Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker

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öffnete auch niemand. Lorant befürchtete schon, dass niemand zu Hause war, versuchte es aber dennoch ein zweites Mal und klingelte Sturm.

      Schließlich geschah irgendetwas hinter der milchigen Verglasung der Haustür.

      Die Tür wurde aufgeschlossen.

      Allerdings nur einen Spalt. "Ich kaufe nix!", sagte die resolute Stimme einer älteren Frau.

      "Ich will Ihnen auch nichts verkaufen!"

      "Ja, ja, das sagen sie alle. Und dann kommen Sie mit einem Teppich uner dem Arm in die Wohnung oder versuchen einem eine Versicherung aufzuschwatzen."

      "Ich ermittle in einem Mordfall und brauche Ihre Hilfe, Frau Eilers."

      Lorant hatte das gerade noch früh genug gesagt, um zu verhindern, dass die alte Dame die Tür nicht sofort wieder ins Schloss drückte. Zum Glück ist sie nicht schwerhörig!, war Lorants erster Gedanke, als sich der Spalt wieder so weit öffnete, dass die Kette, die von innen angebracht war, stramm gezogen wurde.

      "Sind Sie von der Polizei...?"

      "Ich suche den Mörder von Gretus Sluiter aus Forlitz-Blaukirchen. Sie werden davon in der Zeitung gelesen haben."

      "Und was habe ich damit zu tun?"

      "Sie persönlich wahrscheinlich gar nichts. Aber möglicherweise ist ein gewisser Eilert Eilers von demselben Täter ermordet worden..."

      Die alte Frau starrte durch den Spalt. Sie öffnete den Mund, vergaß ihn auch einige Augenblicke später wieder zu schließen und schüttelte dann nur fassungslos den Kopf. Lorant hoffte inständig, dass sie jetzt in den nächsten Minuten nicht an einem Herzanfall starb. Dafür wollte nun wirklich nicht verantwortlich sein.

      "Sie meinen -—mein Sohn ist tot?"

      "Ich weiß es nicht genau und vielleicht könnten Sie mir helfen, darüber Gewissheit zu gewinnen. Aber ich würde vorschlagen, dass wir uns nicht hier an der Tür unterhalten."

      Die alte Dame zögerte.

      "Ihren Ausweis!", forderte sie dann. Offenbar hatte sie unzählige Folgen von AKTENZEICHEN XY UNGELÖST und NEPPER, SCHNEPPER, BAUERNFÄNGER gesehen und war entsprechend konditioniert.

      Nie jemanden hereinlassen, der keinen Ausweis vorzeigen konnte.

      Auch keinen offiziellen Vertreter der Staatsgewalt, der kommunalen Energieversorger oder der Deutschen Telekom.

      Einen Dienstausweis der Kriminalpolizei konnte Lorant natürlich nicht vorweisen. Andererseits wollte er dem Eindruck der alten Dame, dass er ein Polizist sei, nicht unnötigerweise widersprechen. Schließlich besaßen Beamte jeglicher Couleur bei Menschen ihrer Generation noch einen gewissen Vertrauensvorschuss. Lorant schätzte sie auf Ende siebzig, das hieß, dass sie in jedem Fall noch der obrigkeitshörigen Generation angehörte. Bei den etwa Sechzigjährigen lag die Grenze. Bei den Sechzigjährigen und jüngeren machte sich der Einfluss der 68er bemerkbar. Mit der Behauptung, Polizist zu sein, hätte ich mich da unter Umständen schwer in die Nesseln setzen können!, überlegte Lorant und dachte kurz darüber nach, ob er in dem Fall vielleicht hätte vorgeben können, ein von den Zwängen der kapitalistischen Gesellschaft ins soziale Abseits gedrängter Ex-Knacki zu sein.

      Lorant suchte umständlich in seiner Brieftasche nach etwas, das er der alten Dame zeigen konnte. Schließlich entschied er sich für den schlichten Personalausweis. Besser als die Karte der Barmer Ersatzkasse war er allemal.

      Er reichte den Ausweis durch den Spalt. Sie sah ihn sich interessiert und ziemlich ausgiebig an. Dazu schob sie erst einmal wieder die Tür ins Schloss und Lorant dachte: Wenn das Ding jetzt nur nicht weg ist!

