Deutschland 1936 - Ein Jahr im braunen Dunst. Adolf, Dr. Küster

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Deutschland 1936 - Ein Jahr im braunen Dunst - Adolf, Dr. Küster

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sehen sie, steht doch 0/4 drauf, da.”

      Der Packer kneift die Augen zusammen, der Ärmste braucht eine Lesebrille.

      „Hier, das Zimmer 4, im Parterre“.

      Was für ein mächtiger ‛Rumms’ beim Absetzen des Kartons. Der ist aber auch schwer, voll von Büchern!

      Andreas hat Pech, seine 12 B schreibt heute eine wichtige Mathearbeit. Mir hat die Ziegler’sche großzügig freigegeben. Das macht sie auch bei unseren Auswärtigen, wenn deren Familien schlachten. Schlachtfest nennen sie das.

      Ach hier, das interessiert, unser Ernteeinsatz im Vorjahr. Diese 3 Bilder besitze ich auch. Die Frau auf diesem Bild, die Karin von Heckroth, die hab ich auf dem Strich. Mensch, die war hinter Andi her. Dieses Foto, toll wie der Andi das hingekriegt hat.

      Karin mit dem Bauch auf der Wiese und gleich daneben der Kopf ihres geliebten Hektors.

      Andi hat das geschickt fotografiert. Hektor grast! Nur so hat er Hektors Kopf an die Erde gekriegt, neben den von Karin. Die Karin, eine Zicke, wie sie im Buche steht. Was muss die für eine Wut im Bauch gehabt haben, als ich sie mit Andi überrascht habe, mittendrin.

      Ich konnte mich später ausschütten vor Lachen. Diese Karin war eindeutig die treibende Kraft, bei dem ganzen Liebesgetue.

      Der Andi erschien mir zuletzt schlapp, wie ein nasser Sack. Diese schwere Erntearbeit hatte dem Unterprimaner ganz schön zugesetzt.

      Nun weiß ich wenigstens, wo morgen die Fahrt hingeht. Andi, du altes Schlitzohr. Mir wollte er es nicht verraten. Er ahnt, dass ich ihm nicht nach Absleben gefolgt wäre. Aber er will mich auf jeden Fall dabeihaben.

      Immerhin, Absleben, 150 km sind es bestimmt. Hoffentlich hält seine alte NSU durch. Ich sitze nicht gern auf so einer alten Mühle. Ich komme mir immer vor wie ein Klammeraffe.

      Meine erste ‛Klammeraffenfahrt“ machte ich, da war ich erst 15. Sie wurde mir zum Verhängnis. Ein paar Nachmittage hatte mir der Peter beim Latein unter die Arme gegriffen. Wir waren uns in der NS-Kreisleitung begegnet, wo er einen Vortrag über den Roman „Volk ohne Raum“ von Jakob Grimm hielt.

      Der männlich aussehende Peter gehörte zur Weiß-Dynastie, der Fabrikanten Familie, die jedermann in Rottlingen kennt. Halb Rottlingen arbeitet ja in deren Fabriken.

      Peter war wohlhabend. Referendar im Höheren Lehramt. Aber er scheute sich noch eine Lehrerstelle anzunehmen. „Tretmühle, Tretmühle,“ lautete stets sein Argument, es zu lassen.

      Mir bei meinen selbstverschuldeten Latein Schwierigkeiten unter die Arme zu greifen, machte ihm offensichtlich viel Spaß. Mir übrigens auch.

      Eines schönen nachmittags, bei großer Hitze im August, fand ich mich dann plötzlich auf dem Rücksitz seines nagelneuen amerikanischen Motorrades wieder, ohne genau sagen zu können, wie ich auf das stählerne Ross gekommen war. Er hatte mich regelrecht überrumpelt. Es ging alles so schnell.

      Dann startete er so rasant, ich musste Halt an seinem Körper suchen, um nicht nach hinten geschleudert zu werden. Keine 5 Sekunden dauerte es, und wir fuhren bereits 100 Stundenkilometer.

