10 Urlaubskrimis Juli 2020 - Thriller Hochspannung. Alfred Bekker
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Auf dem Rückweg von Yonkers erreichte uns ein Telefonat. Es war Mr McKee.
Wir erfuhren, dass Ben Camerone spurlos verschwunden war. „Er hatte einen Flug nach Miami für heute Morgen vom JFK Airport gebucht“, berichtete unser Chef. „Allerdings hat er ihn nicht angetreten.“
„Wir wollen hoffen, dass Gary Simone ihn nicht vorher erwischt hat. Wir haben jetzt die Aussage des Barkeepers in Catherine’s Bar in Yonkers, dass er zur gleichen Zeit dort war wie Mark Manetta.“
„Dann brauchen wir den Kerl nur noch zu fassen, aber ich fürchte, das wird nicht ganz so leicht werden. Ich rufe eigentlich aus einem anderen Grund an. Tom Buscella möchte unbedingt mit Ihnen reden, Jesse. Und zwar speziell mit Ihnen.“
„Was soll das bringen? Jedes Mal, wenn es interessant zu werden verspricht, fährt sein Anwalt ihm in die Parade und verhindert, dass er weiter redet!“
„Das Treffen soll ohne Reddick stattfinden.“
„Wann?“
„Fahren Sie sofort hin, Jesse. Was immer uns Buscella auch zu sagen hat, es hat mit dem Fall zu tun und könnte interessant für uns sein.“
„Wie Sie meinen, Sir!“
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Wir warteten bereits zusammen mit dem stellvertretenden Gefängnisdirektor Alec Johnes eine Viertelstunde auf den Gefangenen, als er wie üblich in Hand- und Fußfesseln hereingeführt wurde.
„Ich will nicht, dass Sie dabei sind!“, fauchte Buscella Johnes an.
„Warum nicht?“
„Das werde ich nicht begründen. Ich will es einfach nicht und wenn Sie nicht auf meine Bedingungen eingehen, können wir uns das ganze Theater sparen und ich gehe wieder in meine Zelle.“
Alec Johnes lief dunkelrot an. Er erhob sich von seinem Platz.
„Viel Glück mit dem Kerl“, raunte er mir zu und verließ anschließend den Raum.
„Die Wachen auch!“, verlangte er. „Das ist etwas Persönliches.“
„Das ist schon in Ordnung“, versicherte ich.
Schließlich saßen wir allein mit Tom Buscella im Verhörraum.
Buscella beugte sich vor.
„Agent Trevellian, ich bin nicht das wilde Tier, für das Sie mich vielleicht halten. Aber man muss sich hier drinnen Respekt verschaffen und ab und zu muss ich was für mein Image tun - zumal das, was ich Ihnen jetzt sagen werde, dem völlig wiederspricht.“
„Ich bin ganz Ohr, Mister Buscella.“
„Meine Schwester hat sich das Leben genommen“, sagte er und seine Stimme wurde brüchig dabei. In seinen Augen glitzerten Tränen. Wahrscheinlich waren es diese Emotionen, die er niemandem zeigen wollte, weil sie das beschädigt hätten, was Tom Buscella als sein Image ansah. „Sie hat sich eine Überdosis Morphium gesetzt, weil sie die Schmerzen einfach nicht mehr aushielt. Seit dreizehn Jahren kämpfte sie nun schon gegen diesen verdammten Krebs, aber die Krankheit ist immer wieder von neuem ausgebrochen. Es gab kaum ein Organ an ihr, das nicht schon bestrahlt oder operiert wurde. Als die Krankheit ausbrach, hatte sie keine Krankenversicherung, weil ihr gerade gekündigt worden war. Und danach gab es keine Versicherung mehr, die bereit war sie aufzunehmen. Die Behandlungskosten waren astronomisch und wenn ich nicht dafür gesorgt hätte, dass sie die bestmögliche Behandlung bekommt, dann hätte sie auch gar nicht mehr so lange gelebt.“
„Lassen Sie mich raten: Sie haben den Mord an Lee Kim auf sich genommen und jemand anderes bezahlte dafür die Behandlungskosten Ihrer Schwester?“
„Ja.“
„Dieser andere war Jack Gabrielli.“
„Auch das ist richtig.“ Er stockte und lehnte sich zurück. Sein Blick ging ins Nichts. Tom Buscella schien sich im Moment in seiner eigenen, inneren Welt zu befinden. Er biss sich auf die Lippe. Ich hatte den Eindruck, dass es am besten war, ihm einfach etwas Zeit zu geben und nicht weiter nachzubohren. Schließlich war er es, der uns hier her gerufen hatte.
Und so würde er zweifellos den Faden irgendwann wieder aufnehmen.
Ein Ruck ging durch seinen Körper. Er wandte den Kopf und fixierte mich plötzlich mit seinem Blick. „Wissen Sie, wie das ist, wenn man den Abschiedsbrief des einzigen Menschen in den Händen hält, der einem noch etwas bedeutet? Sie ist regelmäßig zu Besuch gekommen, gleichgültig, wie schlecht es ihr ging.“ Er atmete tief durch und brauchte einige Augenblicke, eher er die Fassung wiedererlangt hatte. „Meine Schwester war sehr religiös, müssen Sie wissen. Der Glaube hat ihr Trost und Halt gegeben. Sie hat mir immer gesagt, dass sie sich schon vor langer Zeit umgebracht hätte, wenn sie diesen Trost nicht gefunden hätte. Eine Stimme, die ihr sagte, dass ihr Leiden nicht umsonst sei, und es jemanden gäbe, der sie bis zum Ende begleiten würde.“ Er zuckte die Schultern. „Ich persönlich habe nie viel von der Kirche und alldem gehalten. Und es war für sie gewiss nicht leicht, zu einem Bruder zu stehen, der alles mit Füßen getreten hatte, was ihr heilig war und die Kraft zum Überleben gab.“ Er lachte heiser. „Schließlich habe ich mein Geld damit verdient, Menschen zu töten. Einen größeren Gegensatz zu dem, woran sie glaubte, ist wohl kaum denkbar.“
„Dass Doreen trotzdem zu ihnen gehalten hat, spricht für sie“, sagte ich. „Ich habe sie zwar nie kennen gelernt, aber ich denke, es braucht sehr viel innere Größe dazu.“
„Innere Größe – das ist genau das richtige Wort, Agent Trevellian. Ich sehe, Sie verstehen mich.“ Er sah mich eine ganze Weile einfach nur an und nickte schließlich. Dann fuhr er fort: „Meine Schwester hat mich in ihrem Abschiedsbrief darum gebeten, reinen Tisch zu machen. Mit allem.“
„Es hat ihr nicht gefallen, auf welche Weise ihre Behandlungskosten finanziert