Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
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Читать онлайн книгу Die Legende vom Hermunduren - G. K. Grasse страница 19
Nicht weniger Militärmacht stand den Brüdern Scribonius zur Verfügung, wenn sie sich denn einig waren. Lartius kannte die feste brüderliche Bindung der Legatus Augusti pro Praetore in den Militärgebieten am Rhenus und er wusste darüber hinaus auch von deren noch nicht aufgebrochenen Differenzen…
Welcher weitere Mann sollte seine Berücksichtigung finden?
Ach ja, richtig, Tigellinus durfte nicht übersehen werden, doch der folgte ausschließlich Nero… Oder auch nicht? Der Aquila war sich nicht sicher. Er billigte dem Präfekt Machtstreben zu, aber war nicht dessen Herkunft ein zu starkes Hindernis?
Weil Lartius seine Überlegungen nicht zwang, sich keine Frist setzte und auch Abwegiges in seinen Kopf vordringen ließ, schälte sich, in den folgenden Tagen, ein weiterer Name heraus. Gaius Suetonius Paulinus…
Lartius überdachte, was er über Paulinus wusste. Einst in Britannia warf er die Revolte der Boudicca nieder und erntete dafür die Vorwürfe des Senats und seine Ablösung. Dass ein wenig Dank vergessen wurde, war wohl dem Betreiben einer stattlichen Zahl von Senatoren geschuldet… War Paulinus deshalb wütend? Wenn, dann zeigte er es nicht… Würde sich der vormalige Legatus Augusti pro Praetore Britanniens dann aber mit diesen Senatoren zusammenfinden, die ihn einst verurteilten? Es wurde über Brutalität gesprochen, über Schuld und Fehler, die das Leben römischer Bürger kostete, als die Streitkräfte der Boudicca römische Siedlungen dem Erdboden gleich machten… Zu schnell suchten und fanden einige der Senatoren den Sündenbock und dass die Legionen des Paulinus einer zumindest vierfach überlegenen Streitmacht trotzte und diese hinweg fegte, ward schnell, zu schnell vergessen…
Nein! Paulinus würde nicht mit alten, unfähigen Männern kungeln… Die ihn einmal verurteilten würden ihm später wohl nicht die Steigbügel halten… Auch ließ sich Paulinus wohl kaum durch solche unzuverlässigen Brüder einspannen…
Diese Befürchtung sollte er vergessen, nicht aber den Feldherrn, der ob seiner Fähigkeiten, ein immer noch zu beachtender Faktor war. Würde aber Paulinus in Rom nach der Macht streben?
Lartius schloss seine Gedanken ab. Er hielt Paulinus nicht für einen Machtbesessenen, dafür aber für einen fähigen, weil konsequenten und rücksichtslosen Feldherrn… Außerdem fehlte dem Mann der notwendige Reichtum und die Klientel, die ihn erheben könnte!
Als er sich diesem Gedanken genähert hatte, tauchte erneut der Name eines anderen Feldherrn in seiner Erinnerung auf: Gnaeus Domitius Corbulo! Dieser besaß Reichtum, die erforderlichen Unterstützer und verfügte über Legionen… Als er diese nachzählte, deren gegenwärtige Standorte ermittelte, fraß sich ein Erschrecken in seinen Sinn.
Selbstverständlich standen alle diese Legionen im Osten. Doch es waren nicht nur Legionen dort, sondern auch Auxiliaren und andere, Rom unterstützende Gefolgsmänner. Viele dieser Streitkräfte hielten sich zur Zeit in der Provinz Syria auf oder lagerten nicht weit von dort.
Corbulo verfügte über etwa ein drittel aller Streitkräfte Roms. Das zweite Drittel stand in Germania und der Rest verteilte sich an den Grenzen des übrigen Imperium…
Von ganz allein schoben sich auch die Brüder Scribonius zurück in seine Überlegungen. Corbulo und die Brüder könnten, falls sie sich vereinten, den Rest der Legionen zerschlagen und Kaiser Nero entmachten… Verhandelten diese Parteien vielleicht schon miteinander?
Lartius schob diesen letzten Gedanken weit von sich. Corbulo weilte in Syria, vielleicht in Antiochia… Die Brüder aber hatten, wie er genau wusste, Germanien nicht verlassen… Tauschten sie vielleicht dennoch Boten aus?
