FREUNDE, DIE KEINE SIND. Suman Lederer

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FREUNDE, DIE KEINE SIND - Suman Lederer

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ihre Eltern insgesamt acht lebende Kinder hatten, fiel die Wahl auf sie, mit ihren 17 Jahren noch jung, dennoch alt genug, um einen Beruf zu erlernen und Menschen zu helfen. In einer Gruppe von insgesamt 20 Mädchen kam sie nach Karlsruhe in Deutschland, um den Krankenschwesterberuf zu erlernen, anschließend im Krankenhaus zu arbeiten und Menschen zu helfen.

      Im Oktober hatte die Deutsch-Indische Gesellschaft in Karlsruhe zum Diwali-Fest eingeladen.

      Diwali, das Lichterfest, das größte Fest Indiens, feierte jedes Jahr die Rückkehr von Kronprinz Rama nach 14 Jahren im Exil. Es wurde überall in Indien gefeiert, mit einem Riesenfeuerwerk.

      Die Inder im Ausland ließen es sich ebenfalls nicht nehmen, Diwali zu feiern. Die hübschen jungen Mädchen aus Kerala waren sehr glücklich, andere Leute aus Indien kennenzulernen. Zwar konnten sie kein Hindi und würden sich dort mit niemandem unterhalten können, aber das war ihnen egal, sie wollten andere Leute aus Indien treffen und Diwali feiern.

      Und dort war es, dass sich die zwei kennengelernt hatten. Es folgten danach mehrere Treffen in der Stadt zum Spazieren und Sightseeing. Sprachlich konnten sie sich nicht verständigen, außer mit Händen und Füßen, aber in Sachen Liebe war das manchmal auch nicht notwendig. In Bihar, wo Suren herkam, wurden Hindi und Bhojpuri gesprochen, in Kerala, wo Madita herkam, Malayalam. Indien hatte bekanntlich 22 Sprachen, die alle sehr unterschiedlich, mit eigenen Buchstaben, eigener Schrift und eigener Grammatik, waren.

      Als es Zeit für Suren war, nach Indien zurückzukehren, entschied sich Madita, ebenfalls zurück nach Indien zu gehen, beide wollten heiraten. Es folgte Widerstand von beiden Familien, Diskussionen und Streit innerhalb der jeweiligen Familien, denn die Sprache, die Traditionen, das Essen, einfach alles war unterschiedlich. Dennoch kamen beide zusammen und haben geheiratet. Die Liebe hatte gesiegt! Sie hatten zwei Kinder, einen Jungen, Sandip, und ein Mädchen, Suwarna.

       3.

       Neu-Delhi

       Juli 2019

      Suwarna war beruflich in Indien, in der Hauptstadt Neu-Delhi. Eine Woche Arbeit in Neu-Delhi, danach knapp eine Woche Mumbai und dann zurück nach Jakarta, das war ihr Reiseplan. Die ganze Woche hatte sie Besprechungen, von morgens bis abends. Mehrere Leute hatte sie getroffen, die in ihrer Reiseplanung vorgegeben worden waren. Sie musste sich bei jedem Meeting konzentrieren, denn später sollte sie den Inhalt in ihrem Bericht einbinden. Trotz des anstrengenden Tages, um nichts Wichtiges zu übersehen, und um den Inhalt, den sie am Tag erhalten hatte, gleich einzuarbeiten, arbeitete sie am Abend in der Regel mindestens ein bis zwei Stunden im Hotelzimmer an ihrem Bericht weiter. Schlafen konnte sie danach normalerweise gut. Nicht aber an dem Abend.

      Sie war am Montag angereist, am Dienstag eine Woche später sollte sie nach Mumbai weiterfliegen. Es lag ein Wochenende dazwischen, das sie in Neu-Delhi verbringen würde. Am Freitag überlegte sie sich, wie sie ihr Wochenende dort verbringen sollte, hmwas sollte sie unternehmen? Na ja, spät aufstehen, ganz langsam frühstücken und zwei bis drei Tassen des indischen Masala Chai – der indische Tee mit Milch und Gewürzen – trinken, an der Präsentation arbeiten, die am Montag vorzustellen war, Mittagessen, wieder Arbeit, danach als Belohnung in das im Hotel befindliche Spa, das heißt zur Massage, gehen, die linke Seite des Nackens tat wieder so weh, Abendessen, vielleicht ja, vielleicht nein, nach Hause telefonieren und danach schlafen, überlegte sie sich; am Sonntag den gleichen Ablauf noch einmal durchziehen, das war der Plan für das Wochenende. Bis sie Prabhakar anrief.

      Sie sprachen wie immer ein bisschen über die Arbeit, dann über ihre jeweiligen Kinder, wann sie den nächsten Urlaub planten, ob kurz oder normal lang, wann ein Wochenendurlaub möglich wäre, was sie am Wochenende so vorhatten. Suwarna erzählte ihm, dass sie in Neu-Delhi war, wegen der Arbeit, und dass sie sich überlegt hatte, es am Wochenende langsam angehen zu lassen, ein bisschen Arbeit, ein bisschen Entspannung, und hoffentlich nur ein bisschen essen.

