Baskische Tragödie. Alexander Oetker
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Читать онлайн книгу Baskische Tragödie - Alexander Oetker страница 7
»Sie haben noch etwas von einer Entführung gesagt …«
»Genau. Und deshalb werde ich Sie nun in erster Linie befragen, denn ich möchte, dass Sie mir sagen, wo die Frau ist, die Sie entführt haben.«
»Ich habe niemanden entführt …«
Schneiders Ausdruck hatte sich verändert, er beugte sich vor, als wollte er seinem Verdächtigen auf den Leib rücken, er schien auf der Hut zu sein, Luc verstand nicht, warum.
»Wo ist Cecilia Brückner?«
»Ich verstehe nicht …«
»Herrgott, Monsieur Verlain, nun hören Sie doch auf. Seit vorgestern ist die junge Frau aus Bordeaux verschwunden, Ihre alte Flamme. Die Mitbewohnerin in der WG hat die Polizei alarmiert – und die Kollegen von der Police municipale haben uns informiert, weil das Dossier gegen Sie hier im Baskenland läuft. Cecilia, die Surflehrerin aus Carcans. Die Frau, mit der Sie etwas hatten, während Sie schon mit Anouk Filipetti zusammen waren. War Sie Ihnen gefährlich geworden? Hat sie gedroht, die Affäre auffliegen zu lassen? Sie auffliegen zu lassen? Wo ist Mademoiselle Brückner?«
»Ja, hören Sie mal, ich entführe doch nicht eine junge Frau, nur weil wir mal etwas hatten. Das ist doch wohl ein Witz? Ich habe keine Ahnung, wo Cecilia ist. Gibt es denn gar keine Spur?«
»Es gibt einen Verdächtigen, Verlain, und der sitzt mir gegenüber. Sagen Sie mir, wo sie ist – wir haben keine Spur von ihr, und das beunruhigt uns sehr. Wir wollen nicht …«
»Was?«
Schneider lehnte sich wieder im Stuhl zurück, er schien sich zur Ruhe zu zwingen. Es war ein Nervenkrieg zwischen den beiden, der gerade erst begonnen hatte.
»Sie kooperieren überhaupt nicht, richtig?«
Eine kurze Pause, Schneider atmete tief durch.
»Wissen Sie, Commissaire, ich habe im Verlauf meiner Karriere, die ein wenig kürzer ist als Ihre, aber nicht minder kometenhaft, wenn ich das sagen darf, jedenfalls habe ich schon mehrfach Kollegen gegenübergesessen, die vom rechten Weg abgekommen waren. Drüben in Besançon saß ich zweien gegenüber – und auch, bevor ich den Posten hier angenommen habe, das war ein Kollege, den Sie sogar kennen. Immer ist bei den Männern eines gleich, egal, ob sie korrupt sind und es nur wegen des Geldes tun oder ob da noch viel mehr schiefgegangen ist, wie das in Ihrem Fall zu sein scheint, wenn noch Rachsucht dazukommt. Immer glauben Typen wie Sie, dass sie auf der richtigen Seite stehen, auch wenn sie nur noch eines sind: kriminelle Polizisten.«
»Sie …«
Luc sprang wieder auf, diesmal hob er den Tisch an und warf ihn zur Seite, er war leicht, als wäre er aus Pappe, und er landete mit einem verheerenden Knall auf der Platte, die vier Füße in die Luft gestreckt. Luc stürzte sich auf Commissaire Schneider, der sich nicht wehrte. Er konnte ihn einfach packen, seine Lederjacke greifen, und ihn mit dem ganzen Gewicht seines Körpers an die Wand drücken. Ihre Gesichter waren ganz nah.
»Sagen Sie das noch einmal, los …«
»Du weißt, dass das jetzt keine gute Idee war, Verlain …«, antwortete der Commissaire ohne einen Ausdruck von Angst.
