Usus Belli. Thorsten Klein
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Ozaki Hotsumi brachte Richard Sabota also zu dem berühmten Kampfkunstlehrer. Erstaunt war er nicht nur über dessen Begrüßung des Gastes, sondern auch darüber, dass sich der Lehrer in seinem Gespräch dem Fremden sofort unterordnete. Als sei er dessen Untergeber. Im Japanischen erkannte man das bereits an der Art und Weise der Wortwahl und der Gesprächsführung. Sabota ging mit dem Lehrer um, als sei er dessen Fürst, der einem von ihm besonders geschätzten Samurai die Ehre eines Gespräches erwies.
Danach versammelte der seine Schüler. Die kurzen Befehle, die er sprach, erstaunten Ozaki Hotsumi noch mehr. Es sollte einen Kampf geben. Der Fremde gegen alle Schüler. Damit es nicht unfair sei, sprach der Meister, würde der Fremde unbewaffnet kämpfen. Den Schülern gestatte der Fremde alle Waffen, die ihnen genehm seien. Auch scharfe.
Der Fremde hatte sich derweil seiner gesamten Kleidung entledigt und stand nackt im Zentrum der Tatami.
Er versprach dem Schüler, der als letzter gegen ihn bestehen würde, die Ehre eines Zweikampfes.
Die Schüler musterten den Fremden nach diesem Angebot, das so sehr nach Prahlerei klang, noch wesentlich aufmerksamer als vorher. Er bestand nur aus durchtrainierten Muskeln, das mochte schon sein. Aber für einen Gaijin war er nicht sehr groß. Und gegen ihre Gruppe hatte er sowieso keine Chance. Glaubten sie.
Ort: Psyche, Berlin, vor dem Reichstag
il caskar glaubte bereits zum wiederholten Male, Richard Kummer erkannt zu haben.
Takhtusho fand das nicht mehr lustig, sondern betrachtete seinen Freund mit Besorgnis. Hatte der Hohe Rat gepfuscht? War ihnen ein Fehler unterlaufen, als sie il caskar seiner Kräfte beraubten? Nach einer Weile schlug er sich gegen den Kopf. Was war er doch immer noch für ein Idiot. Trotz der erfolgreichen mentalen Ausbildung durch Sakania.
„Gib mir deine Hand“, forderte er il caskar auf.
„Ich kann schon allein laufen. Auch im Dunkeln“, antwortete der gewohnt unfreundlich.
Also ergriff Takhtusho einfach il caskars Hand und forderte ihn auf: „Erinnere dich an das Bild des Menschen, den du für den Kummerritter gehalten hast. Sieh mich nicht so bescheuert an. Mach einfach.“
il caskar machte einfach. Takhtusho sah dabei aus, als würde er mit glasigen Augen träumen. Dann nickte er und wies vor sich. „Wir müssen in die Richtung“, sagte er.
„In den Reichstag?“
„In den Reichstag. Und entsichere deine Pistole. Du kannst dich auf einen Kampf gefasst machen.“
Das hatte il caskar befürchtet.
Ort: Psyche, Dai Nippon, Tokio
Ozaki Hotsumi hatte befürchtet, sein ausländischer Freund würde nicht lange in diesem Kampf bestehen. Nun befürchtete er, die Schüler könnten den Kampf nicht lange genug bestehen, um die Lehre zu verstehen, die ihnen der fremde Meister erteilen wollte.
Dass es um eine solche ging, war Hotsumi nach wenigen Augenblicken des Kampfes klar.
Richard Sabota bewegte sich rasch. Musste er auch. Bei so vielen Gegnern. Aber er griff dabei auch an. Zu allererst die, die ihn mit einer scharfen Waffe bedrohten. Geschickt schlug er die so, dass sie sich mit ihren Waffen selbst verletzten. Nicht gefährlich, aber schmerzhaft.
Immerhin zeigten die Verletzten so viel Mut und innere Festigkeit, selbständig die Tatami zu verlassen, um den noch kämpfenden Schülern nicht im Wege zu sein.
Aber auch die wurden immer weniger. Schließlich stand, wie von dem Fremden angekündigt, nur noch ein Gegner vor ihm. Der griff nicht an, sondern lauerte auf eine Gelegenheit dazu.
