Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018. Cedric Balmore

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Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018 - Cedric Balmore

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nicht einfach einen Menschen umbringen? Im Film, ja, da tun sie so etwas, aber doch nicht in der Wirklichkeit!«

      »Du willst dich ihnen widersetzen? Hast du wirklich so viel Mut?«

      »Willst du denn auf dem Strich landen und nur noch für diese Kerle arbeiten?«

      »Nein, aber ich kann nicht zulassen, dass sie Peter etwas antun. Er ist unschuldig.«

      »Er ist auf See«, sagte Anja. »Sie kommen gar nicht an ihn heran.«

      »Aber er kommt ja auch mal wieder nach Hause. Er sagte, sie könnten warten, sehr lange warten. Und bis dahin würden sie mich vornehmen. Ach, Anja, ich habe solch schreckliche Angst. Ich werde bald verrückt vor Angst!«

      »Ich gehe jetzt schlafen. Ich bin müde und zerschlagen. Morgen werden wir weitersehen.«

      »Morgen wollen sie ja schon kommen«, erinnerte sie die Freundin.

      »Von mir aus, aber ich werde denen schon was flöten. Vorhin, da war ich in ihrer Gewalt, vorhin musste ich tun und sagen, was er von mir verlangte. Aber jetzt werde ich kämpfen. Sie werden etwas erleben!« Und mit diesen Worten verließ sie die Wohnung der Freundin.

      Ein neuer Tag brach an, von dem Regen war nichts mehr zu spüren. Es war wieder sehr heiß, und auch die Straßen waren bald wieder staubig. Anja ging unruhig auf und ab. Mal zum Fenster und dann wieder zurück zum Sessel. Sie grübelte. Würden sie tatsächlich die Frechheit besitzen und kommen, um sie zu holen? Ein Schauer rann ihr den Rücken herunter, wenn sie nur daran dachte, was sie tun sollte. Nein, sie wollte nicht in der Gosse landen - sie nicht!

      Die Stunden vergingen qualvoll. Immer waren ihre Gedanken ganz woanders. Einmal traf sie Sybille im Treppenhaus. Stumm sahen sie sich an. Sie konnten einfach nicht mehr über das Vorgefallene reden. Die Angst saß ihnen im Nacken. Anja gab sich forsch, aber sie zitterte wie Espenlaub. Sie hatte das Abendbrot verzehrt, da ging die Türglocke. Ihr Rücken versteifte sich unmerklich. Ununterbrochen ging der Summton. Mechanisch stand sie auf. Nun musste sie kämpfen, um ihr Glück, um das Leben von Werner, um alles. Wenn sie es jetzt nicht tat, würde sie es nie mehr können.

      Fred stand vor der Tür.

      »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst unten auf mich warten? Brauchst wohl eine Extraeinladung, wie?«

      »Nein, ich gehe nämlich nicht mit«, sagte sie so kalt wie möglich. Ihre Knie zitterten, aber das sah er nicht. Seine Augen verengten sich zu einem schmalen Spalt.

      »Ah, du gehst nicht mit, wie lustig!« Er wollte sie am Arm aus der Wohnung zerren, aber sie sprang zurück. Er kam ihr nach und warf die Tür hinter sich zu.

      »Brauchst du wieder eine Lektion? Hast du noch nicht begriffen, dass nicht mit mir zu spaßen ist?«

      »Ich gehe nicht mit. Ich tu es nicht, damit Sie es gleich wissen!«

      »Und dein Mann? Willst du, dass er stirbt?«, rief er scharf.

      »Das, was Sie machen, ist Erpressung, und ich lasse mich nicht darauf ein. Niemals, ich gehe gleich zur Polizei und werde es melden, dass Sie mich erpressen wollen, Sie gemeiner Hund!«

      Er kam ganz nah, sah ihr ins Gesicht.

