Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten. Alfred Bekker

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Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten - Alfred Bekker

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dieser Unfall war kein Unfall...“

      „...sondern ein Mord. Ich habe gehört, dass Sie Roswitha im Moment an einem geheimen Ort versteckt halten. Kommt sie ins Zeugenschutzprogramm? Hat sie vielleicht Immunität gefordert?“ Tom Abu-Khalil zuckte mit den Schultern. „Man kennt so etwas ja...“

      „Ich müsste mehr über Ihren Informanten wissen“, beharrte Jürgen. „Sonst kann ich nicht abschätzen, ob der vielleicht eigene Interessen verfolgt...“

      „Tut mir leid“, sagte Tom Abu-Khalil. „Ich wäre morgen tot, wenn ich dessen Namen preisgeben würde und was Sie von mir gehört haben, würde ich auch nirgendwo wiederholen. Aber sagen Sie Ihren Innendienstlern, sie sollten sich den Unfall von Gerald Wirtz noch mal vornehmen und die genauen Umstände mal unter das Vergrößerungsglas nehmen.“

      „Gut, kann ich machen...“

      Tom Abu-Khalil verzog das Gesicht und meinte dann schief lächelnd: „Sie wollen schnell wissen, ob was an der Sache dran ist, oder?“

      „Überrascht Sie das?“

      Tom Abu-Khalil lachte. „Nein. Sehen Sie, dasselbe habe ich auch zu meinem Informanten gesagt. Ich habe gesagt, mein BKA-Kontakt wird mir die Geschichte nicht einfach so abnehmen und bevor die ihren Innendienst damit arbeitstechnisch lahm legen, dass die sich irgendeinen alten und scheinbar abgeschlossenen Fall nochmal genau vornehmen, wollen die einen Anhaltspunkt haben, dass etwas an der Sache dran sein könnte.“

      „Sie denken auch an alles, Herr Abu-Khalil.“

      Er lehnte sich zurück und nahm einen Schluck von seinem Mineralwasser.

      Eins muss man ihm lassen, dachte Jürgen. Er weiß, wie man sich wichtig macht und die News-Ware wirkungsvoll präsentiert, die er anzubieten hat.

      Tom Abu-Khalils Handy klingelte. Er griff in die Innentasche seines Jacketts und holte den Apparat hervor. Er sah kurz auf das Display und drückte das Gespräch weg. „Nerven Sie die Dinger auch so wie mich?“, fragte er.

      „Kommen Sie zum Punkt, Miste Abu-Khalil.“

      „Wie gesagt, ich habe meinem Informanten diese Schwierigkeit gesagt. Er ist aber aus persönlichen Gründen sehr daran interessiert, dass der Mord an Gerald Wirtz noch gesühnt wird. Er schlug vor, dass Sie Roswitha einfach eine simple Frage stellen und ihre Reaktion abwarten. Fragen Sie, ob sie sich noch an den 13. August vor genau fünf Jahren erinnert. An ein Treffen in Edes Bar.“

      „Was geschah dort?“

      „Sie hat sich mit Rainer Gabaldi getroffen. Aber es war noch jemand dabei.“

      „Ihr Informant?“

      „Dazu sage ich jetzt nichts. Jedenfalls wurde der Mord an jenem Abend in Auftrag gegeben. Sagen Sie ihr, dass es einen Zeugen für das damalige Gespräch gibt und dass Sie beweisen können, dass sie dort war... Sie sind ein erfahrener Cop, Carnavaro. An ihrer Reaktion werden Sie erkennen, ob es sich lohnt weiter nach zu bohren. Aber Sie sollten das schnell tun. Bevor darüber entschieden wird, ob sie Immunität bekommt...“

      Tom Abu-Khalil blickte auf die Uhr und stand auf. Er trank sein Mineralwasser aus.

      „Sie haben es auf einmal eilig?“, fragte Jürgen.

      „Wie Sie schon sagten, es ist spät und ich brauche meinen Schlaf mindestens so dringend wie Sie.“ Er setzte den Becher ab. „Meine Rechnung übernimmt doch sicher die Spesenkasse des BKA, nicht wahr?“

      Damit stand er auf und verließ den Tisch.

      Er ging geradewegs zur Tür und trat ins Freie.

      ​ 35

      Jürgen und Olli warteten noch etwas. Olli nahm einen Kaffee und setzte sich zu Jürgen an den Tisch.

      Als sie dann schließlich die Snack Bar verließen, wehte ein eiskalter Wind durch die Pratnowitzer Straße.

      Ihren Wagen hatten sie in einer Seitenstraße geparkt.

      Als sie dort einbogen, sahen sie, dass sich zwei Gestalten daran zu schaffen machten. Einer stand Schmiere, der andere hantierte am Vorderreifen herum.

      „Nicht auch noch so was!“, stöhnte Jürgen auf und seine Hand glitt zur Dienstwaffe.

      „BKA! Stehen bleiben!“, rief er.

      Die beiden Männer am Wagen rannten augenblicklich davon. Sie verschwanden in einer Hausnische.

      Olli und Jürgen erreichten ihren Wagen. Jürgen überprüfte den Vorderreifen.

      „Und?“, fragte Olli.

      „Scheint alles in Ordnung zu sein.“

      „So ein Messerstecher, der aus purem Übermut meine Reifen zersticht, hätte mir gerade noch gefehlt.“

      Olli folgte den Beiden noch mit der Waffe in der Hand bis zu dem Hauseingang, in dem sie verschwunden waren. Aber dort war niemand mehr. Dann kehrte er zurück.

      „Ein paar Stunden Schlaf bleiben uns ja noch“, meinte er.

      ​ 36

      Tom Abu-Khalil nahm die U-Bahn-Station an der Pratnowitzer Straße. Bevor er sich die Rolltreppe hinunter tragen ließ, nahm er sein Handy und wählte eine Nummer.

      „Herr Titow? Es ist alles so erledigt worden, wie Sie wollten...“

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