      Auf der Bundesstraße 3 donnerten wir mit Spitzengeschwindigkeiten von 180 km gen Süden. Es dauerte nicht sehr lange und auch ich fand Gefallen an solch maßloser Raserei, bei 30 Grad Hitze.

      Als meine Angst wich, erfühlte ich, das Klammeräffchen, erstmalig ganz bewusst, den strammen Leib meines jugendlichen Vordermannes.

      Diese angespannte Bauchmuskulatur im auf und ab, wie eine Welle, den erregenden Duft seines verschwitzten Körpers, gemischt mit Natur- und Motorengerüchen. Eine seltsame, benebelnde Mischung.

      Nach mehr als einer Stunde Raserei fand ich mich auf einer flauschigen Perlgrasmatte oberhalb von Neuhaus im Solling wieder. Neben mir lag Peter und schaute gelassen in den blauen Himmel. Weshalb nur war ich in diesem Moment total Luft für ihn?

      Mich, die werdende Frau, die durchaus schon viel zu bieten hatte, vollständig zu ignorieren, so was ertrug ich nicht.

      Zigmal hatte ich mir vorgestellt, wie es wäre, wenn mich, die taufrische Jungfrau, ein unbekannter Mann, ohne großes Federlesen einfach nähme.

      So ein Gefühlserlebnis erregte mich jedes Mal aufs Höchste.

      Wenn ich doch nur wüsste, was meinem ‛Beilieger’ jetzt durch den Kopf geht. Ich besitze nicht den Mut, ihn direkt anzuschauen, geschweige denn zu fragen.

      Mein Herz hämmert wie ein Motor. Ich fühle eine quälende Hitze im Unterleib, die zwingend auf Vollzug drängte.

      “Hast du Durst?“

      “Das kann ich wohl sagen. Meine Kehle ist ganz trocken.“

      Peter ist aufgestanden, hat der Motorradtasche eine Sektflasche entnommen, die er mit lautem Knall entkorkt. Eine Menge Sekt ergießt sich auf den Waldboden, der das bestimmt mag.

      “Du zuerst!“

      Peter zeigt mir nun ein so bezauberndes, verführerisches Lächeln. Ich bekomme Mut.

      Der Sekt ist eine Wucht. Süß und fruchtig.

      Mit jedem Schluck füllt er mir schäumend die Mundhöhle und dringt bis in die Nase. Es kribbelt, macht lustig, ich pruste vor Lachen!

      Die Flasche kreist mehrmals, ich habe längst meinen Schwips.

      Den Blick bekomme ich nicht los von Peters schwarzer Motorrad-Hose, die im Schritt sichtlich praller und praller wird.

      Ach Gott, so was muss doch unangenehm sein, kneifen.

      Ich helfe ihm beim Ausziehen der festen Montur und der langen schwarzen Stiefel.

      Ja, und da steht er, der Kleine, leicht wippend, sehr schüchtern. Blinzelnd schaut er in die ungewohnte Helligkeit. Suggestiv schlägt er mich in seinen Bann. Der übrige Peter ist Luft.

      Ich fühle mit allen meinen Sinnen, dass er sich maßlos nach Wärme und Feuchtigkeit sehnt, nach geheimnisvoller Tiefe.

      In diesem Moment, bei meiner Erregung im Leib, schaffe ich es nicht, ihn zu enttäuschen.

      Also geschieht auch hier das, was in solchen Fällen immer geschieht.

      Das erste Mal. Ich bin nicht besonders beeindruckt.

      Eigentlich war es kaum mehr als mein übliches Gerangel mit Andi und Kurt.

      Deshalb hat diese Premiere in meiner persönlichen Rückschau wahrscheinlich auch nie stattgefunden.

      In der Folgezeit hab ich mich selbstredend weiterhin als Jungfrau empfunden.

      Noch heute frage ich mich, wohin sich, meine damalige ständige Angst vor ungewollter Schwangerschaft, und alle sonstigen Skrupel, verzogen hatten.

      Morgen soll nun die andere Fahrt losgehen.

      Der Andi hat noch 300,- RM für den „Veteran“ hingeblättert. Ich denke, zu viel. Er sagt, der Preis sei in Ordnung.

      Die schöne, schwarze Karin, wenn die doch

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