Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts. Sandy Palmer

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Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts - Sandy Palmer

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klar über Land und Meer. Am Horizont fuhren drei Schiffe vorbei, sie waren so weit entfernt, dass man nicht einmal erkennen konnte, ob es Passagierdampfer waren oder Frachter.

      „Beim nächsten Mal nehmen wir ein Fernglas mit“, sagte Andreas. „Dann können wir genau erkennen, wer hier entlang fährt.“

      Irgendwann erreichten sie den kleinen Friedhof des Ortes. Andreas griff nach Kornelias Hand. „Komm mit, ja?“

      Sie folgte ihm, und es war wie selbstverständlich, dass er sie duzte.

      Nach ein paar Metern blieb er vor einem windschiefen Holzkreuz stehen. Nur ein Name stand darauf: Franziska Vorbeck.

      „Den wollte ich dir zeigen“, sagte Andreas mit ein wenig heiserer Stimme, „um ein Missverständnis zwischen uns aus der Welt zu schaffen.“

      Kornelia schwieg betroffen. Aus großen Augen sah sie ihn an. Sie sah die leichte Wehmut in seinem Blick, als er nochmals zu dem Grab hinunter schaute. Sie sah die kleinen Fältchen um seine Augen. Sie sah seinen Mund...

      „Sie war meine Mutter“, sagte Andreas in diesem Moment. „Ihr Name steht für das Wesen, das ich immer gesucht habe - einen Menschen, der exakt für mich gemacht zu sein scheint. Franziska... das ist ein Sinnbild, weiter nichts.“

      Kornelia sah ihn an. „Deshalb also hast du mich Franziska genannt?“

      „Ja.“

      „Aber... du kennst mich doch gar nichts. Woher willst du wissen, ob ich dem Wesen entspreche, das du suchst?“

      „Kornelia.“ Er sprach ihren Namen mit großer Zärtlichkeit aus, dabei sah er sie nicht an, sondern malte mit der Schuhspitze kleine Zeichen in den Sand. „Ich bin vierzig Jahre alt und habe, wenn sonst nichts, reichlich Menschenkenntnis gesammelt. Menschen auch, ja. Aber es war keine einzige Frau darunter, die mir das Gefühl gegeben hätte, am Ende meiner Suche, am Ziel meiner Wünsche zu sein. Sonst hätte ich sie geheiratet. Das kannst du mir glauben.“

      Kornelia wusste nicht ein noch aus. Sie blickte auf den Sand zu ihren Füßen, dann wieder zum blauen Himmel hinauf und schließlich, weil es sie magisch anzog, in Andreas’ Gesicht.

      Da war so viel Ernst in seinen Augen, aber auch so viel Zärtlichkeit, dass sie beinahe erschrak.

      „Wenn du mir doch nur glauben würdest!“ Er streckte beide Arme nach ihr aus.

      „Aber das tu ich doch! Ich zweifle nicht an deinen Worten. Ich weiß nur nicht...“ Hilflos brach sie ab.

      „Was du damit anfangen sollst?“ Er lachte leise.

      „So ungefähr, ja. Versteh mich, Andreas, für mich dreht sich die Welt im Augenblick viel zu schnell. Ich komme mir vor wie auf einer Achterbahn - und ich hab Angst, herunterzufallen.“

      „Dann halt ich dich.“ Er griff nach ihren Händen.

      „Mir ist ganz schwindelig“, murmelte Kornelia. „Haben wir Zeit, über alles nachzudenken und in Ruhe zu reden?“

      Er nickte. „Alle Zeit, die wir brauchen - und noch mehr.“

      Kornelias Züge entspannten sich. „Dann ist’s gut.“ Ihre Augen glänzten, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte und Andreas einen Kuss auf die Wange hauchte.

      Er wollte sie fester an sich ziehen, doch sie entwand sich ihm. „Später“, lächelte sie. „Wir haben doch Zeit!“

      *

      SASCHA, DER MIT BEN auf einem Hügel aus Sand und Gras gewartet hatte, schien nichts dabei zu finden, das Andreas und seine Mutter Hand in Hand auf ihn zukamen.

      Auch hatte er nichts dagegen, im Ziegelhaus unter dem Reetdach zu übernachten, nachdem sie im Alten Herrenhof angerufen und sich abgemeldet hatten. Er schlief in einem gemütlichen alten Bett, Ben auf einem Flickenteppich davor.

      Draußen vor dem Haus, auf einer Bank unter einem hellroten Rosenbogen, saßen Andreas und Kornelia. Sie sahen die Dämmerung sinken, den Tag sich allmählich zur Nacht verdichten, sie hörten den Wind mit dem Strandhafer spielen, den Schrei der Möwen und das Rauschen des Meeres.

      Sie sprachen erst einmal gar nichts, genossen die Nähe des anderen. Dann, als die Schatten länger wurden, sprachen sie über Ereignisse, an die sie schon jahrelang nicht mehr gedacht hatten, obwohl ihr Leben davon geprägt worden war.

      Sie sprachen rückhaltlos über alles. Über Sascha. Über seinen Vater, einen Kunststudenten, der sich im letzten Semester als Reiseleiter nach Griechenland verpflichtet hatte und so viel Geschmack an der Ägäis fand, dass er nicht mehr zurück nach Deutschland kam. Das Meer, die Frauen, die im Sommer in Scharen kamen, die laue Luft und der Wein waren faszinierender als das Studium. Und faszinierender als die strebsame Kornelia.

      „Er soll jetzt auf einer Insel leben und malen“, schloss Kornelia dieses Kapitel ab. „Vor einigen Jahren hat er mir durch einen Freund, der ihn dort besucht hat, ausrichten lassen, ich könne ja nachkommen.“

      „Und? Hast du es nie erwogen?“

      „Keine Minute. Ich bin nicht dafür gemacht. Weder für Abenteuer noch für ein Leben in Müßiggang. Mir war das nicht wichtig genug - und auch er war nicht wichtig genug - um alles andere aufzugeben.“

      „Gott sei Dank! Und was ist dir wichtig?“ Er sah ihr in die Augen, die jetzt, im Schein einer Lampe und im matten Licht des Mondes, ganz besonders glänzten.

      „Vieles. Sascha vor alle, seine Entwicklung und seine Interessen. Mein Beruf ist wichtig, die Buchhandlung und alles, was damit zusammenhängt. Es ist ein Teil meines Lebens.“

      „Und die Liebe?“

      „Die ist in den letzten Jahren entschieden zu kurz gekommen“, erwiderte Kornelia mit einem kleinen Lächeln.

      „Macht nichts.“ Er zog sie an sich. „Das holen wir alles nach.“

      Fast stand ihr Herz still bei seiner Umarmung, bei der Berührung seiner Lippen, als er sie küsste.

      „Ich liebe dich“, flüsterte er. Es klang wie ein Schwur und so, als sei er selbst zutiefst verwundert. „Das habe ich noch nie gesagt, aber es ist die Wahrheit. Und damit müssen wir nun fertig werden.“

      „Kopf hoch!“ Sie lachte ihn glücklich an, dabei glitzerten Tränen in ihren Augen. „Wir beide sind im Leben doch schon mit Schlimmerem fertig geworden, nicht wahr?“

      Er nickte. „Bleib bei mir, Kornelia.“

      Sie umfasste sein Gesicht mit beiden Händen und sah ihm in die Augen. „Willst du das wirklich?“

      „Ja.“

      „Dann will ich es auch.“

      *

      ALS DIE FERIEN ZU ENDE gingen, wurde

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