Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse

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Die Legende vom Hermunduren - G. K. Grasse Die Legende vom Hermunduren

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hatte er gelernt, mit dieser Bedrohung umzugehen…, diese Stimme in seinem inneren Ich abzuwürgen und sich über jede von deren Einflüsterungen zu erheben. Vindex straffte sich.

      „Leistet den Schwur auf das Imperium Romanum und Kaiser Nero, den Senat und das Volk von Rom!“ forderte der ehemalige Sklave. Ein Bediensteter hielt ein Fascis auf beiden Armen, waagerecht vor jeden neuen Statthalter.

      In dem die rechte Hand des Mannes auf das Bündel gelegt wurde, schwor der Erwählte, mit den einfachen Worten: „Ich schwöre!“

      „Im Portus Romae liegt für jeden ein Schiff…“ hörte er. „Es ist eure Sache, wann ihr ablegt…, wer euch begleitet, welche Route ihr wählt und wann ihr ankommt… Nennt den Trierarchus eure Provinz und den Rest, bis zur Ankunft, übernimmt der jeweilige Trierarch. Meldet sich am vierten Tag einer der Trierarchus bei mir, ist eure Provinz verfallen… und der Präfekt wird euch einen Besuch abstatten…“ Helius nickte hinter sich und Vindex begriff, dass der Freigelassene sich seiner Rolle bewusst war.

      Er nickte seine Zustimmung, wie die Übrigen auch.

      „Eine letzte Bemerkung von mir! Der Vorgänger wird euch nicht erwarten… Er wird die Geschäfte nicht übergeben, aber dessen Gefolgsmänner stehen für euch bereit… Übernehmt, wem ihr vertraut, schickt weg, wen ihr glaubt nicht zu brauchen… Ihr seid die Statthalter dieser Provinzen und haftet mit eurem Kopf gegenüber dem Kaiser für jeden Vertrauten, sind es nun übernommene Männer oder von euch selbst Gestellte! Geht! Ich wünsche euch Glück und Erfolg!“

      Als Vindex das Domus Aurea verließ, war er glücklich über die vom Freigelassenen dürftig gestaltete Berufung. Bei Nero wäre das nicht so leise vor sich gegangen. Insofern gefiel ihm diese Zeremonie, obwohl diese der falsche Mann leitete.

      Sein Genius schien diese Kritik auch wahrgenommen zu haben. Er meldete sich sofort mit einem hämischen, leisen Lachen…

      Vindex beglückte sein Weib mit dieser Berufung und merkte, wie sich deren Figur straffte. Sie hatte wohl nicht mit einem derart günstigen Ereignis gerechnet und als ihr bewusst wurde, welche Provinz ihrem Gatten zugesprochen worden war, begann sie erst Wünsche zu äußern, dann Forderungen aufzumachen und letztlich verfiel sie in ein hektisches Treiben. Sie verstand nicht, dass sie und die Kinder vorerst in Rom blieben. Er wollte auch keine Erklärungen dazu abgeben, denn er wusste, dass er dann verloren hätte.

      Dann tauchte sein fast siebzehnjähriger Sohn auf.

      Vindex hegte den Verdacht, die Mutter hätte ihn geschickt. Er verschloss sich vor dessen erstem Wort, hörte aber nach außen hin, scheinbar interessiert zu. Der Sohn beklagte den Verbleib. Dennoch hörte Vindex kein Wort, dass der Mutter Aufbegehren stützte.

      „Vater, du bist einzig für deine Treue zum Kaiser gerufen worden… Deine mir bekannte außerordentliche Klugheit, dein Selbstverständnis, deine Bescheidenheit sind es nicht, die dich zur Wahl brachten… Diese Vorzüge hätte ein Nero nicht einmal bemerkt. Es ist die Treue deines Vaters und deine eigene Treue zum Kaiser, die ihn bewogen, dich zu erwählen… Ich hörte von Unruhen in Gallien… Was also braucht er dort…“ Der Sohn ließ die folgenden Worte ins Schweigen fallen.

      Vindex war aufmerksam geworden.

