Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018. Cedric Balmore
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Читать онлайн книгу Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018 - Cedric Balmore страница 40
»Den müsste man haben, wie?«, murmelte sie.
Sie stiegen ein. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Fred und auch der Freund den ganzen Abend über fast nichts getrunken hatten.
»Wohin fahren wir?«, fragte Sybille und kuschelte sich in die Polster.
»Das wirst du früh genug sehen, Schätzchen«, sagte ihr Begleiter.
Übrigens hatte er neben dem Fahrer Platz genommen und nicht hinten bei den Mädchen. Anja sah aus dem Fenster, und sie stellte fest, dass sie die Stadt verlassen hatten. Sie befanden sich auf der Landstraße. Ein unruhiges Gefühl machte sich bei ihr bemerkbar.
»Ich möchte nach Hause«, sagte sie plötzlich, hellwach werdend.
Fred lachte. »Du bist gut. Glaubst du, ich habe dich umsonst das teure Zeug trinken lassen? Jetzt kommen wir zum geschäftlichen Teil. Ihr habt bis jetzt euren Spaß gehabt, nun wollen wir den unseren, das ist doch klar, oder? «
»Aber Sie fahren ja aus der Stadt. Wo befinden wir uns eigentlich? Ich kenne mich hier gar nicht mehr aus!«
»Macht nichts, wir bringen euch schon nach Hause. Keine Bange!«
Sybille gähnte ungeniert und räkelte sich hin und her.
»Lass doch, Anja, lass sie doch! Hauptsache, wir brauchen das Stück später nicht zurückzulaufen. Von mir aus könnten wir uns im Walde amüsieren, aber ich glaube, das wird heute ziemlich nass dort sein.«
Dann stoppte der Wagen, und sie befanden sich vor einem unscheinbaren Gasthaus weitab von der Stadt. Nur eine Lampe brannte trübe vor dem Eingang. Es machte wirklich einen trostlosen Eindruck, mussten sie feststellen.
»Wir sind da«, sagte Fred und ließ sie aussteigen.
Als die Mädchen auf der Straße standen, sagte Sybille leise: »Vielleicht wollen sie von den anderen nicht erkannt werden, darum hier draußen. Hab mal so einen Freier gehabt, hatte Angst, alle Welt würde ihn bei seinem Seitensprung ertappen, und dann hätte es Trabbel zu Hause gegeben. Das war einer, kann ich dir flüstern!«
»Kommt!«, rief Fred und wandte sich zur Tür der Schenke.
7
»Ah, schau an, der Fred und der Bob sind wieder im Lande. Schon lange nicht mehr gesehen. Na, wie geht das Geschäft?« Der Wirt rieb sich die Hände und kam näher. Ein kleiner, magerer Mann mit einem verschlagenen Gesichtsausdruck. Alles an ihm wirkte schmierig und verschlissen. Seine Augen gingen listig zu den Mädchen, und dann begann er zu kichern.
»Na, wieder ein paar hübsche Hühnchen aufgegabelt? Ich möchte mal wissen, wie ihr das macht. So was Leckres möchte ich auch mal erwischen. Aber mit mir wollen sie nichts zu tun haben. Möchte wissen, woran das liegt. Bin immer nett zu den Dingern, wirklich!«
Fred unterbrach den Redestrom des Wirtes. Seine eisgrauen Augen durchbohrten ihn. Hochmütig sprach er ihn an: »Halt deine Klappe, alter Gauner! Wir sind nicht gekommen, um zu reden! Hast du zwei Zimmer für uns, oder ist alles besetzt?«
»Für meine Stammkunden habe ich Zimmer, und wenn ich mein eigenes hergeben müsste«, brüstete er sich.
»Darauf verzichte ich mit Freuden. Scheint ein dreckiges Loch zu sein. Also, her mit den Schlüsseln!«
Der Mann schlurfte zur Theke und brachte das Gewünschte. Anja und Sybille hatten die ganze Zeit kein Wort gesprochen. Ihnen kam es unheimlich in dieser Kneipe vor. Am liebsten wären sie getürmt. Aber Bob stand an der Tür. Schien er ihre Gedanken zu erraten?
