WIN - With Intention Now. Christian Jaerschke
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Seine Familie und Freunde stehen stets hinter ihm, und so etwas wie Streit oder Probleme jeglicher Art im privaten Umfeld sind ihm fremd.
Vielleicht gibt es tatsächlich so einen Hannes, ich habe ihn allerdings noch nicht getroffen, sondern frei erfunden. Die Realität der meisten Sportler, egal ob Hobbyathlet oder Vollzeit-Profi, sieht anders aus. Auf den folgenden Seiten gehe ich auf einige typische Situationen oder mögliche Realitäten ein und wie du sie in deinem Sinne steuern kannst. Eines haben sie alle gemeinsam: Mit den in diesem Buch vorgestellten Mentaltechniken, Strategien und Tipps kannst du sie besser meistern bzw. besser mit ihnen umgehen.
2.1 SCHLECHTWETTER UND MANGELNDE MOTIVATION
So etwas wie schlechtes Wetter gibt es nicht, nur unpassende Kleidung. In vielen Fällen mag das zutreffen, stimmt aber längst nicht immer. Nehmen wir die Olympischen Spiele von Rio 2016. Vielleicht erinnerst du dich an die Wetterkapriolen mit praktisch kaum vorhersagbarem und unkontrollierbarem Wind auf der Ruderstrecke. Da mussten Trainings und auch Wettkämpfe abgesagt und verschoben werden.
Ein anderes Beispiel ist das Training von Sportpiloten mit ihren Ultraleichtflugzeugen. Ich bin selbst jahrelang eine „Ikarus C42“ geflogen und kann aus Erfahrung sagen: Es gibt definitiv Wind und sonstige Wetterbedingungen, mit denen ein Training nicht sicher absolviert werden kann oder einfach nichts bringen würde, weil bestimmte Flugmanöver nicht durchführbar sind.
Dann heißt es, flexibel zu reagieren und ggf. zu alternativen Trainingsmöglichkeiten zu greifen. Der Kreativität sind dabei fast keine Grenzen gesetzt. Wenn zu hoffen war, dass der Wind in absehbarer Zeit abnimmt, habe ich abgewartet und das Training einfach verschoben. In der Zwischenzeit arbeitete ich z. B. mit Visualisierungsübungen oder nutzte die Zeit für das Mentaltraining mit anderen Techniken.
„Wenn du ein konkretes Ziel hast, dann stell dir die Frage nach dem Warum – am besten gleich heute“
Aber was ist, wenn das Wetter einfach nur schlecht ist, z. B. zu heiß oder zu kalt? Du könntest schon trainieren, aber die Motivation ist im Keller?
Maurice Clavel, Profi-Triathlet, über seine Motivation und was ihn antreibt während der oft langen Trainingstage: „Zum einen mich selber an Grenzen zu bringen, einfach das Beste aus mir herauszuholen. Und zum anderen große Wettkämpfe, die ich dann am Horizont vor mir sehe. Da geht irgendwie auch ein bisschen Kopfkino los: Wer wird da am Start sein bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft zum Beispiel? Da sind die und die am Start, und die liegen jetzt auch nicht im Bett und trainieren gerade bestimmt superhart. Das pusht mich einfach ungemein, da richtig ans Limit zu gehen und alles aus mir herauszuholen.“51
Motivation ist eine wesentliche Voraussetzung, um im Sport und sonst im Leben erfolgreich zu sein. Deine Motivation bestimmt, welchen Stellenwert du deinem Sport oder einem anderen Bereich in deinem Leben gibst. Sie bestimmt, wie viel und wie intensiv du trainierst, wie sehr du dich im Training und im Wettkampf antreibst und ob du trotz schlechtem Wetter deine Trainingseinheiten absolvierst oder nicht.
Nur wenn du weißt, was genau dich motiviert und zu Bestleistungen antreibt, kannst du deine Motivation steuern. Was ist deine Motivation? Warum betreibst du deinen Sport? Welchen Nutzen ziehst du daraus?
Wenn du ein konkretes Ziel hast, etwa Teilnahme an einem Ironman, einem Marathon oder einem anderen Wettbewerb, dann stell dir die Frage nach dem Warum! Nimm dir etwas Zeit, um diese Frage für dich zu beantworten, am besten gleich heute.
