Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
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Читать онлайн книгу Die Legende vom Hermunduren - G. K. Grasse страница 18
Senator Nerullinus war zuzuschreiben, was Lartius über die Grundrichtungen der verschiedenen Strömungen, innerhalb der alten Männer, wusste. Es gab keine weitere Quelle, die er anzuzapfen vermochte und dieser geheime Rat würde sich ihm nicht von allein offenbaren. Also musste er nachzuforschen beginnen…
Doch vor diesem Beginn standen eigene Überlegungen und diesen wandte Lartius die erforderliche Aufmerksamkeit zu.
Der Senat umfasste verdienstvolle Männer Roms, die, ob nun als Konsul oder in anderer Funktion, Rom gedient hatten und als würdig für eine Berufung galten. Manche der Jüngeren folgten verdienstvollen Vätern, wenn sie den Cursus Honorum, zumindest in wesentlichen Teilen, durchlaufen hatten… Vertreter wichtiger Familien waren ebenso verzeichnet wie auch die Homo Novus. Die frühere Unterscheidung in zwei grundsätzlich verschiedene und feindlich aufeinander eingestimmte Parteien, der Optimaten und Popularen, besaß dagegen kaum noch Bedeutung.
Lartius schloss Überlegungen an die Zeit der Republik aus. Er hing nicht an Erinnerungen, auch nicht an denen, die glücklichere Zeiten nach Kaiser Augustus umfassten. Er verstieg sich darauf, nur die jetzige Situation zu betrachten und glaubte sich damit auf dem richtigen Weg.
Alte senatorische Familien gab es seines Wissens kaum noch… So wie diese Familien unter den vorangegangenen Herrschern schwanden, stiegen Andere, gefördert vom jeweiligen Kaiser, auf.
Nicht der Kampf um Wählerstimmen des Volkes, sondern die Buhlschaft um der Kaiser Gunst bestimmte den Drang der Männer zum Senator. War es doch unter den letzten Herrschern dazu gekommen, dass dem Senat vormalige Rechte zur Bestimmung von ausgewählten Männern entzogen wurden. Ein fast schleichender Prozess, an dessen Anfang die Empfehlung des jeweiligen Princeps stand, führte im Verlaufe der Zeit dazu, dass der Senat nicht mehr in der Lage war, Widerspruch anzumelden oder gar einen geeigneten Kandidaten für den Senat zu bestimmen und zu berufen… Dies zerschlug vorherige Strömungen im Senat und schuf vollkommen neue Abhängigkeiten.
Lartius fand zu der Erkenntnis, dass der gegenwärtige Zustand zwischen dem Princeps Nero und dem Senat unerträglich war. Wäre nun der Senat ein einheitlich handelndes und nur ein Ziel verfolgendes Organ, sollte Neros Herrschaft, in absehbarer Zeit, ein Ende finden. Doch dem war nicht so!
Statt Optimaten und Popularen zählte der Senat nun eine Vielzahl von Strömungen, die eine einheitliche Handlungsweise ausschlossen.
Also sollte er herausfinden, welche dieser Strömungen existierten, über welche Kräfte diese verfügten und mehr noch, wer dessen wirksamste Vertreter waren…
Lagen ihm dazu dann gesicherte Erkenntnisse vor, konnte er die Strömungen ausschließen, denen kein Interesse an römischen Legionen zuzuordnen waren und würde so zwangsläufig auf den Verräter stoßen.
Der Republik verpflichtete Männer, die jeden Kaiser, König oder Princeps ablehnten und die Macht zurück in die Hände des Senats wünschten, gab es, nach seiner Auffassung, nur noch in geringer Anzahl.
Soweit diese Absicht noch in den Köpfen von Senatoren spukten, schwand die Zahl der Männer wohl auch deshalb stetig, weil das Alter diese hinwegraffte. Waren es ohnehin nur noch Wenige, die von ihren Vätern wussten, welche Macht einst der Senat ausübte, hörten die später in den Senat Aufgenommenen zumeist nicht mehr hin, wenn Einer der Älteren die Vergangenheit der Republik lobpreiste. Lartius billigte dieser Strömung einen nur unbedeutenden Einfluss auf die gegenwärtigen Verhältnisse zu.
Denen gegenüber standen die dem jetzigen Kaiser folgenden Senatoren, denen auch kaum daran gelegen sein konnte, treue Legionen zu verlieren… Diese Vertreter billigten, ja begrüßten jede Tat des gegenwärtigen Kaisers und würden Nero stets folgen, gleich welchen Weg er einschlug.
