Bahnfahren unter erschwerten Bedingungen. Frank Hole

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Bahnfahren unter erschwerten Bedingungen - Frank Hole страница 5

Bahnfahren unter erschwerten Bedingungen - Frank Hole Praxisbuch Eisenbahn

Скачать книгу

tun können

      1.1.1 Maßnahmen vor der Fahrt

      Schon bei der Reiseplanung empfiehlt es sich, dass Sie sich im Klaren darüber sind, wie WICHTIG die Pünktlichkeit für Sie im Allgemeinen und speziell bei der nächsten Fahrt ist. Wer wirklich richtig pünktlich sein muss, sei es zu einem geschäftlichen Termin, zum Beginn eines einzigartigen Konzerts mit Ihrer Partnerin oder einem entscheidenden Bundesligaspiel, sollte deutliche Spielräume einplanen und keinesfalls glauben, dass eine perfekte minutengenaue Planung funktioniert. Eine Planung ohne Spielräume kann klappen und wird in vielen Fällen auch aufgehen, sie muss aber nicht. Und für Pendlerinnen und Pendler kann ein Zug früher eine große Entspannung bewirken – alternativ die Vereinbarung von Gleitzeit bei der Arbeit.

      Zur Planung gehört auch, die WAHRSCHEINLICHKEIT VON VERSPÄTUNGEN einzuschätzen. Zur Hauptverkehrszeit sind Verspätungen wahrscheinlicher, und wenn Baustellen auf Ihrer Strecke liegen, ebenfalls. Dicht befahrene Strecken mit Mischverkehr und solche mit knapp bemessenen Umläufen sind ebenfalls anfälliger.

      Es gibt auch eine Datenquelle, die wertvolle Hinweise liefert: die PÜNKTLICHKEITSSTATISTIK vieler Fernverkehrszüge. Zum Beispiel steht dort, dass der IC 2024 Passau–Hamburg über Mainz im Durchschnitt der letzten zwei Jahre auf jeder Fahrt 22 Minuten Verspätung einfuhr, der ICE 1553 Leipzig–Dresden hingegen mit durchschnittlich 1 Minute Verspätung ein sehr pünktlicher und zuverlässiger Zug ist.2

      Ebenfalls sind, wo immer möglich und sinnvoll, DIREKTVERBINDUNGEN günstiger. Damit entfallen Anschlussverluste automatisch, die oft eine Stunde Zeitverlust bedeuten. Alternativ sind auch STABILE UMSTEIGEVERBINDUNGEN empfehlenswert, bei denen es nicht um ein oder zwei Minuten Umsteigezeit geht, sondern eher um 10 bis 15 Minuten bei kleineren Knotenbahnhöfen und 20 bis 30 Minuten bei großen Hauptbahnhöfen.

      Mit größeren Spielräumen zu planen heißt auch, die dann häufiger auftretenden Aufenthaltszeiten mit positiv besetzten Aktivitäten zu füllen: einen Spaziergang unternehmen oder in Ruhe zu Mittag essen, telefonieren, in der Buchhandlung stöbern – hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

      Wenn GRAVIERENDE WETTEREREIGNISSE wie ein Orkan über Norddeutschland oder massive Schneefälle mit Sturm und Blitzeis in Sachsen angekündigt sind, sind solche Wetterwarnungen durchaus ernst zu nehmen, zusätzlich ist es wahrscheinlich, dass in beiden Fällen spürbare Verspätungen und Ausfälle von Fernverkehrszügen auch im restlichen Deutschland vorkommen.

      GROßVERANSTALTUNGEN (bekannte Publikumsmessen, Bundesliga-Fußballspiele, Kölner Karneval, Oktoberfest, Papstbesuch) sorgen nicht nur für volle Züge, sondern auch für spürbare Verspätungen. Das bedeutet konkret, entweder die betroffenen Strecken und Ziele vollständig zu vermeiden oder früher zu fahren.

      1.1.2 Informieren

      Sie werden im Internet, in Ihrer App, per Durchsage im Zug oder auf dem Bahnsteig und im Bahnhof mittels Durchsage und/oder Monitore über die Verspätung informiert. Reisende sollten deswegen, wie in Band 2 in den Kapiteln 18 und 19 bereits erarbeitet, alle auf die eigene Situation zugeschnittenen, geeigneten INFORMATIONSQUELLEN kennen und griffbereit haben. Wer beispielsweise die Fahrt mit der DB-Fahrplanauskunft geplant hat, kann im Rahmen der Verbindungssuche den VERSPÄTUNGSALARM aktivieren oder mit der APP „DB STRECKENAGENT“ Verkehrsmeldungen zur jeweiligen Strecke abonnieren.3 Auch die Abfahrten von Bahnhöfen und Haltestellen sind einfach abrufbar.4 Derartige Tools gibt es teilweise auch bei anderen EisenbahnVerkehrs-Unternehmen und in Verkehrsverbünden.5 Es sind sogar vereinzelt recht komfortable und aussagekräftige kartografische Informationsmedien auf dem Markt, die die Position der Züge in Echtzeit in einer Karte darstellen.6

      1.1.3 Informationen einordnen

      Gehen Sie allerdings davon aus, dass die Angabe über die aktuelle Verspätung zwar exakt sein kann, aber die Prognose immer nur eine ungefähre EINSCHÄTZUNG ist. Denn die Einflussfaktoren und Wechselwirkungen sind beim Bahnbetrieb zu groß, als dass es immer eine wirklich sichere, minutengenaue Vorhersage geben kann.