Mit allem gebotenen Respekt, was Hotsumi für vernünftig hielt. Jetzt keinen Respekt vor dem Fremden zu haben, wäre eine gefährliche Überheblichkeit.
Richard Sabota, der des gegenseitigen Belauerns müde schien, griff nun seinerseits an. Zum Teil mit Finten, die die Schüler nicht einmal bei ihrem Meister gesehen hatten.
Nun verstand Hotsumi auch den Respekt, den der Meister diesem Fremden entgegenbrachte. Der Respekt des unterlegenen Kampfkünstlers.
Die anderen Schüler sahen mit Erstaunen sowohl die Angriffe des Fremden, als auch das Ausweichen und Verteidigen ihres Mitschülers. Den hatten sie bisher ob seiner Zurückhaltung beim Kampf für ein Weichei gehalten. Nun sahen sie, was er konnte.
Hotsumi vermutete, genau das habe Richard Sabota beabsichtigt. Denn plötzlich, nach einem letzten Angriff, den er nicht zum siegreichen Ende führte, trat er einen Schritt zurück und verneigte sich vor seinem Gegner. Wie ein Meister, der die Leistung seines besten Schülers anerkennt.
Der schien froh zu sein, so aus dem Kampf zu kommen, und verneigte sich tiefer, als es der Respekt erfordert hätte.
Ort: Psyche, Berlin, im Reichstagsgebäude
il caskar bekam Respekt vor Takhtusho. Nur zähneknirschend zwar, aber immerhin Respekt. Dieses Gefühl ließ er nur langsam zu.
Immerhin hatte Takhtusho Fähigkeiten, die il caskar immer mehr vermisste. Kein Wunder, dass der besser war, als er. Er hatte auch diesen Menschen entdeckt, der dem Kummerritter so ähnelte. Mitten im Sitzungssaal des Reichstages. Und trotz der Dunkelheit.
„Ob der den Fußboden reinigt?“, fragte il caskar. In der Hoffnung, Richard Kummers Reinkarnation sei als Reinigungskraft in diese Welt zurückgekehrt.
„Mit Benzin? Wohl kaum.“
„Das ist Benzin? Will der die Bude abfackeln?“
„Sieht so aus.“
„Wir nehmen ihn fest, präsentieren ihn der Polizei und sammeln Pluspunkte. Bei den Nazis, den Bullen und beim Hohen Rat.“
Takhtusho hielt il caskar zurück. „Hast du vergessen, dass die SS jetzt die Polizei ist. Der Typ hat mit Ether gesprochen. Ether ist die SS. Die wissen also Bescheid. Ich glaube kaum, wir bekommen mit dieser Enthüllung bei irgendjemandem Pluspunkte. Sakania sagt immer, der Hohe Rat surfe auf den Ereignissen, ohne sie zu beeinflussen.“
„Sakania sagt …“, maulte il caskar. „Mag sein, du machst nur, was Sakania sagt. Aber ich muss nicht auf deine kleine Prinzessin hören.“
„Und warum nicht? Wenn sie doch recht hat. Dieser Mensch scheint ein schweres Verbrechen begehen zu wollen. Wären wir nicht da, würde es seinen Lauf nehmen. Also lass ihn machen und wir überlegen, was sich daraus machen lässt.“
„Einverstanden“, stimmte il caskar nach kurzem Überlegen zu. „Wir nutzen es zu unseren Gunsten.“
Ort: Psyche, Berlin, im Polizeipräsidium
„Wie wollen Sie das zu Ihren Gunsten nutzen, Herr Polizeipräsident? Es sind doch nur Fotos.“
Jörgensen, ehemals Chef der Berliner politischen Polizei und jetzt Polizeipräsident von Berlin, sah den Kriminalrat Renatus verdattert an. „Ja aber … Erkennen Sie denn die Frau auf den Fotos nicht, Renatus?“
Der schüttelte den Kopf und der Polizeipräsident seufzte. „Sie müssen mehr in die Gesellschaft gehen, Renatus. Sie kapseln sich ab. Diese Frau,