IMMUN. Sebastian Weis

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IMMUN - Sebastian Weis

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Maßnahmen, die älteren Menschen helfen, ihr Immunsystem zu optimieren. Aus demselben Grund werden wir auch schauen, wie Gesundheit im Berufsalltag gelebt werden kann.

      Der Ayurveda legt einen sehr großen Wert auf die Gesundheitsförderung und Prävention. Diesem Gedanken folgt auch dieses Buch. Es geht hier also explizit nicht um Heilung oder Heilversprechen. Es geht vielmehr darum, den reichen Schatz ayurvedischer Empfehlung im Hinblick auf ein starkes Immunsystem zu erforschen. Sie bestimmen, was Sie davon am Ende nach reiflicher Überlegung und Prüfung für sich umsetzen.

      Der Ayurveda „denkt“ anders als die moderne Medizin. Der Unterschied lässt sich leicht an einem Gedankenexperiment demonstrieren. Stellen Sie sich vor, Sie möchten herausfinden, wie eine Kuckucksuhr funktioniert: der modern wissenschaftliche Ansatz (vereinfacht gesagt) wäre, die Uhr komplett auseinanderzunehmen, sie in ihre Einzelteile zu zerlegen und dann zu schauen, welches Teil genau dafür verantwortlich ist, dass sie läuft. Sie werden am Ende viele Einzelteile auf dem Tisch haben. Sie werden aber nicht den Teil finden, der die Uhr ticken lässt. Und selbst wenn Sie die Uhr wieder zusammensetzen, so dass sie wieder läuft, werden Sie in der Uhr selbst nichts finden, was sie von innen heraus aktiviert.

      Nehmen wir eine neue Perspektive ein. Der ayurvedische Ansatz ist, die Uhr ganz zu lassen, sie in Aktion zu erleben und durch genaueste Beobachtung herauszufinden, welche Prinzipien dem Ticken zugrunde liegen. Dabei würden wir eine interessante Entdeckung machen. Die Uhr selbst bringt sich nicht zum Laufen, sondern ein äußerer Faktor. Der Mensch.

      Die Prinzipien und Aussagen des Ayurveda basieren auf der Sammlung des Wissens und der Erfahrung vieler Generationen von Ärzten, Heilern und Weisen. Die Behauptungen lassen sich größtenteils sehr leicht nachvollziehen und praktisch überprüfen.

      Im ersten Teil des Buches beschäftigen wir uns mit den Bestandteilen des Immunsystems aus moderner Sicht. Im zweiten Teil lernen Sie die Grundlagen des Ayurveda kennen und die vielfältigen Einwirkfaktoren auf das Immunsystem aus ayurvedischer Sicht. Im dritten Teil setzen wir die gewonnen Erkenntnisse praktisch um. Am Ende des Buches schließlich werden Sie mit Rezepten, Bezugsquellen und Kontakten versorgt.

      Checklisten und Fragen im Text werden Sie immer wieder dazu einladen, Ihre persönliche Immunkraft zu reflektieren. Praktische Tipps helfen Ihnen, neue Entscheidungen zu treffen. Einige Empfehlungen sind allgemein gehalten. Entwickeln Sie ein Gespür dafür, was Ihnen guttut und was Sie brauchen.

      Die Komplexität und ungeheure Tiefe des Ayurveda zwingt in der Kürze eines Buches zu Vereinfachungen, Auslassungen und groben Verkürzungen. Sicherlich werden Experten hier einiges vermissen. Das Wunderbare im Ayurveda ist jedoch, dass selbst die ausgewählten Bruchstücke wertvoll wie Diamanten sind und jeder einzelne Impuls schon Leben verändern kann.

      Das Immunsystem: Grundlagen und Wirkfaktoren

      Das Immunsystem ist modern wissenschaftlich betrachtet ein sehr komplexes Netzwerk aus Zellen, Geweben und Organen, die zusammenarbeiten. Sie haben drei Hauptaufgaben:

      1. Abwehr von Krankheitserregern

      2. Abwehr und Beseitigung von Fremdsubstanzen (z. B. Giftstoffe, Pollen, Mikroplastik)

      3. Beseitigung von abgestorbenen oder veränderten Zellen. Dazu gehören Krebszellen oder Zellen, die von einem Virus befallen wurden

      Bei der Bewältigung dieser Aufgaben ist eine Grundbedingung essentiell: Toleranz gegenüber den gesunden, körpereigenen Zellen. Bei den meisten von uns ist das eine Selbstverständlichkeit. Doch bei manchen Menschen scheinen sich Teile des Immunsystems gegen den eigenen Körper zu richten. Das ist der Moment, in dem Auto- Immun-Erkrankungen entstehen. Voraussetzung für ein gut funktionierendes Immunsystem ist also, dass das System richtig lernt, wer Freund und wer Feind ist. Krankheitserreger müssen möglichst schnell als „fremd“, das heißt, als nicht zum eigenen Körper gehörend identifiziert werden.

