FREUNDE, DIE KEINE SIND. Suman Lederer

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FREUNDE, DIE KEINE SIND - Suman Lederer

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mach Fotos, und sag uns Bescheid“, schrieb Deborah zurück.

      Sie beide brachten Suwarna ins Hotel zurück. Auf dem Weg dorthin kicherten Mandira und Suwarna wie Schulmädchen, lachten über alles und nichts, es war lustig. Als sie das Hotel erreichten, sagten Mandira und Harsh, wenn es zeitlich klappte, könnten sie am nächsten Abend wieder zusammen essen gehen.

      „Ja, das wäre super“, antwortete Suwarna sofort und freute sich gleich darüber.

      Es war bereits nach Mitternacht. Sie fragte am Hotelempfang, wie lange es am Vormittag noch Frühstück geben würde, da sie vorhatte, bis zur letztmöglichen Minute zu schlafen, ohne die Frühstückszeit zu verpassen. Okay, es wäre genug Zeit zum Schlafen.

      Als sie dann im Bett lag, schrieb sie Max eine Nachricht,

      „Bin wieder zurück im Hotel. Es war ein sehr schöner Tag mit der ganzen Familie und ein sehr schöner Abend mit den beiden. Wir können morgen telefonieren, ups, ich meine, heute, in ein paar Stunden. Es ist ein bisschen spät, ich gehe jetzt schlafen. Vorhin war es echt lustig. Schlaf gut. Gute Nacht.“

      Dann rief sie Prabhakar in den USA an, er war kurz angebunden und sagte nur, dass er unterwegs war und nicht reden konnte. Also schickte sie ihm einfach ein paar Bilder vom Abend.

      Er schrieb zurück: „Nett!“

      Hä? dachte sie, nur nett? Der muss ja einen Tag gehabt haben! Aber dann fiel ihr wieder ein, dass er unterwegs war, wahrscheinlich deswegen. Sie konnte nicht wissen, dass das ihr vorletzter Austausch war, und dass der letzte Austausch zwei Monate später genauso knapp ablaufen würde.

      Das Netzwerk und die Frauengruppe hatte ihn schon längst erreicht, und seine Verbindung mit Suwarna bereits erfolgreich verzerrt. Später würde sie sich wundern, wie er es zuließ, sechsundzwanzigsJahre Freundschaft, nein, Bekanntschaft, zugegeben mit einer großen Lücke von neunzehn Jahren, aber dennoch mit regelmäßigem Kontakt wieder seit drei Jahren, auszutauschen, gegen manipulierte Geschichten und das Netzwerken mit unbekannten Leuten, die man über die sozialen Netzwerke erst seit einigen wenigen Monaten kannte. Und das, nachdem er ihr gesagt hatte, dass er froh war, mit ihr nach neunzehn Jahren wieder in Kontakt zu sein, und dass er die Freundschaft mit ihr auf keinen Fall verlieren wollte. Tja! Das hätte sie alles wirklich nicht wissen oder sich vorstellen können.

      Am nächsten Morgen wachte sie erst kurz vor zehn Uhr auf. Nach dem Frühstück setzte sie sich gleich an die Arbeit, die sie am Montag präsentieren sollte. Sie nahm ihre Arbeit sehr ernst, machte sie sehr gern, denn ihr Arbeitsbereich gefiel ihr sehr. Es war an sich nicht einfach, sich in dieser kurzen Zeit, sprich innerhalb von einer Woche, einen Einblick über ein bereits mehrere Jahre laufendes Projekt zu verschaffen, den ganzen Inhalt zu verstehen, zu analysieren und am Ende der Woche gleich die Ergebnisse zu präsentieren. Aber sie war gut in ihrer Arbeit, Max war stolz auf sie und motivierte sie immer weiterzumachen, da er gesehen hatte, dass ihr ihre Arbeit gefiel.

      „Suwarna, du bist gut in deiner Arbeit. Denk weiterhin daran, es geht nicht darum, ob man der oder die Beste in der Arbeit ist oder sein kann, es geht darum, dass man sein Bestes gibt. Du interessierst dich dafür, du engagierst dich sehr, es gefällt dir sehr und du machst es gut, weiter so!“

      Sie wollte zu Mittag nur eine Kleinigkeit essen, da sie am Nachmittag einen Termin für die Massage ausgemacht hatte. Sie spürte auf der linken Seite am Nacken wieder eine Verhärtung, sie berührte die Stelle und drückte mit ihren Fingern, in der Hoffnung, es würde besser, aber das tat es nicht, das tat es nie, die Massage würde ihr guttun. Nach dem Mittagessen und wieder ein bisschen Abtippen ging sie zur Massage. Es war derselbe Massagetherapeut wie zwei Tage zuvor. Sie hatte ihm von ihrem Nacken erzählt. Nach der einstündigen Massage zeigte er ihr einige Übungen, die sie machen könnte und sollte, um die Nackenmuskulatur zu dehnen und stärken.