      Generell ist zwischen zugbezogenen Informationen und qualitativen Störungsinformationen zu unterscheiden.

      • ZUGBEZOGENE INFORMATIONEN: Hier erhalten Sie über einen bestimmten Zug mit einer bestimmten Zugnummer konkrete Informationen über Zugziel, Laufweg, Abfahrtszeit, Gleis und Verspätung/Ausfall.

      • QUALITATIVE STÖRUNGSINFORMATIONEN: Sie bekommen Informationen über Ursache, Ort, Dauer und Auswirkung der Störung. Diese Art der Information ist in der Regel recht schnell vorhanden und häufig auch zuverlässig. Sie gibt wichtige Anhaltspunkte, wie sich die Situation darstellt und entwickelt und welche Handlungsoptionen möglicherweise existieren.

       Abbildung 1: Ein Beispiel für qualitative und nicht zugbezogene Information: Auf dem Monitor erkennen Sie auf den ersten Blick, dass wegen Bauarbeiten für rund 7 Wochen kein Zugverkehr im Regionalbahnhof des Frankfurter Flughafens möglich ist. Stattdessen fährt die S-Bahnlinie S8 über den Flughafen Fernbahnhof. Außerdem ist ein Ersatzverkehr eingerichtet, der von Rüsselsheim über Raunheim und Kelsterbach zum Terminal 1 fährt. Streng genommen sind Baustellen allerdings keine Störungen, sondern geplante Abweichungen.7 [Copyright Frank Hole]

      Die Rangliste der Qualität von zugbezogenen Informationen bei Fahrplanabweichungen sieht so aus:

      1. ZUVERLÄSSIG, wenn bei kleineren Störungsereignissen nur wenige Züge gering betroffen sind. Sie bekommen Informationen wie „… trifft wenige Minuten später ein“ oder „… hat ungefähr 5 Minuten Verspätung“.

      2. EINGESCHRÄNKT ZUVERLÄSSIG, wenn auf einer Strecke ein größerer Einfluss stattfindet, der beispielsweise zu einer Streckensperrung führt und viele Züge betroffen sind oder einige relativ stark. Die Informationen können lauten „… hat ungefähr 25 bis 30 Minuten Verspätung“ oder „wegen Gleisbelegung im Bahnhof … verzögert sich unsere Einfahrt noch um kurze Zeit“.

      3. UNZUVERLÄSSIG, wenn ein Ereignis mit größeren Folgen wie beispielsweise einer Streckensperrung sich erst vor Kurzem ereignet hat und noch keine konkreten Gegenmaßnahmen getroffen wurden, weil die Auswirkungen des Einflusses noch unbekannt sind. Oder es überlagern sich mehrere Störungsquellen. Die entsprechende Durchsage kann lauten: „Wir informieren Sie, wenn neue Informationen vorliegen.“ Im Internet können Sie erkennen, dass sich solche Verspätungsprognosen immer wieder ändern.

      4. NICHT MÖGLICH ODER VOLLSTÄNDIG UNZUVERLÄSSIG: Bei Großstörungen8, wenn mehrere Bahnstrecken oder Linien zeitgleich unterbrochen sind. Bei großen Störungsereignissen sind Dutzende oder gar Hunderte von Zügen zeitgleich betroffen, die alle in Wechselwirkung miteinander stehen. Zugbezogene Informationen sind in solchen Fällen so unpräzise oder liegen gar nicht in den Hintergrundsystemen vor, dass sich die Fahrgäste darauf nicht verlassen könnten. Deswegen wird in aller Regel völlig darauf verzichtet und Sie sehen auf Anzeigern nur noch die Information „Bitte auf Ansagen achten“ oder „Zugbetrieb eingestellt“. Sollten bei derartigen Betriebslagen dennoch zugbezogene Informationen kommuniziert werden, so sind diese keinesfalls verlässlich. Es könnte sein, dass diese nur noch der Planzustand auf den Monitoren oder in den Onlinemedien abbilden, nicht aber die Realität.

      Je größer die betrieblichen Auswirkungen, desto weniger präzise die zugbezogenen Informationen und desto wichtiger werden die qualitativen Störungsinformationen.

      Wenn die Verspätungsursache bekannt ist, geht es darum, diese mittels folgender Fragen einzuordnen:

      • Ist die Ursache bereits behoben?

Скачать книгу