Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
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Читать онлайн книгу Die Legende vom Hermunduren - G. K. Grasse страница 4
Honoratus bedachte sich einen Augenblick und schien gewillt, die Botenrolle zu übergeben… Dann jedoch schüttelte er seinen Kopf und ließ verlauten, dass er dem Präfekt für seine hohe Bereitschaft dankbar sei, aber dennoch nicht annehmen dürfe… Er war zur persönlichen Übergabe verpflichtet worden, betonte Honoratus. Er könne deshalb nicht auf das freundliche Angebot eingehen. Er misstraue einem Praefectus Alae keinesfalls, aber Auftrag sei Auftrag, egal wer ihn erteilte. Er sei ein zwar nur unbedeutender Bote, aber persönlich verpflichtet und dies schloss eine erneute Übergabe aus. Also würde er warten…
Der Präfekt stellte seine Aufdringlichkeit ein und verwies die Fremden nach außerhalb seiner Formation. Also legte sich Honoratus am Eingang zum Gebäude auf die Lauer. Als Vespasian dieses verließ, er sah nicht gerade sehr zufrieden aus, stellte sich ihm Honoratus in den Weg.
„Feldherr, ich habe eine Botenrolle aus Rom für dich!“
Vespasian, der schon wortlos am Fremden vorbei war, drehte sich plötzlich um. „Eine Botschaft aus Rom?“ fragte er.
„Ja, Herr! Ich reiste per Schiff…“
„Warum aus Rom? Ich war doch beim Kaiser in Korinth… Wäre es nicht ein kürzerer Weg gewesen, mich in Korinth aufzusuchen?“ Vespasian zeigte Verwunderung.
„Herr, wenn du beim Imperator warst, wird er dich vermutlich aufgefordert haben, schnell zu reisen… Kannst du aber auf dem Landweg so schnell reiten, wie ein Schiff im Wind fliegt? Dann wäre da noch ein Vergleich der Tage unserer beider Abreise von Bedeutung… Ritte ich in Rom ab zum Militärhafen Classe, stieg auf eine schnelle Trireme und legte dort, vor reichlich einem Monat ab, dürfte ich schon vor Tagen hier eintreffen. Den Tag deiner Abreise kenne ich nicht, was zumindest gegen ein Aufsuchen in Korinth sprach, brachte es doch Verunsicherung, ob ich dich dort noch erreichen würde? Außerdem Herr, wie sollte ich, mit dem Umweg über Korinth, zur gleichen Zeit wie du, in Antiochia eintreffen? Es wäre nur von untergeordneter Rolle, ob ich direkt in den Golf von Korinth einlief, was dem kürzeren und damit schnellerem Weg entsprochen hätte…“
„Nutztest du den Diolkos, wäre dein Zeitverlust lediglich ein oder zwei Tage gewesen…“ warf Vespasian ein.
„Herr, mit einer Trireme über den Diolkos? Bei einer Liburne wäre das möglich, würde mit Warten aber auch bis zu fünf Tagen dauern… Ob ein derartiges Schiff der Classis Germanica hätte früher abgefertigt werden können, steht auch in Frage…“
„Du kennst dich gut aus… Wie ist dein Name?“
„Antonius Honoratus, Herr!“
„Du trägst kurzes Haar… Hast du gedient oder dienst du noch…“
Vespasian fand den Mann interessant. Der ihm Fremde war nicht verlegen in seiner Sprache, dachte geradlinig und machte wenig Aufheben um den Unterschied ihrer Herkunft.
„Wo ist deine Botschaft?“
Die neuerliche Frage hob die Bedeutung der zuvor gestellten Frage auf. Deshalb reichte Honoratus die Botenrolle in die Hände, für die sie bestimmt waren. Vespasian prüfte das Siegel und steckte die Rolle dann in eine seiner Satteltaschen, schwang sich auf sein Pferd und wandte sich noch einmal an den Boten.
