Von Get Back zu Let It Be. Friedhelm Rathjen

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Von Get Back zu Let It Be - Friedhelm Rathjen

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mit Johns und Pauls Unterstützung kurz ein Stück an, das nun wirklich kein Jazz ist, nämlich I’VE BEEN GOOD TO YOU (1:30) von den Miracles.

      Und dann proben die Beatles, trotz allen Geredes um Oldies, Rock ’n’ Roll und flotte Stücke, doch weiter Georges neues Stück. Der erste Versuch, es durchzuspielen, misslingt jedoch, und Paul fängt an, diverse Verbesserungen vorzuschlagen, aber George will nichts ändern, sondern einfach nur mehr Sicherheit gewinnen: „Je besser man’s kennt, desto besser kann man auch die Lücken füllen.“ Eine fast vollständige Version von ALL THINGS MUST PASS (2:30) gelingt ihnen. George schreckt ein bisschen davor zurück, es mit der Perfektionierung zu übertreiben, aber mit Pauls Hilfe wird noch ein Weilchen an den Gesangsparts und unklaren Stellen gefeilt. George singt eine nicht ernst gemeinte Textvariante, in der seine „makrobiotischen Pillen“ vorkommen, und John macht ein paar halbgare Vorschläge für Klangeffekte. Paul daraufhin: „Wollen wir’s nochmal versuchen?“ John: „Versuchen wir’s einmal noch.“ Einmal also noch ALL THINGS MUST PASS (2:08+), dann ist auch Georges Lied darüber, dass alles vergehen muss, für heute geschafft.

      Es ist 5.45 Uhr – Zeit, Feierabend zu machen? Nein, noch nicht, denn nun hat Paul noch ein Stück zu bieten, jenen etwas albernen, nach Kinderlied klingenden Song mit dem Titel MAXWELL’S SILVER HAMMER, den er am Morgen schon Ringo kurz vorgespielt hat, der nun aber zum ersten Mal von allen vier Beatles in Angriff genommen wird. Bilder von diesem ersten Versuch finden später im Film Let It Be Verwendung, allerdings kombiniert mit einer späteren Probe vom 7. Januar, weswegen man beim Betrachten des Films den Eindruck bekommt, die Beatles hätten sich mitten im Stück umgezogen und die Instrumente gewechselt. Bei den ersten Proben jetzt am 3. Januar spielt Paul Bass, und John sitzt am Klavier. Etwa eine halbe Stunde wird an dem Stück gearbeitet, meist anhand von Teildurchläufen oder Gefeile an einzelnen Passagen (wie immer hat Paul sehr genaue Vorstellungen, wie alles laufen soll, und gibt beispielsweise Ringo präzise Anweisungen für dessen Spiel). George, der überraschend viel Freude an dem Lied hat und fröhlich mitsingt, macht den Vorschlag, Paul solle doch ihm den Bass überlassen und sich ans Klavier setzen, um das Stück besser im Griff zu haben; Paul stimmt zu, und George lässt sich von den Helfern seinen Bass bringen (mit Pauls Instrument, das für einen Linkshänder besaitet ist, kann er nämlich nicht viel anfangen). John, der daraufhin den Gitarrenpart übernimmt, bringt allerdings nichts zustande, was wirklich zum Stück passt. Zwischendurch singt Paul einen Teil des Songs einmal in erheblich schnellerem Tempo, aber das ist kein Versuch, etwas auszuprobieren, sondern dient (ebenso wie ein paar Fragmente im Walzertakt, die George am Bass initiiert) nur der Auflockerung. Ein einziges Mal schaffen die Beatles dann mit einiger Mühe einen kompletten Durchlauf von MAXWELL’S SILVER HAMMER (2:26), ehe die Probe wieder in vergeblichen Anläufen und Detailarbeit zerfasert. George fragt Paul nach dem vollständigen Text, aber der ist, so erfährt er, noch nicht fertig. Am Ende läuft die Probe vollends auseinander; Paul pfeift nur noch die Melodie vor sich hin, und George übt minutenlang allein (und wiederum zum Teil im Walzertakt) seinen Basspart.

      Die Luft ist definitiv raus, nicht nur aus der Probe des auf die Dauer recht nervtötenden Songs von Paul, sondern auch aus dem Tag überhaupt. Ringo verabschiedet sich: „Nacht, alle zusammen!“ Dann gehen auch Paul und John, dem George noch nachruft, er solle sich die von ihm produzierte Jackie-Lomax-Platte anhören; George möchte einen Tipp bekommen, welche Songfolge die beste sei. Und dann ist, obwohl George mit Glyn Johns noch weiter über Achtspurgeräte diskutiert, Feierabend und Wochenende.

