Ohne Ziel passiert nicht viel!. Friedhelm Sommerland

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Ohne Ziel passiert nicht viel! - Friedhelm Sommerland

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Blick haben. Denn sowohl Über- als auch Unterforderung können sich negativ auf den Zielsetzungsprozess und damit auf die Chancen der Zielerreichung auswirken.

       Kapitel 4: Reflektiere dich selbst

      Zielsetzungsprozesse, Zielplanungen und Zieleffektivität wurden in den vergangenen Jahren immer wieder wissenschaftlich untersucht. Die Forscher wollten herausfinden, was Menschen dafür tun können, dass sie gesetzte Ziele möglichst zuverlässig erreichen, und wie Ziele dabei auf die Psyche des Menschen wirken. Dabei hat man festgestellt, dass es sowohl unbewusste als auch bewusste Strategien gibt, wenn sich Menschen Ziele setzen. Es kann also sein, dass du impulsiv und intuitiv vorgehst, um ein Ziel zu erreichen. Es kann aber auch sein, dass du dir ganz bewusst überlegst, wie du genau vorgehen wirst.

      Außerdem spielen bestimmte Zielmerkmale, also Zieleigenschaften, bei der Erreichung von Zielen eine wichtige Rolle. Zu diesen Eigenschaften zählt, ob du dir dein Ziel realistisch gesetzt hast. Ein anderes Zielmerkmal ist, ob du dein Ziel auch alleine, also ohne von anderen Faktoren abhängig zu sein, erreichen kannst. Diese Zielmerkmale sind deshalb von Bedeutung, weil der Erfolg maßgeblich davon abhängt, denn wenn Ziele realistisch und selbst umsetzbar gewählt wurden, steigt die Chance, dass sie erreicht werden. Eine Strategie ist dabei ein genauer Plan zur Erreichung eines Ziels. Diese Strategie ist besonders wichtig, wenn es sich nicht vermeiden lässt, äußere Faktoren miteinzubeziehen.

       Fallbeispiel:

       Stelle dir vor, du möchtest am Wochenende ins Kino gehen. Du setzt dir also das Ziel, ins Kino zu gehen (Ziel A). Dieses Ziel ist durchaus realistisch, weil du die Zeit und das nötige Geld dafür hast. Aber alleine hast du keine Lust, ins Kino zu gehen. Du möchtest, dass dich deine Freundin Anna begleitet. Das wäre das zweite Ziel (Ziel B). Nun ist Ziel A also abhängig von Ziel B. Du kannst Ziel A nur erreichen, wenn du Ziel B erreichst. Nun weißt du aber, dass deine Freundin Anna nicht gerne ins Kino geht. Damit sinkt die Chance, dass du Ziel A erreichen wirst.

       Um das Ziel A doch noch zu erreichen, überlegst du dir nun eine Strategie, wie du Ziel B erreichen kannst. Du könntest jetzt einfach auf deine Freundin zugehen und versuchen, sie zu überreden. Das wäre eine unbewusste Strategie. Sie kann funktionieren, sie kann aber auch scheitern. Der bessere Weg wäre, eine bewusste Strategie zu wählen. Eine bewusste Strategie ist die Erarbeitung einer genauen Vorgehensweise, also eines Plans, den du verfolgst, um dein Ziel zu erreichen. Einen Plan erarbeitest du, indem du dir zielgerichtet Gedanken machst und dir die nötige Zeit dafür nimmst. Außerdem kannst du dir überlegen, bei welchen Gelegenheiten du die besten Ideen hast. Zum Beispiel beim Duschen oder beim Autofahren, oder eher umweltfreundlich, bei einer genüsslichen Meditation? Du suchst nun eine dieser Gelegenheiten und denkst dabei bewusst über dein Ziel nach. Schließlich fällt dir ein, dass Anna leidenschaftlich gerne Mangas (japanische Comics) liest und sogar selbst zeichnet. Dann schaust du ins Kinoprogramm, und wie es der Zufall will, läuft im Kino gerade ein brandneuer animierter japanischer Manga-Film. Bei nächster Gelegenheit fragst du Anna, was sie am Samstag macht. Sie zuckt die Schultern. Daraufhin fragst du, ob sie schon von dem neuesten Manga- Film gehört hätte, der gerade in den Kinos läuft. Sofort leuchten ihre Augen, und nun fragt Anna dich, ob du mit ihr am Samstag ins Kino gehen würdest!

       Damit hast du Ziel B und Ziel A gleichzeitig erreicht. Mit deiner Idee, aus einer unbewussten Strategie eine bewusste Strategie, also einen konkreten Plan zu machen, hast du die Wahrscheinlichkeit, dein Ziel zu erreichen, um ein Vielfaches erhöht.

