Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse

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Die Legende vom Hermunduren - G. K. Grasse Die Legende vom Hermunduren

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wenn ich ihn sehen will! Geht!“

      Die schroffe Äußerung brachte Eporedorix an den Rand eines Wutausbruchs.

      Belinarius griff nach dem Arm des Älteren und löste ihn aus der Schwärze des Abgrunds. Als er jedoch den Blick des Vergobret spürte, gab er sofort dessen Arm frei. Der Alte folgte ihm in gestelzten Schritten.

      Vindex fand, das der Vergobret vermessen auftrat. So gern er sich mit diesem Mann, auch vor allen Anderen befasst hätte, kannte er doch dessen Macht, durfte er diesen Auftritt keinesfalls hinnehmen. Gab er nach, wäre seine Macht in der Provinz schon gebrochen.

      Nachdenkend verblieb er, bis sein junger Berater zurückkehrte.

      „Was Belinarius trieb dich dazu, den Alten anzuschleppen?“ Vindex Stimme war beherrscht, leise und dennoch schwang eine Bedrohung mit.

      „Herr, du solltest die Macht dieses Mannes zu keinem Zeitpunkt unterschätzen… Ich hatte ihn nicht gerufen, wenn du dies denken solltest… Er stand einfach vor mir und forderte, zu dir geführt zu werden.“

      Vindex schwieg. Zweifellos kannte Belinarius das Ansehen und den unbeugsamen Willen des Vergobret. Vielleicht sah er sich gezwungen, um nicht vorschnell und eigenmächtig eine Entscheidung zu treffen, die nur dem Legatus Augusti selbst zustand… Eine Ablehnung seitens Belinarius hätte diesem die Feindschaft des Vergobret eingebracht und dies würde, unter den gegebenen Umständen, die Verwaltung der Provinz unzulässig erschweren.

      „Ich sehe dich, wenn dein Einwand stimmt, durchaus in einer Zwangslage… Der Vergobret wusste, dass er über dich kommend, sich anderen Fürsten Galliens gegenüber, einen Vorteil verschaffen konnte… Ergibt sich die Frage, wer ihm deine Position in meinem Aufgebot verriet? Dass der Vergobret der Haeduer in mir nicht den Vertreter des Kaisers, sondern nur einen in etwa Gleichgestellten sieht, kann ich dir kaum zum Vorwurf machen… Dennoch, junger Belinarius, solltest du darauf achten, dich nicht vor einen falschen Karren spannen zu lassen…“

      Vindex beschlich ein Gefühl der Wut. Er wusste, dass ihm nicht jeder Gallier freundlich begegnen würde. Dennoch hoffte er, dass nicht in den ersten Tagen und auch nicht die Mächtigsten der Fürsten der Stämme, zu seinen Feinden werden würden… Der Vergobret der Haeduer erwuchs zu einem starken Widerpart und auch wenn er deren ersten Schlagabtausch zu seinen Gunsten gestalten konnte, würde die Antwort des Haeduer kaum lange auf sich warten lassen… Der Kampf um die Macht in dieser Provinz hatte begonnen. Vindex begriff, dass sein Gegner stark, machthungrig und verschlagen war… Er zog sich in seine privaten Räume zurück und stieß dort auf seinen Sohn.

      „Wo warst du, Faustus?“

      „Hier, wo soll ich gewesen sein?“ antwortete der Sohn etwas herausfordernd.

      „Muss ich erst den Treverer rufen und ihn befragen?“

      Der Treverer war der Jüngste seiner Bewacher, dem er den Auftrag erteilt hatte, seinen Sohn auf Schritt und Tritt zu begleiten.

      „Vater, welche Absicht verfolgst du?“

      „Dich am Leben zu erhalten… Du weißt nicht, welche Gefahr dir drohen könnte… Ich bin hier der Herrscher und was glaubst du, wer keinen Grund besitzt, Zorn auf den Statthalter Roms zu empfinden? Wir bestimmen hier, ich erhebe Steuern und lasse diese eintreiben… Erinnere dich, du brachtest dieses Argument einst selbst als Einwand… Was wird wohl geschehen, widerfährt dir ein Unheil… Ich möchte nicht mit deinem Leben erpresst werden…“

      „Du gabst mir doch deinen Wachhund mit…“ warf Faustus ein.

      „Was meinst du, bewirkt ein einzelner Mann?“ schnauzte Vindex den Sohn an.

      „Dann gib mir weitere Wachhunde…“ forderte der Sohn.