      »Du willst also zur Polizei, mein Vögelchen. Mich wegen Erpressung anzeigen?« Er lachte lautlos. Sein Gesicht war zu einer Fratze verzogen. »Und warum bist du noch nicht hingelaufen, warum nicht? Hattest doch den ganzen Tag Zeit dazu. Glaubst du denn, die Polizei würde dich schützen, dich?« Wieder lachte er hämisch. »Und was willst du anzeigen, hast du Beweise, irgendetwas, was du ihnen vorlegen kannst? Nein? Du weißt nicht einmal meinen richtigen Namen. Glaubst du, das würde dir helfen? In dem Augenblick, wo du einen Fuß in irgendeine Polizeistation stellst, im gleichen Augenblick gebe ich meinen Befehl, und dein Mann war einmal. Dann kannst du dir dein Leben lang Gewissensbisse machen. Dann hast du ihn auf dem Gewissen, wir nicht, hast du mich jetzt endlich richtig verstanden? Glaubst du, mit so kleinen Dingern wie dir würden wir nicht fertig?« Er fasste sie beim Arm und riss sie zu sich heran. »Bis jetzt habe sehr viel Langmut gezeigt, aber nun ist Schluss damit, für immer. Jetzt kommst du auf der Stelle mit, oder ich zerschneide dir dein Gesicht, dass dich deine eigene Mutter nicht mehr wiedererkennt!« Mit diesen Worten zog er ein Messer aus der Tasche und hielt es ihr vor das Gesicht.

      Anja wollte zurückweichen, aber sein Griff war stählern, und er führte sie fort. Unten auf der Straße im Auto saßen schon Bob und Sybille. Der Mann warf sie in die Polster hinter sich und raste davon.

      »Hat es Ärger gegeben?«, fragte Bob.

      Fred knurrte nur verächtlich. »Nicht solchen, mit dem ich nicht fertig werden würde!«

      Sybille suchte die Hand ihrer Freundin.

      »Ich denke, du willst nicht mitmachen?«, flüsterte sie leise. »Hatte so viel Hoffnung auf dich gesetzt. Aber nun ist wohl alles aus!«

      Anja sah starr aus dem Fenster. Der Wagen fraß Kilometer auf Kilometer und brachte sie ihrem Ziel näher. Kam denn niemand, der sie befreite, sie aufhielt?

      Werner!

      Sie tat es für ihn, um ihn! Wo mochte er in diesem Augenblick sein? Morgen kam er wieder nach Hause. Morgen! Nein, sie hatte keine Träne mehr, sie konnte nicht mehr weinen. Sie war ganz ausgehöhlt und leer. Mit einem Ruck hielt der Wagen. Sie standen auf einem weitläufigen Parkplatz. Die Mädchen kannten sich hier nicht aus.

      »Wo sind wir?«, fragte Sybille ängstlich.

      »An der Autobahn«, sagte Bob.

      »Warum?«

      »Hier ist euer Gebiet. Wir schicken euch auf den Autobahnstrich. Später, wenn ihr gefügig seid und etwas hinzugelernt habt, kommt ihr in die Stadt. Hier fangen alle an, hier werden sie alle sanft. Dies ist die niedrigste Stufe. Ihr könnt euch bewähren, und wenn nicht, bleibt ihr hier!«

      Ohne Übergang begann Fred nun das ganze Geschäft zu erklären. Hart und mit gemeinen Worten. Sybille und Anja schauerten zusammen. Ohne fünf Blaue durften sie nicht wieder bei ihnen erscheinen. Mit wie vielen Männern mussten sie sich da einlassen, um das Geld zu bekommen? Eine ganze Nacht!

      »Los, ’raus jetzt! Und ihr wisst, wir sind in der Nähe und sehen euch immer. Keine Zicken und so, kapiert?«

      9

      Gitta und Lola, die zwei Freundinnen, standen unter der Laterne und rauchten. Gitta war silberblond und Lola kupferrot, natürlich waren es Perücken, das war praktisch und sehr bequem.

      Gitta drückte ihre Zigarette am Laternenpfahl aus und hustete.

      »Mensch, das wird ja mal wieder eine laue Tour heute. Versteh’ die Kerls nicht, wenn’s im Winter knackig kalt ist, dann sind sie verrückt und können gar nicht genug bekommen. Aber niemand denkt an uns, und jetzt, bei dem Wetter! Wenn nicht bald einer kommt, hau ich mir einen in die Pfanne!«

      »Mensch, Gitta, zieh Leine, halt deine Quadratschnauze! Bist immer vorn mit deiner Klappe, aber wenn es dann so weit ist, wer steht dann am längsten? Du!«

      »Naja, du kennst ja meinen Macker. Muss die Scheine bringen, oder ich erlebe was. Aber wirklich, wenn wir hier schon stehen, dann kann auch das Geschäft fluppen. Sonst bekommt man ja Plattfüße, und ich

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