Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker

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sieht blass aus, dachte Lorant. Wie jemand, der gerade eine zutiefst schockierende Nachricht erhalten hat...

      "Wir hatten leider bislang noch nicht das Vergnügen, uns ausführlich über den Tod Ihres Schwiegervaters unterhalten zu können", begann Lorant. "Aber das können wir ja jetzt nachholen."

      "Wie gesagt, ich habe nicht viel Zeit."

      "Ich denke, sie wird reichen."

      "Dann kommen Sie doch bitte endlich zur Sache, Herr Lorant."

      "Gerne." Lorant machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: "Ihre Schwiegermutter ist davon überzeugt, dass Gretus Sluiter ermordet wurde. Sie auch?"

      Rena verschränkte die Arme vor der Brust und ging vor der Fensterfront auf und ab.

      Sie setzte mehrmals an, bevor sie schließlich zu sprechen begann. Ihre Stimme war belegt. "Ich will ganz offen sein, Herr Lorant."

      "Darum bitte ich."

      "Ich war dagegen, Sie zu engagieren, aber meine Schwiegermutter ist eine sehr willensstarke Frau, wie Sie inzwischen auch gemerkt haben dürften."

      "Allerdings."

      "Ich weiß nicht, ob mein Schwiegervater durch einen Unfall ums Leben geommen ist oder ermordet wurde. Aber wie auch immer, ich denke, dass man die Ermittlungen der Polizei überlassen sollte."

      "Meiner Auftraggeberin reichten deren Bemühungen nicht aus."

      "Nun, meine Schwiegermutter lässt sich von niemandem Vorschriften machen. Von mir am wenigsten. Also ist es unsinnig, weiter über diesen Punkt zu diskutieren. Sie sind engagiert und ich hoffe, dass Sie im Interesse der Familie einigermaßen diskret bleiben."

      Lorant wechselte jetzt das Thema.

      "Sie haben vom Tod Doktor Purwins gehört?"

      Rena Sluiter nickte. "Ja, das habe ich."

      "Waren Sie bei ihm in Behandlung?"

      "Nein, aber mein Mann und die Kinder."

      "Und Ihr Schwiegervater?"

      "Ich glaube schon."

      "Warum Sie nicht?"

      "Muss ich mich jetzt für meine Arztwahl bei Ihnen rechtfertigen?"

      "Entschuldigen Sie, es war nur eine Frage. Sie müssen darauf nicht antworten -—so wie Sie im übrigen ja nicht verpflichtet sind, überhaupt eine meiner Fragen zu beantworten. Es ist nur so, dass es auf dem Land ja relativ häufig ist, dass eine ganze Familie zu demselben Hausarzt in Behandlung geht, wenn irgendwo der Schuh drückt oder der Hals kratzt. Aber wenn Sie kein Vertrauen zu Dr. Purwin hatten, dann..."

      "Herr Lorant, ich habe den Eindruck, dass Sie irgendwie um den heißen Brei herumreden. Es wäre sehr freundlich, wenn Sie jetzt endlich auf den Punkt kämen, anstatt sich über Fragen zu ergehen, die nun wirklich vollkommen privater Natur sind."

      Sie blieb jetzt genau dort stehen, wo sich die bis zum Fußboden reichenden Gardinen trafen. Das Bild erinnerte Lorant an einen Fernsehwerbespot, der jahrzehntelang im Deutschen Fernsehen gezeigt worden war. ADO-GARDINEN -—DIE MIT DER GOLDKANTE. Um zu beurteilen, ob diese Gardinen eine Goldkante besaßen, war Lorant einfach nicht Gardinenfachmann genug.

      "Ist da unten irgendetwas?", fragte Rena Sluiter.

      Lorant blickte auf, Rena direkt ins Gesicht.

      "Nein, ich war einen Moment lang in Gedanken." Lorant erhob sich, steckte die Hände in die Hosentaschen. Dann fuhr er nach kurzer Pause fort: "Dr. Purwin wollte mir etwas Wichtiges sagen. Bevor ich ihn erreichte, wurde er ermordet."