      „Das schlage dir aus dem Kopf! Allerdings könnte ich dich auch an die Kette legen, wie eben einen Wachhund…“

      „Nein, Vater…“ schrie der Sohn auf.

      „Also, ich höre…“ Die Forderung des Vaters bezwang den Trotz des Sohnes. Der Abend nahm den gleichen Verlauf, wie andere Abende zuvor… Der Vater zog dem Sohn förmlich aus der Nase, wo dieser sich herumtrieb. Faustus Bockigkeit reizte Vindex Wut.

      Doch dieses Mal, war Vindex nicht gewillt, den Sohn aus seinen Fängen zu lassen. Als dieser schon glaubte, die abendliche Maßregelung überstanden zu haben, holte der Vater zum entscheidenden Schlag aus.

      „Du meldest dich Morgen, in der ersten Stunde, bei Lucien Belinarius und begleitest den Mann am ganzen Tag. Du wirst ihm zuhören, wirst dir jedes Wort merken und mir am Abend berichten, was Belinarius am gesamten Tag ausführte! Verstößt du Morgen und an den Tagen danach, bis ich dich davon befreie, gegen diesen Befehl, schicke ich dich zu deiner Mutter! Das ist mein letztes Wort!“

      Vindex war wütend. Es war nicht sein Wille, den Sohn mit in die Provinz zu nehmen. Das Recht dazu hatte dieser sich erschlichen. Weil die von ihm erwählten Begleiter für Faustus sprachen, gab er nach. Er wusste, dass ihm die Zeit fehlen würde, den Sohn gebührend anzuleiten.

      Also befahl er Andere, ihn zu ersetzen, was wohl nicht gelungen war… Jetzt kam noch hinzu, dass er sich eine Feindschaft zuzog, die auch seinen Sohn einbeziehen könnte…

      Vindex sah sich gezwungen, Auflagen zu erteilen. Verpflichtete er schon zuvor einige seiner Männer, war er nunmehr gehalten, auch Faustus zu vernünftiger Tätigkeit zu zwingen. Er hoffte, dass dies den Drang des Sohnes Fesseln auferlegte und vielleicht fand Faustus dabei eine Beschäftigung, die ihn reizte und der er sich in Zukunft widmen konnte.

      An diesem Abend rief er noch Belinarius und den Treverer Mammeius, um ihnen seine Vorstellungen von den täglichen Pflichten seines Sohnes klarzumachen. Dabei fiel dem Sequaner zu, den Sohn in die Pflichten eines Statthalters einzuführen und der Treverer wurde auf Waffenfähigkeit ausgerichtet. Vindex machte ernst.

      Die bisherige Tätigkeit des neuen Legatus Augusti war auf das Verstehen des Besonderen in dieser Provinz ausgerichtet. Wie eine Administration aufzubauen war, wusste er von seinen zuvor in Rom erbrachten Aufgaben.

      War aber diese Provinz genauso wie Rom? Konnte er unbesehen, römische Erfahrungen in der Lugdunensis anwenden, ohne die hier herrschenden Verhältnisse zu beachten…

      Vindex gelangte zu der Einsicht, dass dem nicht so war!

      Er spürte mehr als er es wusste, dass die verschiedenen Gebiete der Stämme der Gallier sich auch voneinander unterschieden. Zwischen jedem Stamm und Rom wirkte eine andere Geschichte, die aus der Vergangenheit bis in das Jetzt reichte. Diese Geheimnisse zu ergründen, würde Zeit beanspruchen…

      Ließ er die ersten Tage seiner Herrschaft in der Provinz an sich vorüber gleiten, bemerkte er die Vielfalt der Sorgen der bisherigen Amtsträger, von denen jeder forderte, er wäre der Wichtigste und nur seine Sorgen dürften den neuen Legatus Augusti berühren, sowie auch jeder, auf nur erdenkliche Weise, zu vermitteln versuchte, dass nur ihm Verdienste zu kämen, die kein Anderer vorzuweisen hätte.

      Dabei sprachen er und seine Auserwählten mit zahlreichen Männern, die im Sinne Roms Verantwortung besaßen oder sich herausnahmen, Leistungen erbrachten oder aber nur deren Anschein erweckten. Jeder dieser Männer gab vor, ehrenhaft und zum Wohle Roms zu wirken…

      Das Schlimmste daran war die Vielzahl der Männer und deren gegenseitiges Behindern, Schmähen und Beschuldigen. So gelangte Vindex zu der Überzeugung, dass diese vorgebliche

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