Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
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Читать онлайн книгу Die Legende vom Hermunduren - G. K. Grasse страница 15
„Wie kann solcher Hass, solcher Neid wegen Unsinnigkeiten, zu Roms Glanz, in den Augen seiner Feinde, beitragen? Betrachte Roms Größe, unsere Grenzen und wisse, dass überall der Feind darauf wartet, dass wir uns im Inneren des Reiches selbst zerfleischen. Liegt der Tag des Zorns, gegenüber einem wenig an Roms Ruhm interessierten Kaiser, nicht mehr fern, so wird auch der Tag des Zerbersten dieses Reiches kommen. Ich bin kein Prophet, dennoch zum Sehen, Hören und Begreifen fähig…“
„Du sprichst gewaltige Worte aus, Senator… Wenn ein kluger Mann, in deiner Position, eine solche Einsicht findet, was soll ich, als Hand des Todes und Verderbens, dann daraus ableiten?“ Lartius blickte seinen Gast aufmerksam an. Er fühlte sich nicht herausgefordert. Dennoch spürte er eine Niedergeschlagenheit, die ihn zu Boden zu drücken versuchte.
Der Kopf der Adler der Evocati sprach nie über eigene Befürchtungen. Obwohl nicht ein einziges bedenkliches Wort seine Lippen verließ, pflichtete er dem Gast bei. Auch Lartius sah den Verfall römischer Ordnung. Doch war es nicht so, dass Roms Oberschicht nur das tat, was ein Kaiser zuvor zum Beispiel erhob? Waren die Morde oder Verurteilungen nicht oft von Angst, Neid und Hass getragen, bei denen persönliche Gründe den Vorwand schufen? Deshalb auch verstand Lartius die Bedenken dieses Senators.
„Es ist nicht eben nur so, dass dieses kleinliche Gezänk als das Einzigste oftmals zum Tod führte… Unter diesem Mantel der Denunziation werden noch andere Eisen geschmiedet, von denen ich dir sicher nichts erzählen muss… Mich befremdet der Drang des Senats zur Macht. Wird dieser doch, wenn es auf beiden Seiten Legionen geben sollte, sicher auch Kampf, Mord und Totschlag hervorbringen? Das Schlimme daran wird sein, dass sich dann erneut römische Legionen gegenüberstehen… “
Es brach aus Nerullinus hervor wie eine Sturmflut. „Stelle dir einmal vor, römische Legionen kämpfen gegeneinander, nur weil die Einen dem Kaiser und Andere dem Senat folgen… Gab es dies nicht schon einmal?“ Nerullinus ließ offen, an welche Ereignisse er dachte.
„Ich danke dir für deine Offenheit! Doch dies ist es sicher nicht, weshalb du zu mir gekommen bist?“ Lartius versuchte eine Ablenkung. Mit Nerullinus seine Sorgen und Bedenken zu teilen, stand ihm nicht im Sinn. Wohl nahm er gern auf, was der Andere zum Ausdruck brachte. Er selbst würde sich nur soweit öffnen, dass Nerullinus dies als Ausdruck seines Vertrauens annahm, nicht aber soweit gehen, dass dem Senator Wissen zu seiner wirklichen Einstellung zur Kenntnis gelangte.
„Nein, wahrlich nicht!“ Der Senator stieg auf den Einwurf ein. „Ich hätte mir den Weg gern erspart! Er wird weder dem Mann, noch dir Ruhm einbringen, eher Zorn und vielleicht auch Strafe…“ brach es wütend und unbeherrscht aus dem Boten hervor. „Zweifellos besitzt Rom heute noch verdienstvolle Männer…“ setzte er fort „… doch deren Zahl wird schwinden, greifen Andere nach einer Macht, die ihnen nicht zusteht! Der Rat, den du kennst, fordert das Leben des Legat Lucius Verginius Rufus!“
Der ausgesprochene Name bewirkte ein Aufstehen des Aquila. Es war mehr eine unbewusste Reaktion, die er im Augenblick nicht zu beherrschen vermochte. Also umkreiste er den Tisch, die Korbsessel und seinen Gast. Als Lartius erneut saß, bekannte er: „Das wird nicht einfach sein… “
„Warum? Er ist doch nur ein Legat wie jeder Andere?“ verwunderte sich Nerullinus.
