Liebe und Schicksal im Adelshaus: 6 Romane Sammelband. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Liebe und Schicksal im Adelshaus: 6 Romane Sammelband - Alfred Bekker страница 11
Wilfried druckste etwas herum.
Einige Augenblicke lang blickte er dann nachdenklich in die prasselnde Kaminglut. Noch suchte er nach den richtigen Worten, um dem Fürsten sein Anliegen vorzutragen.
"Du hast recht", gestand er schließlich ein. "Es gibt da etwas, worüber ich unbedingt mit dir sprechen muss..."
"Nur zu", ermunterte Fürst Friedrich seinen Sohn. Dabei legte er das Buch nun endgültig zur Seite.
Wilfried atmete tief durch, nahm den gusseisernen Schürhaken und stocherte etwas in der Glut herum.
Dann drehte er sich herum und sagte: "Es geht um Komtesse Christiane... So geht es einfach nicht weiter, Vater. Sie streut haltlose Verdächtigungen und macht meiner zukünftigen Verlobten das Leben hier zur Hölle..."
Fürst Friedrich hob die buschigen Augenbrauen.
"Übertreibst du nicht vielleicht ein wenig?", meinte er.
"Ich war immer sehr duldsam ihr gegenüber. Schließlich weiß ich nur zu gut, was für ein schweres Schicksal Christiane hinter sich hat. Ganz gewiss kann man es ihr nicht anlasten, dass sie seelisch krank geworden ist... Aber nun hat sie den Bogen entschieden überspannt!"
"Wilfried..."
Die Stimme Fürst Friedrichs klang ruhig und besonnen.
"Vater, es ist wie damals... bei Lisa!" Wilfried setzte sich in einen der großen Sessel und beugte sich etwas vor.
"Was meinst du damit?"
"Christiane versucht systematisch, mein Glück zu zerstören. Aber ich bin nicht gewillt, das hinzunehmen..."
Der Fürst machte ein nachdenkliches Gesicht. "Und was sollte deiner Meinung nach getan werden? Du weißt, dass deine Mutter es nicht zulassen würde, Christiane in einem Sanatorium unterbringen zu lassen..."
"Und wenn man ihr dort besser helfen könnte, als dies auf Schloss Eichenbach möglich ist?"
"Niemand kann ihr im Moment helfen, Wilfried. Das ist leider die traurige Wahrheit. Wenn es eine Heilung für sie gibt, dann dauert sie sehr lange. Du weißt doch, was die Ärzte darüber gesagt haben..."
"Aber es geht nicht an, dass diese Person versucht, mein Leben zu zerstören. Sei sie nun krank oder nicht!"
"Deine Mutter kann ja noch einmal mit ihr reden. Auf sie hört sie noch ehesten..."
Wilfried seufzte. "Gut", sagte er schließlich. "Man kann es ja wenigstens versuchen..." Die Schatten des lodernden Feuers tanzten auf dem Gesicht des Fürstensohnes. Er wirkte nachdenklich und in sich gekehrt. Sein Vater bemerkte die düstere Stimmung seines Sohnes sehr wohl. Er beugte sich etwas vor.
"Worüber denkst du nach, Wilfried?", fragte er schließlich vorsichtig.
Wilfried fuhr sich mit einer fahrigen Geste durch das Haar.
Sein Gesicht bekam einen beinahe verzweifelten Ausdruck.
"Christianes Verhalten geht mir ziemlich an die Nieren", erklärte er dann. "Einerseits natürlich, weil es um das Wohlbefinden meiner zukünftigen Frau geht. Und das ist mir sehr wichtig. Aber andererseits..."
Er stockte und sprach nicht weiter.
"Was?", hakte Fürst Friedrich nach.
Er musterte seinen Sohn sehr aufmerksam.
"Jedesmal wenn Christiane ihre absurden Anschuldigungen ausstößt, dann reißt das alte Wunden wieder auf. Wunden, die ich längst vernarbt glaubte..."
"Ich verstehe dich gut, mein Sohn. Und ich kann auch nachvollziehen, dass du dir eher heute als morgen wünschen würdest, dass Christiane Schloss Eichenbach verlässt...."
"So habe ich das nie gesagt!", unterbrach Wilfried sogleich seinen Vater.
Dieser hob beschwichtigend die Hand. "Ja, gewiss. Aber ich bin sicher, dass du es gedacht hast. Dafür brauchst du dich nicht zu schämen, das ist nur natürlich. Aber du solltest auch bedenken, dass wir eine Verantwortung gegenüber Christiane haben. So schwierig sie manchmal sein mag - sie gehört zur Familie." Fürst Friedrich atmete tief durch und fügte dann nach kurzer Pause hinzu: "Aber natürlich hat alles seine Grenzen..."
12
Wirre Träume plagten Susanne in der folgenden Nacht. Sie konnte einfach keine Ruhe finden und wand sich immer wieder in den Kissen. Am Morgen fühlte sie sich wie gerädert.
Eigentlich war für den Vormittag ein Ausritt geplant, aber Susanne war nicht sicher, ob sie das nicht lieber absagen sollte. Die junge Baroness machte sich frisch und zog zunächst ein schlichtes blaues Sommerkleid an. Vielleicht weckt das Frühstück ja deine Lebensgeister wieder, dann kannst du dich ja hinterher noch passend zum reiten umziehen, dachte Susanne.
Das Frühstück sollte an diesem Morgen im Salon serviert werden.
Auf dem Weg dorthin hörte Susanne zufällig Bruchstücke eines Gesprächs mit an, als sie die Treppe zur Eingangshalle erreichte. Ein Mann und eine Frau unterhielten sich. Der Mann war Johann, der Kammerdiener der Eichenbachs.
Bei der Frau handelte es sich um eines der Zimmermädchen, die jeden Vormittag die Räume des Schlosses in Ordnung brachten.
"Ich kann Wilfried von Eichenbach verstehen, wenn er Komtesse Christiane so schnell wie möglich loswerden will", tuschelte das Zimmermädchen. "Er wäre dann doch auch endlich diese Anschuldigungen los, mit denen die Komtesse ihn immer wieder behelligt..."
"Nadine, woher wissen Sie denn, dass Wilfried solche Pläne hegt?", fragte Johann mit empörtem Unterton.
"Ich sage nur, was ich so gehört habe... und die Gerüchte des Personals sind doch oft verlässlichere Informationsquellen als die offiziellen Verlautbarungen eines Fürstenhauses!"
Susanne hielt an und wartete. Die beiden konnten sie noch nicht sehen. Eigentlich war es nicht ihre Art, andere bei privaten Gesprächen zu belauschen. Aber in diesem Fall konnte sie einfach nicht widerstehen. Sie hatte das Gefühl, einem düsteren Geheimnis, ganz nah auf der Spur zu sein.
Einem Geheimnis, das vielleicht besser nicht aufgedeckt wurde...
Susanne hielt den Atem an.
"Etwas eigenartig sind die Umstände ja schon, unter denen die erste Verlobte des jungen Fürsten verschwand. Wie hieß sie doch noch gleich? Lisa Reindorf oder so ähnlich..."
"Nun Tatsache ist, dass nie wieder jemand etwas von ihr hörte..."
"Sie waren doch damals schon hier, auf Schloss Eichenbach..."
"Ja, das ist richtig..."
"Ein Wagen soll Lisa Reindorf abgeholt haben..."
"Ich war in jener Nacht sehr lange auf, weil ich wegen des Vollmondes nicht einschlafen konnte. Aber von einem Wagen habe