      Schließlich öffnete sie aber die Tür wieder. Diesmal löste sie auch die Kette.

      "Kommen Sie herein, Herr..."

      Sie versuchte die Schrift auf dem Ausweis zu lesen, kniff die Augen dabei zusammen und machte ein ziemlich ratloses Gesicht.

      "Lorant", half Lorant ihr.

      "Herr Lorant."

      "Ja."

      "Kommen Sie mit mir. Wir gehen ins Wohnzimmer."

      "Sehr freundlich."

      Sie reichte ihm den Ausweis, dann ging sie voran. Lorant schloss die Haustür. Bei all ihrem Sicherheitsdenken hatte die alte Dame daran nicht gedacht. Vielleicht ist sie ja auch schon älter als Ende siebzig, dachte Lorant. Einige Augenblicke lang schwirrte der Gedanke in seinem Hirn herum, dass es sich bei ihr vielleicht um eine schwer pflegebedürftige Alzheimerkranke von Mitte neunzig handelte, die zu keiner vernünftigen Aussage mehr fähig war. Immer positiv denken!, sagte er sich selbst.

      Frau Eilers führte ihn ins Wohnzimmer, dessen Einrichtung ihn an die Einrichtung des Sluiter'schen Wohnzimmers erinnerte. Wahrscheinlich hatten Bernhardine und Gretus Sluiter die Einrichtung ihrer Wohnung in weiten Teilen von ihren Eltern übernommen. Und ein so braver Sohn wie Ubbo würde diese Tradition mit Sicherheit irgendwann fortführen.

      "Ich weiß gar nicht, wie ich das der Swantje sagen soll, dass der Eilert tot ist...", murmelte Frau Eilers vor sich hin. Dann sah sie Lorant an. "Die Swantje, das ist meine Schwiegertochter. Sie ist im Moment nicht hier. Wollen Sie mit ihr auch noch sprechen?"

      "Mal sehen."

      "Bitte, könnten Sie ihr vielleicht die schlimme Nachricht überbringen? Ich glaube, ich schaff das nicht!"

      "Frau Eilers, ich WEISS nicht, ob Ihr Sohn wirklich tot ist. Aber an der Raststätte Huntetal bei Oldenburg ist eine Leiche gefunden worden, die Ihr Sohn sein KÖNNTE. Genaueres werden Ihnen die Kollegen mitteilen, sobald das Gesicht des Toten rekonstruiert wurde..."

      Frau Eilers nickte gefasst. Sie rieb nervös ihre Hände gegeneinander. Lorant hatte schon ein schlechtes Gewissen dabei, die alte Dame dermaßen in Schrecken versetzt zu haben. Ist für einen guten Zweck!, versuchte er sich einzureden. Schließlich hoffte der Detektiv auf diese Weise, einem gefährlichen Mörder auf die Spur zu kommen. Und was ihn selbst anging, so war er davon überzeugt, dass es sich bei der Huntetal-Leiche um Eilert Eilers, den Bar-Tender des X-Ray-Clubs handelte. Auch wenn die Faktenlage diese Ansicht bislang allerhöchstens als eine begründete Vermutung erscheinen ließ, so vertraute Lorant in diesem Punkt doch eher seinem Instinkt. Seinem Bauch. In irgendeiner Apothekenzeitschrift hatte er davon gelesen, dass in der Bauchgegend mehr Nervenenden miteinander verbunden waren als im Gehirn und dass die Redensart 'mit dem Bauch denken' von daher eine völlig neue Bedeutung zugemessen werden könnte. Von einer Art 'zweitem Hirn' war da die Rede gewesen. Wie auch immer - Hauptsache, es funktioniert!, dachte Lorant.

      "Was möchten Sie wissen, Herr Kommissar?", fragte sie.

      Es war lange her, dass jemand Lorant so genannt hatte. Und da hieß es immer, dass nur die Jüngeren vom Fernsehen geprägt worden waren...

      "Erzählen Sie mir, wie das war, als Ihr Sohn verschwand."

      "Was gibt es da viel zu erzählen? Er war von einem Tag auf den anderen einfach weg."

      "Hatte er an dem Tag im X-Ray zu tun?"

      "Nein, er hatte frei. Eigentlich

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