Chris McCormack, zweifacher Ironman-Hawaii-Weltmeister, hat in jedem Wettkampf neben der offiziellen Startnummer die Zahl 19455 auf seinem Trikot getragen. 19455 – das ist die Anzahl an Tagen, die seine Mutter gelebt hat, bevor sie an Krebs gestorben ist.
Chris McCormack (Macca) hat einmal Folgendes gesagt52: „Wenn du im Sport auf einem hohen Level dauerhaft Erfolg haben willst – und das gilt nicht nur im Sport, sondern überall im Leben –, dann brauchst du einen Grund, der größer ist als du selbst. Glaube mir, wenn du so viel entbehrt hast, gereist bist und deine Familie vermisst hast wie ich, dann ist die Aussicht auf einen Wettkampfsieg nicht genug, um so hart und lange zu trainieren, wie dafür nötig ist. Es ist nicht genug, nur für dich zu kämpfen. Du musst für etwas oder jemanden kämpfen. Ich gehe für meine Mutter an den Start.“
Du kannst fast alles im Leben erreichen, wenn dein Warum stark genug ist. Dabei gilt die einfache Regel: Je größer dein Ziel ist, desto größer muss auch dein Grund, dein Warum sein, um es zu erreichen.
Eine einfache Technik, um deine Beweggründe tiefer zu erkunden, nennt sich „Warum, warum“-Technik. Im Englischen (Why, why?) hört sich das für mich irgendwie besser an. Vielleicht liegt das auch nur daran, dass ich diese Technik gelernt habe, als ich in Großbritannien studiert habe.
Die Technik funktioniert ganz einfach, indem du nach dem Warum des Warums fragst – also für jede deiner Antworten (Motivationsgründe) nach dem Warum fragst und dann wieder nach dem Warum, bis du im Kern angekommen bist oder dir nichts mehr einfällt. Dann kannst du die Frage „umkehren“ und nach neuen Antworten suchen, welche neuen oder zusätzlichen Aspekte deines Sports deine Warum-Antworten befriedigen.
Ein fiktives Beispiel zur Veranschaulichung:
Paul will seinen ersten Marathon in Berlin absolvieren.
Warum willst du den Marathon laufen?
Paul: Weil ich das schon immer mal machen wollte.
Warum wolltest du das schon immer mal machen?
Paul: Weil ich gern laufe.
Warum läufst du gern?
Paul: Weil es mir Spaß macht und hilft, gesund und fit zu bleiben.
Warum willst du Spaß haben und gesund und fit bleiben?
Paul: Weil ich dadurch mehr Freude habe und etwas dafür tue, länger zu leben.
Warum willst du mehr Freude haben und länger leben?
Paul: Weil sich die Freude auf meine Familie überträgt und ich für meinen Sohn ein Vorbild sein will.
Es geht bei dem Beispiel nicht darum zu beurteilen, ob das gute Antworten sind. Denn die sind schließlich immer individuell. Ich habe das Beispiel gewählt, um zu zeigen, dass die tieferen Beweggründe für ein sportliches Ziel nicht immer sofort sichtbar sind. Wenn du dir aber die Zeit nimmst, sie mit dieser einfachen Fragemethode zu erkunden, steigerst du deine Motivation fast automatisch.
„Was ist DEIN größtes Warum für deinen Sport und deine sportlichen Ziele?“
Paula Newby-Fraser53: „Das Erste, was ich allen sage, ist, dass jeder sich im Klaren darüber sein muss, warum er es macht. Frage dich, warum du dich dazu entschieden hast, das hier zu machen. In Anbetracht der ganzen Möglichkeiten, deine Freizeit zu verbringen und dein Geld zu investieren: Warum willst du Zeit, Emotionen, Geld investieren, um dein sportliches Ziel zu verwirklichen? Man muss immer verstehen, warum man das macht. Was der eigentliche Grund ist, ist dann ganz egal. Das ist wirklich irrelevant. Jeder hat da seine eigenen Gründe.“
Was ist dein größtes