Spur ins andere Kontinuum: Weg in die Galaxis. Antje Ippensen

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Spur ins andere Kontinuum: Weg in die Galaxis - Antje Ippensen

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zu. Sie wusste, was das bedeutete: Gleich endete ihrer beider Schicht, sie wurden gemeinsam abgelöst, so dass sie zusammen essen konnten – was nicht oft vorkam.

      *

      IN DER RÖTLICH LEUCHTENDEN Kantine, deren Wände so wie überall an Bord metallisch waren, befand sich etwa ein Dutzend Crewmitglieder, und es ging hoch her. Hitzige Diskussionen waren im Gange, und erregte Wortfetzen flogen durch den Raum.

      Marge und Ben verständigten sich mit einem Blick und setzten sich dann zu einer Vierergruppe, in der ein untersetzter, rotgesichtiger Triebwerkstechniker Brandreden schwang; an diesem Tisch herrschte der Geist beginnenden Aufruhrs, das war deutlich spürbar.

      »... also, wenn ihr mich fragt, dann ist hier was oberfaul!«, sagte der Untersetzte.

      »Was meinst du damit?«, erkundigte sich Ben.

      »Würde ich auch gern wissen«, brummte Marge.

      »Also«, ereiferte sich der Mann sogleich, während sich alle Gesichter zu den beiden Neuankömmlingen herumdrehten, »es kann einfach nicht sein, dass der ganze Abschirmungszirkus nur deshalb betrieben wird, weil wir unentdeckt bleiben sollen! Da steckt doch mehr dahinter! Wenn ihr mich fragt ...«

      »Nun, wir fragen dich tatsächlich«, unterbrach Ben Silverman den Querulanten trocken. »Karten auf den Tisch, Joe.«

      Joe Cindar starrte ihn aus leicht hervorquellenden Augen noch genauer an, blickte auch Marge schärfer ins Auge.

      »Gerade ihr müsst euch das doch auch schon gedacht haben!«

      »Ja, ihr ... Kommandoschätzchen!«, tönte es zustimmend von weiter hinten.

      Marge und Ben beschlossen, diese respektlose Bemerkung zu ignorieren, und konzentrierten sich stattdessen ganz auf den erregten Wortführer, dessen Gesicht jetzt wahrhaftig in dem gleichen Rotton glühte wie die Metallwände ringsum.

      »Nun«, fuhr Joe Cindar fort, »es liegt doch klar auf der Hand, dass man da oben nicht nur eine Ortung unseres Raumers befürchtet, sondern einen Angriff auf ihn! Deshalb die ununterbrochene Aktivierung und Überwachung des KSS, wie ich gehört habe – stimmt doch, Marge?«

      Die junge Frau nickte sehr kühl. Von ihr hatte er das jedenfalls nicht erfahren – da hatte also einer ihrer Kollegen nicht dichtgehalten. Sie hatte keine Ahnung, welcher der drei es gewesen war. Sie entschied, mit jedem einzelnen ein ernstes Wörtchen zu reden ... Joe Cindar wurde ihr immer unsympathischer. Vor allem mochte sie es nicht, wenn man sie derart plump-vertraulich anredete.

      Frostig sagte sie: »Sie dürften – wenn Sie schon so gut informiert sind – ebenfalls wissen, dass der KSS einem hochenergetischen, lang andauernden Strahlbeschuss nicht standhalten könnte. Und ein Notsprungprogramm haben wir nicht. Meinen Sie nicht, dass man, gesetzt den Fall, es gäbe eine solche Bedrohung, wie Sie sie andeuten, effektivere Schutzmaßnahmen ergriffen hätte?«

      »Ja, aber trotzdem ...«

      »Du hast sicher recht, Marge«, mischte sich Ben ruhig ein, »aber bringen wir die Sache mal auf den Punkt: Unser Freund Cindar hier befürchtet also, dass wir auf dem besten Wege sind, mitten in einen erbarmungslosen Handelskrieg hineinzuschlittern, weil uns die Konkurrenz die Beute abjagen möchte.«

      Von einigen Männern und Frauen kam beifälliges Gelächter, weil Ben Silverman wieder einmal übertrieb, und das mit einem ironischen Augenaufschlag und einem Ton wie ein Theaterschauspieler auf der Bühne.

