Liebe und Schicksal im Adelshaus: 6 Romane Sammelband. Alfred Bekker

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Liebe und Schicksal im Adelshaus: 6 Romane Sammelband - Alfred Bekker

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zu", erwiderte dieser.

      "Hast du diese Lisa Reindorf sehr geliebt?"

      "Ich wollte, dass sie meine Frau wird", erklärte er. Ihre Blicke trafen sich. Dann ging ein Lächeln über sein Gesicht.

      "Ich bin deiner Frage ausgewichen", gab er dann zu.

      "Aber das war nicht richtig. Nach allem, was geschehen ist, hast du das Recht auf eine ehrliche, vorbehaltlose Antwort. Auch, wenn es mir nach wie vor schwerfällt, darüber zu reden." Ein Schatten fiel über Wilfrieds Gesicht. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: "Ich habe Lisa geliebt. Und lange Zeit konnte ich es kaum verwinden, sie verloren zu haben... Sie wurde einfach aus meinem Leben gerissen. Jedenfalls habe ich das so empfunden. Oft habe ich mich gefragt, wo sie wohl sein mag. Was wohl aus ihr geworden ist... Besonders belastete mich die Tatsache, dass wir einen ziemlich heftigen Streit hatten, als wir uns zum letzten Mal sahen..."

      "Und du hast wirklich keine Ahnung, wo sie geblieben ist?"

      "Ich erhielt nie wieder eine Nachricht von ihr. Es scheint, als habe sie damals alle Verbindungen zu ihrem früheren Leben abgebrochen."

      "Wollte sie nicht zu einer Freundin in Köln?"

      "Möglich, aber dort ist sie nie aufgetaucht. Jedenfalls nicht meines Wissens..." Er sah sie an. seine Augenbrauen zogen sich etwas zusammen. Dann seufzte er. "Wie kann ich dich nur überzeugen, Susanne..."

      "Aber..."

      "Nein, widersprich mir nicht", unterbrach er sie, noch ehe sie ihren Satz auch nur halbwegs hatte beginnen können.

      "Christianes Gift hat seine Wirkung gründlich getan. Du denkst noch immer darüber nach, ob ich nicht doch etwas mit Lisas Verschwinden zu tun haben könnte. Vielleicht willst du dir diese Zweifel nicht einmal selbst eingestehen. Aber sie sind da. Ich sehe sie in deinen Augen, ich höre sie in deinen Fragen mitschwingen... Du kannst es nicht leugnen. Nicht, wenn du so ehrlich zu dir selbst bist, wie ich es zu dir bin..."

      "Wilfried..."

      Susanne fühlte sich unbehaglich. Ihr Hals war wie zugeschnürt. Sie atmete schwer. Was sollte sie ihm sagen? Hatte er nicht recht? Hatte er nicht mit großer Klarsicht genau das in Worte gefasst, was in ihrem Inneren vorging?

      "Ich habe Lisa Reindorf nicht umgebracht", erklärte Wilfried unterdessen. "Und damit du siehst, das an Christianes Behauptungen nichts - aber auch wirklich gar nichts! - dran ist, möchte ich, das du mit mir in die unterirdischen Verliese von Schloss Eichenbach steigst. Damit du siehst, dass es dort unten keinerlei Beweise für Christianes Verdächtigungen gibt..."

      Susanne schüttelte den Kopf.

      "Nein", sagte sie sehr schnell und sehr entschieden. "Ich möchte auf keinen Fall noch einmal dort hinabsteigen... Mein letzter Aufenthalt dort unten verfolgt mich jetzt noch hin und wieder bis in meine Träume..."

      "War es so schlimm?"

      "Ja."

      "Aber ich wäre bei dir... sieh dir an, was dort unten ist. Ich glaube, dass dir das helfen wird..."

      "Nein!", erwiderte Susanne etwas heftiger, als sie es eigentlich geplant hatte. Dann schränkte sie ein: "Vielleicht später..."