      Wenn du dir ein Ziel setzt und verstehen willst, was dann in deinem Kopf vor sich, ist es sinnvoll herauszufinden, welchem unbewussten Plan du folgst und woher dieser stammt. Das lässt sich am ehesten ergründen, wenn du dir vor Augen führst, wie du dein bisheriges Wissen und deine Handlungsstrategien erworben hast, was du also darüber gelernt hast, wie man Pläne erarbeitet. Deshalb machen wir an dieser Stelle einen kleinen Exkurs in den Bereich der Kindererziehung:

      Eine der wirkungsvollsten Möglichkeiten, etwas zu lernen, hat uns die Evolution mit auf den Weg gegeben. Schon seit Hunderttausenden von Jahren lernen die Menschen sehr effektiv und ganz direkt von ihren Vorfahren, also vor allem von ihren Eltern, indem sie das nachahmen, was ihnen vorgemacht wird.

      Wie gut das funktioniert, kannst du bei kleinen Kindern beobachten. Wenn du ihnen einen Ball zeigst und ihn danach wegwirfst, wird es nicht lange dauern, bis das Kind den Ball nimmt und ebenfalls wegwirft.

      Dieses sogenannte Nachahmungs- oder Modelllernen ermöglichte es uns Menschen, in sehr kurzer Zeit sehr viele Informationen aufzunehmen. Allerdings reichte es selten, das Gesehene nur ein einziges Mal nachzuahmen. Wir mussten es öfter tun, bis wir es genauso gut konnten wie unsere Eltern. Alles, was du heute gut kannst, hast du irgendwann in deinem Leben bei anderen gesehen und dann längere Zeit geübt. Auch Ziele zu setzen, kannst und solltest du üben.

      Albert Bandura hat das Lernen am Modell wissenschaftlich beschrieben. Es funktioniert perfekt, so perfekt, dass wir als Nachkommen nicht nur die guten und zielführenden Strategien und Verhaltensweisen unserer Ahnen und Eltern übernehmen, also kopieren, sondern dummerweise auch viele problematische Strategien und zum Teil überaus unsinnige Verhaltensweisen.

      Als Kinder glaubten wir noch, dass die Erwachsenen fehlerfrei wären. Deshalb haben wir ihnen blind vertraut und das gleiche getan wie sie. Doch leider waren die liebevollste Mutter oder der großartigste Vater und auch andere Vorbilder selten fehlerfrei. Da wir dies aber nicht einschätzen konnten, haben wir jedes Verhalten, jede Strategie, sogar Mimik und Gestik völlig unkritisch ganz exakt übernommen. Datensatz für Datensatz, Bit für Bit, ohne irgendetwas zu bewerten, haben wir alles nachgeahmt. Als wir anfingen, unseren eigenen Kopf zu benutzen und darüber nachzudenken, ob das eigentlich alles so o. k. war, was uns unsere Eltern und die anderen Erwachsenen vorgemacht haben, war es schon passiert. Wir waren zu diesem Zeitpunkt bereits eine ziemlich originalgetreue Kopie unseres sozialen Umfeldes und insbesondere unserer Eltern oder – genauer gesagt – beider Elternteile. Das betrifft nicht nur deine genetische Herkunft, sondern ganz besonders auch deine persönlichen Handlungsweisen, deine Ansichten und den Plan, dem du folgst. Das wird dir, je älter du wirst, immer bewusster, auch wenn du es wirklich nicht wollen solltest.

      Dass nicht alle Verhaltensweisen deiner Eltern es wert waren, kopiert zu werden, erkennst du an einem einfachen Beispiel. Vielleicht haben dich deine Eltern schon als kleines Kind für Fehler oder unerwünschte Verhaltensweisen sehr hart bestraft oder sogar geschlagen. War es sinnvoll und lohnenswert, sich dieses Verhalten einzuprägen und bei späterer Gelegenheit bei der eigenen Kindererziehung nachzuahmen? Wohl kaum, denn kein kleines Kind kann einen so großen Fehler begangen haben, dass es hätte geschlagen werden sollen. Erwachsene, die so etwas tun, haben in ihrem Leben noch nie darüber nachgedacht, was sie da eigentlich anrichten. Sie handeln aus dem Affekt heraus, also auf einer unbewussten Ebene. Erfreulicherweise ist ein solches Verhalten in unserer heutigen deutschen Rechtsordnung zu einer Straftat erklärt worden.

      Ganz davon abgesehen: Kinder können auf diese Weise gar nicht erzogen, sondern nur verängstigt und traumatisiert werden. Und auch der angeblich so harmlose Klaps auf den Po ist schon ein dummer und nutzloser Übergriff, der sich als belastende Erfahrung in deinem Gedächtnis eingegraben haben könnte. Eltern sollten sich immer darüber im Klaren sein, dass ihre Kinder nichts, überhaupt nichts, vergessen, ebenso wie auch die Eltern selbst nichts von dem vergessen haben, was ihnen angetan wurde. Das einzige, was ein Kind auf diese Weise lernt, ist, dass man sich so verhält, wenn man wütend ist. Und wenn das Kind nicht auch andere Vorbilder hat oder auf andere Weise lernt, dass körperliche Gewalt stets ein verhängnisvoller Irrweg ist, wird es seine eigenen Kinder aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls auf diese unsinnige Weise erziehen. Die problematischen Verhaltensweisen der Eltern werden also unbewusst übernommen.

      Ich bitte dich jetzt aber, und das ist

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