Conclusio. Thorsten Klein

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Conclusio - Thorsten Klein PSYCHE

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Sie, dass Sie die anderen Staatsoberhäupter immer noch als Präsident der Vereinigten Staaten von Hinterindien ansprechen?“, fragte sein neuer Berater zurück.

      „Das ist eine alte Angewohnheit. Weil wir früher so hießen. Unter britannischer Herrschaft. Irgendwann werden sie sich an USA gewöhnt haben“, erwiderte der Präsident.

      „Hinterindien ist ein Schimpfwort, das die Britannier dieser Gegend gaben, um zu beweisen, dass sie von ihnen aus gesehen am Ende der Welt liegt. Aber wir sind nicht das Ende von Psyche, wir sind sein Beginn“, erklärte Fjölnir.

      „Ich habe Ihren Artikel in der „Washington Post“ gelesen. Eine interessante Theorie, die Sie da ausbreiten. Sie meinen also, dass Psyches Menschheitsgeschichte ihren Ursprung auf unserem Archipel hat? Und Sie haben versprochen, diese Theorie in den nächsten Artikeln stichhaltig zu beweisen?“

      Fjölnir nickte. „Das große britannische Empire ist erst in den letzten 150 Jahren entstanden. Die Vereinigten Staaten von Amerika gibt es auf Psyche seit 1000 Jahren. Und wir waren nie die Provinz dieser Emporkömmlinge aus London.“

      „Das höre ich gern. Das hören Ihre Zeitungsleser gern“, bestätigte ihm der US-Präsident. „Aber in London wird man das nicht gern hören. Die haben uns vorgeworfen, wir nutzen den Krieg, um die Geschichte umzuschreiben.“

      Fjölnir grinste. „Dazu ist ein Krieg doch da. Mr. President.“

      Der drohte mit dem Finger. „Sie werden beweisen müssen, was Sie da behaupten. Schon, damit es keine diplomatischen Verwicklungen zwischen engen Verbündeten gibt.“

      Fjölnir lächelte. „Ich werde Sie zu absolutem Stillschweigen verdonnern müssen, Mr. President, sonst feuert mich mein Chefredakteur. Das wäre schade. Wo ihm meine Artikel doch so prächtige Verkaufszahlen garantieren.“

      „Dann wird er Sie schon nicht feuern.“

      „Geben Sie mir fünf Minuten Ihrer wertvollen Zeit, dann erzähle ich Ihnen, was meine Leser und die amerikanische Öffentlichkeit erst nach und nach durch meine Artikel erfahren werden“, bat Fjölnir.

      Der Präsident nickte und hörte dann zu.

      Da er zu dem Gehörten eine Menge Fragen hatte, wurden mehr als fünf Minuten daraus.

       Ort: Psyche, Sonderbereich Mürwik, jetzt

      „In fünf Minuten können die US-Truppen hier sein und du bist immer noch nicht umgezogen. Ich dachte, Schauspieler beherrschen so etwas im Schlaf“, maulte Heinrich Ether.

      „Wozu soll ich mich umziehen?“ Luitpold Ether saß auf einem schmuddeligen Metallbett und sah aus dem Fenster.

      „Damit dein Aussehen zu deiner Rolle passt. Wir sind Kradmelder. Die bekannten Zwillingsbrüder Edeler aus Bayern. Und wir setzen uns nach Süden in unsere Heimat ab. Nimmt uns jemand gefangen, bleiben wir bei der Geschichte“, versuchte der Reichsführer SS seinen Bruder aufzumuntern.

      „Bei der Geschichte können wir schon deshalb nicht bleiben, weil sie ausgemachte Scheiße ist. Unsere Gesichter kennt jeder. Ich bin ein berühmter Schauspieler, der sogar Angebote aus Hollywood bekam. Und du bist die größte Nazi-Oberbonze, die noch lebt.“

      „Und die weiterleben will. Hast du keine Lust dazu?“

      „Schon, aber nicht so. Was soll mir schon passieren? Ich habe nichts gemacht. Nur Filme gedreht.“

      „Und ich habe auch nichts gemacht. Nur eine riesige Behörde geleitet. Und das sogar sehr gut. Mit deutscher Effizienz und Gründlichkeit. Trotzdem sind die Amerikaner so blöd und wollen mich vor Gericht stellen. Ich hatte denen mehr Realitätssinn zugetraut.“