      Unser Immunsystem kann Millionen verschiedener Feinde erkennen und eliminieren. Das Geheimnis seines Erfolgs liegt in der vernetzten Kommunikation: Millionen und Abermillionen von Zellen sind im ganzen Körper verteilt, teilweise in Gruppen und Untergruppen organisiert.i

      Man unterscheidet grob zwei Systeme: das angeborene und das erworbene Immunsystem. Jedes hat mit eigenen Herausforderungen in unserer modernen Welt zu kämpfen.

      Das angeborene Immunsystem & Fastfood

      Das angeborene oder unspezifische Immunsystem begleitet uns ab dem Tag der Geburt. Es hat ein grobes Erkennungsraster für Angreifer und erledigt ca. 90% aller Immunaufgaben. Das angeborene Immunsystem nutzt dabei Informationen, die unsere Vorfahren über Jahrtausende gesammelt haben. Es richtet sich gegen Strukturen auf der Oberfläche von Krankheitserregern, die häufig vorkommen. Diese Strukturen werden PAMP genannt: pathogen-associated molecular patterns oder auf deutsch krankheitserreger-assoziierte molekulare Muster. Statt sich mit einer Unzahl von Angreifern zu beschäftigen werden einfach die häufigsten gemeinsamen Muster dieser Angreifer analysiert und angegriffen.

      Die längste Zeit unserer Evolution war diese Methode hoch effizient und zu unserem Vorteil. Doch die moderne Ernährung bringt das System durcheinander. PAMPs entstehen durch bakterielles Wachstum in der Zeit zwischen Lebensmittelzubereitung und Wärmebehandlung. Industriell hergestellte Lebensmittel können daher auch höhere Mengen PAMP enthalten. Außerdem sind PAMPs hitzestabil. Das bedeutet, die Bakterien werden zwar getötet, aber die molekularen Strukturen bleiben erhalten. So kann das Immunsystem aktiviert werden, ohne dass ein wirklicher Angriff stattfindet. Ein Fehlalarm sozusagen, der aber das gesamte System aktiviert und vielleicht von echten Angriffen andernorts ablenkt. Die Autoren einer norwegischen Studie kommen zu folgender Feststellung: „Da die mikrobiologische Qualität von Lebensmitteln im Allgemeinen anhand des Vorhandenseins lebender Bakterien beurteilt wird, könnte das Vorhandensein entzündungsauslösender Bakterienmoleküle ein potenzielles Problem der Lebensmittelsicherheit sein, das (bisher) unter den Tisch gefallen ist.“ii Mit anderen Worten: Fastfood bzw. prozessierte Lebensmittel können das Immunsystem aktivieren, Entzündungen auslösen und Ressourcen binden, die zur Abwehr von Angreifern dann fehlen.

      80 bis 90 Prozent aller Lebensmittel gelangen in einer vorbereiteten Form zum Verbraucher.iii Convenience Food heißt das Zauberwort.

      Es gibt vier Stufen:

      Stufe 1: Küchenfertiges Gemüse oder geschnittenes Fleisch. Es muss vor dem Kochen noch bearbeitet werden.

      Stufe 2: Garfertig. Hierzu gehören Teigwaren, Tiefkühlgemüse oder gewürztes / paniertes Fleisch.

      Stufe 3: Aufbereitfertig. Das sind alle Instantprodukte, Puddingpulver oder Fertig-Saucen.

      Stufe 4: Regenerierfertig. Hierzu zählen Fertiggerichte und Menükomponenten (z. B. in Restaurants).

      Stufe 5: Verzehr- und Tischfertig. Fertige Salate, Obstkonserven oder kalte Soßen können sofort gegessen werden.

      Als ultra-prozessierte Nahrung (Stufen 3 – 5) gelten Produkte

      • die ganz oder überwiegend aus Substanzen hergestellt werden, die aus Lebensmitteln extrahiert wurden (z.B. Öle, Fette, Zucker, Stärke und Proteine),

      • die aus Lebensmittelbestandteilen gewonnen wurden (z.B. hydrierte Fette und modifizierte Stärke) oder

      • die in Labors aus Nahrungssubstraten oder anderen organischen Quellen synthetisiert wurden (z. B. Geschmacksverstärker, Farben und Zusatzstoffe)

       In 80 bis 90 Prozent

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