Der Tempel der Drachen. Frank Rehfeld

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Tempel der Drachen - Frank Rehfeld страница 9

Der Tempel der Drachen - Frank Rehfeld Die Legende von Arcana

Скачать книгу

Ein lautloser Kampf entbrannte zwischen den beiden Magiern, ein unbarmherziges Ringen, das mit geistigen Waffen ausgetragen wurde. Ungerührt hielt Maziroc dem Blick seines Gegners stand, bis der Caer-Sharuun schließlich den Kopf senkte. "Irgendwann begegnen wir uns wieder", zischte er hasserfüllt. Er holte vier Münzen aus seinem Beutel und schleuderte sie in die Ecke, dann stürmte er aus dem Gasthaus und schlug lautstark die Tür hinter sich zu.

      "Er ... er hätte mich umgebracht, wenn du nicht gewesen wärst", stammelte Harnom. Er bückte sich nach den Münzen und Bechern und richtete den Tisch wieder auf. "Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken kann."

      "Schon gut", murmelte Maziroc. "Vergessen wir die Sache." Er kehrte an seinen Tisch zurück und setzte sich. Die anderen Gäste nahmen ihre Gespräche erneut auf, aber immer wieder warfen sie ihm halb bewundernde, halb scheue Blicke zu. "Genau so ein Aufsehen wollte ich vermeiden", brummte der Magier verdrossen. Er schob Aylon die Platte mit dem Braten hin. "Jetzt iss endlich, oder willst du fasten?"

      Aylon bemühte sich, die Erinnerung an das gerade Geschehene zu verdrängen. Er griff nach dem Fleisch, und nachdem er ein paar Bissen gekostet hatte, merkte er erst wieder, wie hungrig er war. Der Braten zerging fast auf der Zunge und schmeckte besser als alles, was er seit langer Zeit gegessen hatte, das Brot war frisch gebacken und knusprig. Von dem Wein trank er allerdings nur wenige Schlucke. Er war Alkohol nicht gewöhnt, und ganz abgesehen davon, dass er am nächsten Morgen nicht mit einem schweren Kopf aufwachen wollte, fürchtete er auch, dass er in angetrunkenem Zustand seine Tarnung nicht mehr würde aufrecht erhalten können. Maziroc langte im Gegensatz zu ihm kräftig zu.

      Harnom brachte ihnen unaufgefordert einen weiteren Krug. "Selbstverständlich geht alles auf Kosten des Hauses", erklärte er.

      "Erzähl mir mehr über Maramon", bat Aylon, nachdem der Wirt sich wieder entfernt hatte.

      "Warum nicht?", gab Maziroc gut gelaunt zurück. "Aber da gibt es nicht besonders viel zu erzählen. Es ist eben eine große und prächtige Stadt, die größte Larquinas, noch vor Basla, der offiziellen Hauptstadt und dem Sitz des Königs. Von Maramon aus herrscht Fürst ..."

      "Das weiß ich selbst", fiel ihm Aylon ins Wort. "Ich meine, was soll ich dort? Bleiben wir länger, oder reisen wir noch weiter?"

      "Das wird sich zeigen. Zunächst mal sollst du deinen Horizont erweitern und Erfahrungen sammeln, etwas sehen, mit anderen Menschen sprechen. Der Zeitpunkt dafür ist recht günstig, denn das Erntefest steht dicht bevor, und dann ist in Maramon immer ordentlich etwas los. Es lockt viele Schaulustige und Ehrengäste in die Stadt."

      "Und wo ist der Haken an der Sache?" Aylon lächelte." Ich kenne dich zu gut, Maziroc. Du hast doch mit Sicherheit noch irgendwelche Hintergedanken."

      "Allmählich wächst du mir über den Kopf, Aylon. Was ist bloß aus dem frechen kleinen Bengel geworden, dem man erzählen konnte, dass die Welt eine Scheibe ist?" Der Magier seufzte, griff nach seinem Becher und trank einen Schluck. "Natürlich wird es keine reine Erholungsreise werden. Du sollst nebenbei auch deine Umgangsformen am Hofe Fürst Argars schulen und lernen, dich in hochgestellter Gesellschaft zu bewegen. Das ist schwieriger, als du vielleicht denkst, aber auf alle Fälle interessanter, als irgendwelcher trockene Unterrichtsstoff. Also mach nicht so ein verkniffenes Gesicht."

      Einer der Gäste griff nach einer Flöte und stimmte eine fröhliche Melodie an. Fast sofort fielen die anderen Anwesenden ein und sangen so lautstark mit, dass jede normale Unterhaltung unmöglich wurde. Aylon war es ganz recht; er hatte ohnehin wenig Lust zum Reden. Der Tag war anstrengend gewesen. Die Strapazen des langen Ritts zeigten immer deutlicher Wirkung. Dem einen Lied folgte ein weiteres, dann noch eins. Aylon gähnte. Er war müde und es gelang ihm nur noch mit Mühe, die Augen offen zu halten.

