Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts. Sandy Palmer
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Aber keine Ahnung hatte ihn gestreift! Keine innere Stimme hatte ihn gemahnt! Keine Glocke hatte angeschlagen, um ihn zu warnen. Und so nahm das Leben seinen gewohnten Lauf, indem um sechs Uhr lärmendes Autohupen erklang, ein paar offene Sportwagen mit knirschenden Reifen in der Einfahrt hielten - genau in dem Augenblick, als er gewagt hatte, nach Kornelias Namen zu fragen. Wie unabsichtlich hatte er ihr dabei den Arm um die Schultern gelegt, behutsam, fast brüderlich.
„Kornelia“, sagte sie.
„Kornelia“, wiederholte er beinahe andächtig. Dann, da er die Unruhe vor seinem Haus nicht länger ignorieren konnte, seufzte er tief auf. „Um diese Zeit überfällt mich oft eine Horde von Freunden. Wenn sie wissen, dass ich für ein paar Wochen wieder im Lande bin, kommen sie auch gern uneingeladen her. Leider!“, fügte er hinzu und sah Kornelia tief in die Augen. „Ich wünschte, wir wären unter uns geblieben. ich wünschte, sie würden abzischen, verschwinden, sich in Luft auflösen!“ Während er sprach, verzog er leicht das Gesicht, und Kornelia musste unwillkürlich lächeln.
Natürlich geschah nichts Dergleichen, Andreas’ Wunsch ging nicht in Erfüllung.
Als sie das Baumhaus verließen und auf der Erde standen, kam Irina auf sie zu. In einem raffinierten Ensemble aus einer hautengen roten Hose und einer rot-blau-weiß gemusterten Seidenbluse.
Sie musterte erst Kornelia, dann Andreas mit flackernden Blicken. Wie Blitze glitzerte es in den dunklen Augen. Dann trat sie einen Schritt auf Andreas zu und fragte: „Das ist deine berühmte Franziska, nicht wahr?“
Kornelia runzelte die Stirn.
„Ja“, hörte sie Andreas antworten, und ein kleines, fast unhörbares Aufatmen folgte dem Wörtchen. „Das ist Franziska.“
Kornelia erstarrte nicht. Sie wandte sich auch nicht abrupt ab. Sie klaubte sich nur ein paar Buchenblätter aus den blonden Haaren, sah auf ihre Armbanduhr und sagte nahezu beiläufig: „Zeit für uns, nach Hause zu fahren.“ Damit ging sie auch schon aufs Haus zu und rief ihren Sohn.
Sascha kam sofort auf sie zu. Er begriff anscheinend sofort, dass mit dem Eintreffen der partywütigen Erwachsenen die Pfadfinder-Idylle vorbei war.
Er umarmte Ben zum Abschied zärtlich und hatte nichts dagegen, als Kurt sich bereit erklärte, ihn und seine Mutter nach Hause zu fahren, da der Chef das Haus ja jetzt voller Gäste habe - wie immer am Sonntagabend, fügte er hinzu.
Andreas fühlte eine seltsame Lähmung in sich. Er war außerstande, einzugreifen und Kurt zuvorzukommen. Dabei wollte er nichts anderes, als das Zusammensein mit Kornelia noch auszudehnen und stattdessen die lauten Freunde allein zu lassen.
Aber alles, was er hervorbrachte, war: „Auf Wiedersehen. Ich rufe bald an. Schönen Abend noch.“
Weltmännisch war das nicht. Ganz im Gegenteil. Er spürte es selbst, aber er konnte einfach nichts anderes sagen.
Kornelia nickte. „Danke gleichfalls“, erwiderte sie und ging zum Wagen. Dort schob sie Sascha nach hinten, legte sich selbst den Sicherheitsgurt um und drehte sich kein einziges Mal mehr um.
