Usus Belli. Thorsten Klein
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Der tat, als kenne er sich aus. Wie sollte er? Nur, weil er fehlerfrei japanisch sprach? Gut, auch mit ihren Traditionen kannte er sich aus. Aber beim Kämpfen?
Die beiden Schwertkämpfer zeigten eine knappe halbe Stunde, was sie bereits gelernt hatten. Dieser kleine Einblick in den Kenjutsu schien den Fremden ebenfalls nicht zu beeindrucken.
„Diese Schüler waren gut, aber sie müssen noch viel lernen. Vor allem Geduld. Sie wussten, dass ich zusehe, nicht wahr?“
Ozaki Hotsumi2 wurde nicht schlau aus diesem Mann, den er gern als seinen Freund sehen würde. Der gab sich als Russe aus, arbeitete aber für eine renommierte deutsche Zeitung in deren Sprache.
Hotsumi verneigte sich vor dem Wissen des Gaijin und antwortete: „Sie wussten, dass Sie ein Reporter sind. Deshalb ihre Aufregung.“
„Aufregung beim Kampf ist immer ungünstig. Es sei denn, man macht sie sich zum Verbündeten. Ihr Lehrer ist Shigetada Tōgō. Richtig?“
„Sie kennen Shigetada Tōgō?“
„Wir sind uns ein paar Mal begegnet. In einem früheren Leben. Er war Lehrer in Jigen-Ryū. Ich konnte ihm ein paar Tricks mit dem Katana beibringen. Zur Belohnung zeigte er mir seine Kampfkunst.“
„In einem früheren Leben? Haben Sie unser Leben so verinnerlicht, dass Sie zum Hinduismus übergetreten sind?“
„Weil ich weiß, das Leben ist eine beständige Wanderung zwischen Geburt, Tod und Wiedergeburt? Nein. Die Palingenese ist kein asiatisches Monopol. Auch die Jünger des Pythagoras aßen keine Bohnen, da sie glaubten, die Seelen Verstorbener könnten darin wohnen. Ich allerdings ziehe die Körper von Menschen als Behausung meines Geistes stets vor.“
Hotsumi verstand den Sinn dieser Antwort nicht. Er glaubte aber, eine Gelegenheit gefunden zu haben, sich dem Fremden erkenntlich zu zeigen. „Ich kann Sie dem Meister vorstellen. Ich hatte selbst einige Zeit die Ehre, sein Schüler zu sein.“
„Darum wollte ich dich gerade bitten.“
„Unter welchem Namen? Wenn ich Ihren damaligen Namen benutze, erkennt er Sie vielleicht aus Ihrem früheren Leben wieder.“
„Höre ich da Spott in deiner Stimme? Ich habe in dieser Welt nur einen Namen. Stell mich also bitte als Richard Sabota vor.“
Ort: Psyche, Berlin, vor dem Reichstag
„Richard Sabota lebt natürlich noch. Den habe ich ja nicht umgebracht?“, gab il caskar zu.
„Kann es sein, dass Richard Kummers Geist in sein östliches Alter Ego geflüchtet ist und jetzt in Richard Sabotas Körper lebt?“, fragte Takhtusho.
„Das ist nicht möglich“, widersprach il caskar. „Denk doch an Alexandra Al Kahira. Die Geister zweier Vollbürger in einem Körper verursachen schwere psychische Krankheiten. Richard Sabota ist geistig gesund und so mächtig wie eh und je. Aber für uns ist er keine Gefahr, da er nur im Osten herrscht.“
„Dann solltest du dich zuerst einmal mit der Frage beschäftigen, was Richard Kummers Geist anstellt, eh du versuchst, in der Nazipartei Macht zu erlangen“, brachte Takhtusho seine Bedenken nochmals auf den Punkt.
