Liebe und Schicksal im Adelshaus: 6 Romane Sammelband. Alfred Bekker

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Liebe und Schicksal im Adelshaus: 6 Romane Sammelband - Alfred Bekker страница 15

Liebe und Schicksal im Adelshaus: 6 Romane Sammelband - Alfred Bekker

Скачать книгу

sah Susanne fragend an. "Was ist?"

      Die Baroness wusste nicht so recht, wie sie das Gespräch beginnen sollte. Sie wollte auf das hinaus, was Nadine mit dem Kammerdiener Johann besprochen hatte. Aber das ging nur, indem sie zugab, das Gespräch belauscht zu haben.

      Um überhaupt einen Anfang zu haben, stellte Susanne ihrem Gegenüber eine unverfängliche Frage.

      "Sie wohnen hier auf Schloss Eichenbach, Nadine?"

      "Ja."

      "Seit wann?"

      "Seit anderthalb Jahren."

      "Und Sie sind zufrieden mit Ihrer Stellung hier?"

      Nadine nickte und schien nicht so recht zu wissen, wohin das Ganze führen sollte. "Gewiss", sagte sie. "Ich bin mit allem sehr zufrieden..."

      "Sie haben Wilfried von Eichenbachs erste Verlobte niemals kennengelernt, nehme ich an - wenn sie erst seit anderthalb Jahren hier auf dem Schloss sind."

      "Das ist richtig, aber..."

      Nadine brach plötzlich ab. Sie stockte, sprach nicht weiter.

      "Aber was?", hakte Susanne nach.

      Nadine presste die Lippen zusammen. Ihr Gesicht verlor etwas an Farbe. Sie schüttelte energisch den Kopf. "Nichts", behauptete sie.

      Susanne blickte ihr Gegenüber einen Moment lang nachdenklich an, legte erst die Reitgerte zur Seite und fragte dann: "Verzeihen Sie mir bitte, Nadine, aber ich wurde heute Morgen zufällig Zeuge eines Gespräches zwischen Ihnen und dem Kammerdiener Johann."

      Eine leichte Röte überzog das Gesicht des Zimmermädchens.

      Sie wurde sichtlich nervös. Es schien ihr unangenehm zu sein, dass Susanne die Dinge mitangehört hatte, die eigentlich nur für Johanns Ohren bestimmt gewesen waren.

      "Seien Sie versichert, dass ich nicht mit Absicht gelauscht habe. Aber es war einfach unvermeidlich, dass ich einen Teil des Gesprächs mitanhörte..."

      Nadine drehte nervös an einer verirrten Haarlocke herum, die sich aus ihrem Zopf herausgestohlen hatte.

      "Ich weiß nicht genau, worauf Sie hinauswollen, Baroness, aber..."

      "Es ging um das Schicksal von Wilfrieds erster Verlobten!", stellte Susanne fest. "Sie äußerten, dass niemand außer der Fürstin selbst in der entscheidenden Nacht den Wagen gehört hat, der Lisa Reindorf angeblich abgeholt hat..."

      "Nun, ich..." Nadine schluckte."Ich habe nur ein paar Vermutungen geäußert... Sie sollten das, was ich gesagt habe, nicht so ernst nehmen..."

      "Ach, nein?", versetzte Susanne. "Das klang heute Morgen aber ganz anders..."

      "Es tut mit leid, aber ich kann nicht weiter darüber reden. Wenn Sie ansonsten keinen Wunsch mehr haben, möchte ich Sie bitten, mich gehen zu lassen."

      "Was Sie wissen, ist vielleicht sehr wichtig für mich, Nadine..."

      "Es tut mir leid", sagte Nadine eilig und verließ mit schnellen Schritten die Suite.

      Susanne atmete tief durch.

      Ihr Blick fiel auf den Ring an ihrem Finger. Mit den Fingern der rechten Hand berührte sie ihn leicht. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Was soll ich von all dem halten?, dachte sie. Mache ich mich am Ende selbst zur Närrin?

