier an den beiden Beinen eng an seinem Körper festhalten und einmal kräftig zuschlagen um den Kopf abzuhacken, das wäre es dann auch schon.
Wie mir in dieser Kurzform gesagt wurde, habe ich mir das auserkorene Huhn geschnappt und nach dieser spärlichen Anweisung gehandelt. Aber, dass man das Tier danach keinesfalls loslassen sollte, davon hatte bisher keiner, bewusst oder auch nicht, etwas gesagt. Das, nach dem Köpfen kräftige Zucken und Flügel schlagen hat mich etwas verwirrt und ich wusste auch nicht so recht ob ich jetzt vielleicht einen Fehler gemacht hatte oder was jetzt noch weiter zu tun war.
Das man vorher auch eine Betäubung mit einem Schlag auf den Kopf machen sollte war auch nicht erwähnt worden, zudem habe ich nach der Enthauptung das immer noch wild zappelnde Tier dann einfach losgelassen. Ich war dann doch enorm überrascht wie dieses kopflose Tier umherflog und alles und jeden mit dem umherspritzenden Blut rot färbte, ich habe dann natürlich entsprechend ausgesehen.
Das schallende Gelächter aller in der Nähe befindlichen Personen, man hatte mich natürlich vom Flachdach herab heimlich beobachtet, klang mir dann noch sehr lange gellend in den Ohren und so manche hämische Bemerkung musste ich auch später noch über mich ergehen lassen.
Ein für mich dann doch ein etwas ekliges Erlebnis, gleich in den ersten Tagen, war an einem Montag nach dem wir, für mich das erste Mal, als wir vom Schlachthof zurückgekommen waren, ein für mich im gesamten gesehen denkwürdiger und doch recht aufregender Tag.
Mein Meister lobte meine tapfere Haltung an diesem ersten Schlachthoftag und reichte mir eine große Tasse mit einem mir nicht bekannten dunklen Inhalt. Er sagte nur wer ein richtiger Metzger werden will muss so eine Tasse auf einmal in einem Zug austrinken, damit hatte er sogleich meinen empfindlichen Nerv getroffen.
Ich wollte ja ein richtiger Metzger werden und in meiner Unwissenheit über irgendwelche unsinnigen Rieten und Gepflogenheiten in den verschiedenen Berufen war es für mich selbst verständlich das ich diese Anordnung nicht hinterfragt habe. So brauchte es auch keiner zweiten Aufforderung und ich habe ohne Zögern und etwaiges Nachfragen die Tasse ausgetrunken. Es schmeckte nach, es ist komisch ich könnte diesen Geschmack auch heute noch nicht richtig beschreiben, in jeden Falle aber irgendwie unangenehm.
Man klopfte mir mit einem breiten Grinsen auf die Schulter und eröffnete mir, dass ich gerade eine Tasse frischen Blutes vom heutigen Schlachten getrunken hatte. Irgendwie war mir danach schlecht, ich habe mich recht kräftig geschüttelt und bin wortlos schnell aus dem Raum gegangen. Auch weil ich mir nicht sicher war, ob das eben getrunkene nicht wieder an die Luft streben würde, die Erwachsenen hatten wohl ihren Spaß dabeigehabt.
Aber ich hatte danach noch lange Zeit ein riesiges Problem, denn bei der wöchentlichen Kochwurst Herstellung, neben der Leberwurst und anderer Wurst eben auch der Blutwurstzubereitung. Ich musste ja stets auch die Wurstgrundmasse von den diversen Produkten die hergestellt wurden abschmecken, um den geforderten Geschmack der Waren kennen zu lernen.
Eine grundsätzliche Unterteilung liegt bei der Wurstherstellung in drei große Begriffe. Die Dauerwurst aus rohem Fleisch, Frischwurst und bei den Brühwürsten ebenso aber mit gekutterter Brät Masse aus dem Rohmaterial. Und eben auch der Kochwurst mit gekochtem Material, somit musste ich auch die Blutwurstmasse probieren, dieses wollte und konnte ich nicht mehr, ich ekelte mich einfach davor.
Ich habe immer getrickst und gemogelt um diesem Moment aus dem Wege zu gehen. Das dieses nicht immer gelang lag ja auf der Hand und so mancher ernsthafter Verweis diesbezüglich habe ich mir dann auch im Laufe der Zeit eingehandelt.
Noch eine Sache wurde mehrmals durch das lächerlich machen mir zu einer unangenehmen Erinnerung an die Schlachttage. Denn ich musste die zu schlachtenden Tiere aus den Aufbewahrungsstall Bereichen, in die die gekauften Tiere nach den Kaufverhandlungen abgestellt worden waren.
Durch die variablen vergitterten Laufgänge musste ich die Tiere in den Vorraum der Schlachthalle bringen und das musste dann schon recht zügig von statten gehen, da ja auch andere Metzger auf einen freien Platz an der eigens begrenzten Schlachtstelle warteten.
Bei den Schweinen und dem Großvieh war das noch ziemlich einfach, aber bei den Kälbern und Lämmern war das schon etwas anderes, denn die Tiere wittern ja das in den Hallen Ihnen Ungemach drohte, so musste man sie schon leicht überlisten oder sogar von einer Halle in die andere tragen.
Ein Kalb ist da noch leicht zu beeinflussen in dem man ihnen einen feuchten Finger vor die Nase hält an dem sie dann nuckelnd einem überall hin nachlaufen. Doch dadurch entsteht ja auch eine emotionale Verbindung zwischen Mensch und Tier und somit war es für mich Anfangs eine ungeheure Gemütsbelastung bei dem Schlachtvorgang eines Kälbchens.
Ich