Conclusio. Thorsten Klein
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Außerdem hatte ich sowieso vor, mein Wohnzimmer neu zu möblieren. In zehn Jahren etwa.
„Es wird Zeit, dass ich persönlich die Sache mit dir zu Ende bringe", knurrte er.
„Du willst die Sache mit mir zu Ende bringen? Das klingt nicht gut.“ Ich blieb lieber stehen. Dadurch war ich ein wenig größer als der vor mir sitzende Gott.
„Ist es auch nicht. Es hat mir überhaupt nicht gefallen, wie schlecht du meinen wunderbaren Krieg im letzten Buch dargestellt hast“, knurrte Peta weiter.
„Deinen wunderbaren Krieg? Wie können Kriege wunderbar sein?“, verstand ich den Gott des Krieges nicht.
„Genau diese Ignoranz habe ich zu tadeln“, grollte der. „Wo bleibt die Würdigung der vielen schönen Blitzkriege. In Polen. In Frankreich. Und vor allem: Wo die Beschreibung der Meisterhaftigkeit des sowjetischen Feldzuges? Den die Deutschen ziemlich schnell verloren haben. In nicht mal einem Jahr. Meisterhafter geht es kaum.“
„Im Computerspiel vielleicht. In deinen Kriegen sind Menschen gestorben. Richtige Menschen.“ Ich stand immer noch. Und ich klang viel tapferer, als ich mich fühlte.
„Aber nicht so viele, wie in eurem 2. Weltkrieg“, blaffte er zurück.
„Tot ist tot. Jeder Tote ist einer zu viel.“ Ich musste schnellstens aus dieser Trance raus. Ich war viel mutiger, als es für meine Gesundheit gut war.
„Menschen“, schnaubte Peta verächtlich. „Findest du nicht, du hast mich in deinem letzten Buch ziemlich unsympathisch erscheinen lassen?“
„Ich habe die Ereignisse so wiedergegeben, wie sie mir der schwarze Herzog erzählt hat“, verteidigte ich mich.
„Beim schwarzen Herzog kommt immer nur der schwarze Herzog gut weg. Das solltest du doch wissen“, hielt er mir vor.
„Stimmt nicht. Ich berichte neutral. Wenn du glaubst, mich einschüchtern zu können, verabschieden wir uns besser gleich. Du bist der Held meines Buches. Du kannst deinem Schöpfer nichts antun.“
Darauf lächelte er ein Lächeln, das ganze Armeen in die Flucht getrieben hätte. Ich folgte den fliehenden Soldaten nur deshalb nicht, weil ich viel zu sehr Schiss davor hatte, mich auch nur einen Schritt zu bewegen.
„Wie wäre es, wenn du diesmal mein Chronist bist und Psyches Geschichte nach den Fakten meines MindScripts erzählst?“, bot Peta an, sich dabei etwas vorbeugend.
Dadurch wurde das Bedrohliche, das von seiner Gestalt ausging, keineswegs vermindert.
Aber ich wollte sein Angebot nicht nur aus Angst annehmen. „Ich stelle immer die gleichen Bedingungen, wenn ich für jemanden arbeite“, stellte ich mit weniger Festigkeit in der Stimme klar, als vielleicht nötig gewesen wäre.
„Du musst keine Angst vor mir haben. Auch ich bin nur die Abbildung eines MindScriptAutors. Die einzige Gefahr, die von mir ausgeht, sind spannende Geschichten, die ich unbedingt erzählen möchte“, versuchte er, nett zu sein.
Es gelang mir, ein bisschen weniger verkrampft zu sein.
Peta lehnte sich zurück. „Der Neue Hohe Rat hat sich darauf geeinigt, dass meine Version die am besten geeignete ist, die Geschichte Psyches zu Ende zu erzählen.“
„Obwohl du dich mit deinen Töchtern verstritten hast?", provozierte ich.
„Nein, sondern weil ich mich mit meinen Töchtern verstritten habe. Für einen Vater ist das manchmal ganz hilfreich. Ab einem gewissen Alter hören Kinder nicht mehr auf ihre Eltern. Egal, wie nützlich deren Rat ist."
„So etwas habe ich auch schon erlebt."
„Ich weiß, dass du Kinder hast. Aber die sind keine Göttinnen, die über mächtige Kräfte verfügen, um die Pläne ihrer Eltern zu durchkreuzen. Sakanias Einmischung in meine Pläne hätte Psyche zerstört. Das wollten wir ja auch. Aber nicht so."
„Ihr wollt Psyche zerstören?", fragte ich erschrocken.
Er nickte. „Von Anfang an. Psyche war ein Gefängnis. Allerdings ein viel Schlimmeres, als du es dir vorstellen kannst."
„Gefängnisse sind immer schlimm. Zerstört man sie deshalb?"
„Und wenn sie von planetarer Größe sind und Milliarden von Menschen einsperren?"
„Ich dachte, ich erzähle in meinen Büchern von einer Welt, die der Erde ähnelt“, bemerkte ich. Ziemlich ratlos, wie ich das eben gehörte ins bisher erzählte einordnen sollte. „Ich sehe die Erde nicht als Gefängnis, sondern als Heimat", provozierte ich Peta deshalb.
„Weil du keine Möglichkeit hast, dieser Heimat zu entkommen", schien er darauf einzugehen.
„Die habe ich jederzeit. Mit einem guten Buch, einem schönen Film oder anderen Mitteln kann ich in jede Welt reisen, in die ich reisen will."
„Das wäre mir zu wenig. Virtuelle Welten sind so eingeschränkt. Reale sind besser."
„Willst du damit sagen, Psyche und seine Bewohner sind nur virtuell? Sie existieren nicht wirklich?"
Peta lächelte nur. Er stand auf und handelte.
Mich an den Händen fassend, zog er mich zu sich heran.
Plötzlich war es um uns herum schwarz und ich hatte Mühe, mein Frühstück im Magen zu behalten.
Tief unter uns sah ich Psyche. Die Kälte des Weltalls um uns herum konnte ich nicht spüren. Ich schloss die Augen und hoffte, mein Tod würde schnell und schmerzlos sein.
„Du musst keine Angst haben. In meiner Gesellschaft wird dir nichts geschehen. Also öffne deine Augen wieder und sieh dir Psyche an. Was siehst du", blaffte mich Peta an.
In fatalistischer Ergebenheit gehorchte ich ihm. „Ich sehe Psyches Kontinente, die von hier oben aussehen wie ein Schmetterling", antwortete ich gehorsam. „Da der FogOfWar die Terra Caelica verdeckt, sieht diese Welt aus wie eine Scheibe."
„Für die Menschen da unten ist sie das auch“, stimmte mir Peta grimmig zu, „und deshalb haben sie nie versucht, aus dieser Welt auszubrechen. Sie glauben, es gäbe nur diese und machen sich deshalb ständig jeden Quadratzentimeter von ihr streitig. Ich wollte, dass das aufhört.“
Ich hatte mich inzwischen damit abgefunden, im schwarzen Nichts des Weltalls zu stehen. Hunderte von Kilometern unter mir eine Welt, die ungefähr so groß wie die Erde war. So fand ich den Mut, Peta wieder zu provozieren: „Bisher haben dir doch all diese Kriege prächtig gefallen.“
„Stellst du dich auch auf Sakanias Seite?“, reagierte er sofort. „Diese Närrin. Schmeißt einfach so ihr bisheriges Leben weg, weil sie glaubt, anders nicht die bestrafen zu können, die, ihrer Meinung nach, eine