Bahnfahren unter erschwerten Bedingungen. Frank Hole
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15.4 Die besten Informationsquellen
15.5 Für eine angenehme Reise
16 Nachwort
Anmerkungen und Quellennachweise
Vorwort
Unregelmäßigkeiten bei der Bahn – jeder Fahrgast ist selbst immer mal wieder davon betroffen, und alle Bundesbürger reden mit. Es gibt wohl nur wenige Themen, abgesehen von Finanzamt, Beamten und Bundesliga, über die man sich in Deutschland so gern aufregt wie über die Unfähigkeit der Bahn, ihre eigenen Pläne einzuhalten.
Wie schlimm ist die Situation wirklich? Entspricht die Bahn ihrem miserablen Image oder ist dies nicht eher eine Folge der von Medien und dramatisch ausgeschmückten persönlichen Erzählungen geschaffenen Wahrnehmung?
Lange habe ich mir darüber Gedanken gemacht, ob dieser dritte Band des „Praxisbuchs Eisenbahn“ wirklich nötig ist, ob er nicht einen völlig falschen Akzent setzt und vielleicht eher abschreckt als zum Bahnfahren motiviert. Leider ist es nach meiner Einschätzung jedoch nicht möglich, die Zahl und Auswirkungen der Unregelmäßigkeiten im Bahnsystem Deutschlands zu einer vernachlässigbaren Randgröße schrumpfen zu lassen.
Es ist allerdings möglich, damit konstruktiv umzugehen. Ein differenzierter Blick, eine nüchterne Beurteilung kann helfen, Emotionen aus den Themen herauszunehmen und das System Bahn nicht als Ganzes abzulehnen, sondern trotzdem bestmöglich zu nutzen. Mein Anliegen ist, dass Sie möglichst entspannt mit der Bahn unterwegs sein können.
Ich möchte Ihnen in diesem Band 3 alle Informationen geben, die Ihnen helfen werden, trotz der unbestreitbar vorhandenen Unregelmäßigkeiten wie Zugausfälle, Verspätungen und Qualitätsmängel möglichst gut klarzukommen. Noch besser: Sie können oft sogar vorbeugen und bestimmte Situationen vermeiden. Dazu gehört ein Verständnis über deren Ursachen, Folgen und vor allem ihrer Zusammenhänge. Es gehört auch dazu, die Unregelmäßigkeiten in einen Gesamtzusammenhang einzuordnen.
Dieses Buch ist für Sie geschrieben, wenn Sie sich als Fahrgast dem Bahnsystem ausgeliefert fühlen, überwiegend negative Erfahrungen machen, sich oft darüber ärgern und keine Abhilfe wissen –daran aber nach Möglichkeit etwas ändern wollen. Es ist auch für alle geschrieben, die vom Auto oder Flugzeug auf die Bahn umsteigen und Unannehmlichkeiten von vornherein vermeiden wollen. Ich verzichte deswegen weitgehend auf Fremdwörter, Bahnjargon und Abkürzungen. Zahlreiche Praxisbeispiele und Abbildungen verdeutlichen meine Aussagen und machen sie nachvollziehbar.
Nach meinem Verständnis gibt es kein perfektes Verkehrsmittel. Im Straßenverkehr haben Sie es mit im Vergleich zur Bahn extremen Umwelt- und Sicherheitsproblemen zu tun, von Staus, Parkplatzsuche, dem hohen finanziellen und organisatorischen Aufwand, dem Stress und der verlorenen Lebenszeit ganz zu schweigen. Bei der Bahn fallen viele dieser negativen Dinge weg, Sie haben es stattdessen mit anderen Themen zu tun. Wenn Sie sich jedoch mit diesen etwas auseinandersetzen, können Sie die Bahn in vielen Situationen deutlich einfacher, besser und entspannter nutzen und die Qualität Ihrer Mobilität stark verbessern.
Einleitung
Bahnfahren kann so schön sein!
In den Zug setzen, die Gedanken ziehen lassen, die Landschaft oder ein gutes Buch genießen, in Ruhe arbeiten und am Ziel entspannt aussteigen.
Das ist die Hoffnung vieler Fahrgäste, und in vielen Fällen klappt das sehr gut. Doch es gibt auch zahlreiche Beispiele, bei denen es anders läuft. Und hört man die Erzählungen mancher Pendler oder liest die Berichte in den Zeitungen, so sind Störungen nicht nur an der Tagesordnung, sondern ist Chaos der Regelzustand.
