Romantic Thriller Sommer 2020: 9 Romane um Liebe und Geheimnis. Alfred Bekker

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Romantic Thriller Sommer 2020: 9 Romane um Liebe und Geheimnis - Alfred Bekker

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entfuhr es uns gleichzeitig. In der Öffnung lag ein seltsam geformter Stein, der eindeutig nicht natürlichen Ursprungs war. Er hatte eine Form wie ein Kreuz. War das der Schlüssel?

      Gordon nahm den Stein heraus und gab ihn mir, und ich war dankbar dafür, denn ich sah einige Spinnen in der Öffnung lauern. Tierärztin oder nicht, mit Spinnen hatte ich keinen Vertrag.

      „Und jetzt? Die alte Kapelle?“

      „Dort drüben. Eigentlich ist es nur noch eine Ruine. Wildromantisch.“ Ich zeigte ihm den Weg. Das Gebäude selbst stand noch vollständig erhalten da, abgesehen von den kaputten Glasfenstern, doch im Innern sah es schlimm aus. Der Altar aus Granit war noch vorhanden, aber selbst der besaß Sprünge und Risse. Pflanzen hatten sich einen Weg gebahnt, und es gab ein schon fast exotisches Biotop. Die Wandmalereien waren längst verblasst, und von den wenigen Kirchenbänken existierte nur noch Trümmer.

      „Ich will ja gerne glauben, dass eine Ameise hier ein Labyrinth vorfindet, aber als Mensch finde ich es doch sehr übersichtlich.“

      „Ihr Spott ist nicht ganz angebracht, Gordon. Kommen Sie mit.“ Seit meiner Kindheit kannte ich den Geheimgang, der in der Sakristei begann – wenn man wusste, wie man den Zugang öffnete. Mit einem hässlichen Kreischen schob sich ein schwerer Betstuhl zur Seite, als ich einen unauffälligen Stein in seine Öffnung schob. Ein schmaler dunkler Gang führte nach unten in eine undurchdringliche Schwärze.

      „Bemerkenswert“, staunte der Mann.

      „Hier ist eine Taschenlampe“, erklärte ich und beleuchtete die schwarzen Stufen. Ein modriger fauliger Geruch stieg auf. Als der erste Lichtstrahl die Dunkelheit erhellte, erklang ein schrilles Kreischen, und unzählige fliegende Gestalten stürzten sich auf uns. Gleich darauf saßen sie in unseren Haaren, und Gordon schlug wild um sich, ebenso wie ich auch. Blut lief über sein Gesicht, und auch ich spürte, wie mir die warme Flüssigkeit aus verschiedenen Wunden über die Haut floss.

      Fledermäuse – Hunde, die fliegen und beißen.

      Es dauerte eine Weile, bis wir beide uns soweit beruhigt hatten, dass wir nicht mehr in Panik um uns schlugen.

      Schließlich flogen die aufgeschreckten Tiere davon. Gordon lehnte bleich an der Wand.

      „Kommen Sie, sofort zurück ins Haus. Sie brauchen ärztliche Behandlung“, bestimmte ich und wollte ihn mit mir ziehen, doch er hielt mich fest.

      „So kurz vor dem Ziel werden wir doch nicht aufgeben. Das sind keine schweren Verletzungen, bei behindern uns beide nicht. Die haben Zeit bis später. Kennen Sie den Weg weiter?“

      Ich war beeindruckt von seinem Mut und seiner Zielstrebigkeit. „Nur wenige Meter. Das hier ist tatsächlich ein Labyrinth, und ich weiß nicht, ob wir den Ausgang wiederfinden, wenn wir uns weiter hineinwagen.“

      „Gut, dann werden wir vorsichtig sein müssen.“

      9

      Wir waren offenbar nicht vorsichtig genug. Ich hätte vielleicht daran denken sollen einen Bindfaden mitzunehmen. Stand es nicht schon in den alten griechischen Sagen geschrieben, dass die schöne Ariadne mit einem Bindfaden aus dem Labyrinth des Minotaurus entkommen war? Naja, Gordon hätte es vielleicht sogar noch besser wissen müssen als ich, aber Historiker beschäftigten sich vermutlich eher mit harten Tatsachen als mit Sagen.

