Pistengeier: Berlin Turbo #9. Glenn Stirling

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Pistengeier: Berlin Turbo #9 - Glenn Stirling

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am Rollen, wenn auch sehr langsam. Erst Schritttempo, dann etwas schneller, und schließlich löste sich der Stau auf. Im Vorbeifahren sahen sie auch die Ursache. Ein Lieferwagen war einem LKW hinten aufgefahren.

      „Und dafür das Theater“, murmelte Klaus. „Auf drei Spuren alles zu, weil einer auffährt.“

      Altmühltal tauchte auf.

      „Nichts wie runter hier und auf die andere Seite!“, sagte Klaus.

      Als sie wieder auf der anderen Seite auf die Autobahn kamen, sagte Klaus: „Jetzt fährst du noch bis Greding, da ist eine Erfrischungsrast, da hältst du. Aber fahr da bloß langsam runter und wirf mir nicht noch den Zug um. Jetzt kommt es auf die paar Minuten auch nicht mehr an. Was ich brauche, ist ein Kaffee, und anschließend fahre ich.“

      Paul meinte kleinlaut: „Es tut mir leid, verdammt noch mal, es tut mir wirklich leid, aber ... Es ist eben passiert. Du brauchst doch nicht so ein Theater zu machen. Ich bin eben auch müde.“

      „Du kannst nachher pennen bis zum Gehtnichtmehr“, meinte Klaus. „Ich will bloß noch den Kaffee haben.“

      In Greding hielten sie an der Erfrischungsrast. Sie tranken ihren Kaffee, und am liebsten wäre Klaus rausgelaufen und hätte den Zug angeheizt und wäre davongefahren - ohne Paul. Aber das kann man natürlich nicht machen, sagte er sich. Einem so einen Armleuchter auf den Bock zu setzen, ist schon ein starkes Stück. Vielleicht sollte ich in Berlin anrufen. Aber die pennen ja längst.

      Nach der Rast fuhr Klaus. Dass er dieselbe Strecke wieder zurückfahren musste, sie also ein ganzes Stück völlig umsonst gefahren waren, versetzte ihn immer wieder aufs Neue in Wut. Auch als er längst in Nürnberg auf die richtige Autobahn gefahren war und sich nun Richtung Heilbronn bewegte, wurde er seinen Zorn auf Paul und dessen Unfähigkeit nicht los. Paul hatte sich hinten in die Koje gelegt und schlief. Er schnarchte. Er schnarchte sogar laut.

      Ohne Rücksicht auf Paul drehte Klaus das Radio an. Und er ließ es so spielen, dass auch Paul etwas davon hatte. Aber das störte den nicht. Der schnarchte mit der Musik im Duett.

      Der richtige Penner. Wirklich ein richtiger Penner, dachte Klaus. Aber so allmählich verrauschte die Wut. Er schien Paul regelrecht vergessen zu haben. Der Magirus schnurrte, die Reifen rauschten, alles lief nach Plan. Allmählich konnte er etwas von der Verzögerung aufholen, und es rollte auch gut. Kein Stau, nichts. Er drehte auf.

      Hinter ihm schnarchte Paul noch immer. Er schien sämtliche Wälder zwischen der Lüneburger Heide und dem Bayrischen Wald abholzen zu wollen. Klaus hatte sich daran gewöhnt.

      Dann, hinter Heilbronn, wurde der Verkehr etwas dichter, aber noch immer ging es gut. Schließlich stieß er auf die A5 und rauschte Richtung Basel ab. Hier war ganz wenig los. Klaus hätte jubeln können vor Freude. Manchmal war so wenig Betrieb, dass er Fernlicht aufmachen konnte und einige Male fast zehn Minuten lang hintereinander. Von Süden kam so gut wie gar nichts rauf, und was von Nord nach Süd rollte, war auch nicht allzu viel.

      Er hoffte, dass es bei den Franzosen schnell gehen würde. Verplombt war ja alles. Die Papiere waren fertig, also kein Aufenthalt.

      Mitternacht war längst vorüber. Vielleicht, sagte sich Klaus, wird es schon hell, wenn wir durch die Vogesen ziehen. Bei Besancon werden wir rasten, eine gute Tasse Kaffee!

      Aber jetzt erst einmal die Abzweigung für die Lastwagen zur französischen Grenze.

