Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand. Glenn Stirling

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Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand - Glenn Stirling

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      © dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

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      1

      „Das ist kein Dienstplan, das ist eine Katastrophenmeldung!“, polterte Gött, der schwergewichtige Chefarzt der Inneren Abteilung. Und wie zur Bestätigung seiner Worte wedelte er mit diesen beiden Bogen Papier, dem Dienstplan also, wild in der Luft herum.

      Vor ihm standen Oberarzt Dr. Kiesewetter und die beiden Stationsärzte Dr. Ina Bender und Dr. Hans Breitenbacher. Letzterer stützte sich auf einen Stock, denn er hatte seinen linken Fuß in Gips.

      „Aber Herr Chefarzt“, rief Breitenbacher jetzt, „ich bin ja schon trotz meines Fußes gekommen. Was wollen Sie noch mehr?“

      Die beiden Männer musterten sich.

      Gött, schwergewichtig, der personifizierte Gott Bacchus, sechzig Jahre alt und ein berühmter Vertreter der Medizin, der diese aber an sich selbst missachtete. Er aß, was ihm schmeckte, er rauchte seine Zigarren, wenn ihn danach verlangte und war einem guten Schluck noch nie abhold gewesen. Was das Essen und den Schluck anging, sah man es ihm an, ein Gebirge von Mensch.

      Auch Breitenbacher war groß und breit, aber nichts an ihm wirkte weich und schlaff. Er war kräftig, muskulös, hatte aber schon trotz seiner sechsunddreißig Jahre einen Großteil seines brünetten Kopfhaares verloren. So wirkte er älter.

      Gött schätzte seinen Stationsarzt sehr. Aber heute Morgen war er auf Streit aus. Seine Laune befand sich unter dem Nullpunkt und alle, die ihm begegnet waren, seit er das Haus betreten hatte, wurden Opfer seines Zorns.

      Ina Bender spürte, dass heute nichts von der versöhnlichen Art Götts zu merken war und sie hielt sich zurück, schwieg und ließ es über sich ergehen wie einen Gewitterregen.

      „Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu“, brüllte Gött. „Mit einem Male sechs Schwestern krank, drei Ärzte krankgemeldet, wie soll denn hier der Betrieb aufrechterhalten werden?“ Sein Augenmerk richtete sich jetzt auf seinen Oberarzt Dr. Kiesewetter. Hans Breitenbacher wirkte eher zierlich und schwächlich. Sein ein wenig unproportioniert großer Kopf erinnerte umso mehr an den geistigen Theoretiker, der er auch war.

      „Sie hätten Ersatz besorgen müssen. Wieso haben Sie das nicht getan, Kiesewetter?“

      „Weil gestern nur drei Krankmeldungen vorlagen, zwei von Ärzten, eine von einer Schwester. Ich bin kein Hellseher, Herr Chefarzt. Ich kann nicht voraussehen, dass heute so viele Krankmeldungen vorliegen.“

      „Dafür haben wir aber eine Personalstelle in diesem Haus“, fauchte Gött. „und als ich eben da angerufen habe, wusste noch niemand etwas von unserem Dilemma. Zum Teufel nochmal, wollen Sie mir vielleicht verkaufen, Sie hätten sich um alles gekümmert? Einen feuchten Kehricht haben Sie getan!“

      Götts Blick schweifte in die Runde, er suchte ein neues Opfer. Und da war es schon: Ina Bender, die schlanke, dunkelhaarige Ärztin, ahnte in diesem Augenblick, dass sie an der Reihe war.

      „Und Sie, Frau Bender, schicken ausgerechnet für heute zwei Schwestern auf diesen verdammten Lehrgang. Wie kommen Sie darauf? Sind Sie total verrückt geworden?“

      „Die Entscheidung, welche Schwestern den Lehrgang machen werden, musste bereits vorige Woche fallen. Auch ich gehöre nicht zu den Hellsehern, falls Sie das erwartet haben sollten.“

      „Werden Sie hier nur nicht vorlaut!“, brüllte Gött und er wuchtete mit der Faust auf die Schreibtischplatte. „Hier bestimme ich und sonst niemand! Und ich will gefragt werden, wenn irgendjemand in einen Lehrgang geht.“

      „Ich hatte es gebilligt, Herr Chefarzt“, erklärte Kiesewetter und Ina blickte den Oberarzt überrascht an. Von seiner Seite hatte sie keine Hilfestellung erwartet.

      „Ich bestimme hier!“, brüllte Gött erneut. „Und ich schicke Leute auf den Lehrgang und nicht Sie! Und jetzt die zweite schlechte Nachricht an diesem Morgen. Auch das haben Sie gewusst, Kiesewetter. Wir müssen einen Arzt und einen Pfleger oder eine Schwester zu diesem verdammten Containerschiff schicken, das auf der Reede vor Cuxhaven liegt.“

      Keiner der Ärzte, die da vor Gött standen, stellte eine Frage. Dabei brannte sie allen dreien auf den Lippen. Denn niemand wusste, welche Seuche denn auf dem Containerschiff ausgebrochen war. Offenbar kannte nur Gött die Einzelheiten. Aber er hatte im Augenblick alles andere im Sinn, als seine Ärzte zu unterrichten. Er war ganz einfach wütend, dass er so viele Krankmeldungen hatte und zudem noch Personal zu einem Notfall abstellen musste.

      Krebsrot im Gesicht brüllte Gött: „Ich kann da nicht irgendeinen Anfänger hinschicken. Das muss ein Arzt sein, der Erfahrung hat und der sich nicht mehr in der Facharztausbildung befindet.“

      Völlig überraschend für alle Umstehenden sagte Oberarzt Dr. Kiesewetter plötzlich: „Ich bin bereit, das zu erledigen, und im Übrigen käme ja nur der Kollege Breitenbacher in Frage, der mit seinem Fuß nicht kann. Die Kollegin Bender möchte ich nicht noch einmal auf ein Schiff schicken, das hatten wir bereits. Und sonst kommt wohl niemand anderer in Frage.“

      Gött blähte die Nasenflügel. Die Zornesader auf seiner Stirn schwoll noch mehr an. Er wollte schon wieder losbrüllen, da schellte das Telefon. Missmutig nahm er ab und bellte seinen Namen in den Hörer.

      Die Umstehenden verstanden nicht, was am anderen Ende der Leitung gesprochen wurde. Aber das Gesicht von Gött wurde so dunkel, fast blaurot, dass Ina sich um die Gesundheit ihres Chefs Sorgen machte. Er sah jedenfalls aus, als befände er sich unmittelbar vor einem Schlaganfall. Doch er schwieg, er hörte nur. Aber dann brach es aus ihm heraus wie eine Detonation.

      „Soll ich mir Personal aus den Fingern saugen? Ich habe selbst nicht genug Leute heute. Völlig unmöglich ... Nein, ausgeschlossen ... Es interessiert mich einen Dreck, ob das so abgemacht ist oder nicht. Wenn ich keine Leute habe, kann ich Ihnen keine geben... Ich brülle so viel wie ich will. . . Nein, es geht nicht und damit basta!“ Er knallte den Hörer auf die Gabel und sah wild um sich.

      So sehr ihn Ina sonst mochte, aber in seinen cholerischen Ausbrüchen, die von Zeit zu Zeit wie bei einem Vulkan stattfanden, war er ihr unheimlich. Aus

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