      »Wer weiß«, spottete Ben weiter, »vielleicht hatte Cindar ja kürzlich Kontakt zu den Visionitern, von denen man ja weiß, dass sie die Zukunft vorhersehen können! Eine mögliche Zukunft, wohlgemerkt, auf die wir noch Einfluss nehmen können ...«

      Noch mehr Gelächter.

      »Handelskrieg – na ja, ganz so dramatisch will ich die Sache jetzt auch nicht sehen«, schränkte der untersetzte Techniker nun ein, »aber wollt ihr beide etwa abstreiten, dass dieser höchst riskante Auftrag, den da Locca da übernommen hat, zumindest einen bewaffneten Konflikt auslösen könnte?!«

      »Auch das halte ich für pure Schwarzmalerei«, hielt Marge dem Mann entgegen. »Wenn ein unverhältnismäßig großes Risiko bestünde, hätte sich unser Captain geweigert, den Flug zu unternehmen. Davon bin ich hundertprozentig überzeugt.«

      »Genau!«, bekräftigte Ben, ihr treuer Freund und Helfer. »Ein Himmelfahrtskommando ist nichts für da Locca!«

      »Ihr redet so, als wärt ihr in alles eingeweiht. Tatsache ist doch, dass sich die Kommandantin seit Beginn der Reise schroff und wortkarg zeigt – wieso entspannt sie sich nicht, wenn das hier bloß ein Routineauftrag ist?«

      »Ich habe nie gesagt, dass es Routine ...«, begann Marge, aber man ließ sie nicht ausreden. Immer mehr Zwischenrufe ertönten, und Joe Cindar lachte nur noch hämisch. Längst stand ihr Tisch im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit – jeder hatte etwas dazu zu sagen, sämtliche Anwesenden konzentrierten sich auf die Kontrahenten und steuerten – meistens emotionsgeladene – Bemerkungen bei, die nicht gerade eine ruhigere Gesprächsatmosphäre erzeugten.

      »Jedenfalls sind wir seit dem Start mutterseelenallein im All – keinerlei Hinweise auf feindliche Handelsschiffe, die es auf uns abgesehen haben und etwa auf gut Glück durch die Gegend kreuzen, in der Hoffnung, mit uns zu kollidieren.« Mit dieser Bemerkung, die von einem breiten Grinsen begleitet wurde, gelang es Ben, die Wogen ein wenig zu glätten.

      »Was sich schnell ändern könnte!«, unkte Joe Cindar. »Sobald wir uns unserem Zielort nähern und der Raumverkehr zunimmt ...«

      Ein anderer Mann fragte interessiert und sachlich: »Funktionieren denn unsere eigenen Ortungsgeräte?«

      »Ja, das tun sie, und sie sind in der Lage, sehr viel mehr zu leisten als herkömmliche Anlagen ... wie euch klar sein dürfte, Kollegen! Ihr wisst ja, weshalb.«

      Das brachte sie alle für eine Weile zum Schweigen. Marge war fasziniert von der Autorität, die der junge dunkelblonde Funkleitoffizier auf einmal ausstrahlte. Seine grünen Augen blitzten unter den geraden dichten Brauen hervor, und das, was er sagte, war offenbar angekommen. Sein Hinweis auf die fremdartige Herkunft ihres Kugelraumers war ja auch absolut richtig. Nicht nur von der Größe her war der Raumer den meisten anderen Schiffen überlegen.

      Ben Silverman war alles andere als ein Fachidiot – er hatte mehr im Kopf als nur Hyperfunkprobleme. Vielmehr beschäftigte er sich mit den verschiedensten Wissensgebieten, die mit der Raumfahrt zusammenhingen. Marge sagte ihm eine steile Karriere voraus; ganz sicher würde er nicht lange Funkleitoffizier bleiben.

      Sie lächelte ihn an und dachte: Das weiß ich bestimmt, auch ohne dass nun ich Visioniter befragen müsste! Man braucht nicht immer präkognitive Fähigkeiten ...

      Einstweilen waren sie beide froh, die Mahlzeit in besserer Stimmung beenden zu können, als sie sie begonnen hatten.

      Noch acht bis zehn Wochen liegen vor uns, dachte Marge Kimazu. Ob wir es weiterhin schaffen, die Disziplin an Bord aufrechtzuerhalten?

      Mit wir meinte sie nicht nur sich und Ben, obwohl sie sich und ihn insgeheim schon für die unsichtbaren Stützpfeiler des Kommandos hielt, was die Moral betraf.

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