„Ich habe keine Vollbürgerkräfte mehr. Hast du das vergessen? Ich bin fast so ein Nichts, wie die Ureinwohner dieser Welt. Der Hohe Rat hat mich schwach gemacht, weil er Angst vor mir hat. Also muss ich schnell wieder stark werden. Das geht am schnellsten durch die Macht des Faschismus. Schließlich habe ich den erst mächtig gemacht.“
„Deswegen haben sie dich doch verurteilt. Wenn du weiter mit den Nazis zusammenarbeitest, zeigst du, dass du das Urteil nicht annimmst und gibst ihnen das Recht, dich doch auf eine einsame Welt zu verbannen.“
„Meinst du?“, fragte il caskar nachdenklich.
„Ich denke, der Herzog wollte genau das. Er tat so, als komme er dir entgegen. Dabei hofft er auf dein Scheitern, um dich dann doch noch für Jahrhunderte unschädlich zu machen. Nach dem Krieg der Kinder hat es doch auch geklappt.“
il caskar sah seinen großen Freund überrascht an. „Du hast recht. Das könnte sein Plan sein. Dann müssen wir anders vorgehen.“
„Aber wie?“
„Nun lass mich doch erstmal überlegen.“ Das tat il caskar dann auch. Lange.
„Ich habe doch die Aufgabe, Psyches Europa wirtschaftlich und politisch zu einigen“, begann er dann das Ergebnis seiner Überlegungen mitzuteilen.
„Stimmt. So steht es im Urteil.“
„Da steht aber nicht drin, wie. Also bedeutet das, in dieser Frage habe ich freie Hand.“
„Kann man so interpretieren“, war Takhtusho nicht ganz überzeugt.
„Kann man nicht, muss man.“ il caskar hatte wie immer keine Zweifel. „Die Nazis wollen ganz Europa erobern. Daraus machen sie ja keinen Hehl, auch wenn das die Politiker der anderen Länder ignorieren. Wir helfen ihnen und bleiben dabei immer schön im Hintergrund. So können die Nazis diesen Plan umsetzen und ich erfülle damit die Auflagen meines Urteils.“
Nun überlegte Takhtusho eine ganze Weile. Länger, als il caskar. Wer ihn bereits aus den vorherigen Büchern kennt, weiß noch, Denken war noch nicht so seine Stärke. Kämpfen eher. Mit Kämpfen hatte il caskars Plan wenig zu tun. Aber viel mit dem, was der Hohe Rat seit Jahrhunderten auf Psyche machte. Also stimmte er seinem Freund zu und versprach, zu helfen.
„Sakania wird bestimmt auch mitmachen. Sie hat sich über deine Verurteilung gefreut und gesagt, vielleicht besserst du dich, damit sie dich irgendwann mal leiden kann.“
„Über Sakania reden wir später. Können wir wieder über Heinrich Ether reden?“
Wegen Heinrich Ether war il caskar nämlich im nächtlichen Berlin unterwegs. Er wollte herausfinden, was dieser hochgestellte Nazi mitten in der Nacht in Berlin zu tun hatte.
il caskar glaubte, ein Treffen Ethers mit Richard Kummer gesehen zu haben. Eines sehr jungen Richard Kummers, zugegeben. Dieser Kummerritter schien auch nicht sehr helle gewesen zu sein, meinte il caskar. Aber das Gesicht war unverkennbar.
„Schade, dass ich nicht dabei war“, bedauerte Takhtusho.
„Ja, du hättest mir helfen können, die beiden gefangen zu nehmen.“
„Nein, ich hätte mir seine Aura ansehen können. Du kannst das ja nicht mehr. Dann wären wir sicher gewesen, ob es wirklich Richard Kummer ist. Sakania sucht ihn, seit er gestorben ist. Sie hätte sich über ein Wiedersehen mit ihm gefreut.“
„Wir suchen ihn doch. Er muss hier irgendwo sein. Hilf mir, ihn zu finden, dann kannst du seine Aura nicht nur scannen, sondern ihn gleich gefangen nehmen und deiner kleinen Freundin apportieren.“
„Ich hatte für heute Abend eigentlich andere Pläne“, maulte Takhtusho.
„Du kannst deine Schöne ficken, wenn wir ihn gefunden haben. Glaub mir, sie wird viel