      Da fragte er plötzlich, „Warum triffst du dich nicht mit dem Harshwardhan? Er wohnt doch mit seiner Familie in Neu-Delhi. Es wäre super, wenn du ihn und seine Familie besuchen könntest.“

      Daran hatte Suwarna gar nicht gedacht. Sie hatte vor Monaten mit Harsh geschrieben, und er hatte ihr erzählt, dass er und seine Familie nach Neu-Delhi gezogen waren und dort wohnten. Stimmt, das könnte sie schon machen, aber was sollte sie sich mit ihnen unterhalten, sie hatte ihn seit zweiundzwanzig Jahren nicht mehr gesehen, sie hatten selten miteinander geschrieben, obwohl es seit den sozialen Netzwerken nicht mehr so schwer war, sie kannte seine Frau und seine zwei Kinder nicht. Auf der anderen Seite hatte sie nichts anderes vor. Na ja, sie könnte ihm schreiben, dass sie in der Stadt war und Zeit hatte. Wenn es mit einem Treffen klappte, okay, ansonsten hatte sie ohnehin einen entspannten Tag geplant. Also schrieb sie ihm. Wie es der Zufall wollte, hatte er am Samstag ab Mittag Zeit,

      „Wir würden uns sehr freuen, Dich bei uns zu begrüßen. Wer hätte das gedacht, dass wir uns in Neu-Delhi bei mir treffen würden! Ich komme morgen mit den Kindern und hole Dich gegen Mittag ab, halte Dich bereit.“

      Es war alles erstaunlicherweise locker und nett, seine Frau, Mandira, war sehr sympathisch, locker und gesprächig, seine Kinder, vierzehn und zwölf, am Anfang noch ein wenig zurückhaltend, aber mit jeder Minute, die Suwarna dort verbrachte, immer gesprächiger. Als sein Sohn sie allein im Wohnzimmer für einige Minuten erwischte, wollte er von ihr wissen, ob sein Vater, also Harsh, früher an der Uni eine Freundin hätte, und ob er irgendetwas angestellt hätte. Sie fand das alles sehr sympathisch, sie mochte seine Familie und dachte sofort daran, wie schön es wäre, mit Max und Mausi einmal im Urlaub nach Neu-Delhi zu kommen und sich noch mal mit ihnen allen zu treffen, damit Mausi die zwei Kinder von Harsh kennenlernen könnte. So war Suwarna; sie mochte die Leute immer sofort und dachte gleich daran, wie man mit ihnen weiterhin in Verbindung bleiben und die Freundschaft noch vertiefen könnte.

      Am Abend gingen Harsh, Mandira und Suwarna dann in ein In-Lokal. Die Temperatur draußen war angenehm. Sie entschieden sich auf der Dachterrasse zu bleiben. Nach zwei Cocktails, die nicht allzu stark waren, wurde die Stimmung etwas lustiger. Mandira und Suwarna taten sich zusammen und zogen über Harsh her, über Kleinigkeiten – wie er keinen Parkplatz fand, wie er versuchte cool auszusehen, wenn andere Frauen in der Nähe waren, was Suwarna alles von früher aus dem Nähkästchen erzählen könnte, aber nicht würde – und beide lachten und lachten und lachten über ihre eigenen Witze.

      Harsh sagte zu Mandira, sie sollte mit dem Trinken etwas aufpassen; daraufhin sagte Mandira:

      „Es ist alles in Ordnung, schau, ich habe noch nichts verraten“.

      Suwarna war gerade auf dem Weg zurück vom Klo, als sie das hörte.

      Harsh sagte noch: „Ja, wir alle wissen alles, wir wissen von der Adoption, von der Geschichte mit den Mietern, von ihren Beziehungsgeschichten, von der Ehekrise, aber sie weiß nicht, dass wir es wissen, und wir belassen es dabei, das hat doch keinen Sinn, jetzt alles aufzubringen, wir haben eine schöne Zeit und das passt so, pass nur auf! “

      Dann kam Suwarna am Tisch an. Sie sagte nichts, denn sie dachte in dem Moment, wenn sie es erzählen wollten, hätten sie es selbst schon erzählt, warum sollte sie sie mit Fragen in Verlegenheit bringen, es war so ein schöner Abend, also ließ sie alles andere.

      „Mandira und ich sind gerade mit ihr im Restaurant; ja, sie hat schon was getrunken, aber Mandira auch“, schrieb Harsh.

      „Für uns ist interessant, dass Suwarna getrunken hat.“

      „Es ist Samstagabend, wir sehen uns nach zweiundzwanzig Jahren, und beide Frauen genießen einfach nur den Abend, es ist nichts dabei.“

      „Du

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