Ohne Ziel passiert nicht viel!. Friedhelm Sommerland
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Auch in vielen Unternehmen und in der öffentlichen Verwaltung wird heute noch immer sehr häufig auf das sogenannte operante Konditionieren, also das Lernen am Erfolg, gesetzt. Hier wird den Mitarbeitern oftmals ein umsatzabhängiger Jahresgehaltsbonus in Aussicht gestellt, wenn sie bestimmte (extrinsische) Ziele erreichen. So versucht man offenbar, den fehlenden Spaß und die Freude an der Arbeit durch einen Geldbetrag zu ersetzen. Das funktioniert vorübergehend ganz gut, aber leider nicht dauerhaft. Das Ergebnis ist, dass laut Umfragen mehr als zwei Drittel aller Angestellten in Deutschland nur sehr ungerne ihrer Arbeit nachgehen. Sie sehen für sich nur eine geringe emotionale Bindung an ihren Arbeitsplatz und quälen sich teilweise zur Arbeit. Nicht selten bekommen sie deshalb sogar psychische Probleme. Eines der häufigsten und teuersten psychischen Leiden in unserer modernen Arbeitswelt, das daraus resultieren kann, ist das Burnout-Syndrom.
Wenn du in deinem Alltag dem Schieberitis-Phänomen begegnest, frage dich zuallererst: Wessen Ziel will ich hier gerade erreichen? Ist das wirklich mein Ziel? Ist es mein Herzenswunsch, dieses Ziel zu erreichen? Verursacht es ein warmes Bauchgefühl? Bringt es mich in meinem Leben meinen Träumen und Wünschen näher? Oder rackere ich mich hier für die Wünsche und Vorstellungen anderer ab?
Bevor du nun aber voreilige Entscheidungen triffst, solltest du bedenken, dass ein Richtungswechsel mit einem klaren (intrinsischen) Ziel und einem guten Plan einhergehen sollte. Es reicht nicht, zu wissen, was du nicht willst. Viel wichtiger ist es zu wissen, was du selbst wirklich willst.
An dieser Stelle möchte ich dich noch auf ein anderes Phänomen aufmerksam machen. Es kann sein, dass du dich nun entschlossen hast, deinen eigenen Wünschen und Zielen zu folgen. Du hast eine tolle Idee für ein neues Projekt und brauchst jetzt die Unterstützung von Menschen aus deinem Umfeld und bittest deshalb diese Menschen um Rat. Jetzt kann es passieren, dass du unbewusst wieder den Vorstellungen, Ansichten und Zielen anderer Personen folgst, statt deine eigenen Ziele im Blick zu behalten. Denn was wir uns in solchen Situationen wünschen, sind Menschen, die unsere Pläne befeuern, die zu uns sagen: „Das ist eine gute Idee! Mach das unbedingt!“ Wenn das der Fall ist, hast du Glück. Vielleicht steht dir jetzt ein echter Befürworter oder sogar Mitstreiter zur Seite.
Es kann aber auch das Gegenteil eintreten. Du berichtest anderen von deiner Idee, deinem neuen Ziel, und die anderen fangen an, Zweifel in dir zu säen und deine Idee auseinanderzunehmen: „Wie soll denn das gehen? Das hast du doch noch nie gemacht! Dazu braucht man doch …!“, usw.
Im schlimmsten Falle stellen diese Menschen sogar deine Kompetenz offen infrage, ein solches Ziel erreichen zu können: „Kann ich mir nicht vorstellen, dass du das schaffst. Da brauchst du doch Wissen/Erfahrungen/Abschlüsse/Verbindungen/Geld etc. Lass das doch lieber.“
In diesem Fall hast du Pech gehabt, denn diese Menschen sind nicht deine Verbündeten, sondern die deines inneren Schweinehundes. Schnell spitzt dieser die Ohren, wenn er derartige Bemerkungen zu hören bekommt. Nach solchen Erfahrungen die eigene Meinung weiter zu vertreten und bei dem eigenen Entschluss zu bleiben, der ja noch frisch ist und auf wackligen Beinen steht, erfordert viel Kraft und Selbstbewusstsein. Du musst dich dann schon am Anfang, da deine Idee vielleicht noch nicht besonders ausgereift ist, mit Argumenten zur Wehr setzen, die dir noch gar nicht zur Verfügung stehen.
Im besten Falle löst diese Erfahrung eine Trotzreaktion bei dir aus („Warte, dir werde ich es zeigen!“). Oder du wirst resignieren und dein Vorhaben verwerfen. Dein innerer Schweinehund kann sich nun wieder auf die faule Haut legen.
Mir haben Klienten, mit denen ich intensiv an ihren Zielsetzungen gearbeitet habe und die voller Mut und Hoffnung nach Hause gingen, beim nächsten Zusammentreffen von solchen Situationen berichtet. Auch ich selbst habe in meinem Leben ähnliche Erfahrungen gemacht.
