Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker
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Schwer fiel die Haustür hinter ihr ins Schloss.
Rena lehnte sich dagegen.
Keinen Zentimeter hatte Bernhadine nachgegeben. Sie wollte die Boutique nicht und daher konnte sie ihre Hoffnungen, wenigstens Ubbo zu überzeugen, wohl begraben. Eiskalt war Bernhardine gewesen. Richtig gefröstelt hatte Rena, während ihre Schwiegermutter sie mit wohlgezielten rhetorischen Schlägen mattgesetzt hatte. Ja, das kann sie!, durchzuckte es die junge Frau und Wut keimte in ihr auf. Unbändige Wut über diese Frau, die ihr, was die Sprache anging, so sehr überlegen war, dass sie sich in ihrer Gegenwart stets klein, unbedeutend und machtlos gefühlt hatte. Pure Herablassung lag in ihrem Tonfall, in ihren Blicken... Rena schluckte.
Hast du das alles nicht gesehen, als du dich damals dazu entschieden hast, in dieses Nest einzuziehen?, ging es ihr durch den Kopf. Sie hatte sich ihren Ubbo genau angesehen und gedacht: Der hat schon Geld, der wird noch mehr Geld erben und der wird dafür sorgen, dass du ein gutes Leben hast. Ein besseres, als du dir je erträumt hast. Und außerdem ist er schwach genug, dass du ihn führen kannst, wohin du willst. Du wirst ihn um den Finger wickeln. Eine Kleinigkeit ist das.
War es auch.
Aber es hatte einen Faktor gegeben, den sie damals nicht genügend beachtet hatte. Nicht so jedenfalls, wie er es verdient gehabt hätte. Und dieser Faktor hieß Bernhardine Sluiter.
Ich hätte mir meine Schwiegermutter intensiver ansehen sollen!, war es Rena jetzt klar. Aber nun war es zu spät. Nun hatte sie sich in diesem Nest häuslich eingerichtet, in einem Reich, von dem sie geglaubt hatte, dort Königin sein zu können. Zu spät hatte sie begriffen, dass diese Position längst und lange vergeben war und die unumstrittene Herrscherin nicht die Absicht hatte, auch nur einen winzigen Teil ihrer Macht an jemand anderen abzutreten.
Meine Lage ist vollkommen verfahren!, dachte sie. Im Grunde war ihr das schon seit langem klar. Die Affäre mit Tom Tjaden war ein Versuch gewesen, daraus auszubrechen. Nur ein Versuch unter mehreren.
Allerdings hegte sie inzwischen starke Zweifel daran, dass Tom Tjaden wirklich der Ritter in der glänzenden Rüstung war, der sie auf sein schneeweißes Pferd hieven und sie in die Gefilde der Glückseligen mitnehmen würde. Sie ahnte, dass das eine Illusion war. Aber so genau wollte sie die Wahrheit in diesem Punkt auch gar nicht kennen.
Das Telefon klingelte.
Hoffentlich nichts mit den Jungs!, dachte sie.
Rena schluckte kurz und dachte: Bitte jetzt nur keine Klassenlehrerin, die sich über wüste Beschimpfungen beklagt; keine Eltern empörter Mitschüler, die sich darüber beschwerten, dass einer ihrer Rangen im Bus eine Prügelei angezettelt hatte... Nur das jetzt nicht!
Das Klingeln war ziemlich hartnäckig.
Rena überlegte einige Augenblicke lang, ob sie überhaupt an den Apparat gehen solle.
Standen ihr diese raren Momente der Ruhe nicht zu? Ein Moment, um die Wunden zu lecken und wieder einigermaßen zu Verstand zu kommen?
Schließlich ging sie doch zum Telefon, nahm ab.
"Rena Sluiter am Apparat."
"Rena, endlich!"
Es war Tom Tjadens Stimme. Rena schlug der Puls zum Hals.
"Tom, du musst verrückt sein, hier anzurufen!"
"Wir müssen dringend reden. Dieser Privatdetektiv war bei mir im X-Ray und hat ordentlich für Wirbel gesorgt!"
"Ich habe nichts damit zu tun!"
"Sie zu, dass du ihn stoppst, Rena, sonst kann ich für nichts mehr garantieren!"
Rena hörte ein paar Nebengeräusche, die sie stutzig machten. Darunter eine ziemlich laute WC-Spülung.
"Tom, wo bist du? Telefonierst du vom Klo aus?"
"Hör zu, gestern war dieser Lorant hier, heute stellen mir die Bullen den Laden auf den Kopf. Da besteht doch ein Zusammenhang!"
"Und du sitzt mit dem Handy auf dem Klo und rufst MICH an. Du musst wahnsinnig sein..."
"Rena, hör zu..."
Die junge Frau hörte eine andere männliche Stimme im Hintergrund fragen: "Sind Sie jetzt fertig, Herr Tjaden?"
Dann war die Verbindung unterbrochen.
Rena stellte fest, dass ihre Hand zitterte, als sie den Hörer wieder einhängte. Sie biss sich auf die Lippen. So doll, dass es wehtat. Eine alte Angewohnheit von ihr. In diesem Moment klingelte es an der Tür. Das brachte Rena zurück ins Hier und Jetzt.
Sie zog ihren sehr eng sitzenden Pullover glatt, strich sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht und ging zur Haustür. Ihre Hände waren schweißnass. Sie versuchte sie am Stoff ihrer Jeans trocken zu reiben.
Dann öffnete sie.
Ein relativ unscheinbarer Mann stand draußen vor der Tür. Er trug ausgebeulte Jeans und ein ausgebeultes Jackett.
"Guten Tag, mein Name ist Lorant. Ihre Schwiegermutter hat mich engagiert, um den Tod von Gretus Sluiter aufzuklären."
Wenn man vom Teufel spricht, dachte Rena.
Rena hob die Augenbrauen, versuchte dabei ein so gleichgültig wirkendes Gesicht wie möglich zu machen. Nur glatt wirken, nur keine verräterischen Falten zeigen...
Lorant fuhr fort: "Ich hätte ein paar Fragen an Sie. Darf ich herein kommen?"
"Sicher. Allerdings kommen gleich meine Jungs nach Hause. Ich werde nicht viel Zeit für Sie haben."
"Dauert auch nicht lange."
"Um so besser."
Was weiß dieser Mann inzwischen schon alles?, ging es Rena im selben Augenblick durch den Kopf. So unscheinbar dieser Schnüffler auch schien, er wusste genau, was er tat.
Ahnt er etwas von Tom und mir?, überlegte sie.
Sie hielt selbst das nicht mehr für ausgeschlossen.
Nur ruhig bleiben!, sagte sie zu sich selbst. Langsam atmen, nicht rot werden... Was auch immer für phänomenale Fähigkeiten dieser Lorant haben mag - Gedankenlesen wird kaum dazu zählen!
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30.
Lorant wurde ins Wohnzimmer geführt. Ungefragt nahm er Platz, ließ sich in einem der tiefen Sessel nieder.