Dann würde es wohl Senatoren geben, die dem Prinzipat wohlwollend gegenüber standen, den jetzigen Kaiser aber verfluchten und dessen Ablösung anstrebten. Der Personenkreis dieser Strömung schloss eine Rückkehr zur Republik aus und würde deshalb auch keine einzige Legion aus den Händen des Princeps entlassen.
Eine weitere Gruppierung, so glaubte Lartius, fühlte sich einzig dem Imperium Romanum verpflichtet, unabhängig vom jeweiligen Kaiser und jeder bisherigen Form der Machtumsetzung. Auch diesen Männern lag nichts an einer Rückkehr zur Republik und schon gar nichts am Verlust römischer Legionen… Gerade aber dieser Aspekt des Verlustes von Legionen sprach gegen eine alleinige Verfügbarkeit des amtierenden Kaisers über die römische Militärmacht! Doch wer sollte dann Roms Militärmacht anführen, wenn nicht der amtierende Kaiser? Allein schon an diesem Punkt sollten sich, innerhalb dieser Strömung, weitere Aufsplitterungen ergeben…
Für Lartius bestand nun einmal ein Unterschied zwischen Männern, die in der Form der Machtausübung am Prinzipat festhielten und denen, die diese Fülle der Macht, in nur einer Hand, für gefährlich hielten…
Einst herrschte das Prinzip der Dualität, das immer zumindest zwei Würdige für eine Position bestimmten…
Zu seinem Leidwesen fühlte er sich dieser Gruppe verpflichtet, selbst wenn er dieser persönlichen Neigung würde niemals nachgeben dürfen…
Es blieb eine letzte Gruppierung übrig, der Lartius die verwerflichsten Absichten zubilligte. Männer dieser Strömung strebten ausschließlich nach Macht!
Es musste nicht die Macht über das Imperium sein… Manchen reichte schon Machtzuwachs und auch deshalb schien diese Gruppierung zur rücksichtslosesten Vorgehensweise befähigt. Kein hehres Motiv schwebte diesen Vertretern vor, außer der Verwerflichkeit des Machtstrebens. Es interessierte nicht die Republik oder gar der Ruhm des Reiches, es sei denn, beides ließe sich mit dem Namen des Machtbesessenen verbinden…
An dieser Stelle angelangt, stieß Lartius auf die im Senat Sitzenden, die weder dachten, noch handelten, die keine Ziele verfolgten, sich dem am lautesten Schreienden anschlossen und deren Ansichten weder irgend einer Gutartigkeit folgten, noch jemals einem wichtigen Gedanken oder eine Tat ihrer Energie für würdig befanden. Diese Gruppierung besaß sicher im Rat des Senats auch keine Stimme…
War das dann alles? Der Kopf der Adler fühlte sich nicht sicher.
Plötzlich ging ihm auf, dass jeder an der Spitze einer Strömung Stehende auch sein eigenes Machtstreben pflegte. Würde Lartius diese Erkenntnis in weiteren Überlegungen berücksichtigen, endete dies wahrscheinlich im Chaos. Von allen betrachteten Strömungen schienen die von Macht Besessenen am Ehesten zu einem Bündnis mit den Brüdern Scribonius bereit.
Republikaner folgten einem Ehrgefühl, das einen solchen Verrat niemals billigte. Neros Unterstützern konnte genauso nichts an der Aufsplitterung der militärischen Macht liegen, wie den Senatoren, die sich dem Prinzipat oder gar dem Imperium verpflichtet fühlen.
Lartius glaubte, in dem er die Ziele, Wege und Absichten der Strömungen verglich, allein durch seine Überlegungen, zu der Gruppierung zu gelangen, die im Gewinn von Legionen ein vorrangiges Ziel verfolgte. Nur der Senator an der Spitze dieser Gruppierung konnte den Verrat begangen haben! Denn dieser Mann, gleich wem er das Geheimnis um die Existenz der Adler der Evocati und deren Rolle im Imperium öffnete, wusste bescheid!
Diesen machtvollen Anführer herauszufinden, würde weit größerer Anstrengungen bedürfen. Dennoch fand Lartius damit das Ziel seiner nächsten Bemühungen und weil er dies erkannte, schickte er seine Spione durch Rom.
Plötzlich stutzte er. Hatte er sich im Gewirr des Senats verlaufen?
Gab es nicht noch Andere, die in aller Heimlichkeit eine Änderung der Verhältnisse anstrebten? Sein Blick richtete sich