Augenblicklich ging die Tür auf, und die beiden Polizisten in Uniform traten ein, einer von ihnen hatte wieder die Waffe gezogen.
»Zurück, kommen Sie weg von dem Commissaire, Monsieur!«, rief der Breitschultrige und zielte.
»Danke für die schöne Vorstellung«, flüsterte Schneider leise.
Luc sah ihn an, dann ließ er Schneider los, nicht ohne ihm noch mal einen Schubs gegen die Wand zu geben. Nun war es wirklich ein süffisantes Lächeln, das dessen Züge umspielte, ein erschrockenes zwar, aber ein Lächeln.
»Schon gut«, sagte Luc.
»Hinsetzen«, sagte der Polizist mit der Glatze. Luc setzte sich.
»Handschellen?«, fragte der andere Uniformierte und blickte seinen Chef an.
»Ich denke, es wird besser sein«, antwortete Schneider.
Luc hob die Hände, es klickte, und er legte seine gefesselten Hände auf den Tisch.
»Danke, Männer«, sagte Schneider, und die beiden Polizisten verschwanden.
»Gut, weiter im Text.«
»Was spielen Sie hier, Commissaire? Was ist das für eine Verschwörung?«
»Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen.«
»Sie wissen doch, dass ich niemanden umgebracht habe. Sie wissen es.«
»Wo waren Sie denn in der Nacht vom 6. auf den 7. Mai?«
»Das ist doch über drei Wochen her. Warum sollte ich das noch wissen?«
»Überlegen Sie.«
»Ist am 6. Mai jemand ermordet worden?«
»Durch Ihre Hand, wie es scheint.«
»Das ist doch …«
»Genauer gesagt ist er am 6. Mai schwer verletzt und dann verschleppt worden. Gestorben ist er einige Tage später. Und dann hat man ihn noch zwei Wochen liegen lassen, irgendwo versteckt, bis er dort abgelegt wurde, wo wir seine Leiche gefunden haben.«
»Wo?«
»Das wissen Sie, Monsieur Verlain. Es ist Ihre Tat. Ihr Wahnsinn – ein Racheakt, der aus dem Ruder gelaufen ist.« Schneiders Stimme war laut und schneidend.
»Ich habe absolut nichts damit zu tun, das wissen Sie doch, Commissaire, ich stehe auf der richtigen Seite …«
Schneider hob abwehrend die Hände.
»Ich habe darüber nicht zu befinden. Das tut der Richter. Ich suche nur das Motiv. Das habe ich ja schon gefunden. Rachsucht. Sagte ich eben schon. Und das mit den Beweisen, nun, Sie kennen ja das Zauberwort: DNS.«
»Was meinen Sie damit?«
Schneider sah sich um, als befürchtete er, es wäre noch jemand im Raum, dessen Ohren das Folgende nichts anging.
»Ich darf es ja eigentlich nicht sagen – ermittlungstaktische Gründe, Sie verstehen –, aber ich will mal nicht so sein: Wir haben Ihre DNS am Tatort gefunden und am Körper von Karim Abdoulahi. In einer Hochhaussiedlung von Nanterre. Dass die DNS eindeutig und zweifelsfrei von Ihnen stammt, muss ich ja nicht erklären, oder? Wir haben in der Datenbank nach einer DNS gesucht und waren reichlich überrascht, als wir nicht in der Verbrecherdatei fündig wurden, sondern in der Datei, in der alle Polizisten des Landes gespeichert sind.«
Auf einmal wurde Luc ganz ruhig, als hätte sich in seinem Kopf ein Schalter umgelegt. Er konnte kein Wort von dem glauben, was Commissaire Schneider sagte, und doch begann etwas in ihm zu arbeiten, es war, als erklänge eine leise Hintergrundmusik.
»Wollen Sie etwas zu diesem Sachverhalt sagen, Monsieur Verlain? Sie wissen doch, ein Geständnis erleichtert den Täter immer. Und