„Hast du ein Pferd, so folge meiner Ala und melde dich in meinem Zelt, wenn es denn steht. Du wirst uns an der Straße zur Porta Ferrara finden…“ Dann schnalzte der Feldherr mit der Zunge und sein Rappe setzte sich in Bewegung.
Honoratus fand seinen Gefährten und die Pferde dort, wo er den Freund verlassen hatte.
„Und? Hattest du Erfolg?“ bedrängte ihn Furius.
„Steig auf, wir reiten der Ala nach!“ erhielt er als Antwort.
Furius tat, was der Gefährte forderte.
Es ging erneut fast durch die gesamte Stadt, bis die Ala zu den Bergen abschwenkte. Kurz davor erreichte sie einen freien Platz und begann, in der Nähe eines ärmlichen Baches, einen Lagerplatz zu errichten.
Vespasian hielt sich abseits, der das Lager errichtenden Milites auf und las die Dokumente der überbrachten Botschaft. Als er damit fertig war und Honoratus unweit auf dessen Pferd sitzen sah, winkte er den Reiter zu sich.
„Folge mir, Furius! Halte aber etwas Abstand… Wir wissen nicht, was uns erwartet!“ Honoratus ritt auf den Feldherrn zu.
„Du schuldest mir noch eine Antwort…“ eröffnete Vespasian das erneute Gespräch.
Honoratus wusste, worauf der Feldherr hinaus wollte. „Ja, Herr, ich habe gedient!“
„Und jetzt?“ traf ihn die nächste Frage.
„Bin ich frei…“ antwortete der Gefragte.
„Deine Dienstzeit an Rom ist also vorbei…“ Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage Vespasians.
„Ja, Herr!“
„Warum, du merkwürdiger Bote, überbringst du mir dann diese unerheblichen Dokumente, die jeder meiner Secretarius oder Diener hätte entgegennehmen und prüfen können, als wichtige Botschaft aus Rom?“
„Weil ich zu dir gelangen wollte, Herr! Die Übernahme dieser Pflicht ermöglichte mir den direkten Weg zu dir…“
Ein kurzer Augenaufschlag zeugte von Vespasians Überraschung.
„Was erwartest du von mir?“ Im Feldherrn stieg Misstrauen auf.
„Möchtest du wirklich die Zeit aufbringen, meine Geschichte zu hören, Herr?“ Honoratus warf eine Abwehr auf.
„Ich habe im Augenblick etwas Zeit…“ erwiderte Vespasian und deutete mit dem Kopf auf die Aufbauarbeiten für das Lager.
„Sagen wir mal…“ begann der Evocati „… mir hätte ein guter Freund den Rat gegeben nach Classe zu reiten, mir ein schnelles Schiff zu erwählen und dann nach Antiochia zu segeln… Eingetroffen dort, würde bald ein neuer Feldherr für den Krieg gegen die Juden auftauchen, ob dies nun Corbulo oder Vespasian sei, wäre unerheblich… Der Freund meinte, dass der diesen Krieg Führende treue Männer brauche, die nicht zögerten, dessen Leben auch dann zu erhalten, wenn schier Aussichtslosigkeit bestehen würde… Ich glaube, dass mein Freund nicht den Feind unter den Juden meinte…“
„Nun, für diesen Fall kämst du zu spät, sollte dein Auftrag lauten, den Feldherrn Corbulo schützen zu wollen… Corbulo zog den Freitod in Kenchreae vor, als der Kaiser ihm diesen anbot…“
„Das ist bedauerlich für den verdienstvollen Feldherrn…“ erwiderte Honoratus. „…ist es nicht eine Absonderlichkeit, dass verdienstvolle Männer an Rom stets mit dem vorzeitigen Ableben bedroht sind…“
„Du sprichst eine mutige Zunge…“ entgegnete Vespasian. „Das zwingt mich zur Frage, wessen Interessen du vertrittst?“
„Damit stellst du eine Frage, Herr, die ich dir nicht beantworten kann. Aber ein Hinweis sei mir erlaubt…“
„Ich höre?“ ging Vespasian auf das Ausweichmanöver