      "Wie tragisch!"

      "Ich fand den Toten, informierte die Polizei. Aber er hatte einen Zettel bei sich, der mit ziemlich großer Sicherheit für mich bestimmt gewesen ist."

      "Und Sie haben ihn an sich genommen, anstatt ihn der Polizei zu überlassen", schloss Rena.

      "Ich sehe, wir denken in dieselbe Richtung."

      "Was war auf dem Zettel?"

      Lorant versuchte irgendein Anzeichen für Nervosität oder Unsicherheit in ihren Zügen zu erkennen. Aber da war nichts. Rena Sluiter wirkte vollkommen ruhig und gefasst.

      "Auf dem Zettel stand die Telefonnummer eines Labors in München, das sich auf Gentests spezialisiert hat."

      Lorant wartete ab.

      Rena hob die Augenbrauen.

      "So?"

      "Ja, diese Firma lebt davon, Verwandtschaftsverhältnisse eindeutig festzustellen oder auszuschließen. Das kann bei Erbschaftsstreitigkeiten schon einmal von entscheidender Bedeutung sein. Manchmal wird auf diese Weise auch festgestellt, ob Kinder nach der Geburt im Krankenhaus vertauscht wurden."

      "Sehr interessant, was Sie da erzählen."

      Rena wandte sich zum Fenster herum, tat so, als würde sie hinausblicken. Offenbar wollte sie nicht, dass Lorant sie zu genau beobachtete.

      Der Detektiv fuhr ungerührt fort: "In den meisten Fällen wollen allerdings Väter wissen, ob sie auch tatsächlich der Erzeuger ihres Nachwuchses sind."

      "Was erzählen Sie mir das alles?"

      "Manchmal tun das vielleicht auch Großväter, die ihren Enkeln mit dem Kamm durch das Haar fahren und die hängengebliebenen Haare zur DNA-Untersuchung einreichen..."

      Lorant hatte seinen Trumpf ausgespielt. Jetzt musste er darauf vertrauen, dass sein Ass auch stach. Denn mehr hatte in seinem Blatt nicht zu bieten. Hoch Pokern, das war jetzt die einzige Chance, mehr zu erfahren. Lorant hatte bei dem Münchener Labor nur kurz mit einer Sekretärin gesprochen, die ihm die Dienstleistungen erläutert hatte, die dort angeboten wurden. Etwas über den Fall Sluiter zu erfahren, hatte Lorant gar nicht erst versucht. Er hätte auch keinerlei Auskunft bekommen. Diskretion war das Kapital eines derartigen Gen-Labors. Wer das vernachlässigte, konnte in kürzester Zeit den Großteil der Kundschaft in den Wind schreiben. Aber durch logisches Denken kam man manchmal eben so weit, wie durch Befragung. Dr. Purwin hatte diese Münchener Nummer offenbar an einen seiner Patienten weitergegeben. Jemanden, der im Zusammenhang mit dem Mordfall Sluiter stand. Ubbo traute Lorant so viel Initiative nicht zu. Und selbst, wenn er geahnt hätte, dass einer oder beide seiner Söhne vielleicht die Frucht eines außerehelichen Verhältnisses waren, so nahm Lorant an, dass der biederere Junior-Chef wohl eher gute Miene zum falschen Spiel seiner Frau gemacht hätte. Und Bernhardine? Möglicherweise hatte sie sich an das Institut gewandt, aber in dem Fall hätte Dr. Purwin keinen Grund gehabt, Lorant darüber mit dem Hinweis informieren zu wollen, dass er dem Detektiv etwas Wichtiges zum Mordfall Sluiter mitzuteilen hätte.

      Blieb Gretus Sluiter.

      Renas Blick wirkte abweisend. "Ich habe Ihnen nichts zu sagen, Herr Lorant. Tun Sie das, wofür Sie von meiner Schwiegermutter bezahlt werden und stehlen Sie mir nicht meine Zeit..."

      Eine harte Nuss, diese Rena!, dachte Lorant. Verschlossen

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