      Runterschalten, Blinker an, und jetzt der Zoll. Hoffentlich dauert’s nicht ewig. Und es ging schneller noch, als Klaus zu hoffen wagte. Eine Zöllnerin fertigte sie ab, und Klaus setzte, als er sie anblickte, sein verführerischstes Lächeln auf.

      Aber dann, ein Stück hinter der Grenze, kam der Hammer. Polizei, dann die Kelle, rote Lampen, anhalten.

      Wo tut’s denn nun weh?, dachte Klaus und beugte sich aus dem Fenster.

      Der Polizist schaute hinauf.

      „Le Disque.“

      „Was?“, fragte Klaus, der schon wusste, was der Polizist meinte.

      „Scheibe“, sagte der Polizist und machte eine kreisende Bewegung mit dem Finger.

      Klaus klappte den Fahrtenschreiber auf, nahm die Scheibe heraus.

      Was wollen die mir denn?, dachte er. Ich bin doch hier auf ihrem Gebiet nur herumgekrochen.

      Der Polizist winkte einen zweiten heran, offenbar ein Elsässer. Der sagte, nachdem der Polizist mit ihm gesprochen hatte, zu Klaus: „Ihr habt nur noch eine halbe Stunde, dann müssen Sie Pause machen.“

      „Ich habe eine Ablösung“, sagte Klaus. „Der schläft noch.“

      „Wir machen bei Besancon Kontrollen. Ich will Ihnen das nur sagen. Wenn Sie dann zu lange am Steuer waren, werden Sie bestraft.“

      „Danke für den Hinweis“, erwiderte Klaus. „Ich werde meinen Kollegen rechtzeitig wecken.“

      Dann ging es weiter. Klaus fuhr noch ein Stückweit, noch nicht mal die halbe Stunde lang, dann fuhr er rechts am Ende einer Steigung auf einen Parkplatz, hielt und weckte Paul, der aufschreckte, als hätte er gerade zwei Minuten die Augen geschlossen gehabt.

      „Was ist? Was ist?“, rief er aufgeregt und schlaftrunken gleichzeitig.

      „Ablösung. Aber bevor du die Kiste in Gang setzt, möchte ich dir drei Takte sagen, Sportsfreund. Nicht, dass wir plötzlich in Paris landen.“

      „Keine Sorge, keine Sorge, Mensch! Ich passe auf, das passiert mir nicht noch mal.“

      „Vor Lyon wirst du mich wecken, hast du verstanden? Du wirst mich vor Lyon wecken, und zwar noch bevor du in den Tunnel kommst. Wenn die Strecke abwärts geht, bist du da schon mal gefahren?“

      „Hunderte Mal.“

      „Sind das auch nicht Hoffmanns Erzählungen? Irgendein Märchen aus Tausendundeiner Nacht?“

      Paul schüttelte voller Überzeugung den Kopf.

      „Aber nein doch! Das mit Nürnberg war Scheiße, das gebe ich zu, das ist mir halt passiert. Ich habe mir eingebildet, über München geht es auch. Weiß selbst nicht warum. Ich hatte wohl die Karte nicht richtig im Kopf.“

      Klaus sagte zunächst nichts, und er dachte: Hoffentlich hat er überhaupt was im Kopf!

      Er ließ Paul weiterfahren. Es war Morgen geworden. Ein rötlicher Schein breitete sich über dem Himmel aus, aber im Westen war er noch pflaumenblau. Aber es versprach, nach dem vielen Regen mal ein schöner Tag zu werden. Kaum Wolken zu sehen.

      Nach der kurzen Rast ging es bergab, dann wieder hinauf und wieder herunter. Klaus blieb noch solange wach, bis er sicher war, dass Paul die Gefällestrecken nicht zu schnell fuhr. Und er beobachtete auch noch, wie Paul auf einer Steigung auf die Kriechspur ging. Es standen zwar überall Schilder auf französisch: Soiez droite, dass man sich rechts halten sollte, aber ob Paul das lesen konnte, war eine andere Frage. Klaus dachte noch, er müsste ihn fragen, ob er französisch kann. Aber wahrscheinlich, sagte er sich, kann er es nicht. Und dann schlief er ein.

      Er wurde etwa zwei Stunden später wach. Und das Erste, was er feststellte: Der Motor lief nicht. Und dann hörte er das

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