*
ZWEI GANZE TAGE LANG bezwang sich Andreas Vorbeck. Zwei Tage versuchte er die innere Unruhe zu beherrschen. Aber es ging nicht. Immer musste er an Kornelia und ihren Sascha denken...
Schließlich rief er bei ihr an.
„Hallo, Opa!“, kam Saschas Stimme erfreut durch die Leitung. „Ich krieg ein gutes Zeugnis! Herr Pfaff hat’s mir heute gesagt!“
„Ist ja toll. Ich bin stolz auf dich.“
„Mami auch!“
„Du, Ben lässt dich herzlich grüßen. Er kann selbst nicht sprechen, weil er gerade einen dicken Knochen kaut. Ein armdickes Ding. Auf jeden Fall würde er dich gern am nächsten Wochenende sehen. Kannst du am Sonntag kommen?“
„Nächsten Sonntag“, erwiderte der Junge halb eifrig, halb betrübt, „haben wir Schulfest.“
„Das ist aber schade! Die Woche über bin ich in Berlin, da kann ich nicht.“ Andreas merkte es selbst nicht, aber seine Stimme klang mindestens so enttäuscht wie die von Sascha.
„Wie wär’s denn dann mit Samstag?“
„Warte mal, ich muss Mami fragen.“ Eine Weile blieb es still in der Leitung. Dann kam Sascha wieder, hörbar atemlos. „Mami ist gerade draußen am Mülleimer. Samstag geht aber auch nicht, da sind Bundesjugendspiele.“
„Na so was“, seufzte Andreas. “Ich denke, es wird schwer sein, Ben das beizubringen. Halten wir einmal das übernächste Wochenende fest, ja?“
„Gut, Opa. Tschüss!“
Am übernächsten Wochenende hatte Kornelia ein Buchhändlertreffen, weshalb Sascha den ganzen Samstag bei Andreas, Kurt und Ben verbringen durfte - allein, versteht sich.
Danach verabschiedete er sich in die Ferien.
„Was denn? Schon?“, wunderte sich Andreas.
„Klar. Wir fahren gleich am Anfang der Ferien weg, weil Mami später nicht mehr weg kann aus der Buchhandlung. Dann ist nämlich Schulbuchgeschäft“, erklärte der Knirps mit wichtiger Miene.
„Ach so! Und wohin geht die Reise?“ Andreas wartete gespannt auf die Antwort. Er gestand es sich nicht ein, aber er sehnte sich danach, Kornelia wieder zu sehen. Sie war so ganz anders als die Frauen, mit denen er normalerweise in Kontakt kam. Da waren Filmsternchen und solche, die es werden wollten. Da gab es gestandene Schauspielerinnen mit mehr oder weniger starken Allüren. Da waren Geschäftspartnerinnen, Bankerinnen, Freundinnen... von Letzteren gab es etliche, doch nicht eine hatte ihn je so fasziniert wie Kornelia mit ihrem ungekünstelten Wesen und ihrem natürlichen Charme.
Sascha dachte eine Weile nach, dann strahlte das kleine Gesichtchen auf. „Ich weiß es wieder: nach Friesland auf einen Bauernhof. Da hab ich was zu tun, sagt Mami.“
„Die Adresse weißt du nicht?“
„Doch. Jetzt wieder. Sie ist ganz komisch...“ Er kicherte.
„Komisch? Wieso?“
Sascha lachte. „Samtgemeinde Leer. Alter Herrenhof.“
„Sieh mal an! Ganz in der Nähe habe ich ein Ferienhaus. Vielleicht melde ich mich mal bei euch.“
„Super, Opa! Ich freu mich!“
*
UNGEWOHNT WAR VIELES auf dem Alten Herrenhof in der Samtgemeinde Leer, zum Beispiel der weite Blick über das flache Land, der nirgendwo einen Halt zu finden schien, wie auch die Geräuschkulisse beim Aufwachen morgens, die von Traktorengebrumm übers Muhen der Kühe bis zum Hahnenschrei reichte.
„Ich