      Das Fazit dieses zweiten Probentags fällt durchwachsen aus. Die Beatles haben Spaß gehabt, allerdings vor allem beim Schwelgen in alten Nummern, meist Fremdkompositionen, die sie aber nicht mehr recht beherrschen. Von der Fähigkeit früher Livejahre, ein großes Repertoire von Songs nach Belieben aus dem Ärmel zu schütteln, sind sie weit entfernt. Das einzige Stück aus der eigenen Frühphase, das sie noch hinbekommen, ist ausgerechnet das unveröffentlichte One After 909. Johns Don’t Let Me Down, das am Vortag noch recht problematisch klang, können die Beatles nun auf präsentables Niveau bringen, doch mit Two Of Us und I’ve Got A Feeling sind sie kaum weitergekommen. Maxwell’s Silver Hammer schließlich, Pauls drittes Angebot, ist vielleicht ein Opfer der Ermüdung in Folge der allzu mühseligen und zähen Probenarbeit an Georges All Things Must Pass geworden, einem Song, der aufgrund seiner feierlich-getragenen Stimmung für das beabsichtigte Konzert nicht sehr geeignet scheint – und eigentlich klingt der Song auch gar nicht nach den Beatles, ebensowenig wie die Klavieretüden, mit denen Paul sich den Morgen vertrieben hat. Gerade die besten Teile des Songmaterials, mit dem die Beatles sich an diesem Tag beschäftigt haben, können ihr Potenzial nicht richtig entfalten, weil es eher Solosongs sind als Ensemblestücke. Johns Anspielungen auf eine Karriere nach den Beatles sowie Pauls und Ringos Versuche, George zu Soloauftritten zu ermutigen, gehen eigentlich in dieselbe Richtung. In diesem Sinne ist der Tag dem Gruppengedanken nicht förderlich gewesen.

      Komplikationen

      Montag, 6. Januar 1969, Filmstudio Twickenham

      Wiederum ist es Paul, der als erster Beatle am Probenort ist. Kurz vor halb elf unterhält er sich mit Michael Lindsay-Hogg und Glyn Johns über das Abschiedskonzert von Cream, dem am Vorabend eine Sendung der BBC gewidmet war, und über Barry Ryans Hitsingle Eloise, die ihm gefällt, seinen Gesprächspartnern aber nicht. Paul spielt am Klavier OH! DARLING (1:33) und singt sich durch den Text des offenbar schon fertigen Songs (einige Sekunden dieser Probe sind später im Film Let It Be zu sehen). Paul überlegt, ob dies ein Stück für die Bandproben sein könnte, aber Lindsay-Hogg will lieber mehr über das letzte Stück vom Freitag wissen, Maxwell’s Silver Hammer. Paul meint, das sei ein bisschen wie die satirisch-parodistischen Lieder von Tom Lehrer, bringt dann das Gespräch auf One After 909, ein Stück, von dem alle gleich zu schwärmen anfangen. Paul: „Das war toll. Ich hatte an das nämlich gar nicht mehr gedacht, weil’s eines der ersten Stücke war, die wir geschrieben haben.“ Er schwelgt in alten Zeiten, erzählt davon, wie John und er sich nach der Schule getroffen und Songs geschrieben haben – unzählige Songs, die sie nie ganz für voll genommen haben, weil sie nicht richtig fertig wurden oder alberne Texte hatten (Paul singt ein paar Beispiele).

      Lindsay-Hogg will wissen, ob es noch viele unveröffentlichte Aufnahmen von den Beatles gibt. Paul: „Decca hat noch ein paar Sachen.“ (Er meint die Bänder vom Vorspiel der Beatles Anfang 1962, nach dem Decca es ablehnte, sie unter Vertrag zu nehmen, weil „Gitarrenbands auf dem absteigenden Ast“ seien.) Außerdem gebe es noch eine Live-Aufnahme aus der Hollywood Bowl. Paul berichtet, gerade habe er sich wieder Sgt. Pepper angehört, und als er gefragt wird, ob die Platte ihm noch gefalle, bejaht er und schwärmt von den Geräuschen des Livepublikums am Anfang – wobei ihm das derzeitige Vorhaben einfällt: „Das hab ich mir bisher gar nicht als Vorbereitung einer Platte vorgestellt. Als ich mir Sgt. Pepper anhörte, kam mir wieder in den Sinn, wie es ist, ein Livekonzert zu spielen, auch wenn’s da nur eine künstliche Liveatmosphäre ist. Da lacht dann vielleicht plötzlich irgendwer, und man weiß nicht warum.“ Mit Glyn Johns diskutiert er die für einen Konzertmitschnitt nötige technische Ausrüstung. Paul gefallen Verstärker, mit denen man einen leichten Verzerrungseffekt erhält; als Beispiele erwähnt er Jimi Hendrix und The Who.

      Dann taucht der verschlafene Ringo auf. Paul mit Nachdruck: „Guten Morgen?“ Ringo: „Ich will nicht lügen – mir geht’s nicht übertrieben gut!“ Lindsay-Hogg fragt, ob eigentlich beim ständigen Spielen mit großer Lautstärke das Gehör leide. Ringo: „Man gewöhnt sich dran. Ärgerlich ist es, wenn man Kopfhörer auf hat, und irgendwer dreht am falschen Knopf.“ Paul fällt ein, dass man mit gezieltem Feedback-Einsatz jemanden geradezu foltern könne.

      John trifft ein (natürlich mit Yoko) und trällert kurz einen Frankie-Valli-Song, in den Paul einstimmt: C’MON MARIANNE (0:28). Lindsay-Hogg will wissen, ob die Royal Albert Hall nicht ein guter Ort für ihren Liveauftritt wäre, aber Paul hat offenbar keine Lust auf das Thema und lästert lieber wieder über die Cream-Sendung im Fernsehen, deren zerhackende Schnitte ihm ebenso missfallen haben wie die allzu albernen begleitenden Interviews.

      Als

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