      "Du solltest dich besser hinlegen", schlug Maziroc vor und winkte den Wirt herbei. "Harnom wird dir das Zimmer zeigen."

      Mit einem dankbaren Nicken stand Aylon auf und folgte dem Wirt über eine Treppe ins obere Stockwerk. Das Zimmer war nicht übermäßig komfortabel, aber sauber und geräumig. Aylon fühlte sich sogar zu müde, um sich auszuziehen, sondern streckte sich auf einem der beiden Betten aus. Er wollte nur einen Moment ruhen, um sich anschließend fertigzumachen, doch kaum hatte er sich hingelegt, griff der Schlaf wie eine dunkle Hand nach seinen Gedanken und löschte sie aus.

      *

      AYLON WUSSTE NICHT, wie viel Zeit verstrichen war, aber er musste eine ganze Weile geschlafen haben, denn er war tief in die Dramaturgie eines wirren Traums verstrickt, als er irgendwann seinen Namen hörte. Er versuchte sich einzureden, dass es nur Teil seines Traums wäre und wollte sich unwillig auf die andere Seite drehen, aber dann rüttelte ihn jemand an der Schulter und rief abermals leise seinen Namen. Aylon schlug die Augen auf und sah Maziroc vor sich stehen. "Was ist los?", nuschelte er und gähnte.

      Erschrocken legte der Magier seinen Zeigefinger vor die Lippen. "Leise", flüsterte er. "Wach schon auf."

      "Was ist denn passiert?", fragte Aylon noch einmal, diesmal leiser und deutlicher. Er blinzelte und strich sich die Haare aus der Stirn.

      "Der Damon", stieß Maziroc hervor. "Er ist hier. Komm endlich zu dir."

      Die Worte rissen Aylon endgültig aus seiner Benommenheit. Er sprang auf und folgte Maziroc aus dem Zimmer in die mittlerweile leere Gaststube hinunter. Die hölzerne Treppe knarrte unter dem Gewicht des Magiers bei jedem Schritt. In der herrschenden Stille kamen Aylon die Geräusche doppelt laut vor, aber er glaubte auch seinen Atem und das aufgeregte Schlagen seines Herzens wie das Dröhnen eines Hammerwerks zu hören. Die Eingangstür war von innen verriegelt. So leise wie möglich öffnete Maziroc sie und sie traten ins Freie. Furchtsam schaute sich Aylon um, konnte den Damon jedoch nirgendwo erblicken. "Wo ist er?", flüsterte er fast unhörbar. Sein Herz raste jetzt, als wollte es zerspringen. Selbst mit aller Kraft gelang es ihm kaum, seine Angst niederzuringen.

      "Irgendwo in der Nähe. Wir werden uns ihm stellen müssen, aber nicht hier. Ich möchte nicht, dass Unbeteiligte zu Schaden kommen."

      Durch eine schmale Gasse zwischen einigen Häusern gelangten sie an den Rand des Dorfes und aufs freie Feld hinaus. Hier erblickte Aylon den Damon erstmals aus der Nähe. Er prallte mit einem entsetzten Schrei zurück, als die geflügelte Kreatur plötzlich pfeilschnell hinter den Häusern hervorgeschossen kam. Noch aber zögerte die Bestie, sie anzugreifen. Stattdessen schraubte sie sich mit einigen Flügelschlägen höher in den Himmel hinauf. Der Damon war in der Tat gigantisch, mindestens um das Fünffache größer als ein Adler, für den Aylon ihn erst gehalten, und zudem noch wesentlich schrecklicher, als er ihn sich in seiner Phantasie ausgemalt hatte. Die gewaltigen, gezackten Schwingen trugen einen schmalen, mit furchterregenden Klauen bewehrten Körper, der in einem langen, peitschenähnlichen Schwanz endete. Der eher kleine Schädel schien fast nur aus zwei rotglühenden Augen und einem Maul voller mehr als fingerlanger Reißzähne zu bestehen.

      "Kannst du ihn ... vernichten?"

      Maziroc lächelte kalt. "Vermutlich. Ich sagte schon, er ist nur eine Dienerkreatur. Aber warum?"

      "Warum? Er ist ein Damon", antwortete Aylon verwirrt, als wäre dies schon Erklärung genug. "Er will uns töten."

      "Und? Er ist nur ein Tier, das von seinen Herren zum Töten abgerichtet wurde. Vermutlich hatte er den Auftrag, jeden anzugreifen, der Cavillon verlässt. Willst du alle Raubtiere töten, denen du begegnest? Es gibt andere, ebenso wirkungsvolle Methode."

      "Ich verstehe nicht ..."

      "Dann

Скачать книгу