Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse

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Die Legende vom Hermunduren - G. K. Grasse Die Legende vom Hermunduren

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Burdigala, hieß die große Stadt am Fluss Garonne, aus deren Nähe seine Mutter stammte. Sein Vater war römischer Senator, deshalb fehlt ihm, weil er sein Leben ausschließlich in Rom oder zumindest in dessen Nähe verbrachte, jedwedes Wissen zu diesem Teil seiner Vergangenheit.

      Gaius Iulius Vindex war auch Senator Roms. Er absolvierte den Cursus Honorum. Als sein Vater das Zeitliche segnete, war er alt und reif genug, dessen Stelle im Senat auszufüllen.

      Zuerst diente er, wurde anschließend Tribunus Angusticlavius und mit seinem achtundzwanzigsten Jahr zum Quästor berufen. Wenig später starb sein Vater, was ihn in den Senat erhob.

      Nicht dass dieser Vorgang automatisch erfolgt wäre, nur besaß er das Alter, die erforderliche Qualifikation und war im Cursus Honorum so weit gekommen, dass seiner Aufnahme nichts mehr im Wege stand. Der Senat Roms entschied sich für ihn. Der Tod des Vaters war nur ein geringer Vorteil. Später erreichte er noch das Amt eines Ädil und der Senat bestimmte ihn letztlich zum Praetor.

      Er hatte gerade sein sechsunddreißigstes Lebensjahr erreicht.

      Folgte sein Vater als stiller Parteigänger Kaiser Claudius, wich Vindex davon kaum ab. Nur bevorzugte er Kaiser Nero.

      Im Cursus Honorum, gleich in welchem Amt und welcher Funktion, vollzog er, was seiner Position zukam, blieb still und unauffällig, hob sich nicht von Anderen ab und schuf auch keine Aufmerksamkeit heischenden Fälle. Betrachtete er selbst sein bisheriges Wirken, so überschritt er zu keiner Zeit die Grenze, die Aufmerksamkeit auf seine Person lenkte.

      Dennoch wurde er, vor etwas mehr als einer Dekade, aufgefordert, im Domus Aurea zu erscheinen.

      Gaius Iulius Vindex war inzwischen ein gestandener Mann, wenn ihm auch die Vorzüge fehlten, die außerordentliche Persönlichkeiten schufen. Er besaß eine Frau und zwei Kinder, die an der Stufe eines werdenden Erwachsenen ankamen und nun wurde er gerufen. Fürchtete er den Weg zum Kaiser Roms, oder zumindest zu dessen Stellvertreter? Nein, warum auch? Er war sich keiner Verfehlung bewusst…

      Mit ihm trafen noch andere Männer ein, alle wie er, Senatoren. Er kannte sie, was zur gegenseitigen Begrüßung veranlasste und auch die Frage hervorrief, warum ausgerechnet Ihnen der Ruf des Kaisers galt.

      Keiner kannte die genaue Antwort. Wohl aber waren Gerüchte an ihre Ohren gelangt… Doch wer baute schon auf solche Nachrichten?

      Ein Bediensteter brachte sie in einen Audienzraum, wo sie von Helius und dem Praefectus Praetorio, Gaius Nymphidius Sabinus, erwartet wurden. Helius, so wusste Vindex, war mit der Führung der Staatsgeschäfte beauftragt worden, während Kaiser Nero die Provinz Achaea bereiste.

      „Senatoren Roms, unser gottgleicher Kaiser erwählte euch zu Aufgaben, die euch ehren sollen, euch verpflichten und euch zu begnadeten Vertretern seines Imperium erheben.“

      Helius klatschte in seine Hände und vier weitere Bedienstet erschienen. Die Männer gruppierten sich vor den vier Gerufenen und warteten.

      „Was erwartet euch?“ Helius antwortete selbst. „Für Jeden von euch liegt eine Bireme unserer Flotte bereit, die euch dorthin bringen wird, wo die neue Aufgabe euch erfordert! Ihr habt drei Tage Zeit, eure Angelegenheiten in Rom zu ordnen! Von heute an, am Morgen des vierten Tages sticht jede Bireme mit Einem von euch in See!“

      Der Freigelassene und zur Vertretung des Kaisers Berufene besann sich einen Augenblick.

      „Ihr werdet das Dokument eurer Berufung zur Kenntnis nehmen und euch sofort entscheiden, ob ihr diese Verpflichtung anerkennt, dann den Schwur leisten und von mir entlassen…“ Helius zögerte.