      „So viel, dass sie dich mit dem Aufbau eines neuen Deutschlands beauftragen? Warum sollten sie?“

      „Weil ich der Beste dafür bin. Ich dachte, die hätten ein Händchen für eine gute Personalpolitik. Mit mir wäre ein Sieg des Westens über den Bolschewismus eine sichere Sache.“

      „Im Moment vertragen sie sich doch mit den Russen. So gut, dass die Alliierten dich sogar über den Rundfunk suchen lassen. Ich bin mir sicher, das machen sie nur, um dich nicht zu verlieren. Vielleicht nehmen sie dich ja in Schutzhaft“, spottete Luitpold Ether.

      „Die werden schon noch merken, wie gut ich bin. Der Krieg ist noch lange nicht zu Ende. Die SS hat noch ein paar Asse im Ärmel und ich wäre gern so lange frei, dass ich noch erleben kann, wie sie stechen“, gab sich Heinrich Ether geheimnisvoll.

      Nun sah Luitpold nicht mehr aus dem Fenster, sondern seinen Bruder an. „Meinst du nicht, der Krieg war lang genug? Ihr beherrscht nur noch ein paar Quadratkilometer deutschen Bodens und glaubt, ihn noch zu gewinnen?“

      „Zumindest können wir die Alliierten zu Zugeständnissen zwingen, die unser Überleben sichern werden. Max Friedrich ist das auch gelungen. Ich habe das Gleiche vor.“

      Luitpold gab nach. Wie immer. Zum letzten Mal, hoffte er. Er sollte nie erfahren, wie recht er damit hatte.

       Ort: Psyche, USA, New Mexico, 14 Tage vorher

      „Ich hoffe, Sie haben recht, Oppenheimer“, meinte General Groves mit skeptischer Miene.

      Oppenheimer hingegen betrachtete den Stahlturm durch sein Fernglas, als habe er nie etwas Schöneres gesehen. „Die Wissenschaftler, die der Meinung sind, die Atmosphäre könne explodieren, wenn wir die Bombe zünden, haben keine Ahnung. Was dort auf dem Stahlgerüst steht, hat nichts mit herkömmlichen Sprengkörpern zu tun. Und unsere Atmosphäre ist stabiler, als diese Wissenschaftler glauben wollen.“

      „In ein paar Stunden sind wir schlauer“, meinte Groves mit jenem Fatalismus, den nur hohe Militärs aufbringen können. Seine Kollegen hatten in Deutschland schon fast jeden Quadratzentimeter erobert. Keine Chance also mehr, die Bombe dort irgendwo einzusetzen. Dementsprechend waren die hohen Regierungsmitglieder, die ihm weisungsberechtigt waren, verschnupft. Um diesen Schnupfen zu heilen, machten sie Druck. Und heute sah man das Ergebnis.

      „The Gadget“ nannten es alle. Voller Ehrfurcht. Denn jeder, auch die Nichtwissenschaftler, hatte wenigstens die Spur einer Ahnung, was es mit diesem Gadget auf sich hatte.

       Ort: Psyche, Reims, SHAEF, jetzt

      Die anderen Offiziere hatten keine Ahnung, was ihr Oberkommandierender da zu bereden hatte.

      Sie lauschten nur. Es war schon an sich ungewöhnlich, dass ihr oberster Chef persönlich ans Telefon ging. Aber General Patton hatte darauf bestanden, ihn persönlich zu sprechen. Und Patton war zu verdienstvoll, ihm so etwas abzuschlagen.

      Es schien, als habe Patton am anderen Ende der Leitung wirklich Wichtiges zu vermelden gehabt.

      General Eisenhower legte den Hörer so vorsichtig auf, als sei der von Glas. Dabei hatte sein Gesicht eine furchtbare Blässe angenommen, die langsam einer noch ungesünderen Röte zu weichen begann.

      „Alle Führungsoffiziere in mein Arbeitszimmer. Sofort. Ist mein G-2 hier? Sehr gut. Sie kommen auch mit Kowalski. Und Gnade Ihnen Gott, sie können mir auf meine Fragen keine Antworten geben.“

      Ort: Psyche, Lüneburg, Uelzener Str. 31a,

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