„Nein, Senator! Du warst es selbst, der eine Einleitung zum Auftrag für erforderlich hielt… Wäre Verginius Rufus nur ein Legat wie jeder Andere, wäre es nicht weiter schwierig… Wenn ich die Kommandeure in den Exercitus Germania betrachte, scheint dieser nicht nur die Zuneigung des Kaisers zu besitzen, sondern auch noch die Achtung seiner Centurionen und Milites… An einen solchen Mann heranzukommen, dürfte schwierig und langwierig sein…“
Lartius vermied es in diesem Augenblick an Tremorinus und dessen Nähe zum Opfer zu denken… Er gab sich einen sichtbaren Ruck, sprang erneut auf, umkreiste Tisch, Sessel und Gast, um letztlich in der Feststellung zu landen: „… aber es ist möglich! Will es der Senat, muss ich wohl handeln, egal was du für Bedenken trägst…“
Lartius umging die Tatsache, dass es ihm selbst gar nicht schmeckte. Nicht nur der Senator war betrübt, bei ihm stieg die Wut. Immerhin kannte er Verginius Rufus… Plötzlich wusste er, wer hinter dieser Forderung steckte.
Es war diese eine Erkenntnis, die ihm die innere Ruhe und Gelassenheit zurückbrachte. „Fordert der Senat Fristen?“
Überrascht blickte Nerullinus auf. „Sofort!“ brachte er verwundert zum Ausdruck.
„Nun, sofort ist heute oder morgen… Morgen ist unmöglich! Eine Dekade auch zu kurz… ein Monat… eher unwahrscheinlich… ein Halbjahr, das wird gehen…“ bekannte der Aquila.
„Du hast ein Quartal vergessen…“ warf der Senator ein.
„Habe ich das?“ fragte Lartius verwundert. „Ein Quartal…“ Der Kopf des Adlers versank im Überdenken. „… ist zumindest eine Herausforderung… Also streben wir, wenn es dir recht ist, ein Tertial, beginnend am heutigen Tag, an?“
„Ich bin nicht für ein Überstürzen und Misslingen… So werde ich berichten…“ Nerullinus erhob sich.
Erfreut vernahm Lartius des Boten Einsicht und die Zubilligung von Geduld. Sie wussten Beide, dass sie ein Spiel trieben, dem der Senat widersprechen konnte.
Ging Lartius davon aus, dass auch der Senator keinen Drang zur Eile verspürte, würde dieser alle Bemühungen einsetzen, um einen späten Termin durchzubringen. Mit der Art ihres Gespräches hatten sie den Vorgang umrissen, ohne sich in irgend einer Art, als der einer zuverlässigen Ausführung, zu binden.
Der Senator verabschiedete sich und würde der Senat keinen Widerspruch einlegen, galt es die Tat im Zeitraum von vier Monden zum Abschluss zu bringen.
Innerlich tobte Lartius. Diese alten Männer im Senat, die nichts zu Wege brachten, als sich selbst gegenseitig zu denunzieren, anzuklagen und umzubringen. Sie glaubten, dass sie ein Recht hätten, nützlichen Männern den Tod zu bescheinigen…
Er würde ihnen einen Strich durch die Rechnung machen…
Weil er die Berichte seiner Evocati entgegennahm, von Neros Zuneigung zum unverfänglichen Legatus Legionis wusste und das Machtstreben der Brüder Scribonius aufgedeckt hatte, erkannte er den wahren Grund für diesen Auftrag. Welcher der Brüder Scribonius auch immer dahinter steckte, war dabei gleichgültig.
Irgendeiner der wissenden Senatoren schien geplaudert und ein Geheimnis Roms an Unbedarfte weitergegeben zu haben. Diese Wissenden saßen im geheimen Rat des Senat.
Dort musste er ansetzen, um dem Mann eine Schlinge zu drehen, der den Brüdern Scribonius den Hinweis auf die Adler der Evocati zugeflüstert hatte.
Lartius verließ den wenig gastlichen Raum und suchte sein Arbeitzimmer auf.
Auf seinem Schreibtisch fand er eine versiegelte Botenrolle vor. Er brach das unversehrte Siegel und erkannte in den ersten Dokumenten, die er aufmerksam las, die Herkunft der Schreiben.
Epaphroditos schrieb ihm im Auftrag Kaiser Neros.
Nach den üblichen Floskeln