      „Du bist dem Kaiser zugeneigt und stehst für ihn im Senat! Er aber wird eines Brandes bezichtigt, den er kaum zu verantworten hätte, würde er Rom nicht nach seinen Vorstellungen neu aufbauen wollen… Gönnte er sich dabei nicht ein Domus Aurea, obwohl ihm das Geld dafür fehlt, blieben ihm wohl Vorwürfe erspart… Trotzdem schenkte er den Achaier den Erlass ihrer Steuern, dafür schröpft er Gallien etwas mehr und dorthin gehst du… Was meinst du, wie du empfangen wirst?“

      „Rom herrscht in Gallien!“ erwiderte der Vater, mit Härte in der Stimme.

      „Und… bist du Rom?“ Vindex bemerkte, dass der Sohn ein Ziel verfolgte.

      „Was erhoffst du dir mit deinen Worten?“

      „Dich begleiten zu dürfen!“ lautete des Sohnes Antwort.

      „Ich werde darüber nachdenken…“ Er entließ den Sohn, musste er sich doch erst einmal über weit wichtigere Dinge Klarheit verschaffen und sich vor allem darum kümmern…

      Er dachte an kluge, starke und treue Männer und ging deren Namen sowie deren Erscheinung, Wissen und Einstellung durch, sonderte aus und entschied sich für sieben Personen, die er zur Ausübung seiner Macht zu brauchen glaubte.

      Dann widmete er sich seinem Schutz. Er würde in Lugdunum eine Kohorte vorfinden und keine Legion. Deren Kommandeur bestimmten Andere, vielleicht nicht mal der Kaiser… Würde der Mann sich ihm anpassen oder Front gegen ihn machen? Es sei, wie es sei, schloss er und befand, dass zehn seiner Männer zum Schutz ausreichen sollten…

      Also wählte er nach Verstand, Können, Mut und Treue.

      Würde einer der von ihm berufenen Männer zögern, ihm zu folgen oder gar ablehnen? Vindex wusste es nicht.

      Als er mit einem Schreiber kurze Botschaften an die Auserwählten verfasste, fiel ihm auf, dass nur zwei wirkliche Römer darunter waren. Die Mehrzahl gehörte zu den Galliern, Aquitanier, Sequaner, Haeduer, Treverer und merkwürdiger Weise fanden sich auch zwei Germanen darunter, sowie auch zwei Griechen…

      Als er die Einladungen zu einem abendlichen Essen in seiner Hand wog, war er sich sicher, die richtigen Männer erwählt zu haben.

      Sie kamen alle.

      Vindex sprach über seine Berufung, legte seine Vorstellungen zu den schon jetzt absehbaren Aufgaben dar, nannte bestimmte Verpflichtungen und wagte den Versuch der Zuordnung zu einzelnen Männern. Letztlich fragte er, ob es Einen gäbe, der nicht bereit wäre, ihn in seine Provinz zu begleiten…

      Zuerst starrten sich alle an, knieten dann nieder und zeigten damit ihre Bereitschaft an. Innerlich jubelte Vindex, erschrak jedoch, als in der sich in diesem Augenblick öffnenden Tür sein Sohn erschien.

      „Vater, warum fragst du nicht auch mich?“ Sein Blick streifte die Runde der knienden Männer. „Im Augenblick bin ich wohl neben dir der Größte im Raum…“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „… aber ich bin auch der Jüngste und wohl die Meisten deiner Erwählten sind älter, viele auch Größer, alle wesentlich Erfahrener, auch sicher Nützlicher als ich und dennoch würde dir etwas Fehlen, ließest du mich zurück…“

      „Was wäre das, mein Sohn?“ polterte er.

      „Die Jugend, die Unbekümmertheit und das Wagnis…“ Der Bursche war um eine Antwort nicht verlegen.

      „Du hast zu viel gewagt, mein Sohn! Hinaus!“ donnerte der Vater.

      „Warte, Vindex!“ meldete sich eine Stimme.

      Beide Vindex erstarrten, der Eine mit Wut im Blick und der Andere mit Hoffnung im Sinn. Der Mann, der sprach, war Grieche.

      „Es gehört schon Mut dazu, den Vater vor solchen Männern herauszufordern… Hast du seinen Wunsch schon gekannt oder hast du ihn gar bereits abgelehnt?“

      „Wir sprachen darüber, doch ich sagte nur zu, darüber nachzudenken… “

      „Und hast du?“ fragte der Grieche.

      „Nein, noch nicht…“

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