      Wie dem auch sei, wir hatten uns verirrt. Aber das lag natürlich nicht nur an uns, sondern an den Umständen, mit denen wir in keinem Fall so drastisch hatten rechnen können.

      Zuerst war es noch relativ einfach gewesen, wir hatten uns sogar den Weg aufgezeichnet, denn Gordon schien grundsätzlich Papier und Stift bei sich zu tragen. Doch dann veränderte sich der Gang in erschreckende Weise. Ich trat irgendwo auf eine leichte Unebenheit, und gleich darauf war ein schleifendes Geräusch zu hören. Erschreckt fuhr Gordon herum, der die Lampe trug, und uns beiden rutschte das Herz in die Hose.

      Aus der Wand schob sich eine Mauer und versperrte uns den Rückweg. Für einen Augenblick überlegten wir noch, uns durch den immer enger werdenden Spalt zu zwingen, doch dafür waren wir viel zu langsam. Der letzte kleine Zwischenraum schloss sich mit einem schmatzenden Geräusch, und wir schauten uns entsetzt an. Gordon rang um seine Fassung, doch er beherrschte sich schnell wieder.

      „Weiter vorwärts“, murmelte er. „So schrecklich viel Auswahl haben wir jetzt nicht mehr.“

      Einige Meter weiter gabelte sich der Gang, wir entschieden uns für die rechte Seite, getreu einer alten Regel folgend, dass man rechts herum meist wieder zum Ausgang kam. Das würde uns hier vermutlich nicht viel nützen, denn der Weg war versperrt. Aber wer würde ein solches Labyrinth anlegen ohne die Möglichkeit eines weiteren Auswegs?

      „Da ist eine Tür“, stellte Gordon fest.

      „Versuchen wir es“, schlug ich vor.

      Die Tür besaß eine verrostete Klinke, die erbärmlich quietschte und nur schwer zu drücken war. Der Strahl der Taschenlampe beleuchtete den Raum dahinter, und im nächsten Moment schrien wir gemeinsam auf. Ein Skelett grinste uns entgegen, aus den toten Augenhöhlen krabbelten dicke fette Spinnen, die sich offenbar von uns gestört fühlten. Ich kämpfte unvermittelt gegen die Übelkeit, ein solcher Anblick war nicht alltäglich, weder die Spinnen, noch das Skelett.

      Wieder war es Gordon, der sich als erster fasste. Er griff nach meiner Hand, drückte sie und hielt sie dann fest.

      „Der hier tut uns nichts mehr. Aber es sieht tatsächlich so aus, als wären wir am Ziel. Sehen Sie.“ Er leuchtete auf eine Wand hinter dem Skelett. Dort befand sich eine weitere Tür, und mittendrin war eine Vertiefung, die ganz den Eindruck machte, als könnte das Kreuz aus Stein, das ich noch immer fest in der Hand umklammert hielt, hineinpassen.

      Wir umrundeten das Skelett und konnten sehen, dass es von hinten aufgespießt worden war. Von vorn hatten wir die Spitze nicht sehen können, sie steckte in einigen Lumpen fest, die verrottet um die alten Knochen hingen. Ein Speer war aus der Wand gekommen und hatte den Menschen getötet. Gab es hier noch mehr von diesen Fallen? Dann mussten wir auf jeden Schritt achten.

      Diese Erkenntnis kam uns beiden gleichzeitig.

      „Sie rechts, ich links“, bestimmte ich und musterte misstrauisch die Wände, die Decke und den Boden, soweit ich in dem schwachen Licht etwas erkennen konnte.

      Gordon war fasziniert von der Tür. Überall gab es Schriftzeichen und Kryptogramme, für einen Historiker auf jeden Fall eine Schatztruhe.

      „Passen Sie auf“, forderte ich. „Schließlich habe ich keine Lust, den Weg allein nach draußen zu suchen.“

      „Schon gut, aber

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