Wie kommt es dazu? Zum einen hat das etwas mit der alten Ratschlag-Falle zu tun. Kennst du die Formulierung „Ratschläge sind ebenfalls Schläge“?
Wenn du mit einer spontanen Idee oder einem neuen Ziel zu einer anderen Person gehst und um ihre Meinung dazu bittest, forderst du sie auf, dir einen „Ratschlag“ zu geben. Dieses Wort setzt sich aus „Raten“ und „Schlagen“ zusammen! Beides kannst du in dieser Situation überhaupt nicht gebrauchen! Du brauchst niemanden, der dich schlägt! Du brauchst auch niemanden, der mit dir zusammen raten will! Du benötigst jemanden, der dich unterstützt, der dir hilft, deine noch vage Idee zu untermauern, bis sie auf einem stabilen Fundament steht!
Manchmal funktioniert es ganz gut, sich Ratschläge einzuholen. Vielleicht bekommst du wichtige Anregungen, die dir weiterhelfen. Die Meinung der anderen regt uns zum Nachdenken an. Und vor Gefahren gewarnt zu werden, ist gelegentlich sehr hilfreich. Aber manchmal schadet uns die Rückmeldung anderer auch. Warum ist das so?
Jeder von uns hat seine eigene Gedanken- und Gefühlswelt und sieht diese Welt mit seinen eigenen Augen. Entsprechend fällt das Urteil aus. Wenn derjenige, der den Rat gibt, selbst ein ängstlicher Typ ist, vielleicht Veränderungen scheut und Sorge vor Ablehnungen und Schmähungen hat, wird er unweigerlich diese persönlichen und somit nur für ihn richtigen Erfahrungen in seine Empfehlungen einfließen lassen. Die eigenen negativen Erfahrungen dieser Rat gebenden Person werden dabei besonders stark gewichtet und so zu einem guten Teil auf dich übertragen. Das Ergebnis ist, dass dir dieser wohlmeinende Ratgeber nachdrücklich abrät, dieses Ziel erreichen zu wollen.
Das ist meist kein böser Wille. Der andere meint es gut und glaubt, dich beschützen zu müssen. Er will das Beste für dich und merkt nicht, dass der daraus resultierende Stillstand gar nicht das Beste für dich ist. Selbst unsere besten Freunde und engsten Angehörigen stellen manchmal keine Ausnahme dar.
Gelegentlich spielen sogar (unbewusst) Neid und Missgunst eine Rolle. Selbst bei vermeintlich guten Freunden kann das der Fall sein. Denn wenn es dir gelingt, dein Vorhaben zu realisieren, stehst du vielleicht besser da als der Ratgeber. Dann bist du die Person, die Lob und Anerkennung bekommt, und nicht er selbst. Das lässt sich für manch einen nicht gut aushalten.
Mit anderen Worten: Ratschläge sind selten neutral. Sie sind geprägt von den Erfahrungen und Zielen der anderen Person. Statt nach Ratschlägen solltest du deshalb nach Unterstützung suchen! Unterstützer sind Investoren. Sie investieren mit ihrem eigenen Wissen und ihren Erfahrungen in dich und wollen, dass du erfolgreich bist! Das heißt nicht, dass Investoren blind deinen Vorstellungen folgen. Sie versuchen lediglich herauszufinden, ob sich ein Investment lohnen würde. Mit kritischen Fragen versuchen sie die Schwachpunkte deines Vorhabens aufzudecken, um Lösungen hierfür zu finden. Damit wirst du selbst inspiriert, lösungsorientiert vorzugehen. Sie stellen demzufolge keine Warum-Fragen, womit in den meisten Fällen die Vergangenheit fokussiert wird, sondern sie stellen Wie-Fragen, die sich auf eine Lösung konzentrieren. Ratgeber bleiben im besten Falle neutral, aber sie unterstützen dich nicht zwangsläufig. Stattdessen denken und handeln sie oft problemorientiert. Natürlich heißt das nicht, dass du beratungsresistent sein solltest. Ehrliche Rückmeldungen können und sollen dich vor Fehlern bewahren. Du kannst dann eben abwägen und dich vielleicht noch mit weiteren Personen beraten.
Beachte bitte die folgenden Punkte, bevor du andere um Rat fragst. Wenn du unbedingt ein Feedback brauchst, frage dich zuerst, ob diese Person, die du um Rat fragen willst, für dein Anliegen auch kompetent ist. Hat sie selbst schon ähnliche Vorhaben wie deines auf die Beine gestellt? Steht sie an der Stelle, wo du erst noch hinwillst? Kann sie also aus eigenen Erfahrungen heraus Tipps geben? Ist diese Person jemand, der Probleme eher als Herausforderungen, also lösungsorientiert betrachtet und Stolpersteine selbstbewusst aus dem Weg räumt? Oder ist diese Person jemand, der selbst schnell resigniert, wenn ihr der Wind entgegenweht? Falls