      Sie ging in das zur Suite gehörende Schlafzimmer und trat vor die große Spiegelwand, hinter der eine der zahlreichen Geheimtüren dieses Schlosses lag.

      Vielleicht hat Wilfried recht, dachte sie in diesem Moment.

      Möglicherweise war es wirklich das Beste, wenn sie ihre Angst überwand und noch einmal dort hinunter ging, in die düsteren, kalten Gänge unter dem Schloss.

      Aber sie scheuchte diesen Gedanken sogleich wieder fort.

      Zu lebendig war noch die Erinnerung an ihr erstes Erlebnis dort unten, in der Tiefe.

      Susanne zog ihre Reitsachen aus und entschied sich für ein graues Kleid aus einem leichten Wollstoff. Es war elegant, aber nicht überzogen, und es war etwas wärmer als die anderen Kleider, die sie dabei hatte. Und das war auch gut so, denn mittlerweile war ein kühler Wind aufgekommen.

      Schon auf dem Heimweg zum Schloss hatte sie ihn bemerkt.

      Jetzt war er noch etwas heftiger geworden. Bei einem Blick durch eines der hohen Fenster stellte Susanne fest, wie Sträucher und Bäume der Parkanlagen geschüttelt wurden.

      Dunkle Wolken waren am Horizont aufgezogen.

      Ein Wetterwechsel schien unmittelbar bevorzustehen.

      Susanne legte noch eine Kette an, die sehr gut mit dem Ring harmonierte, den Wilfried ihr am Teich geschenkt hatte.

      Einige Augenblicke lang hing sie noch der Erinnerung an diesen romantischen Augenblick nach.

      Kann es sein, dass ein Mensch zwei Gesichter hat?, ging es ihr durch den Kopf. War es möglich, dass jemand, der so liebevoll sein konnte, zu einem Mord fähig war?

      Deine Gedanken sind töricht!, schalt sie sich selbst. Und sie führen zu nichts...

      Wie sehr sie die Zweifel auch verwünschte, die die junge Baroness innerlich schier zerrissen, so konnte sie doch nichts dagegen tun, dass sie immer wieder an ihr nagten.

      Beim Essen wurden letzte Details der bevorstehenden Verlobung besprochen, die in wenigen Tagen stattfinden sollte. Fürstin Margarethe hatte bereits einen Vorschlag für die Sitzordnung ausgearbeitet und eine Gruppe von Musikern engagiert, die dem Fest einen stilvollen Rahmen geben sollten.

      Christiane erschien nicht zum Essen.

      Johann meldete, die Komtesse habe angegeben, dass sie sich nicht wohl fühle und keinen Appetit habe.

      Niemand am Tisch nahm diese Erklärung mit besonderem Bedauern zur Kenntnis. Es schien eher so, als wären alle Anwesenden im Grunde froh darüber, dass Komtesse Christiane nicht am Tisch saß und mit ihrer säuerlichen Art die Stimmung verdarb.

      "Der Tag eurer Verlobung soll für euch unvergesslich sein", sagte die Fürstin. Und dabei legte sie ihre Hand auf die des Fürsten und setzte hinzu: "So, wie es bei uns auch der Fall gewesen ist, nicht wahr?"

      Fürst Friedrich nickte leicht.

      "Ja, du hast recht, Margarethe... Ich erinnere mich immer wieder gerne daran zurück. Du hattest ein entzückendes Kleid an... Aber ich muss sagen, dass du seitdem nur noch schöner geworden bist!"

      "Du bist ein Schmeichler", erwiderte die Fürstin. Dann wandte sie sich an Susanne und fuhr fort: "Ich hoffe nicht, dass unser Sohn diese Eigenschaft geerbt hat!"

      "Oh, wäre das wirklich das schlimmste Erbe?", entgegnete Susanne.

      Fürstin Margarete hob die Augenbrauen.

      "Nun,

Скачать книгу