Als Ursachen werden, je nach Wissensstand und Einstellung, die Unfähigkeit des Bahnvorstands, die verfehlte Verkehrspolitik, die EU-Gesetzgebung oder die Unwilligkeit der Lokführerinnen und Lokführer benannt, die nur Dienst nach Vorschrift schieben.
Das mögen alles Ansätze sein, sie helfen als wirkliche Erklärung im konkreten Fall allerdings nicht weiter. Und schon gar nicht nützen sie dabei, an einer misslichen Situation etwas zu verändern, in der sich der einzelne Fahrgast möglicherweise befindet. Sie helfen auch nicht, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Die Wahrnehmung der Bahn ist sehr stark davon abhängig, wie oft, auf welchen Strecken und zu welchen Zeiten Sie unterwegs sind. Wenn Ihre Erfahrungen überwiegend negativ sind, dann haben Sie diese gemacht und es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln. Wie Sie diese jedoch bewerten und was Sie daraus machen, ist ein eigenes Thema. Umgekehrt gibt es auch Pendlerinnen und Pendler, die jeden Tag einen Sitzplatz finden und fast immer pünktlich ankommen, von zwei oder drei Ausnahmen im Jahr abgesehen.
Woran das liegt, das ist Thema dieses Buchs. Was dann jeder Fahrgast konkret in der jeweiligen Situation tun kann, das ist ebenfalls Schwerpunkt in diesem Band, und es geht auch darum, welche Maßnahmen die Bahn ergreift, um störende Einflüsse und deren Folgen zu minimieren.
Interessant wird es, wenn es darum geht, die Wurzeln der Unregelmäßigkeiten zu verstehen und dann anzupacken. Diese Themen sind in der Regel vielschichtig und hochkomplex.
Es ist zum Beispiel illusorisch, zu glauben, man könne der Bahn anordnen, dass sie pünktlicher fahren soll, und dass dies dann innerhalb von ein paar Wochen möglich wäre. Oder dass in den Hauptverkehrszeiten einfach zusätzliche Züge verkehren sollen, um mehr Platz zur Verfügung zu stellen.
Grundsätzliche Änderungen brauchen im Bahnsystem Jahre bis Jahrzehnte, bis sie geplant, beschlossen, finanziert und umgesetzt sind.1 Um an die Ursachen der tatsächlichen, gefühlten oder zumindest durch die Medien beschworenen Unzuverlässigkeit zu kommen, sind nach dem jahrzehntelangen Abbau der Bahn umfangreiche Investitionsmaßnahmen nötig. Und dazu wiederum benötigt man einen Konsens in der Bevölkerung, dass die Bahn wichtig und Teil einer Lösung der großen Umwelt- und Verkehrsprobleme ist. Und dann brauchen die jeweiligen Regierungen den entsprechenden Auftrag.
Bis diese langfristig umzusetzenden Maßnahmen angepackt werden und Wirkung zeigen, führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei, dass all die zahlreichen Menschen, die die Bahn nutzen, sich mit der heutigen Situation bestmöglich arrangieren müssen. Dazu gibt es glücklicherweise einige vielversprechende Möglichkeiten. Und die lernen Sie nun kennen, ergänzt um viele Hintergrundinformationen und praktische Beispiele.
Ziel ist es, dass Sie möglichst souverän und selbstbestimmt mobil sind. Dazu gehört es, Planabweichungen und Störungen im Betriebsablauf idealerweise bereits vorab zu erkennen und zu vermeiden. Und wenn Sie sich doch in einer derartigen, unangenehmen Situation befinden sollten, dass Sie sich über Ihre Handlungsmöglichkeiten im Klaren sind und eine eigene Entscheidung treffen können.
Es geht um nichts weniger, als dass Sie immer möglichst gut unterwegs sind!
1 „… trifft zehn Minuten
verspätet ein …“
Zugverspätungen kennen alle Fahrgäste. „Pünktlich wie die Eisenbahn“ – dieser Spruch gilt nur bedingt. Leider müssen Sie die Möglichkeit von Verspätungen bei Ihrer Reiseplanung berücksichtigen, auch wenn – insgesamt betrachtet – die meisten Züge pünktlich ankommen.
In diesem Kapitel geht es darum, was jeder Fahrgast selbst tun kann, um diese Erfahrungen entweder möglichst selten zu machen oder deren Auswirkungen auf sich selbst zu verringern. Thema ist auch der übergeordnete Blick: Wie lassen sich die Fahrplanabweichungen in das gesamte Bahngeschehen einordnen? Wer die zahlreichen Ursachen für