»Wir möchten nicht gestört werden. Unter keinen Umständen, hast du mich verstanden?«
Der Alte nickte, wischte sich die Hände an der Schürze ab. Fred schob die Mädchen zur Treppe. Anja hatte das Gefühl, als schaue er ihnen mitleidig nach. Hatte es nicht so ausgesehen, als wolle er noch etwas sagen? Nicht zu den Männern, sondern zu ihr und Sybille? Sie wollte sich noch einmal umdrehen, aber Fred schob sie unmissverständlich weiter. Und so stolperten sie die düstere Treppe hinauf. Es war kalt und zugig und stank muffig. Als sie im Zimmer waren und Fred die Lampe anknipste, fröstelte sie unwillkürlich. Die Tapeten waren schmutzig. Zum Teil lösten sie sich schon von den Wänden. Ein Bett stand im Raum, und es machte auch nicht gerade einen einladenden Eindruck. Warum er nur eine so nüchterne Umgebung gewählt hatte? Spürte er die Kälte und die dumpfe Atmosphäre denn nicht?
Fred machte sich an der Heizung zu schaffen.
»Der Alte knickert aber auch überall. Möchte nur mal wissen, ob er glaubt, sein Geld mit hinübernehmen zu können!« Er sagte es, ohne eine Antwort zu erwarten. Anja schwieg noch immer. In dem dünnen Kleid spürte sie die Kälte und zog die Schultern hoch. Langsam begann die Heizung zu tuckern. Hoffentlich dauerte es nicht lange. Vielleicht gab er sich mit einem Mal zufrieden, und sie konnte endlich nach Hause gehen. Sie fühlte sich hundemüde. Aber dieses musste sie noch über sich ergehen lassen.
»Los, worauf wartest du noch? Brauchst du eine extra Einladung, oder was ist los?«
»Mir ist kalt«, murmelte sie heiser.
Er lachte.
»Gleich wird dir ganz anders. Los, mach schon, oder erwartest du noch, dass ich dich ausziehe? Da bist du aber auf dem Holzwege. Ich mach’ mir sehr wenig Arbeit, verstanden? Und wenn, dann mache ich sie gründlich. Solltest dir gleich zu Anfang merken. Wenn ich etwas sage, dann nur einmal. Ich wiederhole mich nicht gerne, verstanden?«
Mechanisch begann sie sich auszuziehen. Sie verstand ihn nicht. Vielleicht kam das auch vom Alkohol, ihr war es egal. Hauptsache, sie kam schnell hier wieder heraus. So ein mieses Zimmer! Eigentlich sollte sie Aufschlag nehmen. Na ja, komisch waren die Männer schon.
Bald stand sie nackt vor ihm. Er machte aber keine Anstalten, sie zu berühren. Sie sah ihn verwundert an. Er stand ans Fenster gelehnt, hatte sich eine Zigarette angesteckt und lächelte zynisch. Sie gewahrte seinen Blick. Wie ein Stück Vieh schätzte er sie ab. Das wusste sie von Sybille, einige wollten nur nackte Mädchen sehen und waren dann schon glücklich.
»Bist ja ein ganz properer Brocken, hab’ ich mir doch gleich gedacht. Nicht zu dünn, das haben sie nicht gern. Die Mageren geben meistens nur Ärger und stänkern oft. Nein, ich hab einen sicheren Blick für so etwas.« Und grob fügte er hinzu. »Los, steh’ nicht wie ein Ölgötze herum! Dreh dich, geh! Zeig, was du hast! Ich will dich in Pose sehen, muss dich gut beobachten. Los, zier dich nicht!«
Verklemmt schritt sie durch den Raum bis zur Tür, drehte sich um, blieb stehen und sah ihn an. Sie wusste nicht, was sie noch sollte.
»Leg dich aufs Bett, los, beeil dich! Ich kann nicht die ganze Nacht hier mit dir bleiben. Hab’ schließlich noch andere Arbeit zu erledigen.«
Brav legte sie sich hin. Jetzt wird er ja wohl kommen, dachte sie und wartete auf ihn.
»Mach dich breiter! Ich hab’ gesagt, ich will was sehen, los! Beine auseinander, vernünftig, wenn ich es sage. Zier dich nicht, oder ich helfe nach!«
Sie blieb liegen und starrte ihn verständnislos an. Er kam