      „Jeder von euch hat das Recht abzulehnen…“ fügte er an.

      Vindex wusste, was dies bedeuten würde und sicher auch jeder der Männer neben ihm…

      „Lasst mich euch einen Rat geben…“ hob der Freigelassene an.

      Auch Helius schien sich der Besonderheit dieses Auftritts bewusst. Ein Freigelassener ließ Senatoren vor sich erscheinen… Fand der Kaiser keinen berufeneren Mann, diese Pflicht zu erfüllen?

      Der Senat schied zur Übergabe der Urkunden aus, dennoch wäre selbst der Präfekt der Prätorianer angemessener gewesen, dieser aber stand nur hinter dem Freigelassenen…

      Vindex begriff die ihn erhebende Ehre. Doch warum musste ein Freigelassener diese überreichen? Hatte Rom keine besseren Männer? Oder verband der Kaiser mit dieser Ernennung noch andere Ziele… Vielleicht war mit der Berufung eine Drohung verbunden, die besagte, dass kein noch so ehrenvoller Mann sich über einen Freigelassenen erheben sollte… Vindex wischte die sich ihm aufdrängenden Gedanken zu den Widersprüchen dieser Berufung einfach hinweg. Er würde sich später dafür Zeit nehmen dürfen, so dachte er damals und hörte dem früheren Sklaven des Kaisers aufmerksam zu.

      „Ordnet eure Verhältnisse in Rom, befindet vorerst, eure Familien hier zu belassen und übernehmt eure Pflichten… Erst dann ruft eure Angehörigen und bedenkt zu jeder Zeit, dass es nur unserem göttlichen Kaiser Nero zusteht, euch im Amt zu belassen oder abzurufen… Ihr könntet, wie schon Andere, Jahre lang dort verbleiben… Oder auch nach nur wenigen Monaten zur Rückkehr gezwungen sein, weil ihr für unfähig oder unwürdig erkannt worden seid…“

      Vindex wusste, dass sich keiner melden würde, der auf seine Berufung verzichten wollte… Er selbst sah keinen Grund, wenn ihm auch die an die Berufung gebundene Bedrohung irritierte. Vielleicht war es auch eine notwendige Bemerkung, weil Andere sich zu sehr Erhoben fühlten…

      Es gab noch eine andere Überlegung, die weit mehr zur Beunruhigung beitrug. Wohin würde ihn der Kaiser senden? Er erinnerte sich flüchtig, dass auch Numidia zur Auswahl stand…

      Obwohl er zu keinem Zeitpunkt glaubte, für eine Wahl zum Procurator oder gar Legatus Augusti in Frage zu kommen, waren ihm die zur Neubesetzung stehenden Provinzen bekannt. Numidia wäre nur nicht seine erste Wahl…

      „So…“ hörte er von Helius und sah ihn in die Hände klatschen, was die Bediensteten veranlasste, die Urkunden zur Berufung zu übergeben.

      „Öffnet und lest!“ befahl der frühere Sklave.

      Helius ließ ihnen Zeit, so schien es Vindex, obwohl ihm zuerst die Zeilen förmlich verschwammen und er jedes Gefühl für die Zeit verlor.

      Dann sah er den Namen der Provinz: Lugdunensis!

      Er hätte jubeln können… Es gab nur wenig mehr, dass ihn glücklich gemacht hätte… Einzig Aquitania wäre in der Lage gewesen, diese Freude zu übertreffen, nur Aquitania stand nicht zur Auswahl. Er brauchte Zeit zur Besinnung, hörte im Nebel der Betroffenheit Helius Stimme: „Lehnt einer von euch ab?“ und hatte Not, seine Freude zu beherrschen.

      Die größte und wichtigste Provinz Galliens war ihm zugefallen…

      Fast im selben Augenblick meldete sich, irgendwo in seinem Kopf, eine leise flüsternde Stimme: ‚Wieso gerade dir?’ Erst verstand er die Stimme nicht, dann aber überschwemmte ihn eine Erkenntnis und seine Zuversicht nahm Formen an. War er nicht ein dem Kaiser treuer Mann? Selbst seine Unscheinbarkeit… Da hörte er die flüsternde Stimme erneut.

      ‚Treu ja, aber auch blass, unscheinbar… unbedeutend… ohne Rückrat…’

      Vindex erschrak, was ihm sein Genius zuzuflüstern begann. Er wusste, dass er diese Bedenken würde nicht wieder abschütteln können…

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