      Harsh hatte geschrieben, dass Mandira und er sie gegen acht Uhr am Abend abholen würden, sie könnten irgendwohin nett zum Abendessen gehen. Kurz nach acht kamen Mandira und Harsh, ohne Kinder, und sie fuhren in die Nähe in ein nordindisches Restaurant. Bei der Bestellung lehnte Suwarna den Wein ab, da sie wusste, dass sie wahrscheinlich nach dem Abendessen noch arbeiten würde und am nächsten Tag die Präsentation hatte, das hieß, sie musste mit der Präsentation fertig werden.

      „Mandira und ich sind gerade mit ihr Abendessen. Wir haben ihr ein paar Mal Wein und andere alkoholische Getränke angeboten, aber sie wollte nichts trinken.“

      „Jaja, schon gut. Sag uns Bescheid, wenn sie etwas fragt oder sagt“, schrieb Deborah zurück.

      Sie hatten alle einen schönen Abend, plauderten viel, beide Frauen zogen wieder über Harsh her, lachten viel, und dann brachten sie sie wieder zurück ins Hotel. Irgendwie fand sie es schade, sich zu verabschieden, alle Erinnerungen aus Bengaluru kamen zurück, es war damals so lustig gewesen, so wie heute Abend, dachte sie. Sie freute sich, dass sie sich so gut mit Mandira verstand, sie hatte das Gefühl, sie schon länger zu kennen. Sie hoffte, sie würden wirklich in Kontakt bleiben!

      „Er hat ihr nichts verraten“ schrieb Lungi.

      „Sehr gut, passt. Siehst Du, wie gut es ist, wenn wir vorher schon erfahren, was ihre Pläne sind. Merk Dir das, wir sollten, nein, wir müssen, alles vorher wissen, dann können wir alles entsprechend planen, bestimmte Personen vorbereiten, andere selbst informieren, so wie wir es wollen, und noch wichtiger, uns entsprechend positionieren und verhalten, das ist sehr viel wert“ kam die Antwort aus Mexiko.

      „Alles klar. Wir bemühen uns sowieso, dass die Leute uns die Infos zukommen lassen.“

      „Sehr gut. Wir hören uns.“

      „Es läuft alles nach Plan. Niemand merkt was“ ging die Nachricht aus Mexiko.

      „Passt. Woher sollten sie auch…. Hahahaha! Bis morgen“ kam die Antwort aus Russland.

       4.

       Bengaluru

       1993–1995

      Suwarna war an der Universität in Bengaluru, zu ihrer Zeit dort noch Bangalore genannt, im Studienfach Bauingenieurwesen eingeschrieben. In ihrer Klasse waren um die fünfzig Jungen und Mädchen.

      Sie hatte niemanden gekannt, außer Pardhan, den sie kennengelernt hatte, als beide in der Zentralstelle für die Studienanmeldung in der Schlange standen und sich dann unterhielten. Daraufhin hatten sie festgestellt, dass sie beide an derselben Universität studieren würden.

      Wie es für solche Situationen üblich war, sahen alles und alle am Anfang so fremd aus, es waren so verschiedene Typen dabei – manche waren wahrscheinlich schüchtern und wagten es kaum aufzublicken, manche fühlten sich sichtlich wohl und wollten zeigen, dass sie die Macher waren, manche unterhielten sich nur mit ihren Nachbarn; da kamen zwei Jungen in die Klasse, beide sahen sympathisch aus. Als sie an ihr vorbei zu den hinteren Reihen gingen, lächelten sie, es war keine Anmache, es war einfach nur freundliches Lächeln.

      Nach drei langen Vorlesungen hatten sie Mittagspause, die vielen Mädchen und Jungen fingen alle bereits an, sich besser zu fühlen und nutzten die Zeit, um sich gegenseitig vorzustellen. Da kam einer der beiden Jungen zu ihr und stellte sich vor – er hieß Prabhakar.

      Dann rief er dem anderen Jungen zu: „Harsh, das hier ist Suwarna, sie ist aus Mumbai! “

      Sie lernte ebenfalls ein Mädchen namens Shehnaz kennen. Langsam fühlte sie sich besser, und die anderen Studenten sichtlich

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