      "Du solltest noch einmal darüber nachdenken, Susanne..."

      "Vielleicht... Aber fürs erste werden mich keine zehn Pferde dazu bekommen, noch einmal diese finsteren Gänge zu betreten..."

      15

      Sie ritten zurück zum Schloss.

      Nachdem der Stallbursche ihnen die Pferde abgenommen hatte, standen sie sich gegenüber und ihre Blicke verschmolzen für einige Momente miteinander.

      Wilfried lächelte.

      "Du bist eine viel bessere Reiterin, als du mich hast glauben machen wollen..."

      "Und du weißt genau, wann eine Frau ein Kompliment hören möchte!"

      Wilfried nahm ihre Hand.

      "Ich habe diesen Ausritt sehr genossen."

      "Das habe ich auch", erwiderte Susanne. "Auch wenn ich morgen wahrscheinlich schrecklichen Muskelkater in den Oberschenkeln haben werde..."

      Wilfried nahm jetzt auch ihre andere Hand. Sein Blick wurde etwas ernster. "Ich bin in meinem Leben noch nie so glücklich gewesen, wie seit dem Tag, als du auf Schloss Eichenbach eintrafst. Um ehrlich zu sein, ich könnte mir ein Leben ohne dich kaum noch vorstellen, Susanne... Und ich werde dich nicht wieder gehen lassen!"

      Susanne zuckte bei dieser letzten Bemerkung förmlich zusammen. Die Gedanken rasten nur so durch ihren Kopf. Es ist nur ein freundliches Kompliment, sagte die eine Stimme in ihr. Ein Kompliment, das nicht mehr und nicht weniger besagen soll, als dass du die Frau seines Lebens bist.

      Aber konnte man das nicht auch anders verstehen?

      Schwang da nicht etwas mit, vor dem man sich vielleicht sogar fürchten musste?

      Vielleicht hat er das einst auch zu Lisa Reindorf gesagt, ging es Susanne durch den Kopf. Und dann war der Tag gekommen, an dem sie Schloss Eichenbach hatte verlassen wollen...

      Und ich werde dich nie wieder gehen lassen!, echoten Wilfrieds Worte in Susannes Innerem wider. Bekam dieser Satz in diesem Zusammenhang nicht eine ganz andere, unheilvolle Bedeutung?

      "Lass uns reingehen", sagte Susanne. "Ich möchte mich vor dem Essen noch frischmachen."

      "Natürlich."

      Und während sie auf das Portal zustrebten, blickte Susanne zufällig zu den Zinnen des hohen Turms auf der Westseite des Schlosses. Christiane stand dort und blickte auf sie herab.

      Sie hat uns die ganze Zeit beobachtet, ging es Susanne durch den Kopf. Die ganze Zeit, da wir auf dem Heimritt waren...

      16

      Susanne zog sich zunächst in ihre Suite zurück, um sich für das Essen umzuziehen. Schließlich wollte sie nicht in verschwitzten Reitsachen an der Tafel sitzen. Als sie die Tür zu ihrer Suite öffnete, stellte sie fest, dass bereits jemand dort war.

      Es handelte sich um das Zimmermädchen Nadine, die gerade damit beschäftigt war, die Suite in Ordnung zu bringen.

      Nadine zuckte etwas zusammen, als sie Susanne sah.

      "Entschuldigen Sie, ich hatte angenommen, dass Ihr Ausritt etwas länger dauert und..."

      "Es ist schon gut", erwiderte Susanne. Nadine war in etwa im selben Alter wie sie und hatte dichtes, dunkles Haar, das zu einem Zopf zusammengefasst war.

      "Sie wollen sich jetzt sicherlich umziehen, Baroness. Ich werde dann nachher weitermachen..."

      Sie war bereits im Begriff zu gehen.

      Aber Susanne hielt sie zurück.

      "Bleiben

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