Wieder schob Lartius diesen Gedanken weit von sich. Es wären drei Männer, die dann um die Macht stritten. Er wusste doch von den Differenzen der Brüder. Keiner von denen würde nachgeben und standen dennoch die Brüder geschlossen gegen Corbulo, dann hätten sie Bürgerkrieg im Imperium…
In diese Überlegungen drängte sich ein vollkommen anderer Gedanke.
Wenn die Brüder Scribonius mit Corbulo im Einvernehmen wären, wozu brauchten sie dann die Gallier? Der letzte Gedanke beruhigte und ließ diese bisherigen Überlegungen ganz einfach als unsinnig erscheinen… Von dort drohte keine Gefahr, wenn auch Corbulo und die Brüder Scribonius nicht außer Acht gelassen werden durften. Jeder von denen war, auf irgend eine Weise, machtbesessen, fähig durch Eigenschaften und Erfahrungen, besaß ausreichend Geld sowie eine umfangreiche Klientel und durfte auch auf Unterstützung durch Roms Volk rechnen…
Weil sich seine Gedanken diesen Potentialen zuwandten, erhärtete sich seine Überlegung zu Paulinus, der für ihn selbst keine beachtenswerte Gefährdung darstellte, Corbulo und die Brüder aber mit Sicherheit! Um die Brüder hatten sich seine Evocati gekümmert, was Corbulo betraf, schien er diesen übersehen zu haben… Ein unverzeihlicher Fehler…
Fehler sollten so schnell als möglich beseitigt werden. Er würde wohl ein weiteres Paar seiner Evocati entsenden müssen…
Weil der Gedanke zu Ende gedacht war, ging er an dessen Umsetzung. Bereits zwei Tage später verließen ihn Evocati in Richtung Antiochia.
Doch selbst diese Entsendung beruhigte Lartius nicht im Geringsten. Seine Gedanken kreisten noch immer um den Verräter in Rom und so suchte er auch weiter nach Gefährdungen, die sich in anderen Sphären verbargen.
Er stieß auf Namen von Senatoren, von Statthaltern, von Procuratoren und erhielt so ein Bild des Imperium, das sich allein an Personen ausrichtete.
Flüchtig streiften ihn Namen anderer Statthalter, wie Galba, Otho, Vinius, Vindex oder auch Weiterer, die er aber schneller vergaß, als das sich diese in seinen Kopf zu nisten verstanden. Dafür prägten sich ihm zwei andere Namen ein, von denen er nicht einmal wusste, woher diese auf einmal auftauchten. Er kannte die Männer nicht und hatte noch nie von ihnen gehört.
Seine Vögel waren zwitschernd über Rom gekreist und schnappten mal hier und mal dort, zumeist immer nur wenige Worte auf, trugen diese zu ihm und er sortierte aus. Es war eine der für den Aquila sprechenden Vorgehensweisen. Erregte einmal ein bestimmter Mann sein Interesse, schickte er fleißige Augen und Ohren, die zumeist nicht einmal wussten, für wen sie spionierten.
Dieses mal tauchten zwei Namen immer öfter auf und als sich Andere seiner fleißigen Bienen an deren Fersen hefteten, erreichten ihn Botschaften, die sein Interesse rechtfertigten. Noch wusste er nicht, wofür diese Männer standen, dass ihnen aber eine Bedeutung zukam, dessen war sich der Aquila sicher. Er war der Sammler, der Wissenswertes vom Spreu des Gefundenen trennte. Was ihm zur Kenntnis gelangte, schien dafür zu sprechen, diesen beiden Römern etwas mehr Aufmerksamkeit schenken zu sollen… Lartius tat dies.
Der Erstere war kürzlich zum Statthalter der Provinz Syria berufen worden. Die den Aquila erreichenden Botschaften billigten dem Senator zu, aus Rom abgeschoben worden zu sein…
Doch als die Provinz Syria in seinem Kopf auftauchte, verbanden sich mit dem Namen des Senators dort bereitstehende Legionen des Corbulo. Noch weit davon entfernt, einen Zusammenhang zu erkennen, meldeten sich Zweifel und mündeten in einer Unruhe, die Lartius nicht zu ergründen vermochte. Der Name des Mannes rief keinerlei andere Erinnerungen wach.
Gaius Licinius Mucianus war in seinem Umfeld bisher noch nie aufgetaucht, andererseits gehörte er zur Familie der Licinier, die im Senat durchaus einen gewissen Einfluss erlangt hatte.
Der andere interessante Mann gehört