Conclusio. Thorsten Klein
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„Natürlich nicht.“
„Meinst du, Götter sind in dieser Frage anders? Sie hätte durch ihre Eigenmächtigkeiten fast dafür gesorgt, dass der Krieg zu lange dauert. Also hat sich Scandia entschlossen, auf seine bisherige Neutralität zu verzichten.“
„Die Neutralität des Skandinavischen Königreiches haben nicht einmal die Nazis verletzt.“
„Weil sie wussten, was sie dann erwartet hätte. Der sichere und schnelle Untergang. Binnen weniger Tage. Der Reichsmarschall hatte eine Frau dieses Königreiches geheiratet. Auf meine Empfehlung hin.“
„Du stiftest Ehen?“
„Ich sorge dafür, dass Kriege richtig ausgehen. Der Reichsmarschall hat viele Jahre in Scandia gewohnt. Nach dem Krieg der Kaiser. Deshalb wusste er, welche Waffen Scandia hat. Er wollte auch solche Waffen. Wunderwaffen, wie er sie nannte. Und er wusste, wie stark ihre Armeen sind. Das wissen alle Herrscher von Psyche.“
„Das hat der Herzog immer nur angedeutet. Er sagte, mehr müsse ich nicht wissen.“
„Mehr musstest du bisher nicht wissen. Denn sie haben sich aus allem herausgehalten, was im Rest dieser Welt geschah. Die Skandinavier sind technisch viel weiter, als die anderen Völker Psyches. Deshalb sondern sie sich ab.“
„Sie könnten die anderen an ihrem Fortschritt teilhaben lassen.“
„Damit die sich mit Waffen bekriegen, die es bisher auf Psyche nicht gab?“, protestierte Peta.
Nur mit halbem Herzen, wie mir schien. „Seit wann stellst du dich dem technischen Fortschritt entgegen?“, fragte ich deshalb.
„Das habe ich nicht“, erwiderte er nach einer Weile. „Es ließ sich ja nicht einmal vermeiden, dass die Psychaner das Geheimnis der Atomkraft kennenlernten. Die Selachii haben einfach nur die richtigen Ideen in die richtigen Köpfe gesetzt. Da die Zeit reif dafür war, ging der Rest sehr schnell. Und natürlich hatten auch die Nazis nicht alle klugen Köpfe aus Deutschland vertrieben. Das gefiel Scandia überhaupt nicht. Sie hatten vertriebenen deutschen Wissenschaftlern Asyl gewährt. Nun sorgten sie für eine rasche Entwicklung der Atomwaffe. Erst in England, später in den USA. Sie selbst hatten schon lange welche. Wollten aber keinen Atomkrieg vor ihrer Haustür. Deshalb sollten die USA den Nazis bei dieser Waffentechnik zuvorkommen.“
„Aber Aidoneus arbeitete doch daran, dass die Nazis auch ihre Wunderwaffen einsetzen konnten. Meines Wissens war darunter nicht nur ein Stealth-Flugzeug, sondern auch eine funktionierende Atombombe“, erinnerte ich ihn.
„Ob sie funktionieren würde, konnten die Nazis nie testen.“
„Das hatten sie aber noch vor. Über London.“
„Toller Plan, nicht wahr? Aidoneus bewies wieder einmal, dass ihn die anderen Götter zu Recht eingesperrt hatten. Eingesperrt konnte nur sein Geist Schaden anrichten. Da ihn Richard Renatus überreden konnte, einen menschlichen Körper zu benutzen, war die Gefahr, die von Aidoneus ausging, viel schwerer zu kontrollieren. Kowalski, der den Auftrag hatte, ihn zu überwachen, sollte das sofort feststellen.“
„Kowalski? Der hat doch mit den anderen Göttern seines Neuen Hohen Rates gegen Ricardo Bellator gekämpft. Um Sakania vor dessen Wut zu retten. Mit diesem Kampf musste ich mein letztes Buch beenden. Wie ist der denn ausgegangen?“
„Unentschieden.“
„Unentschieden? Was soll das heißen?“
„Dass alle verloren haben. Der Neue Hohe Rat wusste, dass das kommen konnte. Schließlich können sie die Zukunft berechnen. Bcoto hat einen Tag vor diesem Kampf noch versucht, ihren Vater davon abzuhalten, Sakania zu töten. Vergeblich, wie du weißt. Aber das kannst du dir selbst ansehen.“
Damit riss er mich nach unten.
In die Tiefe.
Dorthin, wo Psyche auf uns wartete.
Damit ich berichten konnte, was ich dort live erlebt hatte.
1. Kapitel Nullpunkt
„Manchen schien es, als wartete er [Heinrich Himmler] nur noch auf den Tod Adolf Hitlers, um sich endgültig an die Spitze des Staates zu stellen.“
Heinz Höhne, „Der Orden unter dem Totenkopf“, (Erde, 1967)
Ort: Psyche, Mount Melbourne, gestern
Bcoto stand im Inneren eines aktiven Vulkans, inmitten unvorstellbar heißer, brodelnder Lava.
Sie konzentrierte sich auf die Lava, die neben ihr erschien und ein Gesicht formte. Jenes Gesicht, dass dem des schwarzen Herzogs so ähnlich war. Auch die Stimme klang nach der des Herzogs. Nur gewaltiger und kaum menschlich.
„Ich spürte eine mächtige Erschütterung. Also ist es ihnen gelungen, sich das Atom zu unterwerfen?“
„Der Atombombentest war erfolgreich“, bestätigte Bcoto.
„Dank deiner Hilfe?“
„Auch Dank meiner Hilfe“, schränkte Bcoto ein.
„Es ist Sakania nicht gelungen, den Test zu verhindern? Gut. Götter, die sich gegen mich stellen, müssen schon sehr mächtig sein, um mich zu besiegen.“
„Du hast mir versprochen, Sakania in Ruhe zu lassen.“
„Du hast mir versprochen, diese Welt zu zerstören, um mich zu befreien.“
„Ich habe dir versprochen, dich zu befreien“, stellte Bcoto richtig.
„Indem du Psyche vernichtest“, beharrte er.
„Und ihre Bewohner?“, gab sie zu bedenken.
„Die hatten ihre Chance. Ihre Schlechtigkeit nimmt zu und ihr Sinnen und Trachten ist nur auf das Böse gerichtet. Ich habe ihnen diese Welt geschenkt. Sieh, was sie aus ihr gemacht haben“, grollte das Lavagesicht.
„Hör auf, so einen Scheiß zu labern“, unterbrach ihn Bcoto wütend. „Es ist Richard Raths Welt. Er hat sie erschaffen. Deine Aufgabe war es, ihm diese Welt zu erhalten. Da dich deine Aufgabe überfordert, werden wir dich befreien. Dabei helfe ich dir. Schon für Sophia Demeter.“
„Sie lebt noch?“
„Selbstverständlich. Und sie ist immer noch für ein halbes Jahr auf Psyche, wie sie es dir einst versprochen hat. Spürst du sie nicht mehr?“
„Manchmal. Dort, wo es Natur gibt. Aber auch die nimmt immer mehr ab. Auch so ein Werk der Menschen. Sie haben alles verlernt, was ich sie einst lehrte.“
„Stimmt.